Textdaten
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Autor: Hermann Marggraff
Illustrator: Carl Hermann Schmolze
Titel: Die Romanze vom König Saul
Untertitel:
aus: Fliegende Blätter, Band 2, Nr. 38, S. 107.
Herausgeber: Kaspar Braun, Friedrich Schneider
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1846
Verlag: Braun & Schneider
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Erscheinungsort: München
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Quelle: UB Heidelberg, Commons
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[107]


Die Romanze vom König Saul.

Die bärtigen Jüden kamen all’
Mit Paukenschlag und Cymbelschall,
Sie wollten Saul, den langen Mann,
Zu ihrem langen König ha’n.

5
So kamen sie vor Sauli Haus,

Die Mutter sah zur Thür heraus,
Und als sie kamen so daher,
Da zitterte die Mutter sehr.
     Der künft’ge Jüdenkönig

10
     Der forcht sich auch nicht wenig.


Beim Hause war ein Keller alt,
Der Mäus’ und Ratten Aufenthalt,
Auch standen manche Fässer Wein
In langer Reih’ gepflanzet drein.

15
Darin sich Saul verkrochen hat,

Zu pflegen drinnen guten Rath.
Doch als ihm ward die Zeit zu lang,
Zapft er die Fässer an und trank;
     Und trank da gar nicht wenig,

20
     Der künft’ge Jüdenkönig.


Die Jüden kamen an die Thür;
Wo ist der Saul ? den wollen wir.
Wo ist der Saul, der lange Mann?
Den wollen mir zum König ha’n.

25
Die Mutter thät die Hausthür auf,

Da strömt herein der ganze Hauf;
Sie kamen auch an’s Kellerthor
Und riefen dort in hellem Chor:
     „Wir wollen Saul zum König!“

30
     Deß freut er sich nicht wenig.


Herr Saul sprang nun hinaus zur Thür:
„Wollt ihr den Saul, so bin ich hier,
So gebt mir nur die güldne Kron’,
Und setzt mich auf den güldnen Thron!“

35
Dermalen Saul, der trunkne Mann,

Sein Judenregiment begann,
Und schlug verwegen ritterlich
Mit nuchternen Philistern sich.
     Auch trank er wohl als König

40
     Hinfurder gar nicht wenig