Eine mysteriöse Nacht im alten Dresden
Die Häuser haben ihre Schicksale. Räume, in denen das achtzehnte Jahrhundert tanzte, jubelte und spielte, sind jetzt Krankenhäuser; in Palästen, an deren Wänden Gobelins hingen und die mit Gemälden von Watteau und Rubens geschmückt waren, stehen jetzt Schränke mit Todtenschädeln und anatomischen Präparaten. So der Palast des Herzogs von Kurland in Dresden. Wer das schöne Haus gesehen hat, wird es nicht vergessen; selbst in seiner jetzigen Unzierde prägt sich die Größe und der Schmuck der Seele des Beschauers ein. Eine Gallerie ist darin, die von sechs hohen Fenstern zu beiden Seiten ihr Licht empfängt, und an deren Wänden die hohen lebensgroßen Gemälde August des Starken, seiner Gemahlin und seines Sohnes hängen. Sie ist der Schauplatz der folgenden Geschichte. Doch wollen wir hinzufügen, wie sie jetzt aussieht, und von welch einem Volke sie bewohnt wird. Es sind Frauen und Männer, auch Kinder, völlig entkleidet, aber so entkleidet, daß sie dennoch den Regeln des größten Anstands gemäß erscheinen, – nämlich als Gerippe, in den verschiedenartigsten Stellungen, von der Stellung wie der Mensch sie im Grabe annimmt, bis zu dem lebendigsten und ausgearbeitetsten Kunstwerke. Man sieht daselbst den borghesischen Fechter, den barbarinischen Faun, den Herkules, ja selbst die Venus von Medicis, eine arme Venus, nur aus Knochen gebaut, mit der koketten Haltung der Arme, die etwas bedecken, was nicht mehr da ist, mit dem ungeheuern Lächeln des lippenlosen Mundes, das eine echte Carricatur auf das anmuthige Lächeln im Original ist. Diese Figuren sollen dazu dienen, dem jungen Künstler zu zeigen, wie auch die alten Künstler das Gerippe verstanden haben, wie sie richtig es mit Fleisch umkleideten. Eine traurige, aber eine nothwendige Kenntniß für den, der etwas schaffen will. In diesen von Skeletten wimmelnden Saal tritt man ein und erschrickt, man denkt, es sind seltsame Gäste hierher gekommen, um dem allmächtigen Selbstherrscher, dem Tode, ihre Aufwartung zu machen, man fühlt sich noch nicht reif in dieser Versammlung und man will zurück; da ruft uns die Wissenschaft zu, daß wir hier nur lernen sollen, nicht empfinden und träumen, und wir treten ein. Nächst den Gerippen zeigt sich uns die Sammlung in Spiritus bewahrter Abnormitäten, Kinder mit zwei Köpfen und andere Monstrositäten. Wenn wir aufwärts schauen, blicken die Genien an der Decke trübe lächelnd nieder, und die prächtige Gestalt der Kurfürstin scheint sich frierend in ihren Purpurmantel zu hüllen. Ja, ihr habt Recht, Königsbilder, warum trug man euch nicht fort, als man dem Saal eine andere Bestimmung gab? Ihr seid gewohnt auf andere Dinge niederzuschauen. Und nun vollends das schöne Vorgemach, mit seinen rothen Atlasmöbeln und der chinesischen Decoration an den Wänden, wie häßlich steht mitten drinnen der lange, einfache Tisch, und darauf ein gräßliches Stück Metzgerarbeit, ein halb zerschnittener Mensch, der soeben der Schaar der anatomischen Schule zum Lehr- und Beweisstück gedient hat. Genug davon!
In den Zeiten, wo der Palast noch seinem Zwecke diente, gab es im Sommer des Jahres 1774 eine mysteriöse Nacht darin. Es war eine Nacht, die damals ungeheures Aufsehen machte, und von der man in weiten Kreisen außerhalb Dresden sprach und stritt. Es bewohnte damals das Palais der Herzog Karl von Kurland, der Oheim des regierenden Kurfürsten. Wer in jener Nacht am Zeughause vorüberging und den Blick auf die hohen Fenster des Palais richtete, konnte ein schwaches Leuchten bemerken, das von innen drang, und das die niedergelassenen Vorhänge durchbrach. Kein Wagen hielt auf dem Platze, keine Zuschauer versammelten sich, es blieb Alles öde und still. Es hieß, daß der Herzog verreist sei. Aber er war nicht verreist, nur mußte das, was in seinem Palais geschah, heimlich vor sich gehen, weil sonst der Kurfürst dazwischen getreten wäre und es verboten hätte. Es war nämlich nichts mehr und nichts weniger als eine Geisterbeschwörung.
Das achtzehnte Jahrhundert, in seinen vielen Launen und Grillen, gefiel sich zugleich im Glauben, im Aberglauben und im Unglauben. Graf Zinzendorff arbeitete für den Glauben, Cagliostro für den Aberglauben, und die Philosophen aus Friedrichs Schule lachten über Beide und setzten den Unglauben auf den Thron der Welt. Dabei blieb der Mensch immer Mensch. Er nahm sich von jeder Untugend der Zeit etwas, das er heimlich bei sich behielt, aus dem er das Glück seines Hauses und sein eigenes zu formen trachtete. Die Ueberfülle von Verbindungen aller Art zeichnet besonders die letzte Hälfte den Jahrhunderts aus; sie waren fast alle mysteriöser Natur. Orden über Orden, und jeder versprach seinen Anhängern Schätze, die dem armen Menschen in den Wechselfällen seiner irdischen Pilgerfahrt nie zu Theil werden und nie zu Theil werden sollen. War es ein Wunder, wenn tausend Hände danach griffen, wenn tausend Herzen sich danach öffneten? Der Freimaurerorden war ganz besonders günstig zu derlei Verwandlungen. Von Anfang an schon im mystischen Gebiete großgezogen, aus dem alten Sagenland Egypten stammend, behielt er, wie das egyptische Samenkorn, das man in den Händen einer Mumie gefunden, die Gabe zu keimen und die Welt mit Seinesgleichen zu bevölkern. Das waren nun eben Geister und die Gabe mit ihnen zu verkehren. Noch Niemand hat die Stimme eines Todten gehört; noch Niemand hat gelauscht hinter den Falten des Vorhanges, der in der letzten Minute unseres irdischen Daseins niederrauscht und unberührt [106] liegen bleibt. Aber der Wunsch, das Verlangen, es zu kennen, bleibt in der Seele lebendig. Wir wollen wissen, was mit unsern Kindern geschieht, die man von uns nimmt, und während wir dieses wissen wollen, fallen wir Armen den elenden Betrügern des Marktes anheim, die uns mit ihrer eigenen Weisheit speisen. Ein solcher Helfer in der Noth war St. Germain, war Cagliostro, war ihr Schüler Schröpfer, einstmals Leipziger Kellner, dann hochberühmter Geisterbeschwörer.[1] Der, der aufrichtig sucht, fühlt sich im Laufe der Zeiten immermehr vereinsamt, je langer er lebt: er wünscht oft, einem Irrthum zu unterliegen, nur auf kurze Frist, aber sein Verstand sieht scharf, seine Erfahrung ist eine gewitzigte, für ihn gibt es keine Offenbarung, keine Wunder, keine Geisterspielerei, keine Geheimnisse und keine Freimaurerlogen.
Die Freimaurerei war für Viele eine Art Freistätte geworden; die sonst nichts werden konnten, wurden Freimaurer. Sie drangen in die Logen ein, schufen Reformen, Aenderungen, neue Grade. Der allgemeine Glaube, daß die Jesuiten, deren Orden aufgelöst worden war, unter den verschiedenen Logen in Deutschland und Frankreich Eingang gefunden, machte die Sache auch für die wichtig, denen Geheimnisse nichts Wichtiges waren. Wo Jesuiten sich fanden, fanden sich weltliche Zwecke, und man wußte, wie man sich vor diesen, in der Jesuiten Hände, zu hüten habe. Deshalb schon wurden Viele Freimaurer, um den Spuren des verhaßten Ordens nachzugehen. Deshalb das große Geschrei, das die Illuminaten in München erregten. Schröpfer scheint ein Werkzeug in den Händen jener im Geheimen wirkenden Männer gewesen zu sein, er wußte dieses, hegte dabei Glauben an seine Wunderkraft und beschloß die, die ihn gängelten, plötzlich durch die Kraft, die in ihm wohnte, zu vernichten. Er ging weiter, als man ihm geheißen, und den letzten Theil seines Weges machte er ganz allein. In Sachen des Freimaurerordens war er mit dem Herzoge aneinander gekommen, und dieser, nach Weise der damaligen burlesk-cynischen Aristokraten, ließ ihm eine Anzahl Hiebe geben, für deren Empfang er eine Quittung ausstellen mußte. Wie ihn einige Jahre später der Nimbus des Wundermanns umgab, kroch der Herzog zu Kreuze und bat den Mann, den er so schimpflich beleidigt hatte, um Verzeihung, lediglich nur – um Geister zu sehen. Schröpfer versprach ihm dieses. Er lebte damals in Dresden unter dem Namen eines Barons von Steinbach, in französischer Obristen-Uniform, die er zu tragen vom Herzoge von Orleans die Erlaubniß zu haben behauptete. Der französische Gesandte erkannte dieses nicht an, und weigerte sich, unter diesem Namen ihn dem Kurfürsten vorzustellen. Der Herzog, um den Schwergekränkten zu versöhnen, versprach ihm, unter seiner Führung, den Hof und die Gesellschaft. Vorher sollte aber die Geistercitation stattfinden.
Es traten jetzt mehrere angesehene Männer zusammen, Leute von „Consideration und Respectabilität“, wie es in der Berichterstattung heißt. Es waren außer dem Herzog Karl der Minister Wurmb, der nachmalige Minister Hohenthal, der Kammerherr von Hopfgarten, der Adjutant von Fröden, der Kammerherr, später in Preußen Minister gewordene Bischofswerder und noch einige Andere. Ueber den Geist, den man citiren lassen wollte, war man scheinbar uneinig; der Herzog wußte sehr gut, wen er wollte. Es war der Chevalier de Saxe, der Sohn August des Starken und der Lubomirska, der Oheim des Herzogs von Kurland, der vor Kurzem gestorben war und, als Malteserritter unvermählt, dem Herzoge das Palais und den Garten vermacht hatte, angeblich jedoch noch im Besitze großer Summen gewesen sein sollte. Wo diese hinversteckt waren, hatte der Herzog schon längst überall nachgesucht, hatte aber nichts gefunden. Es war also nicht allein Begierde, über den Zustand des Verstorbenen nach dem Tode etwas zu erfahren, es war auch das liebe Geld, das hier mitspielte. Schröpfer stand hier am Gipfelpunkte seiner Wirksamkeit. Eine solche Citation, wenn sie ihm gelang, mußte Aufsehen machen; die Männer und ihre Stellungen gaben dafür die Sicherheit. Der Schwärmer steckte in einem Gewebe von Lügen und Selbsttäuschungen. Es läßt sich annehmen, daß Manches ihm unter der Hand zu etwas wurde, was er nicht erwartet hatte! Die Wissenschaft hat uns ja in neuesten Tagen tausend kleine Kunststückchen gelehrt, die blenden, ergötzen und – erschrecken können. Es kommt darauf an, in wessen Händen sie sich befinden. Hier war offenbar Manches der Art im Gange. Schröpfer glaubte wirklich gewissermaßen in der fremden Welt Fuß gefaßt zu haben. Anders können wir wenigstens seinen plötzlichen Tod nicht erklären, denn ein gewöhnlicher Gaukler und Betrüger hat viele Mittel zu verschwinden, wenn er fühlt, daß sein Latein zu Ende ist.
Wir kommen jetzt zu der Nacht selbst. Man denke sich die Mitternachtstunde, die langsam austönt, die kleine Gesellschaft von Herren in der großen Gallerie, die nur schwach erleuchtet ist, und wo man Fenster und Thüren auf das Sorgsamste verschlossen hält und bewacht. Der Herzog, obgleich der Urheber dieser Dinge, sitzt gedrückt und verschlossen in seinem Lehnstuhle; es thut ihm fast leid, das Spiel gewagt zu haben, denn es handelt sich darum, einen nahen Verwandten mit Gewalt seiner letzten Ruhestätte zu entziehen! Wird er kommen, wird er nicht? Denn daß Schröpfer ihn zu rufen die Macht hat, davon ist der Herzog fest überzeugt. Nicht so die übrigen Gäste. Ein Paar sind darunter, die offene Ungläubige und Zweifler sind, und die sich deshalb an die Thüren stellen, um zu sehen, daß sie nicht geöffnet werden. Sie nehmen auch nichts von dem Punsche, der aufgetragen wird und zu dem die Gesellschaft greift, um ihren Nerven die gehörige Spannung zu geben. Die Citation beginnt. Man hat Schröpfer in einem einfachen schwarzen Anzuge lange stillschweigend in der Gallerie auf und ab wandeln sehen; plötzlich wirft er sich in einer Ecke der Gallerie nieder und mit einem Crucifix in den Händen beginnt er die Hersagung oder vielmehr Hersingung geheimnißvoller Formeln und dunkler Sprüche. Die Gesellschaft lauscht gespannt. Eine Stunde vergeht, es geschieht nichts. Da plötzlich rauscht es von außen an den Fenstern, und bald darauf klingt ein Ton durch das Gemach, ähnlich dem Klingen einer Aeolsharfe. Das Rauschen an den Fenstern von außen macht einen geheimnißvollen Eindruck, die Gesellschaft weiß sich ihn nicht zu erklären, und der Geisterseher sagt ihnen, dies deute auf die Ankunft der guten Geister, die zu dem Werke nothwendig seien. Plötzlich dringt eine augenblickliche Helle in das Gemach, und zugleich läßt sich ein Gewirr heulender und wehklagender Stimmen hören, die, wie es scheint, aus der obern Region des Saales selbst kommen. Dies sind die bösen Geister, die da kommen, um das Treiben der guten zu vernichten oder wenigstens zu hemmen. Jetzt bereitet sich die Erscheinung selbst vor. Wie vom Sturm aufgerissen, öffnet sich die obere Saalthür und herein braust, in eine Art Wolke oder Nebel gehüllt, ein Etwas in Form einer Kugel. Aus dem Kerne dieser Kugel starrt ein menschliches Antlitz, und dieses Antlitz ist – der Gerufene. Alle erkennen ihn – Alle erschrecken und verstummen. Der Herzog sinkt auf die Kniee und wendet schamhaft und zitternd sein Antlitz; er kann es nicht ertragen, dem in’s Angesicht zu sehen, den er so frevelhaft gerufen.
„Was willst Du von mir, Karl? Warum störst Du mich?“ erschallt eine furchtbare Stimme.
Niemand antwortet.
Die Kugel mit dem drohenden Antlitz bleibt mitten im zurückweichenden Kreise der Männer. Eine düstere Schwefelhelle geht von ihr aus. Der Zustand der Gesellschaft wird ein so beängstigender und drückender, daß man Schröpfer himmelhoch bittet, das Phantom wieder verschwinden zu machen. Aber das ist nicht so leicht. Schröpfer bekennt, daß er das nicht vermöge.
Ein schrecklicher Aufruhr in der Gesellschaft; soll man sitzen bleiben und immer das unheimliche Etwas in seiner Mitte behalten? Unmöglich. Einem Jedem liegt ein Berg auf der Brust. Der Herzog wird angegangen, auf die Frage zu antworten; er vermag es nicht. Die Augen des Gebildes sind mit einer durchbohrenden Kraft auf ihn gerichtet. Er stammelt endlich etwas, das so klingt, als wenn er nichts zu sagen hätte und daß er von dem, was er wissen wolle, nunmehr überzeugt sei. Die Kugel bleibt stehen. Schröpfer liegt im Winkel, windet sich unter Convulsionen und ruft wilde Beschwörungsformeln in die Lüfte. Endlich weicht das Gespenst, die Gesellschaft athmet wieder auf; doch kaum ist die Kugel fort, die Thüre hinter ihr verschlossen, so geht sie nochmals auf, und von Neuem steht das Entsetzliche wieder da. Jetzt taumelt die Gesellschaft durch einander, sie drückt sich an den Wänden, sie sucht hinter die Tische zu kommen, und manches Taschentuch ist getränkt vom Angstschweiß seines Besitzers. Schröpfer flieht wieder in die Ecke und liegt wieder da. Neue Gebete, neue Beschwörungen, endlich – endlich umgibt ein dichter Dampf die Kugel, als sich dieser verzogen hat, ist sie fort, um nicht mehr wiederzukommen. Diese Nacht, sie wird ewig unvergeßlich sein für die, [107] die in diesem unglückseligen Raume beisammen waren. Man greift nach Hut und Stock, man sucht das Freie zu gewinnen, denn jeden Augenblick fürchtet man die Kugel wiederkommen zu sehen, vielleicht gefolgt von noch Schrecklicherem. Der Herzog wird in sein Schlafcabinet geführt, mit wankendem Schritt und einem leisen Gebete auf den Lippen. Das ist das Ende der berühmten Erscheinung im Palaste des Herzogs von Kurland.
Wir enthalten uns, die Sache natürlich zu erklären, wohl wissend, wie widerstrebend solche Erklärungen aufgenommen werden, wir geben nur die Thatsachen, die uns aus mehr als einem achtbaren Munde bestätigt werden, aus dem Kreise der Zeitgenossen und damals in Dresden Lebenden. Wie gesagt, es machte ein unbeschreibliches Aufsehen: die Spötter schwiegen und die Gläubigen triumphirten. Noch eine geraume Zeit darauf durfte nicht darauf hingespielt werden, wenn man nicht wollte, daß die, welche darin unmittelbar betheiligt waren, schlaflose Nächte haben sollten.
Mittlerweile drang man in Schröpfer, einiges von den Summen herbeizuschaffen, von denen er gesprochen und die von den Jesuiten deponirt und von denen ein Theil ihm zugänglich war. Sie befanden sich in einem Päckchen, das in Frankfurt gesiegelt niedergelegt worden. Es wurde der Tag bestimmt, wo diese Summen anlangen sollten. Es gehört dieses eigentlich nicht zu unserer Geschichte, es sei ihrer nur Erwähnung gethan, um Schröpfer’s Tod dabei zu berühren, der tragisch genug war, um für diesen unglücklichen Adepten Theilnahme und Mitgefühl einzuflößen.
An einem Morgen, noch vor Sonnenaufgang, fanden sich ein paar Männer der oben Genannten in Leipzig mit Schröpfer zusammen. Er hatte ihnen versprochen, noch vor Ankunft der Papiere ein merkwürdiges Wunder zu zeigen. Sie gingen mit einander in das Rosenthal, dort verließ sie der Wunderthäter, verirrte sich in das Gebüsch und – erschoß sich. Er hatte diesen Selbstmord figürlich einen Eintritt in den letzten und höchsten Grad des Geheimnisses genannt. Jetzt hatte er die Pforte gesprengt: jetzt war er in der That in ein Mysterium eingetreten, wo kein Anderer ihm folgen wollte. Erstarrt und entsetzt standen die Männer an seiner Leiche. Jetzt hieß es: es ist ein gewöhnlicher Betrüger; er hat sich nicht anders zu retten gewußt. Man eilte sich seiner Papiere zu bemächtigen; man fand keine. Das Päckchen aus Frankfurt enthielt eine Anzahl leere und beschriebene Blätter, die man im Aerger verbrannte. Die versprochenen Summen waren und blieben fort.
Mehrere Jahre hierauf wurden in Berlin ähnliche Scenen gespielt. Bischofswerder war hier der Hauptheld. Aber hier mischte sich nichts hinein, was dem Beobachter die Sache anziehend machen konnte; es war die reine Manipulation des Betrugs.[2]
- ↑ Siehe Gartenlaube, Jahrgang 1859, Nr. 14, Artikel: „Bischofswerder und Wöllner“. Die Redaction.
- ↑ Und was ist der Dresdner Geisterspuk mehr als ein Betrug? Die Redaction.