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Der Knabe, oder was es ist hinter ihr, ist ihr Bedienter. Der arme Teufel scheint nicht bloß auf halbe Kost, sondern auch auf halbe Livree gesetzt, die noch dazu, als eine donatio inter vivos, in linea recta descendente von seinem sechsten Vormann herzustammen scheint. Er hat nur Schlappen angesteckt, denn seine Füße sind schon erfroren. Im Taschenkalender hatte ich gesagt: er hätte keine Strümpfe an. Dieses wurde mir von einem gesetzten Engländer, einem Manne, etwas übel genommen; so etwas, sagte er, wäre in England unerhört. Der Fehler ist leicht verbessert, ich sage also: er hat vermuthlich Strümpfe an. Ein elenderes, verhungerteres und verfroreneres Ding ist nicht leicht zu denken. Da kann es freilich nicht an dem innern Frieden fehlen, der hier um seine Augen und Lippen schwebt. Unter seinem Arm trägt er ein starkes Gebetbuch, vermuthlich den einzigen Trost, den ihm die Dame wider alles dieses Ungemach gewährt. So machen es die alten, reichen Tanten, vorzüglich um die Brütezeit über dem Testament; sie hecken dann auch besser.

Linker Hand steht, gleichsam wie an die St. Paulskirche (St. Paul’s Coventgarden), die man nicht mit der bekannten verwechseln muß, die in der City steht[1], angebaut, ein damals sehr berüchtigtes, liederliches Haus, Tom King’s Kaffee-Haus. Hogarth hat mit Fleiß den Gesichtspunkt so gewählt, daß das Nest aussieht, als wäre es die Sacristei zur Kirche. Es war eigentlich eine erbärmliche Baracke, deren


  1. Auf dem Original-Kupferstich steht alles verkehrt, aber unrichtig, wie jedem in die Augen leuchten muß, der London und Lowe’s berühmtes Hotel kennt, das man hier zur Rechten sieht. Ein abermaliger Beweis, daß Hogarth sich nicht immer die Mühe genommen hat, die Copien seiner Gemälde umzuzeichnen. Auch in Ireland’s Werk ist daher dieses Blatt so, wie bei uns, gezeichnet worden.