Aschermittwoch (Schaumberg)
Aschermittwoch.
Streu’ Asche auf dein Haupt, du blonde Schöne!
Noch hebt erregt vom letzten wilden Tanze
Dein Busen sich, noch strahlt im feuchten Glanze
Bacchantscher Lust dein Blick, auf deinem Munde
Da mischt sich in den Geigen stürmisch Locken
Schon dumpf der Klang der frommen Kirchenglocken,
Und jäh verstummen die Sirenentöne –
Streu’ Asche auf dein Haupt, du blonde Schöne!
Dass jene, die dort sittsam durch die Strassen
Zur Kirche geh’n, vor wenigen Minuten
Im wilden Taumel dir am Herzen ruhten.
Nun beten sie, dass, wenn die guten Sitten,
Der Himmel doch des sünd’ge Fleisch versöhne –
Streu’ Asche auf dein Haupt, du blonde Schöne!
Die Welt ist feig, denn sie wird alt und prüde,
Weil Jugendkraft und Jugendlust verglühte,
Kann sie die Schönheit unverhüllt ertragen,
Was einst Begeist’rung schuf, weckt heute Grauen,
Verstohlen nur darf Schönheit uns erbauen.
Die Lüge herrscht und will, dass man sie kröne –
Die Welt ist schlecht. Sieh’, wie im finstern Schweigen
Die Frommen, die Gerechten auf dich zeigen.
Sie fluchen dir, du üpp’ges Kind der Sünde.
Die Flitter weg! Ein Trauerkleid geschwinde.
Und kannst du beten nicht, nun denn, so lüge
Und heuchle Reu’, dass keiner dich verhöhne –
Streu’ Asche auf dein Haupt, du blonde Schöne!