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Am Ende gegen Dresden heranzogen, mit seiner ganzen Familie nach Leipzig und verweilte daselbst mehrere Tage. Ein gewisser Major Fleischer, Instruktor der Prinzen, kannte uns durch seinen Bruder, mit welchem wir in einem Hause wohnten. Er hatte bei uns ein großes Kriegsspiel gesehen, das mein Bruder und ich erfunden hatten. Das Feld, auf welchem gespielt wurde, enthielt über 1200 Quadrate. Auf jeder Seite waren über 100 Figuren, welche die verschiedenen Waffengattungen repräsentirten. Auf dem Felde konnte jede beliebige Gegend dargestellt werden: Berge, Flüsse, Wälder; doch mußten sich deren Formen und Wendungen in die Quadrate schicken. Das Spiel entwickelte sich nach ganz festen Regeln, wie das Schachspiel. Eines Morgens wurden nun wir Brüder mit dem Vater zur königlichen Familie beschieden mit unserm Spiel, und wir mußten spielen vor den Herrschaften. Das große Spiel kam das erste Mal nicht zum Schluß. Wir wurden noch ein andermal gerufen, um ein Spiel mit weniger Figuren zu Ende zu bringen . . .


Vereinsangelegenheiten.
Jahresbericht für 1895.

Die diesjährigen Veröffentlichungen des Vereins bestanden in 4 Nummern der „Dresdner Geschichtsblätter“ und einem 20 Bogen starken Bande der „Mittheilungen“, enthaltend den ersten, allgemeinen Theil der Arbeit von Max Flemming über „die Dresdner Innungen von ihrer Entstehung bis zum Ende des 17. Jahrhunderts“, die durch ein Preisausschreiben des Vereins vom Jahre 1884 veranlaßt worden ist. – Vorträge wurden gehalten am 30. Januar von Bibliothekar Dr. Lier über „Johannes Velten und die Anfänge des deutschen Theaters in Dresden“, am 20. Februar von Geh. Rath a. D. Dr. Freiherrn von Biedermann über „eine Dresdner Liebhaberbühne vor hundert Jahren“, am 27. März von Generalmajor z. D. Freiherrn von Friesen über „die Schlacht bei Dresden“, am 8. Mai von Archivassistent Dr. Beutel über „die Geschichte der Gast- und Schankgerechtigkeit in den Dresdner Vorstädten“, am 9. Oktober von Sekretär Haug über „die Entstehung der Antonstadt“, am 13. November von Professor Dr. Gurlitt über „die Inventarisation der Bau- und Kunstdenkmäler Sachsens“ und am 11. Dezember von Pastor Blanckmeister „über die Geschichte des Dresdner Stadtkrankenhauses 1568–1895“. Am 10. April fand eine Zusammenkunft zur Besprechung ortsgeschichtlicher Angelegenheiten, am 29. April unter Führung des Mitgliedes Hofahrmacher Weiße eine Besichtigung der Frauenkirche statt. – Der übliche Frühjahrsausflug wurde am 9. Juni mittelst Sonderschiffes nach dem unterhalb Meißen malerisch an der Elbe gelegenen Schlosse Hirschstein unternommen. An dieser von herrlichem Wetter begünstigten Fahrt betheiligten sich 100 Vereinsmitglieder, zu denen in Meißen noch eine Anzahl Herren des dortigen Geschichtsvereins als Gäste hinzutraten. Nach dem Besuche des Schlosses und Parkes zu Hirschstein erfolgte die Rückfahrt nach Meißen. Hier wurde der Verein beim Betreten der wiederhergestellten Krenzgänge des Franziskanerklosters durch eine Begrüßungsansprache des Realschuldirektor Professor Dr. Loose und durch mehrere weihevolle Gesangsvorträge des Männergesangvereins „Hippokrene“ erfreut. Von da begab man sich zur Besichtigung des erneuerten und mit Bronzekunstwerken des Bildhauers Wittich ausgestatteten Rathssitzungszimmers nach dem Rathhause, wo Stadtrath Dr. Rothe im Namen der Stadt begrüßende Worte an die Versammlung richtete. Ein fröhliches Mahl auf dem Burgkeller und ein Abendspaziergang nach der Friedrich August-Höhe in Spaar gaben dem genußreichen Tage einen schönen Abschluß. – Mitglieder wurden 77 neu aufgenommen, 10 sind verstorben, 6 ausgetreten; am Jahresschlusse belief sich die Mitgliederzahl auf 433. – Die Vereinskasse hatte eine Jahreseinnahme von 3236 Mk. 10 Pf. (davon 65 Mk. 10 Pf. Kapitalzinsen, 300 Mk. Beitrag der Stadtgemeinde, 2664 Mk. Mitgliedsbeiträge und 207 Mk. Erlös aus verkauften Veröffentlichungen) und eine Ausgabe von 2792 Mk. 78 Pf. (davon 1442 Mk. für entnommenene „Canaletto Mappen“, 749 M. 25 Pf. Honorar und Druckkosten für die „Geschichtsblätter“, 300 Mk. Preis an den Verfasser der Innungsgeschichte und 301 Mk. 55 Pf. vermischte Ausgaben); das Vereinsvermögen betrug am Schlusse des Jahres 1976 Mk. 4 Pf., doch sind die Druckkosten für das neueste, dreifache Heft (12–14) der „Mittheilungen“ noch zu bestreiten.


Veränderungen im Mitgliederbestande.
Neu aufgenommen:
Beeg, Herm., Klempnermeister.
Dietze, M. A. W., Vermessungsingenieur.
Drechsler, E. H., Kaufmann.
Fiebiger, Otto, Dr. phil.
von Hausen, Clemens Frhr., Hauptmann z. D. (Loschwitz).
Huth, Fritz, Kaufmann.
Miersch, A. A., priv. Apotheker.
Palm, Friedr., Dr. phil., Institutsdirektor.
Rachel, M. H., Dr. phil., Prof., Konrektor.
Schaff, G. A., Oberst z. D., Inspizient der Handfeuerwaffen.
Schmiedel, E. Max, Diakonus.
Schneider, Paul, Bezirksschullehrer.
Schottin, W. Rich., Dr. med.
von Schulz, Georg, Hauptmann.
Steglich, Bruno, Dr. phil., Vorstand der landwirthschaftl. Versuchsstation.
Stephani, Theod., Gerichtsassessor.
Thieme, C. A., Postrath.
Thost, Hugo Herm., Kaufmann.
Violet, Wilh., Verlagsbuchhändler.
Voigt, Jul. Osk., Rathsreferendar.
Zeibig, Herm., Rentner.
Ausgetreten:
Beyer, B., Privatus.
Verstorben:
Weißbach, Ernst, Rathszimmermeister († 18. März 1896).
Mitgliederzahl: 452.


Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 1 (1892 bis 1896). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1892–1896, Seite 268. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Erster_Band.pdf/279&oldid=- (Version vom 30.4.2024)