Ein Schöpfer der großen Presse in Oesterreich

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Titel: Ein Schöpfer der großen Presse in Oesterreich
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aus: Die Gartenlaube, Heft 30, S. 500–503
Herausgeber: Ernst Keil
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Erscheinungsdatum: 1876
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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Ein Schöpfer der großen Presse in Oesterreich.


Vor zweiundsiebenzig Jahren that der wackere Schlözer den bemerkenswerthen Ausspruch: „Zeitungen – mit einem Gefühle von Ehrfurcht schreibe ich dieses Wort nieder – Zeitungen sind eines der großen Culturmittel, durch die wir Europäer – Europäer geworden sind, werth, daß sich noch jetzt Franzosen und Deutsche um die Ehre der Erfindung streiten. Stumpf ist der Mensch, der keine Zeitung liest.“ Napoleon der Erste, der Zeitgenosse des deutschen Historikers und Publicisten, nannte die [501] Presse „die fünfte der verbündeten Mächte“ und that lange vor der Wirksamkeit des ihm feindlichen „Rheinischen Merkur“ die Aeußerung: „Vier feindliche Zeitungen thun mehr Schaden als vierhunderttausend Mann im offenen Felde.“ Und doch was war die Presse jener Zeit im Vergleiche zu derjenigen unserer Tage! Heute ist sie die Schule der Erwachsenen, großartig in ihrer technischen Entwickelung, unberechenbar mächtig in ihrem Wirken, das stärkste Verkehrsmittel des Ideenaustausches der Völker, der Sammelplatz tüchtiger Geister und der Lehrer und Erzieher des Volkes. Einen der hervorragendsten Publicisten und Redacteure der deutschen Presse führen wir dem Leser in Bild und Schrift vor, Einen aus der großen Zahl der Streiter, einen Mann, der aus der ungezählten Menge bekannter und anonymer Journalisten hervorragt, dessen Ruf weitverbreitet ist, und dem dankbare Anerkennung für sein Wirken von der Mitwelt geschenkt wird.


Michael Etienne.


Am 2. Februar dieses Jahres feierte man in Wien zu Ehren des Herausgebers und Chef-Redacteurs der „Neuen Freien Presse“, Michael Etienne, ein glänzendes Fest, an welchem Tage Etienne, noch nicht fünfzig Jahre alt, ein Vierteljahrhundert seines unermüdlichen Schaffens als Journalist und Schriftsteller beendet hatte. Das Fest galt einem Helden der Feder, einem Manne, der fünfundzwanzig Jahre lang mit der ganzen Macht seines Geistes, mit der vollen Wärme seines Herzblutes Tag für Tag auf dem politischen Schlachtfelde für die höchsten Güter der Menschheit, für die geistigen und materiellen Interessen seiner Mitbürger gekämpft, zur Hebung der politischen Volksbildung in Oesterreich wesentlich beigetragen, unter den ungünstigsten Verhältnissen, unter dem Drucke des Absolutismus das Lehramt von der Tribüne der Zeitung geübt und sich als ein Schöpfer der großen Presse in Oesterreich ein außerordentliches Verdienst erworben hat. Zahllos waren die Beweise der Sympathie und Verehrung, welche dem Jubilar an seinem Ehrentage von seinen schriftstellerischen Collegen,[1] von der Stadtgemeinde, den Körperschaften, den Kunstinstituten Wiens, von Staatsmännern, Gelehrten, Dichtern und Künstlern, dem Vororte des deutschen Journalistentags, den bedeutendsten Journalen des deutschen Reiches, in Form von Adressen, literarischen Festgaben, in Versen und Prosa, und Beglückwünschungsschreiben dargebracht wurden. Wir übernehmen daher eine dankbare Aufgabe, wenn wir im Nachstehenden den Lesern der „Gartenlaube“ ein Bild von dem Leben, Wesen und Wirken des gefeierten Mannes bieten.

Michael Etienne (geboren in Wien am 21. September 1827) ist bekanntlich der Sohn Claude Etienne’s und Therese Hugelmann’s, eines französischen Vaters und einer deutschen Mutter. Dieser Umstand wirkte entscheidend auf seine Erziehung und Ausbildung. Frühzeitig beherrschte er beide Idiome und wählte sich, ein Jüngling noch an Jahren, den Beruf eines Vermittlers der Literaturen beider Völker. Mit sechszehn Jahren lieferte er eine treffliche Uebersetzung eines Romans der George Sand, und von 1843 bis 1850 eine ganze Reihe von Bänden deutscher Uebersetzungen der Romandichtungen von Alexander Dumas und Eugen Sue für Hartleben’s „Lesecabinet“, sodaß man nicht zu viel behauptet, wenn man sagt, daß ein großer Theil des österreichischen und deutschen Lesepublicums die sensationellen Werke der genannten Romanciers durch Etienne vermittelt erhielt. In belletristischen Zeitschriften erschien er [502] unter dem Namen „Miguel“ mit Gedichten voll warmer Empfindung und von anziehender Formenschönheit.

Der Ausspruch Jean Paul’s, daß jeder Jüngling ein Dichter sei, wurde an ihm zur Wahrheit. Da brach am 13. März 1848 das Morgenroth einer schöneren Zeit an; der patriarchalische Absolutismus stürzte vor dem ersten Windhauche der Volksbewegung zusammen. An diesem Tage löste sich die Zunge des dichterischen akademischen Legionärs und am 14. März 1848 erschien ein poetisches Flugblatt: „Der Universität und den Bürgern“, aus seiner Feder, das mit Enthusiasmus die Erlösung aus dem Joche der geistigen Zwingherrschaft feierte. Etienne hatte die Weihe des Politikers empfangen, und er, der auch heute nicht mehr zu sein begehrt als ein schlichter Bürger ohne Titel und Orden, hat die Geburtsstunde seiner politischen Thätigkeit niemals verleugnet.

In einer Brochure „1) Oesterreich und Europa, 2) Von der Presse“ (erschienen am 4. April 1848) bringt er die Bewegung in Oesterreich mit den freiheitlichen Bewegungen im übrigen Europa in inneren logischen und historischen Zusammenhang und giebt dem Bedürfnisse nach dem einigen Deutschland kräftigen Ausdruck. In der zweiten Abhandlung bespricht er die Vortheile für die geistige Erhebung des Volkes durch die Freiheit der Presse. Von nun an sehen wir Etienne fortgesetzt an Journalen thätig, am „Wanderer“ und vornehmlich an der „Reform“ Sigmund Engländer’s. Eine Artikelserie, welche die Maitage von 1848 behandelte, verwickelte ihn in einen Preßproceß, in welchem er ohne juristischen Beistand seine Vertheidigung in glänzender Weise führte. Er suchte den Nachweis zu führen, daß er die Bewegung geschildert, wie sie die öffentliche Stimmung, das Volksbewußtsein, auffaßte. Noch bedeutsamer ist seine Charakteristik des Parteikampfes und seine Prophezeiung, daß die Revolution wegen der Zwietracht im Lager der Fortschrittsmänner ein ruhmloses Ende finden werde. Warnend erhob er vor den Geschworenen und dem Staatsanwalte seine Stimme: man möge, wenn man auch den Vorgängen vom 15. Mai (Sturmpetition) nachtheilige Folgen zuschreibe, sich wohl hüten, die Errungenschaften vom März preiszugeben, „an die Säulen des Tempels zu greifen, den Tempel der Freiheit umzustürzen“. Die Geschworenen, Männer des bürgerlichen Gewerbes, anfänglich gegen den Angeklagten gestimmt, sprachen wohl ein Schuldig, aber nicht im klägerischen Sinne, und statt zu drei Monaten, wurde Etienne zu drei Wochen einfachen Arrestes verurtheilt, von dem Tragen der Gerichtskosten jedoch freigesprochen.

Es kamen böse Tage über Wien, Kriegsgericht und Belagerungszustand. Etienne fand kein Organ zur Bethätigung seiner Gesinnung in Oesterreich, und so flüchtete er sich in ein ausländisches Journal. Der spätere Begründer der „Gartenlaube“, Ernst Keil, öffnete ihm die Spalten seines damaligen Organs „Der Leuchtthurm“, und darin legte Etienne in Correspondenz-Artikeln die authentische Geschichte der Bewegung von 1848, der Octoberrevolution, der Einnahme Wiens und des Auftretens Windischgrätz’ und der Kroaten nieder.

Die Stadtcommandantur hatte ein sorgsames Augenmerk auf Etienne gerichtet, und als auch die octroyirte Verfassung beseitigt und das Säbelregiment herrschend geworden war, konnte Etienne nicht mehr in Wien bleiben. Er wurde noch rechtzeitig gewarnt und konnte nur in aller Eile seine Flucht vorbereiten. Mit geringer Baarschaft kam er nach Floridsdorf an der Donau bei Wien, hielt sich dort „auf den Mühlen“ bei einem Schulcameraden versteckt, der auch mit den Bediensteten der Nordbahn vertraut war, und gelangte so ungefährdet über die Grenze. Auf allerlei Umwegen kam er nach Leipzig. Dort machte er, wie Etienne dem Schreiber dieser Zeilen oft mit dankbarer Erinnerung erzählte, seinen ersten und einzigen Besuch bei dem Herausgeber und Redacteur dieser Blätter, der ihn freundlich aufnahm, ihm ein kleines Guthaben seines Honorars ausbezahlte, aus Eigenem noch einen ansehnlichen Beitrag hinzufügte und für die Weiterreise des Flüchtlings besorgt war. Sein Ziel war Paris; dort verlebte er fünf Jahre, unterstützt von dem alten Freunde Sigmund Engländer, der ihn zur „Correspondance Havas“ brachte, mit den ernstesten Studien beschäftigt, dabei als Correspondent deutscher, meist rheinischer Blätter und der „Donau“ thätig, ausgezeichnet durch die Freundschaft Heinrich Heine’s. Von der ersten Stunde seines Pariser Aufenthaltes an war er ein entschiedener Gegner Napoleon’s und seines Systems. Begreiflicher Weise litt er fortgesetzt unter den Chicanen der Polizei, und Mr. Pietri ließ seine Mouchards ein wachsames Auge auf ihn richten. Endlich wurde er festgenommen und in Mazas in Haft gehalten, gleichzeitig mit seinem Freunde und Landsmann Moriz Hartmann. Bis 1855 war er als Journalist in Paris thätig, als die Weltausstellung dem Verbannten mit einem Male durch den Verkehr mit Deutschen und Oesterreichern das Bild der Heimath so mächtig vor die Seele zauberte, daß er dem Drange des Heimwehs nicht länger widerstehen konnte und über Mannheim und Süddeutschland nach Wien zurückkehrte, wo er anfangs als Redacteur der „Donau“ (ein Blatt, das der Arbeitsminister von 1848, Ernst von Schwarzer, herausgab) thätig war, um wenige Monate später an die Spitze der Redaction der „Presse“ zu treten. Seine wahrhaft glänzenden Leistungen verschafften diesem Blatte einen großen Aufschwung, einen ungeheuren Leserkreis und einen tiefgehenden politischen Einfluß. Er verband sich schon 1856 das Talent des Dr. Max Friedländer (gestorben am 20. April 1872), und sie Beide, brüderlich vereint, arbeiteten mit außerordentlichem Erfolge bis zum Mai 1864 an der „Presse“.

Am 1. September 1864 erschien die erste Nummer der „Neuen Freien Presse“, herausgegeben von Etienne und Friedländer – das größte Zeitungs-Unternehmen, das jemals in Oesterreich bestanden, nach seiner Einrichtung, seinem geistigen Inhalte, seinem politischen Einflusse eine der großartigsten Anlagen geistiger Production in deutscher Sprache. Glänzender konnte die Zeitungs-Literatur auf der letzten Weltausstellung nicht repräsentirt werden, als dies in dem Pavillon der „Neuen Freien Presse“ auf dem Ausstellungsplatze geschah, wo ein Abbild der derzeit vollkommensten Druck- und Falzmaschinenarbeit gegeben wurde. Die amtlichen Ausstellungsberichte aller Staaten enthalten Schilderungen dieses Pavillons und des (im Jahrgange 1873, Nr. 13 der „Gartenlaube“ eingehend besprochenen) palastähnlichen Gebäudes der „Neuen Freien Presse“ auf dem Kolowratringe. Die internationale Jury hat deshalb dieser Unternehmung auch den höchsten Preis, das „Ehrendiplom“, neben anderen Auszeichnungen zuerkannt. Was Raschheit der Berichterstattung, Lebhaftigkeit der Darstellung, Aufwand an telegraphischen Nachrichten anlangt, steht die „Neue Freie Presse“ vielleicht einzig in Deutschland da. Sie ist die Stimmführerin der österreichischen Journale, das Banner der Verfassungspartei, das hervorragendste Organ der deutsch-österreichischen Bevölkerung. Die nicht-österreichische Presse holt ihre Nachrichten fast durchweg aus diesem Journale, und dieses liefert nicht weniger als zehn Procent seiner Gesammtauflage in das Ausland. Ausgezeichnete Fachmänner der Landwirthschaft, des Handels und der Industrie, des Unterrichtswesens, der Kunst, des Kriegswesens veröffentlichen in den Fachblättern der „Neuen Freien Presse“ werthvolle Abhandlungen. Die besten Federn Deutschlands arbeiten für ihr Feuilleton.

Die amtliche Statistik bietet interessante Details über die Organisation dieses Journals, welches 600 Personen (darunter 50 interne Redactionsmitglieder, 80 bis 100 Correspondenten im Inlande, 120 Correspondenten im Auslande, 150 externe Mitarbeiter etc.) beschäftigt, an jährlichen Staatsabgaben die Summe von 252,000 Gulden und ebenso viel an Redactions-Honoraren verausgabt, dessen Jahres-Etat 1,205,000 Gulden beträgt. Dieses Journal leitet Michael Etienne (die Administration führt seit der Begründung des Blattes Herr Adolph Werthner) seit dem Tode Friedländer’s allein.

Etienne ist der Chefredacteur dieses Blattes. Nicht allzu Viele wissen, was das bedeutet. Welch’ eine mühevolle und verantwortliche Thätigkeit bietet die Hauptleitung eines großen, zweimal täglich erscheinenden Blattes! Inmitten eines Wustes von Zeitungen, Correspondenzen, Manuscripten, Briefen, Abzügen redigirt der Chef, conferirt er mit den Mitarbeitern, inspirirt er Artikel, revidirt er Beiträge, verhandelt er mit dem Factor und Metteur, empfängt er Besuche – und betrachtet es als eine geistige Erholung, wenn in später Abendstunde die Sammlung, „die Götterbraut, Mutter alles Großen“, wie der Dichter die traute Gefährtin des literarischen Arbeiters nennt, sich bei ihm einstellt und ihn auf die Tribüne des Leitartikels geleitet, um zu ungezählten Tausenden zu sprechen. In den [503] acht Jahrgängen der „Presse“, in den elf Jahrgängen der „Neuen Freien Presse“ finden wir die Abhandlungen Etienne’s. Nehmen wir nun jene hundertzweiundvierzig Bände der „Neuen Freien Presse“ als die gesammelten Werke Etienne’s, so wird man von dieser Productivität mit großem und aufrichtigem Respect erfüllt.

Diese Kraft der Production wäre schier unerklärlich, wenn eben nicht die Tagesschriftstellerei ihrer Natur nach eine so eigenthümliche wäre. Der Reichthum politischer Beziehungen an den Brennpunkten des staatlichen Lebens, die unmittelbare Nähe der großen Staatskörperschaften, der treibenden und spinnenden Kräfte der Staatsmaschine, die sich sofort elektrisch mittheilende Erregung der Bevölkerung, das politische Fluidum, das den Journalisten umgiebt, durch alle Unterhaltungen und Gespräche der großen Stadt zuckt und dem Tagesschriftsteller persönlich nahe tritt – all’ dies setzt ihn in den Mittelpunkt der Politik, wirkt auf ihn, verarbeitet sich in ihm.

Etienne besitzt zudem ein lebhaft kräftiges Naturell, eine scharfe Urtheilskraft, die umfassendste literarische Bildung, eine Gewandtheit und Plastik des Ausdruckes, wie wenige Journalisten, eine wahrhaft classische Einfachheit der Diktion.[2] Gar kunstgerecht sind seine Situationsartikel, in welchen er die jeweilige Weltlage exponirt, aber seine Feder wird zur schneidigsten Waffe, wenn er die Dunkelmänner angreift, die Freiheit der Presse gegen Angriffe schützt oder das gefährdete Deutschthum in Oesterreich mit seinem jugendlichen Feuer zu vertreten hat. Vielleicht kein deutscher Publicist hat so unentwegt vom Staatsstreiche bis zum Tage von Sedan Napoleon den Dritten und sein System angegriffen und diesen Feind des europäischen Friedens in seinen letzten Zielen so vollständig klar erfaßt und verurtheilt, als Michael Etienne.

Sein Haß gegen Napoleon war geradezu sprüchwörtlich geworden, aber der weltgeschichtliche Ausgang hat ihn ebenso gerechtfertigt, wie Etienne’s voraussehendes Urtheil über das mexicanische Abenteuer. Ueber den nordamerikanischen Krieg und die Sclavenfrage hat er eine Reihe der trefflichsten Abhandlungen geschrieben, deren Grundton immer und immer wieder die Humanität war. Es ist noch in frischer Erinnerung, wie getheilt die Stimmung in Oesterreich bei Ausbruch des deutsch-französischen Krieges gewesen. Noch war die Wunde von 1866 nicht ganz verharscht; noch gab es staatskluge Männer genug, welche die Kaunitz’sche Politik eines Bündnisses mit Frankreich gegen Preußen Tag für Tag predigten; jede nationale Empfindung wurde verdächtigt; das „wahrhafte Oesterreicherthum“ feierte während der Hohenwart’schen Verwaltung Orgien über Orgien. Damals gab es in Menge Drohungen und Verleumdungen gegen die „Neue Freie Presse“ und ihren Leiter, aber der Letztere blieb treu seiner Gesinnung, und in seinem Blatte wurde die Sache Deutschlands wie eine eigene Sache Oesterreichs mit voller und ganzer Wärme vertreten. Das ist im deutschen Reiche nicht vergessen, und daß es dies nicht ist, davon gab der Lichtmeßtag dieses Jahres redende Beweise. Einen aus der Menge möchte ich citiren, nachdem ich so vieles aus eigener Wahrnehmung und Erfahrung gesagt; es ist Karl Gutzkow, der in einem Gedichte an den Jubilar sagt:

Michael – man denkt an’s Schwert,
Etienne – an Druck und Lesen;
Denn ein Drucker, hochgelehrt,
Ist einst Stephanus gewesen.
Kommt Dir Heil’ges mehr gelegen,
Dem Du eifertest zu gleichen,
Fehlt auch nicht der Steine Regen –
Laß’ den Silberkranz Dir reichen!
Ob zum Trutze, ob zur Wehre,
Deinem Namen machst Du Ehre.

R–r.


  1. Bei dieser Gelegenheit wollen wir einen unliebsamen Druckfehler berichtigen, welcher sich in unserer dem Jubelfeste vorangegangenen Notiz findet (Gartenlaube Nr. 5). Dort ist von der Ehrengabe der Redaction der „Neuen freien Presse“, einem Schreibzeuge, in Silber und Gold künstlerisch ausgeführt, im Werthe von hundert Gulden die Rede. Es soll an der betreffenden Stelle heißen: „von tausend Gulden“.
    Die Redaction.
  2. Wie frisch und elegant Etienne über rein literarische Gegenstände zu schreiben versteht, hat er erst neulich wieder in seinem prächtigen Artikel „J. Michelet (Nr. 4219 vom 25. Mai) bewiesen.
    D. Red.