Textdaten
<<< >>>
Autor:
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Die heimliche Feldpost
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 14, S. 240
Herausgeber: Ernst Keil
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1871
Verlag: Verlag von Ernst Keil
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite


[229]

Die heimliche Feldpost.
Originalzeichnung von Bernh. Woltze.

[240] Die heimliche Feldpost. (Mit Illustration S. 228.) Der größte Krieg ist nicht stark genug, den Starrkopf eines alten Bauern zu beugen. Er giebt zu der Heirath seines Sohnes, der im Felde steht, mit der armen Anverwandten seinen Consens nicht, und wenn noch zehn Napoleone ihr Sedan fänden. Die Sache ist nicht neu, aber etwas Anderes ist es nur, ob der Geliebte nur „in der Fremde“ weilt, auf ungefährlicher Wanderschaft, oder ob er unter den Fahnen steht im furchtbarsten Krieg aller Zeiten. Das macht diese Liebe sehr ernst, der Schmerz weihet sie, und wir sehen in der Heimlichkeit, mit welcher der Landbote den Feldpostbrief an seine Adresse bringt, nicht mehr einen Betrug gegen den harten Alten, sondern die brave Bethätigung eines patriotischen Mitgefühls mit dem tapfern deutschen Kämpfer und seinem Lieb. Dem alten Bauer hat der Bote von den neuesten Kriegsbegebenheiten gerade so viel mitgetheilt, als nöthig war, seine Neugierde auf’s Höchste zu spannen: die Hast, die Brille auf die Nase zu bringen, macht ihn gegen die hinterrücküge Thätigkeit des Boten blind. Die Kinder sind die liebe Unschuld selbst; die Schwiegertochter, deren Mann nicht im, sondern auf dem Felde draußen ist, scheint im Einverständniß mit den jungen Leuten zu stehen, und die gute Alte, die dem Boten ein Gläschen Bier einschenkt, verräth gewiß nichts von der ganzen Geschichte. Wenn aber der Sohn und Geliebte heimkommt, er, der für das Vaterland allen Schrecken des Todes muthig entgegengeschaut, so ist er gewiß ein Mann geworden, der nicht nur seines Vaters anererbtes Vorurtheil, sondern manches andere Hinderniß, das alte Verstocktheit der Selbstsucht im Gemeinde- und Staatsleben dem wahren Wohle des Volks und des Einzelnen entgegenstellt, als Bürger ebenso tapfer wie als Soldat, mit den Waffen des Gesetzes wird zu bekämpfen und zu besiegen wissen. Die Bräute aber, die sich ihre Männer so schwer erringen müssen, denen die Heimlichkeit von Leid und Lust die Liebe und die Treue festigte und das Herz rein erhielt, welche Mütter müssen sie werden und welche Söhne und Töchter werden sie nicht dem Vaterland erziehen! Das ist der schönste Segen von des Volkslieds „heimlicher Liebe, von der Niemand nichts weiß.“