Textdaten
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Autor: Minna Kleeberg
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Titel: Eine abtrünnige Mormonin
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aus: Die Gartenlaube, Heft 14, S. 228–231
Herausgeber: Ernst Keil
Auflage:
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Erscheinungsdatum: 1876
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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Young im Kreise seiner betenden Frauen.

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Eine abtrünnige Mormonin.

Ann Eliza Young.
Nach einer Photographie auf Holz gezeichnet von Adolf Neumann.

Die sociale Bevorzugung der Frau im amerikanischen Freistaate ist eine bekannte Thatsache. Auch ist wohl nirgends das Weib zur Entgegennahme aller Huldigungen so historisch berechtigt, wie auf dem Boden der neuen Welt. War es doch eine Frau, jene trotz ihrer Irrthümer bewundernswerthe castilische Isabella, welche die Gleichgültigkeit der spanischen Granden gegen die Entdeckungsprojecte des Genuesen durch das stolze Wort zu entwaffnen wußte: „Ich verpfände meine Juwelen, um die Mittel zu schaffen.“ So bahnte ein muthiger Frauengeist den Meerespfad zum neuen Erdtheil. Der Amerikaner erfüllt demnach, wenn er das Weib zum Idol seines Landes erhebt, unbewußt nur eine Schuld culturhistorischer Dankbarkeit.

Doch in diesem an Contrasten reichen Lande giebt es auch eine Gemeinschaft, die das Weib seiner heiligsten Rechte beraubt, und die gleich dem kranken Manne Europas die Polygamie gesetzlich und dogmatisch heilig spricht. Die auch in Deutschland genugsam bekannten Mormonen oder, wie sie sich selbst mit Vorliebe nennen, „die Heiligen der jüngsten Tage“, haben bis vor wenigen Jahren in ihrem Territorium Utah am großen Salzsee fast isolirt gelebt. Der Salzsee der neuen Heiligen schien die Eigenschaft jenes urheiligen mythischen Salzes geerbt zu haben, das eine redselige Frauenzunge zu versteinern vermochte. Denn – so seltsam es klingen mag – man hörte in diesem Lande, dessen wirksamste Schutzheiligen Oeffentlichkeit und freie Presse sind, nie von der rebellischen Auflehnung einer Mormonin gegen das schmachvolle Institut der Vielweiberei. Doch die jüngste Zeit hat dem Mormonenthum neben mancher anderen Heimsuchung auch seine erste gefährliche Abtrünnige gebracht, die keine [230] Geringere ist, als Ann Eliza Young, die neunzehnte Gattin des Propheten Brigham Young.

Ihn selbst, den greisen Apostel jener von ihm canonisirten Barbarei, mußte die rächende Nemesis in der Gestalt einer seiner jüngsten und schönsten Gattinnen treffen.

Wenn man die Erscheinung der Mormonin Ann Eliza Young, deren Lebensskizze diese Zeilen den Lesern der „Gartenlaube“ vorführen sollen, nach der Norm des Ewig-Weiblichen messen will, die eine civilisirte Culturanschauung geschaffen hat, so entspricht die Heldin dieser Skizze freilich nicht unseren Begriffen von edler Frauenwürde. Aber die unglückliche und muthige Frau gewinnt an Interesse, wenn man den Schlüssel zu ihren Verirrungen und vorzüglich zu ihrem Ehebunde mit dem Mormonenhäuptlinge in der Thatsache findet, daß Ann Eliza das Kind einer mormonischen Ehe war. So offenbart sich in den Lebensschicksalen der geschiedenen Gattin des Propheten ein Stück modern-barbarischer Culturgeschichte, von welcher die muthige Hand dieser Frau zum ersten Male den Schleier hinweggezogen hat. Auch mit der Art und Weise des Kampfes, den Ann Eliza gegen Brigham Young und den Mormonismus unternommen hat, mag sich eine geläuterte Auffassung nicht einverstanden erklären, es wäre aber ungerecht, wollte man die civilisatorische Bedeutung dieses Kampfes in Abrede stellen. Wenn einst der letzte Rest jener Zwillingsbarbarei (twin-barbarism), wie ein amerikanisches geflügeltes Wort die Negersclaverei und die Polygamie in Utah genannt hat, von diesem Continente vertilgt sein wird, dann wird Ann Eliza Young’s Name unter den Heldinnen amerikanischer Culturgeschichte glänzen.

Während der bekannte Scheidungsproceß der Dame gegen das Oberhaupt von Utah von Instanz zu Instanz verfolgt wurde, unternahm sie selbst eine Vorlesungstour durch die Vereinigten Staaten. Das Thema dieses Vortrags war die Geschichte ihres eigenen Lebens und die Leidensgeschichte aller weiblichen Sclaven von Utah. Die Rednerin erklärte mit unleugbarer Würde und Begeisterung, daß sie den Kampf für diese fünfzigtausend unglücklichen Frauen, die Opfer der Vielweiberei, als die Aufgabe ihres Lebens betrachte, und daß sie nicht aufhören werde, im Interesse ihrer Leidensschwestern an den Gerechtigkeitssinn des amerikanischen Volkes zu appelliren. Das diesem Aufsatze beigefügte Portrait Ann Eliza Young’s mag den Lesern der „Gartenlaube“ die Züge dieser Frau veranschaulichen, in denen Trauer und Entschlossenheit als vorzüglichste Charaktermerkmale hervortreten.

Ann Eliza’s Eltern waren, wie im Verlaufe der Vorlesung berichtet wurde, schon vor ihrer Verheirathung Gläubige der Mormonenlehre und Anhänger des damaligen Propheten Joseph Smith geworden. Ihr Vater, ein Mr. Webb, und ihre Mutter, die als frühere Lehrerin nicht ohne Bildung sein konnte, folgten dem Propheten aus ihrer New-Yorker Heimath in die damalige Mormonenstadt Nauvoo in Illinois. Dort wurde ihnen als fünftes Kind Ann Eliza am 13. September 1844 geboren. Als die Kleine ein Jahr alt war, brachte der Vater eines Tages eine zweite Frau nach Hause, welche mit ihrer Mutter zwölf Jahre lang in Eintracht und Zufriedenheit Haus und Gatten theilte. Doch die Mutter war oft trübe gestimmt, und Ann Eliza merkte, daß ein heimlicher Kummer derselben das Leben vergiftete, obschon sie eine tiefgläubige Anhängerin des neuen Evangeliums war und in der Polygamie eine göttliche Institution verehrte. Der Vater nahm ein zweites Weib, weil er das für seine religiöse Pflicht hielt.

Zur Erklärung solcher Zustände sprach die Rednerin folgende Betrachtungen über die Mormonenreligion und deren Opfer aus: „Man sage nicht, daß die Frauen als mit Vernunft begabte Wesen die Hölle erblicken müssen, in welche sie sich durch die Verheirathung mit einem Mormonen stürzen; wer gründlich vertraut ist mit der Mormonenreligion, wer erfahren hat, mit welcher unerbittlichen Strenge die Kirche die Gewissen ihrer Anhänger gefangen nimmt, wer bedenkt, wie den Kindern die Grundsätze dieser Kirche in’s Herz eingeprägt werden und wie die Mormonen ganz und gar in ihrer Kirche aufgehen: der wird jene Frauen nicht tadeln können. Sie halten das ewige Joch, in welches man sie durch die Mormonenehe zwängt, für eine göttliche, schon von den Patriarchen geheiligte Institution und tragen dieses Joch mit Geduld, ob ihnen auch das Herz vor Jammer brechen möchte. Ich bin in jener Kirche geboren und erzogen worden und kenne den furchtbaren Bann, mit dem mich jener Glaube umfangen hat. Trotz dieses entsetzlichen Zwanges giebt es auch in Utah Tausende von edlen und sittenreinen Frauen, die nur ihrem religiösen Irrwahn zum Opfer fallen. Diese Mormonenreligion fordert mehr Opfer, als der Gott der Fidchi-Insulaner.“ –

Die schlichte Naturgewalt solcher Schmerzenslaute kann ihre Wirkung nicht verfehlen und muß in einer oder der anderen Weise dem von der Rednerin verfolgten Zwecke dienen.

Mit neunzehn Jahren wurde Ann Eliza an einen ungebildeten Mormonen verheirathet, dessen Mißhandlungen sie sich nach zwei Jahren durch gerichtliche Scheidung entziehen mußte. Die zwei Kinder dieser Ehe, die noch am Leben sind, wurden der Mutter zugesprochen. Die junge Frau lebte und arbeitete nun auf ihres Vaters Farm in der Nähe von Salt-Lake-City und glaubte für immer dem Joche der Ehe entsagt zu haben. Da führte ihr Unstern den fast siebenzigjährigen Brigham Young in das Haus ihres Vaters. Schon in der ersten Unterredung gab ihr der „heilige“ Mann den frommen Rath, bei etwaiger Wiederverheirathung keinen jungen Fant, sondern nur einen guten alten Bruder der Kirche zu wählen. Am andern Tage theilte ihr Vater ihr mit, daß der Prophet ihr die hohe Ehre erweisen wolle, sie zu seiner neunzehnten Gattin zu erheben. Sie sträubte sich gegen diesen Antrag, aber Vater und Mutter erkannten denselben als einen Wink vom Himmel und eine große Gnade Gottes. Erst nach einem Jahre gab sie ihre Zustimmung, und zwar vorzüglich aus Liebe für ihren Bruder, der durch des Propheten Rachsucht von der Kirche abgeschnitten werden sollte. Ein solcher Kirchenbann ist in Utah mit zeitlicher und „ewiger“ Vernichtung gleichbedeutend. So ward Ann Eliza am 7. April 1868 die neunzehnte Gattin des Propheten Brigham Young.

In erschütternder Weise schildert die Rednerin die Qual eines solchen Ehelebens und die Tortur der religiösen Zweifel, die in Folge dieser Leiden mit immer stärkerer Gewalt in ihrer Seele erwachten. Noch immer versuchte sie, ihren Unglauben und ihre Denkkraft in Banden zu schlagen; noch immer erhoffte sie von Reue und Buße, von einer neuen Taufe das Heil ihrer religiösen Wiedergeburt. Aber trotz aller Versenkung in den Glauben ihrer Kindheit, trotz aller Qual und Kraftanstrengung ward ihr innerer Abfall vom Mormonenthume immer mehr zur vollendeten Thatsache. Endlich gewann sie den Muth, dem geistigen und physischen Sclaventhume ihrer Ehe zu entsagen. Sie bezog eine Wohnung in einem nichtmormonischen Hôtel, verließ die Religionsgemeinschaft der Heiligen und begann ihren berühmten Scheidungsproceß gegen Brigham Young.

Das erste Ergebniß dieses langwierigen Processes war ein Haftbefehl gegen den Propheten, da dieser sich geweigert hatte, dem gerichtlichen Urtheilsspruche Folge zu leisten und seiner geschiedenen Frau Alimente und Entschädigung zu zahlen. Brigham Young berief sich auf den mormonischen Glaubenssatz, daß die Mormonenehe eine himmlische oder göttliche Institution sei und als solche durchaus nicht unter der Controle irdischer Gerichtsbarkeit stehe. Obgleich nun seine Meinung allerdings von der des Gerichtshofs abweiche, so gereiche es ihm und allen Heiligen doch zu ganz besonderer Genugthuung, daß die Vereinigten Staaten in ihrem Urtheilsspruche zu Gunsten Ann Eliza’s zum ersten Male die Polygamie als eine gesetzliche Institution dieses Landes anerkannt hätten. Und hier lag die moralische Nothwendigkeit, die schließlich den Proceß zu einem für die Klägerin ungünstigen Ende führen mußte. Man durfte die Vielweiberei nicht auf legalem Wege sanctioniren.

Ann Eliza Young darf aber trotz des ungünstigen Ausganges ihres Processes unbesorgt der Zukunft entgegensehen, da sie sich durch den Ernst und die Würde ihrer Erscheinung und ihres Strebens die thatkräftige Theilnahme vieler urtheilsfähigen Amerikaner errungen hat. Auch die Leser und Leserinnen der Gartenlaube werden der muthigen Vorkämpferin der Mormoninnen von Utah ihre Anerkennung nicht versagen.

Der spiritualistische Wahnsinn, der ein Institut des Orients auf amerikanischen Boden verpflanzen konnte, beruht auf folgenden Dogmen: Millionen körperloser Geister, Nachkommen der Götter, umschweben den Erdball und ersehnen den Augenblick ihrer [231] Menschwerdung, der ihnen die zweite, höhere Stufe ihres Daseins, das Leben auf der Erde, erschließen soll. Es ist demnach die heiligste Verpflichtung der Mormonen, diese heimathlosen Geister in irdische Tabernakel, das heißt in menschliche Hüllen, einzuführen. Wer diese Aufgabe am treuesten erfüllt hat, der wird im Jenseits den dritten und höchsten Grad aller Menschenexistenzen erreichen und selbst zum Gotte werden. „Je mehr Kinder, je mehr Segen!“ so lautet also das in die Praxis der Polygamie übersetzte Losungswort des Mormonenthums. Den Hagestolzen und die alte Jungfrau trifft Verachtung hienieden, und der Höllenfluch, den kein Dante grausiger ersinnen konnte, einsam und ungeliebt durch die Ewigkeit zu gehen. Die Frauen hingegen, die dem Heiligen hienieden für den Himmel angesiegelt worden sind, werden seine göttliche Machtstellung im Jenseits theilen.

So sinnreich haben Joe Smith und sein Nachfolger Brigham Young ihr spiritualistisches Netz gewoben, dem schon so zahlreiche und nicht immer bildungslose Frauen durch Erziehung und Gewohnheit zum Opfer gefallen sind. Es würde zu weit führen, näher auf die Irrlehren der mormonischen Glaubenssatzungen einzugehen, und verweise ich den Leser zum Zwecke gründlicher Information über Lehre und Leben der Heiligen auf das neue und interessante Reisewerk Robert von Schlagintweit’s „Die Mormonen“.

Das beigefügte Bild, das Brigham Young in der vollen Glorie seines Prophetenthums im Kreise seiner betenden Frauen zeigt, ist charakteristisch für die heuchlerische Frömmigkeit, deren abnormer Auswuchs diese Vielehen sind.

Jeder Kampf gegen die mormonische Polygamie scheiterte bisher an einer Klippe, die doch im Grunde der höchste Stolz dieses Landes ist, an der durch die Verfassung verbürgten Religionsfreiheit der Republik und der völligen Trennung von Kirche und Staat in diesem Lande. So durfte selbst ein Gemeinschaden, wie diese Vielweiberei, um seiner religiös-dogmatischen Begründung willen nicht mit voller Schärfe des Gesetzes verfolgt werden. Doch die jüngste Botschaft des Präsidenten vom Neujahr 1876 enthält, ungleich strenger als bisher, eine Kundgebung der Indignation, von welcher das Volksbewußtsein gegen die Sittenzustände in Utah durchdrungen ist. Auch ward vor kurzem das Urtheil des Oberrichters White gegen einen in Polygamie lebenden Mormonen dahin ausgesprochen, daß der Angeklagte grober Gesetzesübertretung schuldig sei, da die Religion nicht das Recht habe, sich als selbstständige Autorität und als Deckmantel für das Verbrechen neben oder über das Gesetz zu stellen. Hoffen wir daher, daß trotz der Bittschrift, die in den ersten Januartagen dieses Jahres circa dreißigtausend Mormoninnen, natürlich gezwungener Weise, dem Congresse für die Erhaltung der Polygamie eingesandt haben, die Tage dieser barbarischen Institution auf unserem Continente gezählt sein werden. Möge Ann Eliza Young’s muthige That Nachahmung und Erfolg erzielen!

Die Colonisation einer weiten Länderstrecke des amerikanischen Westens und die Erschließung derselben für die Weltcultur ist an und für sich eine so große civilisatorische Errungenschaft, daß man sich fast versucht fühlen möchte, um solchen Preises willen selbst die Sittenzustände der sonderbaren Heiligen mit in den Kauf zu nehmen. Jedenfalls gebührt den Mormonen neben der schärfsten Verurtheilung ihrer Entweihung des Familienlebens auch manches Ruhmeswort gerechter Anerkennung.

Als die Mormonen, von ihren ersten Niederlassungen vertrieben, auf ihrem von Brigham Young geleiteten wunderbaren Wanderzuge durch noch unerschlossene Erdstriche vor circa dreißig Jahren den großen Salzsee erreichten, da fanden sie in der weiten Umgebung der Stätte, wo sie im Sommer 1847 Salt-Lake-City gründeten, nur Einöde und Wildniß. Heute zählt Utah zu den fruchtbarsten Landstrichen der Union und ist mit blühenden Dörfern und Städten übersäet. Salt-Lake-City besitzt schon seit vielen Jahren Gasbeleuchtung und Telegraphenleitung, und die Vollendung eines der größten Wunderwerke der neuen Zeit, der pacifischen Eisenbahn, wäre fast undenkbar gewesen, wenn nicht die Mormonen durch ihre Niederlassungen und ihre Arbeitskräfte und vorzüglich durch ihre freundlichen Beziehungen zu den Indianern den Riesenbau unterstützt haben würden. Bekanntlich lehnt sich die Mormonenbibel an die indianische Vorgeschichte dieses Landes an, und die Mormonen erblicken in den Indianern Brüder und Stammesgenossen. Eine der düstersten Thaten in der Mormonengeschichte, der verrätherische Angriff auf einen wehrlosen Emigrantenzug, gelang ihnen mit Hülfe der Indianer.

Die pacifische Eisenbahn ist vollendet: die reichen Minendistricte des Westens sind erschlossen, und immer mächtiger ergießt sich der Strom der Einwanderung auch über das Territorium Utah, das neue Zion der Heiligen. Der Untergang des Mormonenthums, dessen phantastisches Religionsgebäude selbstverständlich unter dem Andrange höherer Cultur zerfallen muß, ist nur noch eine Frage der Zeit. Und das Forscherauge, das mit optimistischem Blicke die Räthsel der Culturgeschichte zu durchdringen sucht, wird auch im Mormonenthume die urewige Offenbarung lesen, daß selbst die Irrthümer der Menschen zum Ziel und Zweck aller Geschichte, zum Fortschritt, führen müssen. Wie wilder Golddurst die pacifische Küste, so erschloß Glaubenswahn den Centralpunkt des weiten Westens; Goldgräber und Mormonen mußten „trotz alledem“ als Bahnbrecher und Pfadfinder der Civilisation dem guten Genius der Menschheit dienen.

M. Kleeberg.