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Titel: Eine Ernte aus dem Meere
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aus: Die Gartenlaube, Heft 50, S. 797–799
Herausgeber: Ernst Keil
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1865
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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Eine Ernte aus dem Meere.

Nordwärts von der norwegischen kleinen Stadt Bodö an, unterm vierundsechszigsten Breitengrade, streckt sich eine scheinbar ununterbrochene Reihe von gigantischen, düstern Felsenwänden wie riesige Festungsmauern mit Thürmen und Bastionen aus dem grenzenlosen Meere hervor. Näher gesehen löst sich dieses zusammenhängende Felsennetz in eine Menge kahler steinerner Inseln von verschiedener Größe und jeder möglichen phantastischen Gestaltung auf, durchschnitten in allen Richtungen von Buchten und engen Pässen. Von keiner Seite kann das Auge in das Innere einer der Inseln dringen, denn sie recken ihre drohenden Gestalten und Häupter überall zwei- bis dreitausend Fuß über die Meeresfläche empor. Nirgends in der Welt macht die Natur wohl ein grausameres Gesicht als hier. Vergebens späht das Auge an den geradeaufsteigendcn Klippen empor oder dazwischen oder oben nach einem Zeichen grünen Lebens. Ueberall zurückschreckende Felsen und unten ringsum das endlose, tückische, arktische Meer.

So sehen die „Loffoden“ vom Meere her aus, diese mächtige Gruppe felsenverschlossener Inseln, auf denen kein menschliches Wesen den Tausenden von Seevögeln und Fischadlern oben die Herrschaft streitig macht. Aber trostlos und unfruchtbar, wie sie sind, abschreckend und menschenfeindlich, wie sie erscheinen, meilenlang nichts bietend, als kahle trotzige Klippen oder unabsehbare Eisgebirge, ernten doch hier just im härtesten Wintermonat etwa zwanzigtausend Norweger ihre Hauptnahrung und die Werthe, womit sie andere Lebensbedürfnisse bezahlen.

Die anderthalb Millionen Bewohner Norwegens haben auf ihren mehr als sechstausend Geviertmeilen Gebirgs-, Wald- und Felsenboden kaum fünfzig davon mit bestellbarem, ergiebigem Acker, der, zum Theil unter arktischen Breitengraden, nur kärgliche oder gar keine Ernten reift. So haben sie das unerschöpfliche Meer zu pflügen, zu bestellen und abzuernten lernen müssen. Auf mehr als fünf Breitengraden des Meeres (65–70) an der Nordwestküste entlang blüht ihr Weizen. Die Pflüge und Ackerwerkzeuge dazu sind ihre Schiffe, so daß die norwegische Flotte, trotz der geringen Einwohnerzahl des Landes, in Menge der Fahrzeuge gleich nach der englischen und der französischen kommt.

Ihre Haupternte besteht aus Stockfischen, Leberthran und Caviar daraus. Diese fängt immer um Weihnachten und um die Loffodeninseln herum an und dauert acht bis zwölf Wochen. Zwischen den Inseln und dem Festlande, etwa zwölf bis fünfzehn geographische Meilen lang, dacht sich der Meeresboden von vierzig bis zu siebenzig Klaftern Tiefe ab. Das ist der fetteste Boden für die Nordmänner. Gleich nach Weihnachten werfen sie hier ihre Tiefnetze aus, und der Erste, der mit einem Stockfisch kommt, wird als der Bote der Freude an der ganzen Küste entlang mit Jubel und Festlichkeiten begrüßt. Man weiß jetzt, daß diese Zugvögel des Meeres sich einstellen. Sie wandern in verschiedenen Zügen von der Weihnachtszeit an mehrere Wochen lang immer in diesem tiefen Meerescanale entlang, immer regelmäßig seit undenklichen Zeiten, um hier zu laichen. Um die Laichzeit im März ist das Meer oft meilenlang von Stockfischen gefärbt. In der Mitte des April ist Alles vorbei und kein Stockfisch mehr zu entdecken.

Schon im November beginnen die Vorbereitungen mit steigender Geschäftigkeit bis nach Weihnachten. Ungeheure Netze werden gestrickt und ausgebessert, Schiffe und Boote getheert, in- und auswendig gerüstet, mit Vorräthen befrachtet, Seehunds- und Pelzkleidung und mächtige Wasserstiefeln zurecht gemacht, bis es an nichts mehr fehlt, als dem ersten Stockfische und einem günstigen Winde. Endlich finden sich beide ein, und zwanzigtausend tapfere Ritter des Meeres nehmen Abschied von rothwangigen Kindern, silberhaarigen Greisen, weinenden Frauen und Töchtern und reiten kühn über die grimmigen Wogen des eisigen Meeres hinaus.

Ihre langgestreckten, leichten, fichtenen Rosse sprengen, tapfer und geschickt gelenkt, in den Sturm hinein, der von den Felsen herabwüthet und das Wasser zu weißem Schaum aufpeitscht. Mit einem einzigen viereckigen Segel, dessen Tau oder Zaum von der stärksten, kundigsten Hand geführt wird, fliegen sie über weißkämmige wallende Wogengebirge, stürzen sie sich hinab und schießen wieder empor, um in neue Tiefen zu stürzen, immer auf- und ab- und hin- und hergeschleudert, ohne die Herrschaft über sich selbst und die blinde Wuth der Stürme und Wogen zu verlieren. Dennoch freilich fragt am Ende jeder Ernte manche Lenore „den Zug wohl auf und ab“, steigt manche Mutter und Gattin an steilen Klippen empor, um weit hinauszuspähen, ob Vater und Ernährer mit dem Sohne nicht endlich doch noch zurückkehren werden. Und es kommt Niemand und sie sieht auf allen Weiten des Meeres niemals das wohlbekannte Segel aufleuchten, so daß sie endlich überzeugt ist: Vater kehrt niemals wieder! –

Die Stockfisch-Ritter wohnen theils in den Spalten und Klüften der Loffoden selbst, theils kommen sie von verschiedenen Gegenden der Küste her. Die Boote der letzteren sind fünfruderig, die der ersteren kleiner, aber alle leicht von Fichtenholz mit einem Mast und einem Segel. Steuermann und Capitän oder absoluter Commandeur sind immer ein und dieselbe Person. Sein Wort ist Gesetz, dem man ohne Ausnahme pünktlich gehorcht, da Jeder von seinen Leuten vorher wegen seiner Tüchtigkeit und allgemeinen Vertrauens gewählt ward. Man findet oft sehr junge Bootkönige über lauter ältere Leute, die selbst sagen, daß sie mit dem Alter Muth und Geistesgegenwart in Gefahren verlieren. Die ganz freie Wahl der Leute, die da wissen, was ihr Oberhaupt verstehen muß und leisten soll, entscheidet sich oft sehr originell, aber selten [798] falsch. So kommt es vor, daß der „Junge für Alles“ zum Capitän gewählt wird, dem der Eigenthümer des Bootes eben so willig gehorcht, wie seine drei Collegen. Die Herrschaft ist aber auf das thätige Boot beschränkt. Auf dem Lande und in Zwischenpausen ist der Junge eben so gehorsamer Dienstbote, wie auf dem Wasser unbeschränkter Herrscher.

Die geschäftigste Erntezeit fällt in der Regel in die letzten Tage des Januar. Dann sind selten weniger als viertausend Boote, jedes mit fünf Mann, versammelt. Diese zwanzigtausend Menschen und viertausend Boote wissen zwischen den ungastlichen, öden Klippen und Klüften der Loffoden alle unterzukommen während der Pausen und Nächte. Jede kleinste Abdachung, jeder erreichbare Winkel ist mit einem Vorrathshause versehen, um welches sich so viele Schlafhütten gruppiren, wie irgend Platz haben. Die Hütten sind alle gleich. Jede besteht aus rohen, fest aufeinander gefügten Baumstämmen und einem Dache von getrockneten Rasen- oder Torfstücken mit einem Loche in der Mitte, dem Schornsteine. Ringsum läuft eine rohe Ueberdachung, von rohen Baumstämmen getragen, also ein Porticus, zur Unterbringung der Netze und Ruder. Eine einzige Thür, ein einziges Fenster (meist nicht größer, als eine Manneshand), Fußboden die bloße Erde oder der nackte Fels, ringsum lange Holzkasten mit Stroh zum Schlafen, in der Mitte, unter dem Dachloche, dann noch ein Ofen zum Heizen und Kochen – das ist die Loffoden-Hütte mit allem Zubehör, die Heimath der Stockfischfänger für zwei bis drei Monate. In jeder schlafen und leben und arbeiten sechs bis zwölf Mann (einige haben doppelte Größe). Mit Tagesanbruch springen Alle zusammen in’s Boot und fliegen auf das Meer hinaus.

Ist der Morgen recht winterlich klar, so bieten jetzt die sonst todten und starren Felseninseln einen Anblick, der in der kostspieligsten „Gala-Oper“ nicht nachgemacht werden kann. Wie hervorgezaubert scheinen Tausende von Booten unmittelbar aus den starren Felsen hervorzuschießen. Mit ihren einfachen Masten und Segeln bedecken und beleben sie das vorher öde Meer, so weit das Auge reicht, alle in einer Richtung hintereinander in’s Weite hinausrudernd auf das Erntefeld, das sich oft kaum eine Meile lang ausdehnt, so sehr halten die Fische stets an bestimmten Lieblingsplätzen fest (wahrscheinlich solchen, wo Berggewässer den Eiern und Jungen die meiste Süßigkeit im Meere bieten). Auf dem Erntefelde zieht jedes Boot sein Segel ein und die Abends vorher gesenkten Netze auf, mit denen und deren Inhalt die meisten sofort umkehren, so daß sie zu dem inzwischen fertig gewordenen, ziemlich substantiellen Mittagsmahle in der Hütte ankommen. Einige bleiben zurück und fischen noch mit sogenannten Tief-Leinen. Sie haben es unter sich zum Gesetz gemacht, daß Niemand während des Tages Netze stellen darf.

Nach dem Mittagsessen, das aus zusammengethanen Vorräthen der Einzelnen besteht, getrocknetem Hammel- und Schweinefleisch, Butter, Käse, Plattkuchen und Kartoffeln, werden die gefangenen Fische ausgenommen und zurechtgemacht. Der Kopf wird ab-, das Eingeweide ausgeschnitten und Leber und Rogen in besondern Gefäßen aufbewahrt. Der Fisch wird nun entweder gleich roh und frisch an den Capitän eines von den vielen Aufkaufschiffen abgelassen oder an den Felsenwänden zum Trocknen aufgehängt. Einige werden aber immer zurückbehalten als – kleines Geld. Gegen Abend laufen alle Boote auf’s Neue aus, um die Netze für die Nacht zu stellen. Nach der Rückkehr endlich thut man sich etwas zu Gute. Das Abendessen, welches ziemlich regelmäßig frischen Stockfisch mit Leberthransauce und dazwischen gebrocktem Plattkuchen auftischt, macht Appetit auf etwas „Herzhaftes“. So gehen sie, Jeder mit einem frischen Stockfisch in der Hand, in das nächste Vorrathshaus (Schenke, Versammlungs-, Gerichts- und Betsaal, Kaufladen für alles Mögliche, Börse und Nationalwechselgeschäft – Alles in Einer Person), werfen ihren Fisch auf den Zahltisch und erhalten ihr Glas Schnaps dafür.

Jeden Morgen wird von dem gewählten Meer- und Wetterkundigsten eine Fahne an der hervorragendsten Stelle aufgehißt, sobald Wind und Wetter nicht zu ungünstig sich darstellen. Nicht selten erscheint aber auch keine Fahne. In diesem Falle vertreiben sich die an die Felsen gefesselten Fischer die Zeit, wie sie eben können. Sie schlafen, bessern an Netzen und Booten und rauchen Abends im „Laden für Alles“ unzählige Pfeifen, trinken unzählige Becher Kaffee (selten Bier oder Branntwein) und machen sich ihre mündlichen Zeitungen und Leitartikel dazu, ohne sich Censur aufzulegen oder einen Staatsanwalt zu fürchten.

Aber häufig lockt sie die Fahne und ein heiterer Morgen hinaus und draußen stürzt sich plötzlich einer von jenen fürchterlichen Nordweststürmen, die schon so viele Menschen unter schäumenden Wogengebirgen lebendig begruben, von den Felseninseln her auf die Tausende von gebrechlichen Booten nieder und treibt die Nußschalen wie Spreu umher. Gegen diese Stürme giebt es keine Steuerkraft. Oft bleibt dann der Flotte nichts Anderes übrig, als Fluchtversuch nach dem sechszig englische Meilen entfernten „West Fjord“. In einem solchen Sturme am 11. Februar 1848 kamen nicht weniger als fünfhundert Menschen um. Die Ueberlebenden fischen hernach weiter und finden zuweilen ein Bein noch im Stiefel oder einen Arm oder sonst ein Stück, das die Fische unten noch nicht verzehrten, in ihren Netzen.

Die Werkzeuge der Fischer sind Netze und Leinen. Jedes Netz ist sechszehn bis zwanzig Klaftern lang und nur drei Fuß breit. Je nach der Tiefe des Meeres werden Dutzende übereinander gebunden und so ausgestreckt versenkt, bis sie vermuthlich nahe bis zum Meeresboden reichen. Steine und Bleistücke dienen als Senkgewichte und Befestigungsmittel. Leere, gekorkte Glasflaschen, oben angebunden, ziehen sie nach oben und halten sie in Sicht. Die Fangleinen sind mit großen Haken in regelmäßigen Zwischenräumen, drei- bis vierhundert an jeder, versehen, werden aneinander befestigt und dann, wie die Netze, parallel dem Gestade, versenkt und vom Boden bis zur Oberfläche ausgespannt. Einige bedienen sich nach dem großen Zuge und Fange noch der Handleinen und „pilken“ damit. Der Pilk ist ein Instrument, das wie ein großer Hohlleisten aussieht und am aufwärts stehenden Ende scharf zugespitzt und mit Widerhaken versehen ist. Dieser riesige Angelhaken wird an einem starken, viele Klafter langen Pferdehaartaue bis auf den Boden des Meeres gesenkt, dann von oben auf dem Boote an der Leine rasch auf- und abgezogen, bis ein „Biß“ gefühlt wird. Jetzt wird der zappelnde und zuckende Fang rasch emporgezogen, was manchmal keine leichte Arbeit ist, denn ein ausgewachsener Winter-Stockfisch setzt der Arbeit des Emporziehens aus fünfzig bis sechszig Klaftern Meerestiefe einen Widerstand entgegen, welcher den starken Händen des Fischers volle, schwere Arbeit giebt. In gutem Wetter fängt ein Boot selten weniger als vierhundert Fische täglich, oft über tausend und zuweilen sogar fünfzehnhundert, so daß sich für jedes eine Durchschnittssumme von siebenhundert ergiebt, schlechte Tage mit eingerechnet. Die Zahl der Boote ist durchschnittlich viertausend, was eine Tagesernte von drei Millionen Stockfischen ergiebt. An Ort und Stelle ist der Durchschnittspreis drei Thaler für je hundert rohe, frische Stockfische. Dabei sind Leber, der Leberthran und Rogen, aus denen die Fischer Privatspeculation und Taschengeld machen, nicht mitgerechnet. Rogen wird drei bis fünf Thaler pro Faß, Leberthran mit zehn bis fünfzehn Thaler das Faß verkauft. Und da vier- bis sechshundert Fische – je nach der Größe – ein Faß Rogen und ein Faß Leberthran geben, läßt sich leicht beurtheilen, daß die Fischer noch ein gutes Taschengeld aus dem Meere ziehen.

Die ganze Ernte der Loffoden-Stockfisch-Fischer, bringt jedes Jahr eine Durchschnittseinnahme von zwölf Millionen Thalern, manchmal mehr, selten weniger. Da nun ganz Norwegen nicht mehr als anderthalb Millionen Einwohner zählt und etwa zwanzigtausend davon einen jährlichen Werth von zwölf Millionen Thalern fischen, so ist leicht erklärlich, daß diese Ernte gegen die auf dem Lande gewonnene und gegen alle andere produktive Arbeit den ersten Rang behauptet.

Die Stockfischernte dauert im Ganzen drei Monate jeden Jahres. Im Anfang des April verdünnt sich die Flotte und vierzehn Tage später ist kein Segel und keine Seele mehr zu sehen. Dafür sind die Plätze dreimonatlicher, dichtgedrängter Thätigkeit nun oft doppelt und dreifach mit Schwärmen von Seevögeln überdeckt, welche die dicken Schichten von Fischeingeweiden und Abfällen trotz des furchtbarsten „haut goût“ mit Wonne verspeisen.

Die Luft ist zuweilen stellenweise ganz undurchsichtig und schwarz von Myriaden Meeresvögeln, die hoch oben logiren und, unten ihre Speisekammer gefunden haben.

Ein Theil der Fischer wohnt beständig auf den Loffoden. Diese überwachen die zum Trocknen paarweise an den Schwänzen aufgehangenen Fische. Viele Fische hängen auch ganz ohne Schutz vor Dieben, [799] blos eingefächert gegen die befittigten Seeräuber, und wenn sich die Flotte am 14. Juni noch einmal einstellt, um Jeder seinen Antheil zu holen, fehlt selten ein einziger von den Stock gewordenen, holzhart getrockneten Fischen, die sich nun als Fleischvorrath in eine Menge weit versperrte, zwischen grimmigen Felsen einsam verlorene Häuser und Hütten vertheilen oder gegen andere Lebensmittel im Handel vertauscht werden. –

Das ist ein interessanter, aber nur ein kleiner Theil der Ernten aus dem Meere. Was dieses jährlich den Menschen allein an Häringen, Fischbein, Fischthran, Zwergen und Riesen von Fischen, Seemuscheln, Seekrebsen, Krabben oder Shrimps etc. liefert, geht in’s Fabelhafte. Nur Deutschland nimmt einen sehr trägen und armseligen Antheil an diesen umsonst wachsenden und umsonst zugänglichen Ernten und bezahlt für Producte aus dem Meere allein viele Millionen Thaler an Amerika. Geld für frische Seefische, die wir mit gehöriger Fischereiflotte und entsprechenden Einrichtungen alle Tage wohlfeil bis Leipzig, Dresden etc. haben könnten, bleibt dabei nicht viel übrig, wenigstens kein großer Unternehmungsgeist dazu. Die starke, gesunde Jugend Deutschlands an der Nord- und Ostsee geht auf fremde Schiffe in Arbeit und Brod. Preußen arbeitet an einer Kriegsflotte, aber ohne Grund und Boden, welcher nur in einer tüchtigen Fischereiflotte gewonnen werden würde. Die preußischen Kanonenboote haben allerdings schon meisterhaft geschossen, allein die meisten Kugeln sind doch in’s Wasser gefallen. Das Volk hat dafür bezahlt, kann sich aber nun nicht einmal für das übrige Geld Fische kaufen.