Textdaten
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Autor: Gustav Hochstetter
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Titel: Gesellschaft
Untertitel:
aus: Die zehnte Muse. Dichtungen vom Brettl und fürs Brettl. S. 196–197
Herausgeber: Maximilian Bern
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1904
Verlag: Otto Eisner
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Erscheinungsort: Berlin
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Quelle: Commons = Google-USA*
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[196]

Gesellschaft.

Diner im feinsten Westen,
Viel Diamanten-Glanz,
Es nippten vom Schönsten und Besten
Die Lippen der Haute-Finanz.

5
Satt strahlte aus allen Mienen

Die runde Zufriedenheit –
Und mitten zwischen ihnen
Sass meine Wenigkeit.

Ich hatte der Dame des Hauses

10
Mein kleines Buch dediziert,

Drin ich viel Wirres und Krauses
Zusammenfabuliert.

„Ach bitte lesen, lesen!"
Bat man mich nach dem Dessert.

15
Ich machte ein wenig Wesen,

Dann nahm ich das Büchlein her.

Ich las, man war begeistert,
Ein zweites, ein drittes Gedicht,
Dann hab’ ich mich bemeistert:

20
„Meine Damen, genug! mehr nicht!“
[197]

Des freundlichen Hausherrn bejahrte
Rundliche Schwiegermama,
Die einst an Mitgift nicht sparte,
Sass tief ergriffen da.

25
Was ich gelesen, gedichtet,

Das rührte auch sie, wie mir schien.
Zum Danke hält sie sich verpflichtet,
Mich ins Gespräch zu ziehn.

Sie naht mir, erregt sich fächelnd,

30
– O Macht der Poesie! –

Und fragt mich, verständnisvoll lächelnd:
„Was für ein Geschäft haben Sie?"


Gustav Hochstetter.