Textdaten
<<< >>>
Autor:
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Ein hoher Schuldner
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 19, S. 323,324
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1895
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite

[323] Ein hoher Schuldner. Wenn es auch heutzutage noch vorkommt, daß fürstliche Herren in Geldverlegenheiten geraten, so nehmen sich solch unangenehme Verhältnisse doch golden aus gegen das finanzielle Elend, unter welchem in vergangenen Jahrhunderten selbst das Oberhaupt des Deutschen Reiches zu leiden hatte. Auch Kaiser Maximilian konnte ein Lied von dem ewigen Geldmangel singen, der so viel Beschämendes und Demütigendes mit sich brachte. So schrieben unterm 27. Mai 1496 die königlichen Räte zu Worms an den „Letzten Ritter“, daß, da er kein Geld gesandt habe, die Speisung seiner Gemahlin und des Hofgesindes stille stehe, nur durch große Mühe und Vorkehrung höchstmöglichen Fleißes hätten sie es dahin gebracht, daß wenigstens die allergnädigste Frau und ihre Jungfrauen noch drei oder vier Tage gespeist werden könnten. Würde jedoch kein Geld kommen, so würde die Speisung ganz aufhören. Der deutschen Kaiserin drohte also der Hungertod infolge Geldmangels! Der freundliche Leser wird fragen, ob denn niemand da war, der der Kaiserin geborgt hätte? Darauf muß man leider antworten, daß eben der Kredit schon so in Anspruch genommen war, daß kein Mensch mehr weiter etwas auf Borg geben wollte. Ein Jahr vorher, als sich die römische Königin in Mecheln aufhielt, war es ähnlich gegangen; die [324] Königin mitsamt dem Hofgesind und dem „Frauenzimmer“, d. i. dem weiblichen Hofstaat, warteten auf einen Abgesandten des Kaisers, der alle Schulden bezahlen und die Königin nebst Gefolge auslösen sollte. Als dieser jedoch immer nicht eintraf, schrieben die Herren vom Hofstaate die dringendsten Briefe an den Kaiser: „Wie schwer aber ihnen ist hie zu bleiben, nachdem sie ganz kein Geld haben und man ihnen auch nichts auf Borg mehr geben will, mag Ew. Majestät wohl ermessen: wir aber, so viel unser hie sein, sehen und greifen das.“ Herzog Albrecht von Sachsen wollte einen Teil der Schulden bezahlen, damit wenigstens „das Frauenzimmer“ ausgelöst würde, „das die Schuldner (Gläubiger) seiner Gnaden abgeschlagen haben, dieweil sein Gnad für alle Schulden, so Ew. Majestät, unser gnädigste Frau Königin und das Frauenzimmer hie schuldig sein, nit gutsprechen hat wollen. Deshalben das Frauenzimmer hie bleiben hat müssen.“ Wolf Herr zu Polheim und Marquart von Breisach schreiben, daß sie „solch Noth, Elend und Armuth in Ew. Majestät Frauenzimmer und am Hofgesind nit länger mögen ansehen“ und sie wegreiten wollten, wenn der Kaiser nicht eilends Geld sende. Nebenbei erwähnen sie, daß des Kaisers Hofmeister, der nach Antwerpen geritten sei, um die Gläubiger zu bitten, noch eine kleine Zeit Geduld zu haben, von diesen in der Herberge durch Stadtknechte festgehalten werde, damit sie Zahlung erhalten. Unter diesen Finanznöten hatte Kaiser Maximilian bis an sein seliges Ende zu leiden und es genierte ihn gar nicht, die 100 Gulden Leibgeding, die er 1515 Albrecht Dürer aus der Nürnberger Stadtsteuer gewährt hatte, auch noch dem Kurfürsten Friedrich von Sachsen zu verpfänden. Zum Glück für Dürer lebte der Kurfürst in geordneten Verhältnissen und hatte auch so viel Kunstsinn, Dürer nicht zu kurz kommen zu lassen.