Elegie auf den Tod von Leopold des Zweiten römischen Kaisers

Textdaten
Autor: „B....r und G....l“ (= J. N. Becker und M. J. Grebel)
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Titel: Elegie auf den Tod von Leopold des Zweiten römischen Kaisers
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Entstehungsdatum: 1792
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Elegie
auf den Tod
Leopold des Zweiten
römischen Kaisers


von
B....r und G....l

1792.
[Ξ]

     „Da lieget er, der edle Fürst, der gute,
     zum Völker-Seegen einst gesandt –“
          Schubart.


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Ach weine, Deutschland, weine!
Er zahlte der Natur den Sold;
dumpft hallt’s bis her zum Rheine:
„dahin ist Kaiser Leopold.“
Ein Mann war Er, euch Allen,
ihr Deutschen, gut und hold;
und doch ist Er gefallen,
dahin ist Leopold.

Dahin ist Er; vergebens,
vergebens folgt Ihm unser Ach;
im Sommer Seines Lebens
schon mußt’ Er Seinen Vätern nach.
Er ist von uns gegangen,
von Jung und Alt geliebt,
die Krone zu empfangen,
die thät’ges Leben giebt.

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Ein zweiter Numa lenkte
schon Leopold mit sanfter Hand
Toskanens Zügel, schenkte
die goldne Zeit dem Vaterland.
Froh flossen Ihm die Stunden;
in jedem Augenblick
verband Er blut’ge Wunden,
schuf neues Völkerglück.

In Seinem Staate giengen,
wie Schwestern, Kunst und Wissenschaft;
im Musen-Haine hiengen
Produkte voller Geist und Kraft.
Apoll ward unterstützet,
begünstigt das Genie,
der Filosof geschützet;
und ein Athän gedieh.

Weiß waren die Gesetze,
die Seine Welt von Ihm empfieng,
Gerechtigkeit der Götze,
an dem Er wie ein Titus hieng.
Die Tugend durft’ nicht weichen
dem schimmernden Gewand;
vom Armen bis zum Reichen
war Jeder Ihm bekannt.

[Ξ]

Sein schöner Geist gewährte
in Florenz Ihm ein weites Feld;
Er trug bei Sich, und nährte
den Plan zu einer neuen Welt;
und schuf in Sturm und Flute
am Webe-Stul der Zeit,
mit unverdroßnem Mute
dem Staat ein goldnes Kleid.

Nur Ihm, dem Götter-Sohne,
gelang das große Wage-Stück:
Furcht und Ansehn Seinem Throne
zu geben, Seinem Volke Glück.
Aus Florenz ruft der Edle
ein irrdisch Himmel-Reich,
macht Menschen, Völker staunet,
macht Menschen Engeln gleich.

Er schlürft aus vollem Glase
der Vater-Freuden Honig-Trank;
erhält in ganzem Maase
beglückter Unterthanen Dank.
Obschon Er Feinde hatte,
doch war Er Niemand feind,
kurz: Er war Vater, Gatte,
Mensch, Bruder, Krist und Freund.

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Der Mann trug Deutschlands Krone,
doch ein und zwanzig Monde nur;
Weh’, daß zu Seinem Lohne
itzt schon der Tod’s-Pfeil Ihn durchfuhr.
Er säte guten Saamen
auf deutschen Boden hin,
doch eh’ die Früchte kamen,
war Er dahin – dahin. –

Er stand auf deutscher Erde
der hundertjähr’gen Eiche gleich,
und auf Sein mächt’ges Werde
flieht Mars und sein Gefolg das Reich.
Auf himmlischem Gefieder
senkt Göttinn Fride sich
durch Ihn auf uns hernider;
des freu’t der Deutsche sich.

Nun konnten alle Zweige
von Menschen sich des Lebens freun;
im Schatten dieser Eiche
wie Götter ruhn und glücklich seyn;
denn Josef war gerochen,
der Belgen Wuth gestillt,
des Türken Schwerd zerbrochen
und Deutschlands Wunsch erfüllt.

[Ξ]

Das nenn’ ich mir ein Leben,
ein Schauspiel – doch ein Schauspiel nur –
schön, wie es Götter geben,
doch unterbrach es die Natur.
Sein Tagwerk ist gesponnen,
die Parze schnitt’s entzwei,
der Sand im Glas zerronnen,
der schöne Traum – vorbei.

Ach weine, Deutschland, weine!
Er zahlte der Natur den Sold;
dumpf hallt’s bis her zum Rheine:
„dahin ist Kaiser Leopold“.
Ein Mann war Er, euch Allen,
ihr Deutschen, gut und hold;
und doch ist Er gefallen,
dahin ist Leopold.