Dresdner Geschichtsblätter Band 1 (1892 bis 1896) Vereinsberichte

Dresdner Geschichtsblätter Band 1 (1892 bis 1896) Dresdner Geschichtsblätter Band 1 (1892 bis 1896) von Dr. Otto Richter (Hrsg.)
Dresdner Geschichtsblätter Band 1 (1892 bis 1896) Vereinsberichte
Dresdner Geschichtsblätter Band 1 (1892 bis 1896) Vereinsmitglieder
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I. Jahrgang          1892          Nr. 1.


Von diesen Blättern erscheinen jährlich 3 bis 4 Nummern im Umfange von 1 bis 2 Bogen. Bestellpreis für den Jahrgang 3 Mark. Die Vereinsmitglieder erhalten die Blätter unentgeltlich zugesandt.



Zur Einführung.


Unser Verein besteht seit dem 10. Juni 1869. Sein Zweck ist darauf gerichtet, die Erforschung der Geschichte Dresdens und seiner Umgegend durch Veröffentlichung wissenschaftlicher Arbeiten, sowie durch Vorträge und Besprechungen zu fördern, für die Erhaltung geschichtlich merkwürdiger Gegenstände, Abbildungen und Schriften Sorge zu tragen und den Sinn für heimatliche Geschichte zu beleben. Für diesen Zweck ist der Verein bisher nicht ohne Erfolg thätig gewesen. Er hat eine ortsgeschichtliche Sammlung angelegt, die manche Merkwürdigkeit vor dem Untergange bewahrte und für das im vorigen Jahre eröffnete Stadtmuseum einen ansehnlichen Grundstock schuf; er hat die ehemaligen Wohnhäuser hervorragender Dresdner mit ehernen Gedenktafeln schmücken lassen; eine lange Reihe anregender Vorträge sind in seiner Mitte und neuerdings auch vor einer größeren Oeffentlichkeit gehalten worden; die bisher erschienenen zehn Hefte seiner „Mittheilungen“ haben die ortsgeschichtliche Forschung durch viele Beiträge bereichert und in den letzten beiden Jahren sind von ihm zwei Bilderwerke, „Dresdens Festungswerke im Jahre 1811“ und „Dresdner Straßenansichten vom Jahre 1678“, herausgegeben worden, mit denen er selbst außerhalb seines nächsten Schaffensgebietes Anerkennung geerntet hat.

Auch die hiermit sich einführende neue Zeitschrift will die Bestrebungen des Vereins fördern und in immer weitere Kreise tragen. Während die „Mittheilungen“ auch künftig umfangreichere wissenschaftliche Untersuchungen bringen sollen, werden die „Geschichtsblätter“ gemeinverständliche Abhandlungen und Vorträge über die Geschichte Dresdens, seiner Umgegend, seiner Bewohner und des in ihrer Mitte thronenden Fürstengeschlechts, kurze geschichtliche Nachrichten aus Akten, Briefen, seltenen Druckschriften und sonstigen Quellen, eine Uebersicht der mit Tode abgehenden hervorragenden Mitbürger, Berichte über die Vereinssitzungen, Veränderungen im Mitgliederbestande, Bücherbesprechungen u. s. w. veröffentlichen. Auch die gelegentliche Beigabe von Abbildungen ist in Aussicht genommen.

Wir hoffen, daß die „Geschichtsblätter“ sich und damit unsern von der Liebe zur Heimat getragenen Bestrebungen viele Freunde gewinnen werden. Als die unmittelbarste Förderung dieser Bestrebungen würden wir es begrüßen, wenn sich eine noch größere Zahl von Mitbürgern unserm Vereine anschlösse, weil wir dadurch in den Stand gesetzt würden, unsere Thätigkeit namentlich auf dem Gebiete stadtgeschichtlicher Veröffentlichungen noch zu erweitern.

Der Vorstand des Vereins für Geschichte Dresdens. 

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Neueste Veröffentlichungen des Vereins.

1. Dresdner Straßenansichten vom Jahre 1678. Nach Gabriel Tzschimmers Kupferwerk „Die durchlauchtigste Zusammenkunft“. Mit Einleitung und Erläuterungen von Dr. Otto Richter, Rathsarchivar. Für seine Mitglieder herausgegeben vom Verein für Geschichte Dresdens. Dresden, Lichtdruck von Stengel u. Markert, 1892. (4 Bll. Titel, Widmung u. Einleitung, 14 Bll. Lichtdrucktafeln gr. querfol., 21 SS. „Erläuterungen“ gr: 80).

2. Mitteilungen des Vereins für Geschichte Dresdens. Zehntes Heft. Dresden, K. S. Hofverlagsbuchhandlung Wilhelm Baensch, 1892. (134 SS. 80). Inhalt: I. Dresdner Briefe 1625–1670. Ein Bild aus dem Dresdner Leben im 17.  Jahrhundert. Mitgeteilt von Lic. Dr. Georg Buchwald, Diakonus in Zwickau. II. Aus den Reisetagebüchern almosensammelnder Dresdner Bürger nach dem Brande von Altendresden im Jahre 1685. Bearbeitet von Dr. Georg Beutel, Rathsarchiv-Assistent.



I. Jahrgang          1892          Nr. 3.
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Dresdens Festungswerke im Jahre 1811

(90 Ansichten und 2 Pläne in Lichtdruck nach Aquarellen von F. A. Kannegießer, mit Erläuterungen), das vom Vereine im Jahre 1890 herausgegebene Lichtdruckwerk, ist in zweiter Auflage erschienen und kann von denjenigen Mitgliedern, die es noch nicht besitzen, beim Vereinskassirer Stadtbauamts-Sekretär Adam (An der Krenzkirche 6, I) für den Preis von 6 Mark entnommen werden. An Nichtmitglieder wird das Werk nicht abgegeben.


Anmeldungen zur Mitgliedschaft

werden im Vereinslokal (Stadtbibliothek, Kreuzstraße 10, II) angenommen. Neu eintretende Mitglieder erhalten außer diesen Blättern die in Heften erscheinenden „Mittheilungen“ des Vereins sowie das Lichtdruckwerk „Dresdner Straßenansichten vom Jahre 1678“ (oder statt dessen auf Wunsch die oben erwähnten „Festungswerke“) unentgeltlich geliefert. Jährlicher Mitgliedsbeitrag 6 Mark.



II. Jahrgang          1893          Nr. 1.
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Vereinsangelegenheiten.
Bericht über die Hauptversammlung vom 16. Januar 1893.


Der Jahresbericht für 1892 ergab ein erfreuliches Bild von der aufsteigenden Entwicklung des Vereins. Veröffentlicht wurde ein Lichtdruckwerk „Dresdner Straßenansichten vom Jahre 1678, nach Gabr. Zschimmers Kupferwerk: Die durchlauchtigste Zusammenkunft, mit Erläuterungen von Dr. O, Richter.“ Das in einer Auflage von 300 Stück hergestellte Werk wurde Herrn Oberbürgermeister Dr. Stübel für seine Verdienste um die Bestrebungen [68] des Vereins gewidmet und ist ausschließlich für die Vereinsmitglieder bestimmt. Da es sehr bald vergriffen sein wird, ließ der Verein von dem früher erschienenen Lichtdruckwerke „Dresdens Festungswerke im Jahre 1811“ noch 200 Exemplare herstellen, um sie als Vereinsgabe für die neu eintretenden Mitglieder zu verwenden. Die in der letzten Hauptverhandlung beschlossene Herausgabe einer neuen vierteljährlich erscheinenden Vereinszeitschrift, der „Dresdner Geschichtsblätter“, ist zur Ausführung gelangt und es sind davon 4 Nummern, an die Mitglieder unentgeltlich, ausgegeben worden. – Vorträge wurden in neun Sitzungen gehalten: es sprach am 25. Januar und 15. Februar Herr Geh. Medizinalrath Dr. Fiedler über die Geschichte des Marcolinischen Palais, am 14. März Herr Oberlehrer Dr. Rachel über das Dresdner Landwehrbataillon 1813, am 11. April Herr Geh. Rath a. D. Freiherr von Biedermann über Goethes Aufenthalt in Dresden, am 9. Mai Herr Archivassistent Dr. Beutel über Reiseurtheile über Dresden, am 12. September Herr Archivrath Dr Ermisch über das neuaufgefundene älteste Dresdner Stadtbuch vom Jahre 1404, am 10. Oktober Herr Pastor Blanckmeister über den Superintendenten V. E. Löscher, am 7. November Herr Rektor Prof. Dr. Meltzer über den Dichter Professor Karl Förster und am 5. Dezember Herr Dr. Wuttke über die Bauernbefreiung in Sachsen. Die Vorträge waren stets zahlreich besucht, dagegen haben sich die probeweise eingeführten vierwöchentlichen Lese- und Besprechungsabende nicht als lebensfähig erwiesen. – Ausflüge wurden veranstaltet am Sonntag dem 12. Juni nach Klosterbuch und Leisnig, wo die 30 Theilnehmer, dank der gastlichen Aufnahme durch den dortigen Geschichts- und Alterthumsverein, einen höchst genußreichen Tag verlebten, und am 23. September Nachmittags nach Schloß Weesenstein. Am 24. August wurde bei Gelegenheit der Anwesenheit des Meißner Geschichtsvereins, der das Stadtmuseum besuchte, eine gemeinsame Besichtigung des Königl. Schlosses unternommen. – Die Mitgliederzahl hat sich von 145 auf 243 erhöht: neu eingetreten sind 105, ausgetreten 1, verstorben 6 Mitglieder. Diese starke Steigerung des Mitgliederbestandes ist wesentlich dem Anklange zu verdanken, den die neuen Veröffentlichungen des Vereins gefunden haben. – Der Bericht über die Kassenverwaltung wies eine Jahreseinnahme von 2791 M., eine Ausgabe von 2607 M. und einen Vermögens- und Kassenbestand von 1013 M. auf. Von der Stadtgemeinde ist dem Vereine, wie seit langen Jahren, ein Zuschuß von 300 M. gewährt, auch das Versammlungslokal, der Saal der Stadtbibliothek, unentgeltlich zur Verfügung gestellt worden. – Der bisherige Vorstand wurde durch Zuruf einstimmig wiedergewählt. Dem Antrage des Vorsitzenden entsprechend beschloß man die Sitzungen künftig nicht mehr Montags, sondern Mittwochs abzuhalten. Die Fortführung der „Geschichtsblätter“ in der begonnenen Weise wurde genehmigt und für die am 10. Juni 1894 bevorstehende 25 jährige Jubelfeier des Vereins die Herausgabe eines neuen größeren Bilderwerks in Aussicht genommen.

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Dresdens Festungswerke im Jahre 1811

(90 Ansichten und 2 Pläne in Lichtdruck nach Aquarellen von F. A. Kannegießer, mit Erläuterungen), das vom Vereine im Jahre 1890 herausgegebene Lichtdruckwerk, ist in zweiter Auflage erschienen und kann von denjenigen Mitgliedern, die es noch nicht besitzen, beim Vereinskassirer Stadtbauamts-Sekretär Adam (An der Kreuzkirche 6, I) für den Preis von 6 Mark entnommen werden. An Nichtmitglieder wird das Werk nicht abgegeben.

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Anmeldungen zur Mitgliedschaft

werden im Vereinslokal (Stadtbibliothek, Kreuzstraße 10, II) angenommen. Neu eintretende Mitglieder erhalten außer diesen Blättern die in Heften erscheinenden „Mittheilungen“ des Vereins sowie das Lichtdruckwerk „Dresdner Straßenansichten vom Jahre 1678“ oder die oben erwähnten „Festungswerke“ unentgeltlich geliefert. Jährlicher Mitgliedsbeitrag 6 Mark.



II. Jahrgang          1893          Nr. 3.
[88]
Anmeldungen zur Mitgliedschaft

werden im Vereinslokal (Stadtbibliothek, Kreuzstraße 10, II) angenommen. Neu eintretende Mitglieder erhalten außer diesen Blättern die in Heften erscheinenden „Mittheilungen“ des Vereins sowie das Lichtdruckwerk „Dresdens Festungswerke im Jahre 1811“ unentgeltlich geliefert. Jährlicher Mitgliedsbeitrag 6 Mark.



II. Jahrgang          1893          Nr. 4.
[104]
Anmeldungen zur Mitgliedschaft

werden im Vereinslokal (Stadtbibliothek, Kreuzstraße 10, II) angenommen. Neu eintretende Mitglieder erhalten außer diesen Blättern die in Heften erscheinenden „Mittheilungen“ des Vereins sowie das Lichtdruckwerk „Dresdens Festungswerke im Jahre 1811“ unentgeltlich geliefert. Jährlicher Mitgliedsbeitrag 6 Mark.


Am 10. Juni 1894 begeht unser Verein die Feier seines 25 jährigen Stiftungsfestes. Bei diesem Anlaß werden die Mitglieder als unentgeltliche Festgabe ein Bilderwerk erhalten, das die sämmtlichen von Canaletto radirten Ansichten von Dresden, Pirna, Sonnenstein und Königstein in 24 großen Lichtdrucktafeln mit erläuterndem Text wiedergiebt. Das Werk wird unter dem Titel „Canaletto-Mappe“ im Verlage von Wilhelm Baensch, Königl. Sächs. Hofverlagsbuchhandlung, kurz vor dem Festtage erscheinen.


Gleichzeitig mit dieser Nummer wird das elfte Heft der „Mittheilungen“ des Vereins ausgegeben, das eine Arbeit von E. G. M. Freiherrn von Friesen, Generalmajor z. D., über „Dresden im Kriegsjahre 1809“ enthält.


Von diesen „Geschichtsblättern“ werden 4 Jahrgänge einen Band mit besonderem Titelblatt und Register bilden. Mappen zur einstweiligen Aufbewahrung der einzelnen Nummern können zum Preise von 1,25 Mark im Vereinslokal (Stadtbibliothek) entnommen werden. Bestellungen bittet man baldigst zu bewirken.



III. Jahrgang          1894          Nr. 1.
[120]
Vereinsangelegenheiten.
Hauptversammlung vom 17. Januar 1894.

Der Jahresbericht für 1893 ließ ein weiteres gedeihliches Fortschreiten des Vereins erkennen. Veröffentlicht wurde außer 4 Nummern dieser „Geschichtsblätter“ ein elftes Heft der „Mittheilungen“, enthaltend eine auf aktenmäßigen Forschungen beruhende Arbeit des Herrn Generalmajor z. D. Freiherrn von Friesen: „Dresden im Kriegsjahre 1809“, die bei der Kritik eine beifällige Aufnahme gefunden hat. – Vorträge wurden in 9 Sitzungen gehalten: es sprachen Herr Professor Dr. G. Müller am 25. Januar über „den kurf. Kammermeister Hans Harrer, einen Großkaufmann und Großindustriellen des 16. Jahrhunderts“, und am 20. September über „das Leben in einem Dresdner Patrizierhause des 18. Jahrhunderts“; Herr Generalmajor z. D. Freiherr von Friesen am 15. Februar über „Ludwig Tieck in Dresden 1819–1842“, am 10. Mai über „Dresden während des Krieges 1809“, und am 15. Nov. über „die Kapitulation von Maxen am 21. Nov. 1759“; Herr Oberjustizrath von Göphardt am 14. März über „Einiges von dem ausgestorbenen Geschlechte von der Sahla“; Herr Rektor Prof. Dr. Meltzer am 12. April über „die älteste Schulordnung der Kreuzschule“; Herr Pastor Blanckmeister am 18. Oktober über „Theodor Körners Vorfahren“; Herr Dr. Wuttke am 13. Dezember über „das Erbbuch des Amtes Dresden vom Jahre 1547“. Die Vortragsversammlungen waren regelmäßig von 50 bis 75 Mitgliedern besucht. – Den Sommerausflug unternahm der Verein am 18. Juni unter Betheiligung von 40 Mitgliedern nach der Veste Stolpen. Ein Herbstausflug wurde am Nachmittag des 27. September nach Meißen veranstaltet, woran sich 25 Mitglieder betheiligten. – Mitglieder wurden 38 neu aufgenommen, 13 sind verstorben, so daß die Mitgliederzahl am Jahresschlusse 260 betrug. – Der Kassenbericht wies eine Jahreseinnahme von 2058 M. 64 Pf. (davon 38 M. 24 Pf. Kapitalzinsen, 300 M. Beitrag der Stadtgemeinde, 1599 M. Mitgliedsbeiträge und 121 M. 40 Pf. Erlös aus verkauften Veröffentlichungen) und eine Ausgabe von 1907 M. 91 Pf. (davon 1680 M. 67 Pf. für Veröffentlichungen und 227 M. 24 Pf. vermischte Ausgaben) auf; das Vereinsvermögen beläuft sich auf 1164 M. 17 Pf. – Der bisherige Vorstand wurde durch Zuruf einstimmig wiedergewählt.

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Anmeldungen zur Mitgliedschaft

werden im Vereinslokal (Stadtbibliothek, Kreuzstraße 10, II) angenommen. Neu eintretende Mitglieder erhalten außer diesen „Geschichtsblättern“ das letzte Heft der „Mittheilungen“ des Vereins, sowie das im Mai d. J. erscheinende Lichtdruckwerk „Canaletto-Mappe. 24 Blatt Ansichten von Dresden, Pirna und Königstein nach Canaletto’s Radierungen“ unentgeltlich. Jährlicher Mitgliedsbeitrag 6 Mark.



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III. Jahrgang          1894          Nr. 2.


Von diesen Blättern erscheinen jährlich 4 Nummern im Umfange von 1 bis 2 Bogen. Bestellpreis für den Jahrgang 3 Mark. Die Vereinsmitglieder erhalten die Blätter unentgeltlich zugesandt.


Ein Vierteljahrhundert unsers Vereinslebens.

Auch Vereine haben ihre Lebensalter und Schicksale, ihre Freuden und Leiden im Entstehen, Blühen und Vergehen. Der unsrige war als Knabe und Jüngling von schwächlicher Beschaffenheit, erst als er zu seinen Jahren kam, fing er an aufzublühen und jetzt steht er als kräftiger Mann da. Nach der Mitgliederzahl bemessen betrug seine Stärke im ersten Jahre 42, im fünften 91, im zwanzigsten immer noch nicht mehr als 87 heute dagegen über 300.

Unser Verein verdankt seine Entstehung einer Anregung des Bezirksschullehrers Karl Eduard Rieger (zu Dresden am 12. November 1836 geboren und am 9. März 1878 gestorben). Dieser erließ im „Dresdner Anzeiger“ vom 9. Mai 1869 eine öffentliche Aufforderung des Inhalts: „Wer einem zu begründenden Vereine für Geschichte Dresdens und seiner Umgegend beitreten will, wird gebeten, Adresse bei Herrn Kaufmann Böhme, Dippoldiswaldaer Platz, niederzulegen. E. Rieger, Lehrer.“

Noch an demselben Tage meldeten sich bei ihm der Advokat Gautsch, der Redakteur Springer, die Lehrer A. Hantzsch und P. Kunath, der Restaurateur Hagedorn und der Hoftheaterinspizient Handrick; auf eine zweite Aufforderung vom 13. Mai traten noch der Schriftsteller M. B. Lindau in Hainsberg und der Hofuhrmacher Weiße hinzu. Zu einer am 20. Mai abends im Garten des Gasthauses zum goldnen Ring am Postplatze veranstalteten Vorbesprechung erschienen fünf der genannten Herren, sowie der neugemeldete Juwelier Widemann. Man beschloß mit der Begründung eines Vereins vorzugehen, mehr Mitglieder zu werben und eine konstituirende Versammlung abzuhalten. Auf öffentliche Einladung fanden sich dazu am 10. Juni 1869 abends im ersten Obergeschoß von Deville’s Café de l’Europe, Frauenstraße Nr. 1, 24 Herren ein. Diese traten unter dem Vorsitze des Bürgermeisters Neubert in die Berathung der vom Advokat Gautsch entworfenen Statuten ein und sprachen nach deren Annahme die Begründung des Vereins aus. Bei der hierauf vollzogenen Wahl des Vorstandes wurde Appellationsrath a. D. Pietsch zum Vorsitzenden, Bürgermeister Neubert zu dessen Stellvertreter, Redakteur Springer und Lehrer Hantzsch zu Schriftführern, Bibliothekssekretär Dr. Bösigk zum Bibliothekar und Buchhändler Ernst am Ende zum Kassenverwalter gewählt.

Der neue „Verein für die Geschichte und Topographie Dresdens und seiner Umgebung“ stellte sich laut Statut vom 10. Juni 1869 die Aufgabe, „alles auf die Geschichte und Topographie der Stadt Dresden und seiner nächsten Umgebung Bezügliche zu erforschen, aufzuzeichnen, durch Sammeln oder bildliche oder schriftliche Darstellung vor dem Untergange oder der Vergessenheit zu bewahren, durch Besprechung und Vorträge zu erläutern und davon nach Befinden das dazu Geeignete zu veröffentlichen.“ Der wichtigste Theil dieser Aufgabe war zunächst das Sammeln von Alterthümern und ihre Verewigung durch Bild und Wort, denn hier war Gefahr im Verzuge. Die Neugestaltung und Vergrößerung der Stadt ließ ein Denkmal der Vergangenheit nach dem andern verschwinden, der schwunghaft betriebene Kunst- und Antiquitätenhandel entführte eine Merkwürdigkeit nach der

[122] andern aus der Stadt. Dem gegenüber waren die Kräfte des Königlich Sächsischen Alterthumsvereins, der die Kunstalterthümer im ganzen Lande unter seine Obhut zu nehmen hatte, allein unzureichend; aber er hat sich doch das Verdienst erworben, eine Anzahl geschichtlich bedeutsamer Dresdner Kunstwerke durch Aufnahme in sein Museum vor dem Untergange gerettet zu haben, zu einer Zeit, wo die Gemeindeverwaltung in Bezug auf die Pflege der Vergangenheit der Stadt noch alles versäumte.

Es war daher nur zu billigen, daß der junge Verein sich zunächst vorwiegend der Sammelthätigkeit widmete. Den eifrigen Bemühungen weniger Mitglieder gelang es, eine kleine ortsgeschichtliche Sammlung von Büchern, Bildern und Alterthümern zusammenzubringen, die man von Anfang an als den Grundstock zu einem künftigen städtischen Museum betrachtet wissen wollte. Es befanden sich darunter einige werthvolle Originalgemälde und manche interessante Erinnerungsgegenstände; aber da der Verein bei seinen geringen Mitteln fast nur auf Schenkungen angewiesen war und bei deren Annahme sehr weitherzig verfahren zu müssen glaubte, so floß neben manchem Guten gar vieles Minderwerthige zusammen. Die Sammlung des Vereins blieb in Bezug auf Abbildungen und Druckschriften immer noch hinter dem zurück, was ein einzelnes seiner Mitglieder, freilich eins der eifrigsten, der Hofuhrmacher Weiße, allein zusammenbrachte. Diese im Jahre 1879 von der Stadtgemeinde erworbene Privatsammlung ist daher für die Grundlegung zu dem jetzigen Stadtmuseum wichtiger gewesen als die Vereinssammlung.

Soweit sich die Bestrebungen des Vereins auf die Erforschung und Behandlung der Ortsgeschichte richteten, waren sie lange Zeit nur von geringem Erfolge, da es ihm an der ausreichenden Zahl von Fachleuten auf diesem Gebiete fehlte. Zwar versammelte er sich monatlich mehrmals zu Vorträgen und Besprechungen, aber die daraus hervorgehende Anregung blieb auf eine kleine Gemeinde von 10 bis 12 Personen beschränkt. Ein einziges Mal trat er mit einer öffentlichen Vortragsversammlung hervor; sie wurde am 26. Januar 1870 in der Waldschlößchen-Stadtrestauration abgehalten, mußte aber in ihrer Vereinzelung ohne Wirkung bleiben.

Die regelmäßigen Zusammenkünfte fanden bis Mitte Juli 1871 noch im Café de l’Europe und seit dem September 1871 in der Medinger Bierhalle, Sophienstraße Nr. 6, statt. Das Anwachsen der bisher in einem einzigen Schranke untergebrachten Sammlungen drängte aber zur Beschaffung eines eignen Vereinslokals. Da der Stadtrath, an den man sich deshalb wandte, ein solches nicht zur Verfügung stellen zu können erklärte, miethete der Verein vom 1. Oktober 1872 ab auf eigene Kosten die Vorderzimmer des ersten Obergeschosses in dem Hause „zur Glocke“ an der Frauenkirche Nr. 14. Von da ist er im Februar 1877 in das zweite Obergeschoß des Hauses kleine Brüdergasse Nr. 19 (Ecke der Schloßstraße) übergesiedelt. Diese Lokale gewährten dem Vereine nicht nur ein ungestörtes Heim, sondern boten ihm auch die Möglichkeit, bisweilen kleine Ausstellungen zu veranstalten, um seine Sammlungen weiteren Kreisen vorzuführen.

Aber mit der Ermiethung des Lokals in der „Glocke“ hatte sich der Verein, dessen Schultern einer solchen Belastung nicht gewachsen waren, eine schwere Sorge aufgebürdet. Glücklicherweise wurde seine Hoffnung auf finanzielle Unterstützung seiten der Stadtgemeinde nicht getäuscht: Rath und Stadtverordnete bewilligten 1873 einen Jahreszuschuß von 300 Mark, der dem Vereine bis auf den heutigen Tag fortgewährt worden ist.

Trotz dieser dankenswerthen Hilfe war jedoch das Miethlokal noch lange ein Hemmschuh für die sonstige Bethätigung des Vereins. Die fortdauernde Knappheit der Geldmittel ließ es nicht in dem erwünschten Umfange zur Herausgabe von Vereinsschriften kommen, von der man am ehesten eine Zunahme des öffentlichen Interesses an den Bestrebungen des Vereins und eine Verstärkung seines Mitgliederbestandes hätte erwarten können. Die geplante Veröffentlichung einer fortlaufenden Dresdner Tageschronik mußte, nachdem man die von M. B. Lindau bearbeitete Chronik des zweiten Halbjahrs 1869 als erstes Heft von „Mittheilungen“ 1872 hatte erscheinen lassen, schon wieder aufgegeben werden. Ein zweites Heft dieser Vereinszeitschrift kam 1875 heraus und damit ging sie auf längere Zeit ein; denn das 1880 erschienene dritte Heft war kein Unternehmen des Vereins, sondern des Verfassers. Erst 1883 wurde es möglich, die Vereinsveröffentlichungen wiederaufzunehmen. Dem damals erschienenen vierten Hefte der „Mittheilungen“ sind seitdem weitere 7 Hefte gefolgt. Für unsre Ortsgeschichte ist darin mancher gute Baustein enthalten, einzelnes davon wird auch für die allgemeinere Geschichte nicht ohne Werth sein. Ein im Jahre 1884 auf die beste Bearbeitung einer „Geschichte des Dresdner Innungswesens bis zum Ende des 17. Jahrhunderts“ ausgeschriebener Preis von 300 Mark ist noch nicht zur Vergebung gelangt, doch hat sich damals ein Bewerber gefunden und die Vollendung seiner umfänglichen Arbeit steht in kurzer Zeit zu erwarten. Weitere 300 Mark hat der Verein aufgewendet, um auf Grund der städtischen Geschoßregister ein handschriftliches Verzeichniß der Besitzer aller einzelnen Häuser der Altstadt in den letzten drei Jahrhunderten bearbeiten zu lassen; dieses im Rathsarchive aufbewahrte Verzeichniß hat sich bei Nachforschungen über Häusergeschichte bisher schon vielfach als äußerst nutzbringend erwiesen.

[123] Derartige Aufwendungen würden aber auf die Dauer über die Kräfte des Vereins gegangen sein, wenn es nicht inzwischen gelungen wäre, ihn von dem geldverschlingenden Miethlokale zu entlasten. Die Möglichkeit hierzu bot sich dar, als die im Jahre 1881 begründete Stadtbibliothek ihre Räume im ehemaligen Polizeihause auf der Scheffelstraße im Sommer 1886 erweiterte. Der Verein erhielt damals vom Rathe die Erlaubniß, seine Sammlungen mit in der Stadtbibliothek aufzustellen und seine Sitzungen dort abzuhalten. Mit Ende September 1886 gab er sein Miethlokal auf und trat damit in einen neuen Abschnitt seines inneren und äußeren Lebens.

Einzelne der älteren Mitglieder konnten sich nicht entschließen, diesen Wechsel mitzumachen. War doch das Vereinsleben in den bisherigen Lokalen nicht ohne eigenthümlichen Reiz gewesen. Inmitten der an den Wänden hängenden Bilder und der in den Ecken aufgestapelten Alterthümer hatten sie hier, in kleinem Kreise um den hufeisenförmigen Tisch herum sitzend, manche gemüthlich angeregte Stunde verbracht, sei es im Anhören von Vorträgen oder im Durchblättern der Bildermappen oder auch in zwangloser Unterhaltung über heimathliche Geschichte, wobei sie mit Gerstensaft und Tabakrauch den Staub und Moder der Vergangenheit erfolgreich bekämpften.

Bürgermeister Neubert.

Der Umzug brachte hierin eine vollständige Wandlung hervor. Das seit dem September 1886 benutzte Lesezimmer der Stadtbibliothek war groß genug, um die Versammlungen auch Gästen zugänglich zu machen, und der alsbald eintretende stärkere Besuch der regelmäßig, aber nicht mehr so häufig wie früher stattfindenden Vorträge wirkte belebend auf den Verein und ermunternd auf die Redner. In den vorhergegangenen Jahren hatte der Verein auf weitere Kreise durch öffentliche Vorträge zu wirken gesucht, für die der Saal des Armenamts im Stadthause auf der Landhausstraße zur Verfügung gestellt war und von denen im Jahre 1882 3, 1883 und 1886 je 2 abgehalten wurden.

Nach außen hin hat sich der Verein auch noch durch Stiftung von Gedenktafeln für hervorragende Dresdner bethätigt. In den Jahren 1886 bis 1888 sind drei große Bronzetafeln, jede mit einem Aufwande von 250 Mark, gestiftet worden, und zwar am Sterbehause des Malers Ludwig Richter Johannesstraße Nr. 1, am Wohnhause des Erbauers der Frauenkirche George Bähr an der Mauer Nr. 2 (Seestraße) und am Wohnhause des Goldschmieds Johann Melchior Dinglinger Frauenstr. Nr. 9. Ferner hat der Verein das aus der Petrikirche zu Bautzen entfernte Grabdenkmal des Dresdner Chronisten Anton Weck nach Dresden überführen und im Gebäude des Stadtmuseums aufstellen lassen.

So war in den achtziger Jahren manches geleistet, jedoch eine merkliche Hebung der Mitgliederzahl damit noch nicht erzielt worden. In dieser Beziehung trat erst mit dem Jahre 1890 ein erfreulicher Umschwung ein. Die seitdem veranstaltete Herausgabe ortsgeschichtlicher Bilderwerke, die nur den Vereinsmitgliedern, und zwar unentgeltlich, überlassen wurden, äußerte eine ungemein starke Anziehungskraft. Der 1890 erschienenen Lichtdruckmappe „Dresdens Festungswerke im Jahre 1811“ folgten nach zwei Jahren die „Dresdner Straßenansichten vom Jahre 1678“ und soeben ist die dritte und ansehnlichste derartige Veröffentlichung, die „Canaletto-Mappe“, zur Ausgabe gelangt. Die mit der Mitgliederzahl wachsenden Geldmittel machten es möglich, neben diesen Bilderwerken und den älteren „Mittheilungen“ noch eine Vierteljahrsschrift in Gestalt der „Dresdner Geschichtsblätter“ ins Leben zu rufen, die zur Belebung des Interesses an den Bestrebungen des Vereins auch das ihrige beigetragen hat.

Nicht ohne günstige Wirkung für den Verein dürfte [124] aber auch die zu Neujahr 1891 erfolgte Eröffnung eines Stadtmuseums gewesen sein, das sich für Tausende als eine Quelle des Genusses und der Belehrung über die Geschichte unsrer Stadt erweist. In diesem Museum hat der Verein seine Bilder- und Alterthümersammlung aufgehen lassen, ebenso wie er bereits 1887 seine Bücherei zu Gunsten der Stadtbibliothek aufgelöst hatte. Nachdem diese gemeinschaftlich mit dem neuen Stadtmuseum im Herbst 1890 aus dem alten Polizeihause auf der Scheffelstraße nach dem ehemals gräflich Loßschen Palais auf der Kreuzstraße verlegt worden ist, hält der Verein seitdem hier, im Vorsaale der Stadtbibliothek, auch seine Versammlungen ab. Daß dieses stattliche Lokal die Zahl der zu den Vorträgen erscheinenden Mitglieder kaum noch zu fassen vermag, ist eine erfreuliche Erscheinung, die von der gegenwärtigen Blüthe des Vereins immer von neuem Zeugniß ablegt.

Zu dieser Blüthe werden die im Laufe der Zeit vorgenommenen Aenderungen in der Verfassung des Vereins wohl nur wenig beigetragen haben, sie sollen daher nur im Vorübergehen erwähnt sein. Durch das erneuerte Statut vom 14. November 1873 wurde der Mitgliedsbeitrag von 4 auf 6 Mark erhöht; das Statut vom 1. Februar 1878 gab dem Vereine die Form einer Genossenschaft mit dem Rechte einer juristischen Person; die neuesten Satzungen vom 18. Januar 1888 schafften das seit seiner Begründung von den Mitgliedern geforderte Eintrittsgeld ab und verwandelten den bisherigen, etwas umständlichen Namen in den einfacheren „Verein für Geschichte Dresdens“. Bei der Einführung der genossenschaftlichen Verfassung war es wohl hauptsächlich darauf abgesehen, die Zuwendung von Legaten zu erleichtern; leider ist von dieser Erleichterung bisher nur einmal Gebrauch gemacht worden, und zwar von dem 1882 verstorbenen Großkaufmann F. L. Gehe, der dem Vereine ein Vermächtniß von 500 Mark hinterließ.

Es muß darauf verzichtet werden, hier alle die Männer zu nennen, die sich durch Schenkungen, Forschungen, Vorträge, Sammeln, Agitiren und Verwalten um den Verein verdient gemacht haben. Nur die Namen der ersten vier Vorsitzenden – der fünfte ist noch im Amte – mögen hier Platz finden, weil sie gewissermaßen Perioden bezeichnen, nach denen die Geschichte des Vereins sich gliedert:

1869–1871 Appellationsrath C. H. Pietsch,
1871–1873 Advokat Carl Gautsch,
1873–1881 Geheimer Finanzrath Dr. Woldemar Freiherr von Biedermann,
1882–1883 Oberamtsrichter E. Th. Volgmann.

Der dritte von ihnen weilt zur Freude der Vereinsmitglieder noch in unverminderter Frische und Antheilnahme unter uns, die andern drei deckt längst der kühle Rasen. Und dahingegangen ist auch der treffliche Mann, unter dessen Leitung der Verein ins Leben trat und der das erste Jahrzehnt hindurch das Amt des stellvertretenden Vorsitzenden versah: Bürgermeister Heinrich Moritz Neubert (geboren zu Ehrenfriedersdorf am 26. Dezember 1809, gestorben zu Dresden am 26. August 1881). Vorbereitet durch die Quellenstudien zu seinen auf geschichtlicher Grundlage aufgebauten Rechtsgutachten über städtische Verhältnisse, hat er in dem damals überwiegend aus Laien bestehenden Vereine die Forderung quellenmäßiger Behandlung unsrer Stadtgeschichte zur vollen Geltung gebracht und darin durch seine Forschungen vorbildlich gewirkt. Er war eine Zierde des Vereins, deshalb soll sein Bildniß diesen Rückblick zieren.

Und nun zum Schluß einen Ausblick. Seitdem unser nationales Sehnen erfüllt ist und der Deutsche sich wieder ohne Bitterkeit in die vaterländische Vorzeit vertiefen kann, haben die geschichtlichen Studien einen hohen Aufschwung genommen. Aller Voraussicht nach wird dieser noch andauern und auch den bescheidenen Bestrebungen unsers Vereins zugute kommen. Aber es können Zeiten eintreten, wo unser Volk in äußeren oder inneren Kämpfen um seinen Bestand ringen und alle seine Kräfte wieder auf das Zukünftige richten muß. Möge der Verein daher die günstige Zeit nutzen und mit den ihm jetzt reichlicher als je zufließenden Mitteln eifrig schaffen, zu Freude und Genuß seiner Mitglieder, zur Ehre unsrer Stadt und ihrer Bewohner, zur Förderung der Geschichtswissenschaft.

Dr. O. Richter. 



III. Jahrgang          1894          Nr. 3.
[151]
Vereinsangelegenheiten.
Bericht über das Vereinsjubiläum
am 10. Juni 1894.

Fünfundzwanzig Jahre sind zwar ein stattlicher Zeitraum auch im Leben eines Vereins, aber doch kein ausreichender Grund, ein rauschendes Jubelfest zu feiern. Diese Rücksicht bestimmte den Verein für Geschichte Dresdens, seinen 25jährigen Geburtstag nur im Kreise der Seinen zu begehen und auf die Einladung von Behörden und befreundeten Vereinen zu verzichten. Er feierte sein Fest im Sinne gleichsam eines schlichten Familiengedenktages, der nur die Familienmitglieder zu fröhlichem Rückwärts- und Vorwärtsschauen versammelt. – Wie seit längerer Zeit alljährlich, so unternahm der Verein auch bei dieser Gelegenheit einen Ausflug, wenn auch mit Rücksicht auf den weiteren Festplan einen kürzeren. Früh. 8 Uhr führte ein Sonderschiff vom Terrassenufer und dann von Neustadt, Loschwitz und Blasewitz aus gegen 70 Theilnehmer nach Pillnitz. Der unaufhörlich strömende Regen vermochte der frohen Laune keinen Eintrag zu thun. In Pillnitz begab man sich zunächst in die Schloßschänke und fand Dank der Fürsorge des Vorstandes einen reichlich gedeckten Frühstückstisch vor. In zwei Abtheilungen besichtigte dann die Gesellschaft unter der Führung des Schloßverwalters und des Mitgliedes Herrn Hofuhrmacher Weiße das Innere des weit ausgedehnten Schlosses, zuerst den großen Versammlungssaal, in dem am 27. August 1791 von den Monarchen Kaiser Leopold II., König Friedrich Wilhelm II. von Preußen und Kurfürst Friedrich August dem Gerechten die bekannte Konvention von Pillnitz abgeschlossen wurde. Durch eine Reihe von Fremdenräumen führte der Weg nach den vom König Johann einstmals bewohnten Gemächern; sein Sterbezimmer und seine mit einem Mosaikbilde Christi, einem Geschenk des Papstes, geschmückte Hauskapelle fesselten die Aufmerksamkeit Aller. Der große Speisesaal des Königs Johann ist an den Wänden über und über mit Bildnissen, meist von Fürsten und Fürstinnen, bedeckt. Ueberhaupt ist der Bilderreichthum des Schlosses bemerkenswerth, und nicht wenige darunter sind treffliche Werke von der Hand berühmter Künstler. An die Gemächer König Johanns stoßen die seiner Gemahlin, der Königin Amalie. Beide haben das Schloß sehr häufig bewohnt. Die Räume sind jetzt nicht im Gebrauch: König Albert und Königin Carola wohnen im gegenüberliegenden Bergflügel des Schlosses. Durch Fremdenräume, die während der Pillnitzer Konvention Friedrich Wilhelm II. von Preußen bewohnte, gelangte die Gesellschaft wieder in den inneren Schloßgarten.

Um 12 Uhr ging das Schiff nach Dresden zurück. 1/22 Uhr begann das Festmahl im oberen Saale des Belvedere. Die vorzüglichen Tafelgenüsse wurden durch ernste und heitere Ansprachen gewürzt. Zuerst ergriff das Wort Herr Rathsarchivar Dr. Richter, der erste Vorsitzende des Vereins. Er betonte den Zusammenhang, der die ortsgeschichtlichen Bestrebungen mit dem Ganzen des Volkslebens verbindet: das Heimathsgefühl, in dem jene Bestrebungen wurzeln, sei zugleich der Baum, an dem die Vaterlandsliebe sich emporranke. Männer, die gewöhnt sind, die geschichtliche Entwickelung zu betrachten, werden dem Staatsoberhaupte nicht bloß aus persönlicher Werthschätzung, sondern aus festgewurzelter Staatsgesinnung, aus monarchischer Ueberzeugung heraus Ehrerbietung zollen. In solchem Sinne brachte der Redner ein begeistert aufgenommenes Hoch auf Ihre Majestäten Kaiser Wilhelm und König Albert aus. – Herr Oberjustizrath von Göphardt schilderte die beschränkte Lage, die dem jungen Verein nach seiner Gründung das Aufwärtskommen schwer machte. Dem Rathe der Stadt Dresden, der dann bald den Bestrebungen des Vereins seine Fürsorge zuwandte, widmete der Redner dankerfüllten Herzens das zweite Hoch. – Herr Stadtrath Hetschel hob hervor, daß der Verein durch die Pflege der heimathlichen Geschichte die Heimathsliebe und mit ihr eben den regen Bürgersinn wecke, den der Rath bei seiner Arbeit durchaus nicht missen könne, und wünschte dem Verein im Namen des Rathes und der anwesenden Rathsmitglieder ein langes und wirksames Leben. – Herr Professor Dr. Müller gedachte in Worten voll herzlicher Wärme und gemüthvollen Humors der Gründer des Vereins, von denen drei mit anwesend waren, Herr Lehrer Hantzsch, Herr Hofuhrmacher Weiße und Herr Journalist Widemann. Herr Lehrer Hantzsch dankte in deren Namen, und mit einem Hinblick auf die seit der Gründung bis jetzt geleistete Arbeit wünschte er dem Verein für sein weiteres Bestehen einen arbeitsfreudigen Nachwuchs. – Herr Geheimer Rath Dr. Freiherr von Biedermann malte mit lebhaften und freudigen Farben die erste Zeit, da der Verein noch jung war und schwer zu kämpfen hatte, in der aber jeder einzelne mit warmer Liebe und lebendigem Eifer zum allgemeinen Werke das Seine beitrug, und stellte diese Eigenschaft des vergangenen Vereinslebens als ein noch heute beherzigenswerthes Beispiel auf. Dem heutigen Vorsitzenden aber sprach er für die Liebe und den Eifer, den derselbe in dieser Eigenschaft seit über 10 Jahren, vom glänzendsten Erfolge belohnt, entfaltet hat, den innigen Dank des Vereins aus. – Herr Rathsarchivar Dr. Richter lenkte diesen Dank auf den Vorredner zurück, der vor ihm lange Zeit und in wahrlich schwierigen Verhältnissen den Verein geleitet hatte. – Herr Rektor Professor Dr. Meltzer sprach in anerkennenden Worten den Dank des Vorstandes [152] allen denen aus, die das Vereinswerk als Mitarbeiter in Wort und Schrift fördern halfen. – Eine weitere Unterhaltung bei der Tafel boten zwei Tafellieder, die einen Sturm der Heiterkeit entfesselten. Das erste, in Form eines Extrablattes zu den „Dresdner Geschichtsblättern“ gedruckt, leuchtete mit der Fackel des Humors in das tiefe Dunkel hinein, das über dem Ursprunge unserer Stadt liegt. – Huldvoll anerkennende Dankschreiben waren eingegangen im Auftrage Sr. Majestät des Königs Albert und Ihrer königlichen Hoheiten des Prinzen Georg und des Prinzen Friedrich August, denen der Verein seine Jubiläumsfestgabe, die Canalettomappe, überreicht hatte. Beglückwünschungsschreiben lagen vor von der Direktion der königlichen öffentlichen Bibliothek, vom Verein für Geschichte Leisnigs und von einzelnen Mitgliedern, die von der Theilnahme am Feste abgehalten waren. – Nach der Tafel blieben die Festtheilnehmer noch lange in zwanglosen Gruppen bei angeregter Unterhaltung zusammen.

(Dresdner Anzeiger.)

[152] Das in zweiter Auflage erschienene Lichtdruckwerk „Dresdens Festungswerke im Jahre 1811. 90 Ansichten und 2 Pläne in Lichtdruck nach Aquarellen von F. A. Kannegießer“ kann von den Mitgliedern zum Preise von 6 Mark beim Kassenverwalter Sekretär Adam (an der Kreuzkirche 6, I) entnommen werden.


Mappen zur Aufbewahrung der „Geschichtsblätter“ sind zum Preise von 1,25 Mark bei der Hofverlagsbuchhandlung von Wilhelm Baensch (Waisenhausstraße 34) käuflich zu haben.


Anmeldungen zur Mitgliedschaft

werden im Vereinslokal (Stadtbibliothek, Kreuzstraße 10, II) angenommen. Neu eintretende Mitglieder erhalten außer diesen „Geschichtsblättern“ das Lichtdruckwerk „Canaletto-Mappe. 24 Blatt Ansichten von Dresden, Pirna und Königstein nach Canaletto’s Radierungen“ unentgeltlich. Jährlicher Mitgliedsbeitrag 6 Mark.



IV. Jahrgang          1895          Nr. 1.
[180]
Vereinsangelegenheiten.
Jahresbericht für 1894.

Veröffentlicht wurde außer dem III. Jahrgange dieser „Geschichtsblätter“ das Lichtdruckwerk „Canaletto-Mappe. 24 Ansichten von Dresden, Pirna und Königstein nach Canaletto’s Radierungen mit Erläuterungen herausgegeben von O. Richter.“ Dieses im Verlage der K. S. Hofverlagsbuchhandlung von Wilhelm Baensch erschienene Werk, das im Buchhandel 18 Mark kostet, wurde den Mitgliedern als Festgabe zur 25jährigen Jubelfeier des Vereins unentgeltlich geliefert. – Vorträge hielten am 31. Januar Rathsarchivar Dr. Richter über „den Frauenkirchhof, die älteste Begräbnißstätte Dresdens“, am 14. Februar Direktorialassistent Dr. Deichmüller über „die Ergebnisse der vorgeschichtlichen Ausgrabungen in Dresden und Umgegend“, am 14. März Generalmajor z. D. Freiherr von Friesen über „die Herren von Friesen als Hausbesitzer in Dresden“, am 11. April Oberkonsistorialrath D. Dibelius über „die Einführung der Reformation in Dresden nach der Darstellung des Bennokalenders“, am 9. Mai Geh. Rath a. D. Dr. Freiherr von Biedermann über „Angelo Ciccarelli“ (von dem er ein Pastellbildniß als Geschenk für die Vereinssammlung überreichte) und Dr. phil. et jur. Wuttke über „eine Arbeitslohntaxe von 1625“, am 19. September Professor Dr. Müller über „die kursächsischen Kanzler“, am 17. Oktober Rathsarchivar Dr. Richter über „unser Stadtbild sonst und jetzt“, am 14. November Professor Dr. Gurlitt über „Grundsätze bei Wiederherstellung älterer Bauwerke“ und am 12. Dezember Gymnasialoberlehrer Dr. Aster über „die Aufnahme der böhmischen Exulanten in Dresden“. Die Zahl der bei diesen Vorträgen anwesenden Mitglieder schwankte zwischen 50 und 80. – Ein größerer Ausflug unterblieb dieses Jahr mit Rücksicht auf das am 10. Juni abgehaltene Jubelfest des Vereins, über dessen Verlauf bereits auf S. 151 d. Bl. berichtet worden ist. Am 28. Mai wurde unter freundlicher Führung des Herrn Oberbibliothekar Professor Dr. Schnorr von Carolsfeld die hiesige Königliche öffentliche Bibliothek besichtigt, am 5. September fand ein Nachmittagsausflug nach Großsedlitz statt. – Mitglieder wurden 119 neu aufgenommen, 2 sind ausgetreten, 3 verstorben, so daß die Mitgliederzahl am Jahresschluß 374 betrug. – Die Vereinskasse hatte eine Jahreseinnahme von 3008 Mk. 5 Pf. (davon 64 Mk. 55 Pf. Kapitalzinsen, 300 Mk. Beitrag der Stadtgemeinde, 2256 Mk. Mitgliedsbeiträge und 387 Mk. 50 Pf. Erlös aus verkauften Veröffentlichungen) und eine Ausgabe von 2642 Mk. 40 Pf. (davon 2209 Mk. 53 Pf. für Veröffentlichungen und 432 Mk. 87 Pf. vermischte Ausgaben). Das Vereinsvermögen betrug am Jahresschluß 1550 Mk. 22 Pf., doch bleibt noch eine Schuld von 925 Mk. auf die Canaletto-Mappe zu tilgen.


[180] Von den bisherigen Vereinsveröffentlichungen sind an die Mitglieder verkäuflich: die Lichtdruckwerke „Dresdens Festungswerke im Jahre 1811“ und „Canaletto-Mappe“ für je 6 Mk., jedes der elf Hefte „Mittheilungen“ (mit Ausnahme des vergriffenen dritten) für 50 Pf., jeder der drei Jahrgänge „Geschichtsblätter“ für 1 Mk. 50 Pf. Das Lichtdruckwerk „Dresdner Straßenansichten im Jahre 1678“ ist gänzlich vergriffen.

Neu eintretende Mitglieder erhalten, so weit der Vorrath reicht, die „Canaletto-Mappe“ oder die „Festungswerke“ unentgeltlich.



IV. Jahrgang          1895          Nr. 3.

[220] Neu eintretende Mitglieder erhalten den laufenden Jahrgang dieser „Geschichtsblätter“ und die „Canaletto-Mappe“ unentgeltlich. Voraussichtlich wird in diesem Jahre auch ein Doppelheft der „Mittheilungen“ erscheinen.



IV. Jahrgang          1895          Nr. 4.

[232] Von den bisherigen Vereinsveröffentlichungen sind an die Mitglieder verkäuflich: die Lichtdruckwerke „Dresdens Festungswerke im Jahre 1811“ und „Canaletto-Mappe“ für je 6 Mk., jedes der elf Hefte „Mittheilungen“ (mit Ausnahme des vergriffenen dritten) für 50 Pf., jeder der vier Jahrgänge „Geschichtsblätter“ für 1 Mk. 50 Pf. Das Lichtdruckwerk „Dresdner Straßenansichten im Jahre 1678“ ist gänzlich vergriffen.



V. Jahrgang          1896          Nr. 1.
[252]
Bitte.

Unsre Stadtbibliothek hat sich u. a. die Aufgabe gestellt, alle diejenigen Erzeugnisse des Buch- und Bilderdrucks zu sammeln und zu bewahren, die für eine spätere Schilderung des geistigen und wirthschaftlichen Lebens unsrer Stadt brauchbar sein können. Es handelt sich dabei namentlich um

Berichte, Satzungen und sonstige Drucksachen von Vereinen und Anstalten für Wissenschaft, Kunst, Gewerbe, Handel, Geselligkeit u. s. w.,
Programme von allerhand öffentlichen Veranstaltungen und Vergnügungen,
Kataloge von Ausstellungen, Operntexte u. dergl.,
Geschäftsberichte von Industriegesellschaften,
Reklameblätter, Musterbücher, Preislisten u. dergl. von Fabriken, Handelshäusern und gewerblichen Unternehmungen aller Art,
lithographische, photographische und sonstige Abbildungen von Dresdner Baulichkeiten und Ereignissen,
mit Ansichten geschmückte Briefbogen, Postkarten, Speisekarten u. dergl.,
Bildnisse namhafter Dresdner Persönlichkeiten u. a. m.

Die vielen kleinen Erzeugnisse der Presse, die für vorübergehende Zwecke hergestellt werden, fallen erfahrungsgemäß sehr bald der Vernichtung anheim und sind später nur noch schwer zu erlangen, werden aber für die künftige Forschung um so unentbehrlicher sein, als die Zeitungen bei der schlechten Beschaffenheit ihres Papiers selbst bei sorgfältiger Bewahrung schwerlich eine lange Zeit überdauern werden. Der Verwaltung der Stadtbibliothek ist es jedoch unmöglich, diese Dinge in ausreichendem Umfange zu beschaffen, wenn ihr nicht die freiwillige Unterstützung der hiesigen Geschichtsfreunde zu Theil wird. Der Unterzeichnete wendet sich daher an die geehrten Mitglieder unsers Vereins mit dem Ersuchen, ihn bei der Sammlung des ortsgeschichtlichen Quellenmaterials freundlichst zu unterstützen und Drucksachen und Abbildungen der angedeuteten Art, soweit sie in ihrem Besitze oder aus den ihnen nahestehenden Kreisen zu erlangen sind, der Stadtbibliothek zu überweisen. Mit besonderem Danke würde es begrüßt werden, wenn einzelne Herren sich bereit erklärten, das planmäßige Sammeln bestimmter Gattungen von Dresdner Drucksachen in die Hand zu nehmen.

Rathsarchivar Dr. Richter.

Von den bisherigen Vereinsveröffentlichungen werden im Vereinslokale an die Mitglieder (jedoch nicht zum Weiterverkauf) abgegeben: die Lichtdruckwerke „Dresdens Festungswerke im Jahre 1811“ und „Canaletto-Mappe“ für je 6 Mk., jedes der elf Hefte „Mittheilungen“ (mit Ausnahme des vergriffenen dritten) für 50 Pf., jeder der vier Jahrgänge „Geschichtsblätter“ für 1 Mk. 50 Pf. Das Lichtdruckwerk „Dresdner Straßenansichten im Jahre 1678“ ist gänzlich vergriffen.



V. Jahrgang          1896          Nr. 2.
[268]
Vereinsangelegenheiten.
Jahresbericht für 1895.

Die diesjährigen Veröffentlichungen des Vereins bestanden in 4 Nummern der „Dresdner Geschichtsblätter“ und einem 20 Bogen starken Bande der „Mittheilungen“, enthaltend den ersten, allgemeinen Theil der Arbeit von Max Flemming über „die Dresdner Innungen von ihrer Entstehung bis zum Ende des 17. Jahrhunderts“, die durch ein Preisausschreiben des Vereins vom Jahre 1884 veranlaßt worden ist. – Vorträge wurden gehalten am 30. Januar von Bibliothekar Dr. Lier über „Johannes Velten und die Anfänge des deutschen Theaters in Dresden“, am 20. Februar von Geh. Rath a. D. Dr. Freiherrn von Biedermann über „eine Dresdner Liebhaberbühne vor hundert Jahren“, am 27. März von Generalmajor z. D. Freiherrn von Friesen über „die Schlacht bei Dresden“, am 8. Mai von Archivassistent Dr. Beutel über „die Geschichte der Gast- und Schankgerechtigkeit in den Dresdner Vorstädten“, am 9. Oktober von Sekretär Haug über „die Entstehung der Antonstadt“, am 13. November von Professor Dr. Gurlitt über „die Inventarisation der Bau- und Kunstdenkmäler Sachsens“ und am 11. Dezember von Pastor Blanckmeister über „die Geschichte des Dresdner Stadtkrankenhauses 1568–1895“. Am 10. April fand eine Zusammenkunft zur Besprechung ortsgeschichtlicher Angelegenheiten, am 29. April unter Führung des Mitgliedes Hofahrmacher Weiße eine Besichtigung der Frauenkirche statt. – Der übliche Frühjahrsausflug wurde am 9. Juni mittelst Sonderschiffes nach dem unterhalb Meißen malerisch an der Elbe gelegenen Schlosse Hirschstein unternommen. An dieser von herrlichem Wetter begünstigten Fahrt betheiligten sich 100 Vereinsmitglieder, zu denen in Meißen noch eine Anzahl Herren des dortigen Geschichtsvereins als Gäste hinzutraten. Nach dem Besuche des Schlosses und Parkes zu Hirschstein erfolgte die Rückfahrt nach Meißen. Hier wurde der Verein beim Betreten der wiederhergestellten Kreuzgänge des Franziskanerklosters durch eine Begrüßungsansprache des Realschuldirektor Professor Dr. Loose und durch mehrere weihevolle Gesangsvorträge des Männergesangvereins „Hippokrene“ erfreut. Von da begab man sich zur Besichtigung des erneuerten und mit Bronzekunstwerken des Bildhauers Wittich ausgestatteten Rathssitzungszimmers nach dem Rathhause, wo Stadtrath Dr. Rothe im Namen der Stadt begrüßende Worte an die Versammlung richtete. Ein fröhliches Mahl auf dem Burgkeller und ein Abendspaziergang nach der Friedrich August-Höhe in Spaar gaben dem genußreichen Tage einen schönen Abschluß. – Mitglieder wurden 77 neu aufgenommen, 10 sind verstorben, 6 ausgetreten; am Jahresschlusse belief sich die Mitgliederzahl auf 433. – Die Vereinskasse hatte eine Jahreseinnahme von 3236 Mk. 10 Pf. (davon 65 Mk. 10 Pf. Kapitalzinsen, 300 Mk. Beitrag der Stadtgemeinde, 2664 Mk. Mitgliedsbeiträge und 207 Mk. Erlös aus verkauften Veröffentlichungen) und eine Ausgabe von 2792 Mk. 78 Pf. (davon 1442  Mk. für entnommenene „Canaletto-Mappen“, 749 M. 25 Pf. Honorar und Druckkosten für die „Geschichtsblätter“, 300 Mk. Preis an den Verfasser der Innungsgeschichte und 301 Mk. 53 Pf. vermischte Ausgaben); das Vereinsvermögen betrug am Schlusse des Jahres 1976 Mk. 4 Pf., doch sind die Druckkosten für das neueste, dreifache Heft (12–14) der „Mittheilungen“ noch zu bestreiten.



V. Jahrgang          1896          Nr. 4.
[288]
Preisausschreiben.

Der unterzeichnete Verein setzt hiermit einen Preis von 600 Mark aus für die beste Bearbeitung des Themas

Schriftthum und Buchdruck in Dresden bis zum
Ende des 18. Jahrhunderts.

Die Arbeit soll die wissenschaftliche Grundlage für eine künftige Geschichte des litterarischen Lebens in Dresden liefern. Es wird daher auf Genauigkeit der biographischen und bibliographischen Einzelheiten Werth gelegt und namentlich auch ein möglichst vollständiges Verzeichniß der Dresdner Inkunabeldrucke (1524–1600) verlangt. Die Bewerbungsarbeiten sind bis zum 1. Oktober 1899 einzureichen; ihre Beurtheilung erfolgt durch den Vereinsvorsitzenden und seine beiden Stellvertreter.

     Dresden, am 15. Oktober 1896.

Der Verein für Geschichte Dresdens.
Dr. Richter.



Von der neuen Auflage des Lichtdruckwerkes „Canaletto-Mappe“ (24 Blatt Ansichten von Dresden, Pirna und Königstein) will die Verlagshandlung von Wilhelm Baensch noch eine beschränkte Anzahl Exemplare zum ermäßigten Preise von 6 Mark an unsere Vereinsmitglieder ablassen, jedoch nur bis Ende dieses Jahres; die Mitglieder werden daher ersucht, solche gewünschten Falls im Vereinslokale, Kreuzstraße 10, II, baldigst zu entnehmen. Auch das Lichtdruckwerk „Dresdens Festungswerke im Jahre 1811“ (90 kleine Ansichten und 2 Pläne) ist wieder vorräthig und wird für 6 Mark ebendaselbst abgegeben.