Die vier Tageszeiten. Erstes Blatt – Der Morgen

Die Punschgesellschaft W. Hogarth’s Zeichnungen, nach den Originalen in Stahl gestochen/Erste Abtheilung (1840) von Georg Christoph Lichtenberg, Franz Kottenkamp
Die vier Tageszeiten. Erstes Blatt – Der Morgen
Die vier Tageszeiten. Zweites Blatt – Der Mittag
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Die


vier Tageszeiten.


Erstes Blatt.
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DIE TAGESZEITEN.
THE TIMES OF THE DAY.
I.
Der Morgen. – Morning.

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Die vier Tageszeiten.


(The times oft the day.)




Erstes Blatt.


Der Morgen.


(Morning.)


Hogarth, der wohl fühlte, was so mancher Schriftsteller und Künstler nicht fühlen will, nämlich, wozu ihn die Natur eigentlich bestimmt hatte, wählte sich zur Darstellung dieser Tages-Zeit keine der großen, seeleerhebenden Scenen eines Frühlings- oder Sommer-Morgens, sondern den Winter, und auch da nicht den Leichenprunk des reifcandirten Gebüsches, worin es seiner Auferstehung entgegenschläft, oder den unter seiner flockigen Last seufzenden Fichtenwald, sondern – den Gemüse-Markt, Coventgarden in London. Da ist er zu Hause. Was hätte uns auch sein Genie an einem ländlichen Maimorgen darstellen können? Vermuthlich ein Paar vermaledeite Nachtigallenfänger mit allgemein bekannten Höflings-Gesichtern, die die holden Sängerinnen [174] in die Falle locken, und nicht merken, daß die Sonne über ihrem feinen Geschäfte aufgeht; oder ein paar Schönen von zweideutigem Ruf, die sich die Bouteillen gesammelten Maithaues an die Köpfe werfen mit Geberden und Faltenberechnungen, die kein Maithau mehr wegwaschen wird. Was aus der Winter-Landschaft geworden seyn möchte, wird der Leser schon aus demjenigen errathen können, was er hier von dem Winter-Morgen auf einem Gemüse-Markt sehen und lesen wird.

Es ist, wie man an der Kirchenuhr sieht, acht Uhr, sehr kalt, und es liegt Schnee. Die Figuren, die man im Vorgrunde darin abgedruckt findet, kommen von dem eisernen Beschlag kleiner hölzerner Schuhe (pattens) her, in die das weibliche Fußvolk hineintritt, um so zum Vortheil der Schuhe und Füße, einige Zolle über dem Schmutz der Straßen hinschweben zu können. Solche Eindrücke machten sie im Jahre 1738; jetzt ist alles mehr arrondirt. Der Klang, den diese kleinen Hufeisen auf den London’schen Fußbänken machen, nimmt sich für einen Fremden nicht übel aus, zumal wenn, wie gewöhnlich, die Fußgängerinnen schön sind. Sähe man nicht, daß es Fußgängerinnen wären: so sollte man zuweilen glauben, es käme Reiterei, wenigstens leichte.

Die Hauptfigur des ganzen Blattes, welcher alle übrige Herrlichkeiten des Winterhimmels und der Wintererde mit ihrem Schnee und Eiszapfen nur gleichsam zur Einfassung dienen, ist – die schöne Fußgängerin in der Mitte. Man sieht, sie ist schon etwas weit über das erste Stufenjahr der Betschwestern hinaus, deren beiderlei Pflichten gegen den Himmel und den Nächsten sie an diesem Morgen theils geübt hat, theils zu üben Willens ist. Sie ist auf dem Wege nach der Kirche, und das zu einer Zeit des Tages sowohl als des Jahres, wo schon der Entschluß, so was zu thun, eine Salbung verräth, die nie einem ganz sündigen Herzen zu Theil wird. Und wie sehr hat sie nicht für den Nächsten gesorgt! Denn für sich selbst putzt man sich doch fürwahr nicht so. Sie muß diesen Morgen um vier schon angefangen haben. Also bei Licht, und da hat man sich denn freilich nicht zu wundern, wenn manches in Praxi nicht so ausgefallen ist, wie es die Theorie gab. Es ist eine [175] bekannte Regel beim Küchenbau, sie so helle zu bauen, daß man am Tage kein Licht nöthig hat. Denn alles, was bei Licht angerichtet wird, kann schlechterdings nur bei Licht mit Vortheil servirt werden; und so sollte ich denken, daß diese Dame bei der Lampe noch immer mitginge. Auch muß man hier mit auf den Winter rechnen; des Schnees Licht sowohl, als Kälte behagt gewissen Blümchen gar nicht sonderlich; es ist nur die Pfirsichblüthe allein, die sich ihnen mit Vortheil nähern darf. Doch nun ernstlich und des Gegenstandes würdiger von der Sache: Wir haben hier, im Jahr 1738, eine Mamsell, die jetzt noch scheinen will, wozu es vermuthlich schon am Ende des vorigen Jahrhunderts für sie etwas zu spät in der Zeit war, reizend. Die Schönpflasterchen (mouches) schweben um das glühende Auge, wie Mücken um eine Lichtflamme; eine Warnung für die Blicke des Jünglings, der es ihnen nachthun will. Auf der Wange sieht man freilich so etwas wie einen Taufschein mit stehenbleibender Schrift. Das ist er aber wirklich nicht, es sind Falten, das ist wahr, aber sie stammen sicherlich aus dem Mundwinkel her, in welchem ein Amor offenbar seine kleinen Ränke treibt. Dieses sanfte Spiel theilt sich den Wangen in kleinen Wellen mit, die sich immer mehr und mehr erweiternd, wie Wasserkreise, am Ende bis hinter die Ohren ziehen. Sogar auf der Brust erkennt man noch ihr sanftes Wallen, wiewohl dort schon das Eis anfängt. Der rechte Arm trägt sein Winterkleid ganz nachlässig und leicht angelegt, während die Hand mit einem Sonnenfächer (im Winter?) der Lippe zu Hilfe eilt, die bei diesem Zierlächeln die Zahnlücke nicht mehr allein bedecken kann. Indessen es sind nur zwei Finger nöthig, den Fächer zu halten und die Lippe. Wie das herrliche Kind alles so spitz nimmt! Ich wette, die Lippe faßt die Sylben, so wie die Hand den Fächer. Die Art den Hals zu tragen ist ein Meisterstück, zumal bei der sanften Neigung des Oberleibes. Es scheint, als wolle der Hals durch sanften, elastischen Widerstand den glorieusen Flug der Wimpel begünstigen, die da von dem Gipfel hinaus in die Morgenluft hinströmen. – Daß doch diese Wimpel haben abkommen müssen! Es sind gar die Zeiten nicht mehr! Wenn jetzt eine Kirche aus ist; so läßt der Zug nicht brillanter, als wenn sich eine Brotspende [176] schließt; ehemals war es, als liefe eine Flotte aus mit allen Herrlichkeiten der Welt an Bord. Wo sie hinzog, folgte ihr der Sieg, alles salutirte, und alles strich – den Hut: es war unwiderstehlich.

Die Dame ist nicht allein unverheirathet, sondern auch nie verheirathet gewesen. Die Ausleger sind alle darin eins, und ich muß gestehen, ich weiß nichts dagegen einzuwenden. Wer lange Mamsell gewesen ist, mit allem dem kleinen Geflitter, das dieser Stand leider nothwendig macht, gewöhnt sich endlich daran, ja die Zierereien nehmen zu, weil sie immer nöthiger werden; und endigen sich nur allein mit dem Tode der Mamsellenschaft, oder der Mamsell. Das ist so menschlich, als nur so etwas seyn kann. Ich will nicht entscheiden, ob nicht der weiseste Mensch, wenn er, wie Cagliostro, fünfhundert Jahre lebte, um seine strengere Weisheit an den Mann zu bringen, endlich auch ein Recommendations-Gesicht dazu machen müßte, das unsern vigoureusen Philosophen oder den Engeln im Himmel so aussehen müßte, wie uns das Gesicht dieser Jungfer. Der Mensch überhaupt würde auf dem Wege, worauf er sich befindet, bloß aus Gewohnheit schon nicht besser werden können, ohne zu sterben. Mir schwant es auch, als wenn schon jemand den Sterbetag einen Hochzeittag genannt hätte. Les beaux esprits se recontrent; so wie Philosophie und Mamsellenschaft.

Was die Ausleger zu dem entscheidenden Urtheil bestimmt haben mag, ist wohl die eminente Trockenheit des Subjects. Nichols nennt sie sogar die erschöpfte Repräsentantin der unwillkürlichen Ehelosigkeit. Freilich alle lange Feuerhütungen schaden der Gesundheit, und wohl keine mehr als die der vestalischen. Die vestalische Hüttenkatze reißt wohl so viel Herzensschmelzerinnen weg, als die gemeinen Metallschmelzer. Und – gerechter Himmel! letztere lassen uns doch das Metall, bei ersteren ist Schmelzer und Metall verloren. – Erbarmen, Erbarmen! würde ich über den Busen ausrufen, wenn ich nicht so eben in dem Auge der Heiligen einen Blick auf die Scene vor Tom King’s Kaffeehaus bemerkte, der es zurückhielte. Es ist noch nicht alles verloren. Resonanzböden und Schallbretter schaden der Glückseligkeit im Ehestande nicht. [177] Das dumpfe Reprochen-Gemurmel erhält dadurch Deutlichkeit, die Gardinen-Predigten mehr Leben, und die Befehle für das Gesinde die nöthige Schallweite durch die Etagen, ohne die keine Haushaltung bestehen kann. – Dieses Schnitzbild, so wie es da steht, ist unserem guten Künstler theuer zu stehen kommen. Es ist nämlich das Porträt einer alten Jungfer, mit welcher er, wo nicht gar verwandt, doch wenigstens sehr bekannt war. Von Anfang soll sie ganz wohl mit dieser Stelle in den Werken ihres Freundes zufrieden gewesen seyn, vermuthlich wegen der großen Aehnlichkeit mit dem geliebten Original. Diese seltene Gutmüthigkeit, ob sie sich gleich bloß auf Unbekanntschaft mit den Ränken der Welt gründete, hätte wohl verdient, daß er die Heldin, die sie äußerte, weggestrichen hätte. Allein eine gewisse Art guter Freunde, an denen es nie fehlt, redete ihm zu, die herrliche Figur stehen zu lassen, suchte aber zugleich der Dame das Scandal eines solchen Verfahrens so einleuchtend zu machen, daß am Ende zwar das Bild stehen blieb, aber dafür Hogarth aus dem Testament der Matronelle weggestrichen wurde, worin er gerne stehen geblieben wäre, weil sie ihn sehr reichlich bedacht hatte. Wer eine Tante zu beerben gedenkt, der mache ja keine Satyren auf Frauenzimmer über fünfzig, aber desto derbere auf alle unter vierzig. Den Lesern vom Tom Jones wird es angenehm seyn, sich hierbei zu erinnern, daß Fielding, wo er die Mutter seines Helden und Blifils ihrer Figur nach schildert, ausdrücklich sagt, sie habe ausgesehen wie diese Dame, und Fielding, wie man weiß, hat sie sehr gut gekannt. Tom Jones lieset sich noch einmal so gut, wenn man dieses weiß[1].

[178] Der Knabe, oder was es ist hinter ihr, ist ihr Bedienter. Der arme Teufel scheint nicht bloß auf halbe Kost, sondern auch auf halbe Livree gesetzt, die noch dazu, als eine donatio inter vivos, in linea recta descendente von seinem sechsten Vormann herzustammen scheint. Er hat nur Schlappen angesteckt, denn seine Füße sind schon erfroren. Im Taschenkalender hatte ich gesagt: er hätte keine Strümpfe an. Dieses wurde mir von einem gesetzten Engländer, einem Manne, etwas übel genommen; so etwas, sagte er, wäre in England unerhört. Der Fehler ist leicht verbessert, ich sage also: er hat vermuthlich Strümpfe an. Ein elenderes, verhungerteres und verfroreneres Ding ist nicht leicht zu denken. Da kann es freilich nicht an dem innern Frieden fehlen, der hier um seine Augen und Lippen schwebt. Unter seinem Arm trägt er ein starkes Gebetbuch, vermuthlich den einzigen Trost, den ihm die Dame wider alles dieses Ungemach gewährt. So machen es die alten, reichen Tanten, vorzüglich um die Brütezeit über dem Testament; sie hecken dann auch besser.

Linker Hand steht, gleichsam wie an die St. Paulskirche (St. Paul’s Coventgarden), die man nicht mit der bekannten verwechseln muß, die in der City steht[2], angebaut, ein damals sehr berüchtigtes, liederliches Haus, Tom King’s Kaffee-Haus. Hogarth hat mit Fleiß den Gesichtspunkt so gewählt, daß das Nest aussieht, als wäre es die Sacristei zur Kirche. Es war eigentlich eine erbärmliche Baracke, deren [179] Schornstein niedriger war, als der Architrab der Vorlaube dieser schönen Kirche. Die Liederlichkeiten, die hier vorgingen, und die sich nicht selten mit Mord endigten, sind unbeschreiblich. Nach Tom King’s Tode setzte die züchtige Wittwe, die vermuthlich da in der Thür steht, die teufelische Wirthschaft fort, bis endlich die Gerechtigkeit erwachte. Es ist wahrscheinlich, daß Hogarth mit diesem Blatt nicht wenig dazu beitrug, sie zu wecken. Ein herrlicher Prospect für den satyrischen Künstler! Eine Sache ins Gerede zu bringen, in den Bierschenken, wie an den Tafeln der Großen, kostete ihn nur ein Paar Striche mit der Radirnadel. Die Londonsche Policei ist eine strenge, kluge und Ordnung liebende Dame, aber es geht ihr, wie vielen andern rechtschaffenen Leuten, ihre Bedienten taugen zuweilen nicht den Henker. So kann etwas sehr lange himmelschreiend seyn, ohne daß man es im nächsten Gerichtshofe hört. Ich sage, es ist wahrscheinlich, daß es Hogarth war, der die Justiz wecken half; denn diese Blätter erschienen gegen Ende des Jahres 1738, und im Junius 1739 wurde Madam King eingezogen. Das Urtheil war: Sie mußte die Sakristei niederreißen; 1200 Thaler Strafe bezahlen; drei Monate in Newgate sitzen, und war dann die Geldstrafe noch nicht erlegt, ferner da bleiben bis zur Bezahlung des letzten Hellers; außerdem noch mit einer starken Summe caviren, sich wenigstens in den nächsten drei Jahren gut zu halten. Dieses ist ein vortreffliches Mittel der englischen Justiz, wenigstens Menschen, die sich in einem solchen Dienste verflogen haben, die Flügel zu beschneiden. Denn verfliegen sie sich wieder, so ist die Caution verloren, und die Gerechtigkeit schneidet alsdann gewöhnlich noch etwas tiefer, oder hängt das Vögelchen, ohne weitere Beschneidung, nach Befinden der Umstände wohl gar auf. Indessen Madam King bezahlte und hielt sich richtig, und baute aus den noch übrigen Opferpfennigen von der Paulskirche her, drei Landhäuser nicht weit von Hampstead, einem Dorfe auf einer schönen Anhöhe bei London, die noch auf diesen Tag Moll King’s Row heißen, wo sie auch im September 1747, vermuthlich auf dem Bette, gestorben ist. Aus der dictirten Strafe sowohl, als den Sparpfennigen, werden die Leser selbst urtheilen [180] können, was da bei den Säulen dieses Gotteshauses vorgegangen seyn mag.

So eben öffnet sich das Nest, worin es vorige Nacht warm hergegangen seyn muß, denn sie haben sogar den Schnee auf dem Dache geschmolzen. Was zuerst herausfliegt, ist eine Perücke von Rang, aber dennoch eine falsche Freundin ihres Herrn, den sie in der Noth mit kahlem Kopfe mitten unter Prügeln stehen läßt, anstatt daß sie sollte auspariren helfen. In dem Fluge dieser Perücke ist etwas sehr Drolliges. Wäre es ein gelehrter Club, der da an die Hausthüre begleitet wird: so sollte man sie, in der Dämmerung wenigstens, fast für Minervens Vogel halten, der die Nacht über präsidirt habe, oder für eine Lyra, die wie Spencer’s Harfe sich zum Himmel schwingt, die Morgensterne zu begrüßen. Der Vortrab des Clubs, der hier ausgespieen wird, wirft sich, wie ein paar freigelassene Bestien, über ein paar unschuldige Geschöpfe her, wovon das eine Gartengewächse zu verkaufen, das andere mit dem Handkörbchen, zu kaufen so früh hierher gekommen ist. Das Stück mit dem Bortenhut soll ein Irländer seyn. Seine Perücke ist ihm treu geblieben. Sie hat aber dafür im Dienst nicht wenig gelitten; an jedem andern Ort, als auf einem Kopfe, würde man sie kaum mehr für eine Perücke halten. – Neben dem Feuer sitzt ein Geschöpf, zu dessen Lobe gewiß sehr viel geschieht, wenn man sagt, daß es beinah menschlich aussehe. Sie scheint entweder stumm zu seyn, oder die nasales müssen vielleicht im Kampfe gelitten haben, denn am Hals trägt sie, wie ein Arzneiglas, einen Zettel, worauf geschrieben steht, was man da zu suchen hat. Es ist ihre Geschichte. Diese giebt sie aber für dießmal der alten Jungfer nicht, sondern die scheußlichen Facta selbst, – ihr Gesicht. Sie bettelt; ob sie wohl den Bettler in Livree nicht sehen mag? Doch der adressirt sich bloß an die Menschenliebe seiner Herrschaft, und friert dafür; hier so öffentlich ist vielleicht etwas von der gespannten Eitelkeit zu erwarten.

Im Hintergrunde steht der berüchtigte Franzosen-Doctor Rock mit seinem Schilde und Tränkchen, und empfiehlt sich und sein Tränkchen denen, die sich seine Brotkrankheit haben empfohlen seyn lassen. Er hat [181] selbst, so früh und so kalt es auch ist, schon einige Zuhörer, und darunter auch ein Frauenzimmer mit (der Kälte und Leute wegen) übergezogener Kaputze. Doctor Rock soll sich völlig gleichen, mit so wenigen Strichen das Porträt auch hier abgethan ist. Hogarth ist gegen diesen Mann außerordentlich gütig. Bei jeder Gelegenheit empfiehlt er ihn der – Nachwelt. Was ihm der wohl mag gethan haben?

Vor jener Gruppe befinden sich, ganz niedlich hingestellt, ein paar kleine Schulknaben, die, mit ihren Schulsäckchen (satchels), gleich Schneckenhäuschen, auf dem Rücken, ihren Schneckengang nach der Schule fortsetzen[3] Dieses geschieht jetzt stillestehend. Ihre Aufmerksamkeit scheint durch eine noch brennende Laterne rege gemacht, die ein sehr thätiges und beladenes Weib, das sich schon vor Tage aufgemacht haben muß, an sich hängen hat.

Zwischen dem Zifferblatt der Uhr und dem aufsteigenden Dampf steht: Sic gloria transit mundi. So hat man zwischen Dunst und Uhrzeiger die Wahl. Vergehende Herrlichkeit mit oder ohne Hoffnung von Wiederkehr. Ich glaube, dieser kleine Blitz von oben ist auf den Topmast gerichtet mit den Wimpeln. Die arme Tante! Sie wird wohl nach dem Rauche greifen müssen!

In Cowper’s poems Vol. I. p. 80 findet sich eine sehr gute Beschreibung der alten Jungfer und ihres Bedienten in zehnsylbigen, gereimten Jamben, die wohl verdienen nachgelesen zu werden. Ich habe einige Züge daraus benutzt. Doch scheint mir die Butlerische bekannte Versart, oder die von dem Verfasser des Bath guide gebrauchte, einem solchen Thema angemessener zu seyn.




  1. Fielding hat sich dieses Mittels mehrmals bedient, um seinen Schilderungen Leben zu geben, und gewiß mit großem Vortheil. Auch der Hofmeister der oben genannten beiden jungen Herren kommt im Hogarth vor, und unsere Leser sollen ihn zu sehen bekommen. Der Romandichter, der hierin eine glückliche Wahl zu treffen weiß, findet bei dem Charakter, den er zeichnen will, schon mehr als die Hälfte gethan, denn der Leser arbeitet ihm selbst vor, und geht für sich selbst, wo er ihn hin haben will. Wir haben in Deutschland kein so allgemein bekanntes Kupferwerk von dieser Art, daß unsere Dichter sich darauf beziehen könnten; es müßte denn der Doppelmayersche Himmels-Atlas seyn, da kommen einige desperate Gesichter vor. Dabei hätte man noch den doppelten Vortheil, daß man seinen Helden nicht allein bezeichnete, sondern auch zugleich unter die Sterne versetzte.
  2. Auf dem Original-Kupferstich steht alles verkehrt, aber unrichtig, wie jedem in die Augen leuchten muß, der London und Lowe’s berühmtes Hotel kennt, das man hier zur Rechten sieht. Ein abermaliger Beweis, daß Hogarth sich nicht immer die Mühe genommen hat, die Copien seiner Gemälde umzuzeichnen. Auch in Ireland’s Werk ist daher dieses Blatt so, wie bei uns, gezeichnet worden.
  3. Creeping like snail unwillingly to school.
     Shaksp.