Eine deutsche Literaturgeschichte
[808] Eine deutsche Literaturgeschichte. Wir Deutschen sind nicht arm an guten Geschichten der Entwickelung unsers Schriftenthums, des Nationalschatzes, dessen wir uns mit ungetrübter Freude und berechtigtem patriotischen Stolze rühmen dürfen. Die Werke von Menzel, Vilmar, Gervinus, Schäfer,[WS 1] Weber, Gödeke, Kurz u. a. m. verdienen jedes in seiner Art und Richtung die Anerkennung, die sie gefunden haben und großen Theils noch finden. Keines der genannten Bücher übertrifft aber an gründlicher Kenntniß und tiefer Durchdringung des massenhaften Materials wie an Selbstständigkeit, Schärfe und Feinheit des Urtheils ein Werk, das sich in übergroßer Bescheidenheit nur als einen „Grundriß der Geschichte der deutschen Nationalliteratur“ einführt. Welcher literarisch gebildete Deutsche kennt nicht dies vortreffliche Buch, mit welchem der bekannte Professor der alten Schulpforta August Koberstein ein unvergängliches Denkmal gestiftet hat, das seinen Namen den ersten Literarhistorikern aller Nationen und Zeiten ebenbürtig an die Seite stellt? Wer sich ernstlicher mit der Geschichte unseres Schriftenthums beschäftigen will, für den ist das soeben in neuer Auflage – in drei Bänden bei W. Vogel in Leipzig – erschienene Werk geradezu unentbehrlich, wie aus ihm manche neuere Darsteller unserer Literaturgeschichte, mit und ohne Namen, reichlich geschöpft haben. Eine Empfehlung eines solchen Buches ist unnöthig, aber hinweisen wollen wir darauf, daß für den reifen deutschen Mann, wie für den studirenden Jüngling, kaum eine trefflichere Weihnachtsgabe gedacht werden kann, als Koberstein’s ausgezeichneter Grundriß.[WS 2]
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Johann Wilhelm Schaefer (1808-1880): Grundriß der Geschichte der Deutschen Literatur. Bremen 1836. books.google
- ↑ dazu: Berichtigung (Die Gartenlaube 1867/6)