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bekannte Regel beim Küchenbau, sie so helle zu bauen, daß man am Tage kein Licht nöthig hat. Denn alles, was bei Licht angerichtet wird, kann schlechterdings nur bei Licht mit Vortheil servirt werden; und so sollte ich denken, daß diese Dame bei der Lampe noch immer mitginge. Auch muß man hier mit auf den Winter rechnen; des Schnees Licht sowohl, als Kälte behagt gewissen Blümchen gar nicht sonderlich; es ist nur die Pfirsichblüthe allein, die sich ihnen mit Vortheil nähern darf. Doch nun ernstlich und des Gegenstandes würdiger von der Sache: Wir haben hier, im Jahr 1738, eine Mamsell, die jetzt noch scheinen will, wozu es vermuthlich schon am Ende des vorigen Jahrhunderts für sie etwas zu spät in der Zeit war, reizend. Die Schönpflasterchen (mouches) schweben um das glühende Auge, wie Mücken um eine Lichtflamme; eine Warnung für die Blicke des Jünglings, der es ihnen nachthun will. Auf der Wange sieht man freilich so etwas wie einen Taufschein mit stehenbleibender Schrift. Das ist er aber wirklich nicht, es sind Falten, das ist wahr, aber sie stammen sicherlich aus dem Mundwinkel her, in welchem ein Amor offenbar seine kleinen Ränke treibt. Dieses sanfte Spiel theilt sich den Wangen in kleinen Wellen mit, die sich immer mehr und mehr erweiternd, wie Wasserkreise, am Ende bis hinter die Ohren ziehen. Sogar auf der Brust erkennt man noch ihr sanftes Wallen, wiewohl dort schon das Eis anfängt. Der rechte Arm trägt sein Winterkleid ganz nachlässig und leicht angelegt, während die Hand mit einem Sonnenfächer (im Winter?) der Lippe zu Hilfe eilt, die bei diesem Zierlächeln die Zahnlücke nicht mehr allein bedecken kann. Indessen es sind nur zwei Finger nöthig, den Fächer zu halten und die Lippe. Wie das herrliche Kind alles so spitz nimmt! Ich wette, die Lippe faßt die Sylben, so wie die Hand den Fächer. Die Art den Hals zu tragen ist ein Meisterstück, zumal bei der sanften Neigung des Oberleibes. Es scheint, als wolle der Hals durch sanften, elastischen Widerstand den glorieusen Flug der Wimpel begünstigen, die da von dem Gipfel hinaus in die Morgenluft hinströmen. – Daß doch diese Wimpel haben abkommen müssen! Es sind gar die Zeiten nicht mehr! Wenn jetzt eine Kirche aus ist; so läßt der Zug nicht brillanter, als wenn sich eine Brotspende