Farbige Blumenkronen und Insekten

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Titel: Farbige Blumenkronen und Insekten
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 15, S. 480
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
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Erscheinungsdatum: 1899
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger G. m. b. H. in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[480] Farbige Blumenkronen und Insekten. Nach Darwin und anderen, weit älteren Beobachtern sollten es die farbigen Blumenkronen sein, welche den verschiedenen Insekten ein Erkennen der Blumen, deren Blüten sie Honig entnehmen können, ermöglichen, und man hat daraus Schlüsse gezogen auf die mehr oder weniger hohe Entwicklung des Gesichtssinnes bei den verschiedenen Insekten. Nun hat aber neuerdings Professor Plateau, wie er in den „Bulletins de l'Academie Royale de Belgique" berichtet, eine Reihe von Untersuchungen angestellt, welche das direkte Gegenteil zu beweisen scheinen, daß es nämlich nicht der Gesichts-, sondern vielmehr der Geruchssinn ist, welcher die Insekten leitet. Er beraubte bei seinen Versuchen lebhaft gefärbte Blumen, wie Fingerhut, Rittersporn, Löwenmaul u. a., ihrer Blumenkronen, ohne aber die Honigdrüsen der Blüten auch nur im geringsten zu verletzen. Und siehe da, diese verstümmelten Blüten, die jetzt durch ihre Färbung doch durchaus unauffällig waren, wurden von ihren gewöhnlichen Gästen genau so häufig aufgesucht, als ob sie noch völlig intakt wären. Selbst wenn sie außerdem noch künstlich verdeckt waren, wurden sie umschwärmt.

Entschieden ist hierdurch freilich die Frage, ob bei Aufsuchung der Blüten der Gesichts- oder der Geruchssinn eine größere Rolle spielt, noch nicht endgültig, dazu hätten die Versuche noch weiter ausgedehnt und lebhaft gefärbte Blüten der Honig absondernden Organe beraubt werden müssen. Wären sie auch dann noch ebenso häufig wie die unverletzten aufgesucht worden, so wäre dadurch festgestellt gewesen, daß dem Gesichtssinn die größere Rolle zukommt. Immerhin geht auch jetzt bereits aus den Plateauschen Versuchen mit Gewißheit hervor, daß die Bedeutung des Geruchssinnes bei den Insekten bisher unterschätzt worden ist, und sie machen es wahrscheinlich, daß ihm jedenfalls eine ebenso große, vielleicht sogar eine größere Rolle zukommt als dem Gesichtssinn. d.