Ein Leipziger Studentenstückchen aus dem Jahre 1820

Textdaten
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Autor: Alfred Annaburger
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Titel: Ein Leipziger Studentenstückchen aus dem Jahre 1820
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 9, S. 155, 156
Herausgeber: Ernst Keil
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Erscheinungsdatum: 1875
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[155] Ein Leipziger Studentenstückchen aus dem Jahre 1820. Daß die junge deutsche Burschenschaft, geboren im Jahre des Heils 1817, trotz der Idealität ihres Entstehungsgrundes und ihres Strebens im Großen und Ganzen, in einzelne unzeitgemäße Abgeschmacktheiten verfiel, kann auch von ihren treuesten Freunden und Anhängern nicht geleugnet werden. Gegenüber der schon damals beginnenden „Patentheit“ der Corps suchten die Burschenschafter etwas darin, sich möglichster Vernachlässigung der äußeren Form und Erscheinung zu befleißigen. Langes uncultivirtes Haar, der Ziegenhainer, die endlose Quastenpfeife und der breite Hemdenkragen wurden für Manchen die einzigen charakteristischen Merkmale des Idealismus. Ich sage mit Bedacht: für Manchen, um nicht das Kind mit dem Bade auszuschütten. Giebt es doch in jeder Gemeinschaft, sie trage welchen Namen sie wolle, neben den genialen oder wenigstens virtuosen Mitgliedern etliche Mitläufer, die aber doch den nothwendigen Dienst haben, die Nullen darzustellen hinter zählenden Zahlen. So sagt Friedrich Rückert:

„Nullen, tretend hinter eins,
Würden Tausende zählen;
Weil sie den Führer nicht wählen,
Zählen sie alle zusammen keins.“

So giebt es auch heutzutage manchen Verbindungsstudenten, der, die Nebensache für das Wesentliche achtend, einzig von Band und Kappe angezogen und dabei erhalten wird, und der, kaum in’s Philisterium zurückgetreten, von dem Sockel seiner neuen staatsbürgerlichen Würde herablächelt über die unfruchtbaren Schwärmereien seiner einstigen Bundesbrüder.

Die junge Burschenschaft hatte auch die gutgemeinte, aber – um ein bischöfliches Wort zu gebrauchen – inopportune Absicht, das Duell abzuschaffen. Dadurch entstand, besonders weil zwischen Corps und Burschenschaften ewige Reibereien stattfanden, eine Art Verkehr, welcher von der poetischen Romantik Faustrecht, von dem nüchternen neunzehnten Jahrhundert „Holzcomment“ genannt wird. An Stelle des Rappiers trat der Ziegenhainer, an Stelle der Paukbude oder des bergenden Walddickichts trat die Gasse. Ein- und umsichtigere Studenten empfanden das Unzulängliche und Unwürdige dieses Wesens und suchten nach Vermittelung und Aenderung.

Um nun speciell auf Leipzig überzugehen, will ich mittheilen, daß dort im Jahre 1820 drei junge Leute studirten, deren Namen werth sind, in der gerade in jener Zeit so interessanten Geschichte des deutschen Studententhums genannt zu werden. Zwei von ihnen waren Juristen und Corpsstudenten und zwar „Lausitzer“; der Dritte war Theologe und Burschenschafter: Starke und von Schwartzbach die Ersteren, der Andere Müller (genannt Flauschmüller, von seinem wahrscheinlich einzigen Rocke, einem grauen Flausche). Starke, obwohl im Gegensatze zu seinem Namen von schwächlicher Körperconstitution und wenig geschickt im Gebrauche der Waffen, war in jener Zeit dennoch durch die Milde und Festigkeit seines Charakters eine fast allgemein anerkannte Autorität unter den Studirenden aller Parteien. Er hatte niemals Händel gehabt, kein noch so renommirender Fuchs wagte es, mit ihm zu „rempeln“. Hätte er aber einmal eine Beleidigung erfahren, so hätte die ganze „Lusatia“ wie ein Mann für ihn mit Freuden Partei ergriffen. Schwartzbach dagegen und Flauschmüller waren, wenn auch nichts weniger als Raufbolde, doch geachtete und gefürchtete Schläger, an denen sich Niemand ungestraft vergriff.

An der Spitze des akademischen Senats stand damals der mehrjährige Rector magnificus Haubold, ein ebenso gewiegter Jurist wie liebenswürdiger und allseitig geachteter Mann. Welches Vertrauen dieser zu seinen Studenten und im Besonderen zu dem Einflusse der oben genannten Drei auf dieselben hatte, das bezeugt folgender Vorfall, der auch im weiteren Sinne als ein Charakteristikum der Zeit gelten kann. Eine junge Freundin des Haubold’schen Hauses, an den berühmten Schauspieler Genast verheirathet, war selbst eine beliebte und gefeierte Schauspielerin. Das Genast’sche Ehepaar hatte in Leipzig verdiente Triumphe gefeiert und stand im Begriffe, die Stadt zu verlassen. Nun hatte Genast, übermüthiger Laune voll, an einem der letzten Abende sich einen improvisirten Witz erlaubt, durch welchen sich die ehr- und tugendsame Zunft der Kaufmannslehrlinge und Commis beleidigt fühlte. Dieselben rotteten sich daher zusammen und beschlossen, Rache zu nehmen für die angethane Kränkung, und zwar sollte solche durch ein demonstratives Zischen, Pfeifen und „Trampeln“ bei der Abschiedsvorstellung der Genaste in Scene gesetzt werden. Die Betheiligten aber erfuhren von diesem Vorhaben, und Frau Genast kam weinend und händeringend zu Haubold’s Tochter, um derselben ihre Noth zu klagen und bei ihr Trost, vielleicht auch Hülfe zu finden, wenn sie auch nicht wußte, wie.

Der nächste Trost war nun allerdings kein anderer, als daß Fräulein Haubold sich veranlaßt sah, ihre von weiblicher Mitleidenschaft sofort heraufbeschworenen Thränen der Familie zur Disposition zu stellen. Diese Beileidsbezeigungen erwiesen sich nicht als fruchtlos; denn von dem Geräusche der vereinten Seufzer wurden Se. Magnificenz, welcher sich in der Unterstube befand, herbeigerufen.

„Was giebt es denn so Lamentables, liebe Kinder?“ fragte Professor Haubold theilnehmend; „ihr thut ja so verzweifelt, als hättet ihr nichts mehr in der Welt zu hoffen.“

„Ach, lieber Vater,“ erwiderte die Tochter, noch immer mit den Thränen kämpfend „die Genast’s sollen morgen ausgepfiffen werden.“

„Ha, ha, das ist freilich eine schlimme Sache; aber wer will denn dieses Attentat begehen, und warum? Wie hängt die Geschichte zusammen? Sei ruhig, Auguste, und berichte, was Du weißt!“

Auguste nun, nämlich Frau Genast, nahm ihre ganze Fassung zusammen und erzählte die uns bereits bekannten Vorkommnisse, die allerdings für eine junge Schauspielerin nichts weniger als ermuthigend waren.

Den Schluß bildeten die sich wieder vereinigenden Anrufungen beider Damen, daß der Papa Rath und Hülfe schaffen solle.

„Von Herzen gern, meine Kinder,“ entgegnete Haubold, „aber ich weiß im Augenblicke in der That durchaus nicht, wie ich Euch helfen könnte. Doch will ich mir’s überlegen. Zunächst aber beruhigt Euch! Bis morgen Abend ist noch lange Zeit.“ Damit ging er in sein Studirzimmer zurück.

Es war kaum eine Stunde vergangen, so trat, wie allmorgenlich zur bestimmten Zeit zu geschehen pflegte, der Herr Universitätspedell Ludwig ein, Seiner Magnificenz über gehabte Aufträge zu berichten und etwaige neue in Empfang zu nehmen. Dieser erhielt unter anderen den Befehl, die Studenten Starke, Schwartzbach und Müller für denselben Tag Nachmittags drei Uhr zu dem gestrengen Herrn Rector zu citiren. Ludwig wußte genau, um welche Leute es sich handelte. Da aber schon damals viele Menschen auf den Namen Müller hörten und um seiner Sache sicher zu sein, erlaubte er sich zu fragen, welchen Müller Seine Magnificenz meine.

„Den Senior der Burschenschaft meine ich.“

„Ach so, den Flausch-Müller. Soll sofort geschehen, Magnificenz.“ Und er verschwand mit der malitiösen Hoffnung (eine Eigenthümlichkeit aller Pedelle), daß diese Citation wohl irgendwie mit dem Carcer in Berührung kommen würde.

Es hielt nicht schwer, die gesuchten Drei aufzufinden, und da sie Jeder für sich die Forderung erhalten hatten, so waren sie nicht wenig erstaunt, sich im Vorzimmer des Gestrengen so einmüthig zusammenzufinden. Natürlich ahnte keiner von ihnen den Grund der Vorladung. Aber da ein Studentengewissen selten so spiegelrein ist, daß nicht für mancherlei Befürchtungen darin Platz wäre, so stiegen auch in den Gemüthern dieser Biederen allerlei unangenehme Vermuthungen auf, welche aber im nächsten Augenblicke abgeschnitten wurden durch den augenscheinlich[WS 1] höchst wohlwollenden Blick, mit welchem Seine Magnificenz, aus der Thür seines Gemaches tretend, sie anschaute. Sie wurden höflichst ersucht, näher zu treten in sein Arbeitszimmer, sich zu setzen genöthigt, und darauf begann der Herr Rector:

„Meine werthen Herren! Ich habe Sie zu mir entbieten lassen, um mit Ihnen nicht als Rector, sondern als Lehrer und Freund eine zwar nicht amtliche, aber mich nahe angehende Sache zu besprechen. Sie kennen gewiß das liebenswürdige und tüchtige Schauspieler-Ehepaar Genast. Sie werden ferner wissen, daß Frau Genast meinem Hause befreundet ist. Gegen diese Beiden hat sich in Folge eines harmlosen Scherzes des Herrn Genast eine Verschwörung der Handlungsbeflissenen in hiesiger Stadt gebildet, welche in der morgen stattfindenden Abschiedsvorstellung jener Beiden zum Austrage gebracht werden soll. Ich hoffe, daß die Herren Studirenden im Stande sein und auch Lust dazu haben werden, ein öffentliches Aergerniß zu verhindern. Und da ich Ihr Ansehen unter der Studentenschaft kenne, so möchte ich Sie bitten, auf Mittel zu sinnen, wie auf eine anständige Weise ohne Scandalerregung mit Hülfe Ihrer Commilitonen jenem so geachteten Paare ein beleidigender Abschied aus unserer guten Stadt erspart bleiben könnte.“

Die Studenten waren hocherfreut über diesen ehrenvollen Auftrag. Abgesehen davon, daß sie selbst mehr oder weniger die allgemeine Sympathie für die jugendlich schöne Genast theilten, war ihnen das ein willkommener Anlaß, sich in corpore als eine noble Ritterschaft, als Vertheidiger des Rechts und der angegriffenen Unschuld zu zeigen. Sie sagten also freudigst zu und verabschiedeten sich alsbald, um die nöthigen Maßregeln zu treffen, nachdem sie noch die Zusicherung von achtzig Freibillets für unbemitteltere Commilitonen erhalten hatten. Mit der Schnelligkeit des guten Willens eilten sie von „Kneipe“ zu „Kneipe“ und warben Bekannte und Unbekannte, „Couleurstudenten“ und „Kamele“, am nächsten Abende in vollem „Wichse“ und mit Schlägern versehen im Theater zu erscheinen. Jedem Einzelnen wurde ein Billet, respective ein zu wählender Platz angewiesen; das Gros sorgte für Unterkommen in Sperrsitzen. Was nöthigenfalls zu thun sei, werde ihnen im entscheidenden Augenblick gesagt werden. Das war eine Gelegenheit, bei welcher die sonstigen Nullen die Berechtigung ihrer Existenz, ja ihre Bedeutung bekundeten.

Es giebt so ziemlich bei jeder Studentenverbindung gewisse Ehrenmitglieder, Freunde des Bundes, die man in jener Zeit „Renoncen“ nannte, [156] heutzutage heißen sie „Kneipschwänze“. Eine solche Renonce bei den Lusaten in Leipzig war damals ein junger Mann aus Dänemark, Graf L. Dieser, in weltlichen Formen gewandt und mit einer jeder Zeit schlagfertigen Zunge begabt, war vor allen Andern Feuer und Flamme für die Sache, zumal er im Haubold’schen Hause Gelegenheit gefunden hatte, sich nicht nur für die Schauspielerin, sondern auch für die Dame Genast zu erwärmen. Er erbat sich von seinen Freunden die Erlaubniß, im Theater noch vor Beginn der Vorstellung einige passende Worte zu reden, was ihm mit Freuden zugestanden wurde. Eine in liebenswürdigem Eifer angebotene studentische Ehrenbegleitung zum Theater hin hatte Frau Genast dankend und feinfühlig abgelehnt, um nicht als Mitwisserin weder ihres contra noch ihres pro zu erscheinen.

Der verhängnißvolle Abend erschien; in hellen Haufen zogen die Handlungsbeflissenen herbei. In Schaaren, wenn auch an Zahl geringer als Jene, zogen auch die Studenten zum Musentempel. Die Verschworenen merkten Unrath, aber man behandelte sich gegenseitig anständig und höflich. Die Platzvertheilung war gelungen.

Das Orchester war verstummt. Der Vorhang rollte eben auf; da erhob sich in der ersten Reihe der Sperrsitze Graf L., klopfte mit seinem Schläger ein paar Mal stark auf den Boden und stellte sich dann, das Gesicht dem Publicum zugewandt, auf den Sitz. Auf der Bühne mochte man wohl vorbereitet sein, denn die Scene blieb noch leer, und das Publicum, sowohl das nichts ahnende, wie auch das ahnende, erwartete mit Spannung, was da kommen sollte. Es war eine prächtige Erscheinung, die da stand, eine herculische Gestalt mit einem edlen Antlitz, das von nordisch-blonden Locken umwallt war. Nun hob der Jüngling den blitzenden Schläger hoch in die Höhe und begann:

„Meine geehrten Damen und Herren, ich bitte um einen kurzen Augenblick Gehör. Es ist heute der letzte Abend, an dem wir das Glück und die Freude haben, das verehrte Genast’sche Ehepaar in unserm Leipziger Stadttheater spielen zu sehen. Es wird im Verlaufe des Stückes eine Scene kommen – Sie kennen sie ja – in welcher Beide gemeinsam, und zwar nur sie Beide, auftreten. Ich schlage vor, da Sie gewiß Alle hier dankbar der genußreichen Stunden gedenken, die uns in diesen Räumen durch die Genast’s zu Theil geworden sind, und da Sie gewiß Alle sie ungern scheiden sehen, daß wir die angedeutete Scene benutzen, um denselben ein unverkennbares Zeichen unserer Huldigung darzubringen. Sollte Jemand dies für eine Beeinflussung seines Urtheils halten, so steht es ihm ja natürlich frei, zu schweigen – aber, meine Herrschaften (und hier machte er eine kurze, jähe Bewegung mit dem Schläger), frei steht es ihm nicht, eine gegentheilige Bemerkung zu machen, da wir – ich meine die versammelte Leipziger Studentenschaft – eine derartige Kundgebung nicht nur als gegen die Bühne, sondern auch gegen uns, die Freunde und Verehrer des Genast’schen Ehepaares, gerichtet ansehen würden.“

Nur wenige zaghafte Zischlaute wagten es, sich in die diesen Worten gespendeten Beifallsbezeigungen zu mischen, gingen aber darin unter.

Nun begann die Vorstellung; das Publicum lauschte mit Entzücken. In dem ganzen weiten Raume war es todtenstill. Als jene von dem vorher aufgetretenen Sprecher bedeutete Scene kam, warf derselbe mit Hülfe seines Schlägers einen Lorbeerkranz – wie man im Reifenspiel zu werfen pflegt – so geschickt auf die Bühne, daß er gerade zwischen Genast und seiner Frau zu liegen kam. Und indem diese, jedes mit einer Hand, denselben aufhoben uns sich dankend verneigten, rief der Studiosus von Schwartzbach mit lautester Stimme: „Vivant, crescant, floreant Genasti!“ Und die ganze Zahl der Commilitonen, ja, das ganze andere Publicum, mit Ausnahme der Verschworenen, stimmte begeistert mit ein. Die Letzteren aber, zum Theil eingeschüchtert, zum Theil wider ihren Willen mit fortgerissen von der Darstellung und der allgemeinen Bewegung und darüber ihren Groll vergessend, verhielten sich ruhig und anständig. Die gute Sache hatte vollständig gesiegt, zur Ehre aller Betheiligten, selbst der Besiegten. Frau Genast aber, nach Beendigung dieser Scene, saß in einem abgelegenen Winkel des dunklen Bühnenraumes und weinte Thränen der Rührung und der Freude. Die Ehre ist es werth, daß man um sie weint; um die verlorene in Schmerzen, um die wiedergewonnene in Freuden.

Die Vorstellung war beendet; in dem Haubold’schen Hause aber entwickelte sich nun ein äußerst fröhliches Nachspiel, wobei selbstverständlich das gefeierte Paar und die vier uns bekannten Matadore der Studentenschaft mitwirkten. Die Magnificenz waren ganz stolz auf die Studenten, die Genast’s aber konnten nicht müde werden, denselben zu danken.

„Mordskerle seid ihr,“ rief der glückliche Genast ein Mal über das andere, „wie sollen wir euch das vergelten? Das Beste, was ich habe, ist meine Frau. Wenn sie euch einen Kuß giebt, so seid ihr königlich belohnt. Was meinst Du, Frauchen?“

„Jedem?“ fragte diese schüchtern.

„Meinetwegen Jedem; sie können aber auch loosen um das Glück, das hoffentlich – gelt, Gustchen? – bis jetzt nur ich kenne. Notabene, wenn sie nicht freiwillig zurücktreten.“

Das Loos wurde geworfen, und der Glückliche war – Flauschmüller.

„Da seh’ mir einer die heilige Theologie,“ rief der Rector, indem er sich vergnügt die Hände rieb, „sie hat doch immer Glück bei den Frauen. Sollte sie nicht aber doch vor dieser innigen Berührung mit dem leichten Volke der Komödianten zurückschaudern?“

Hätte nun damals schon Eduard Lasker seine berühmte Rede am Jubiläum des Professor Twesten in Berlin gehalten, so hätte Flauschmüller, diesen copirend, sagen könne: „Bin ich nicht ein Träger der Ideale und Frau Genast auch?“

Statt dessen aber versicherte er sich zunächst seines Gewinnes, und nachdem er denselben auf’s Decenteste bei der jungen, schönen und ohne jegliche Ziererei ihm gewährenden Frau eingeholt hatte, sagte er nur in seiner den Freunden bekannten Art, gern in Citaten zu sprechen:

„Ein Kuß, den Lesbia mir giebt,
Das ist ein Kuß.“

Tempi passati!

Alfred Annaburger.



Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: augescheinlich