Afrikanische Laubfütterung
[324] Afrikanische Laubfütterung. Als vor zwei
Jahren wegen der anhaltenden Dürre in Deutschland Futtermangel herrschte,
wurde von verschiedenen Seiten den Landwirten der Rat gegeben, Laub von
Bäumen zu verfüttern. Wir haben über diese Vorschläge auch in der „Gartenlaube“
(1893, Nr. 29) berichtet.
Heute möchten wir noch als Nachtrag mitteilen, daß es in der That ein Land giebt,
in welchem die Viehzucht auf Laubfutter begründet ist. Es ist dies die Insel
Ukara im deutschen Teil des großen afrikanischen Sees Victoria-Njansa. Dr. Oskar
Baumann, der als erster Europäer diese Insel besuchte, schreibt über deren
Einwohner in seinem gehaltvollen Werke „Durch Massailand zur Nilquelle“:
„Sie betreiben eine sehr eigentümliche Kultur, welche durch ihre insulare
Lage veranlaßt wird. Sie bauen nämlich eine Art Laubbäume als
Futterpflanzen für das Vieh: dieselben stehen in förmlichen Alleen. Das
Laub wird abgeerntet und in kegelförmigen Schobern getrocknet. Dadurch
sind sie in der Lage, große Rinderherden von kleinem Zubuvieh zu
halten, obwohl die Insel keine Weideplätze bietet.“ – Da wird man
wieder an den alten Spruch Ben Akibas erinnert. Was in Europa heute
als Neuerung empfohlen wird, ist im Herzen von Afrika durch die
„Wilden“ längst praktisch verwertet worden. *