Die Parkirung der Bourbaki’schen Armeepferde

Textdaten
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Autor: v. Cl.
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Titel: Die Parkirung der Bourbaki’schen Armeepferde
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 15, S. 260
Herausgeber: Ernst Keil
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1871
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[260] Die Parkirung der Bourbaki’schen Armeepferde. Nachdem wir bezüglich des Ueberganges der Bourbaki’schen Armee über die Schweizer Grenze in Bild und Wort bereits ausführlich berichtet haben, lassen wir – weil sie für das entsetzliche Elend der französischen Südarmee gar so charakteristisch ist – als begleitenden Text zu unserer heutigen Illustration aus Neuenburg noch nachstehende Mittheilung folgen:

Mannschaft und Officiere der in die Schweiz gedrängten Bourbaki’schen Armee waren vertheilt nach den verschiedenen Cantonen der Schweiz, die Nachzügler selbst hatten allmählich Obdach in einem Verpflegungsort gefunden, dem menschlichen Elend war nach Kräften gesteuert; allein nicht so stand es um die Pferde, um diejenigen nämlich, welche nicht Privat-, sondern Staatseigenthum waren und unter eidgenössische Verpflegung kamen.

Wir sahen die Train-, die Artilleriepferde mühsam ihre Last ziehen, die Reiterpferde unter ihren Reitern keuchen. Gleich den Soldaten war auch ihr erstes Ziel Neuenburg, um von da längs dem See nach dem sonst so lieblichen Colombier gebracht zu werden. Dort und auf der Neuenburger Promenade im Winterschmucke fanden die erschöpften, halb ausgehungerten Pferde, von denen viele noch rotzkrank waren, ein Unterkommen unter freiem Himmel. In dem Zustande, in welchem sich die meisten Thiere befanden, schon mehr oder minder gewöhnt an die Schneeluft der Berge, wäre eine zugleich auch ausgedehnte Räumlichkeiten erfordernde Bestallung den Thieren schädlich gewesen; die Verwahrlosung in ihrer Ernährung während der letzten Zeit hatte auch bei vielen den inneren Organismus gestört, sie vermochten die gewöhnliche Nahrung der Pferde nicht zu ertragen. Sie benagten die Bäume, die Bänke der Promenaden. Hunderte brachen verendend zusammen und mußten verscharrt werden.

Weder Trainsoldaten, noch irgend einer der Berittenen der Armee fanden sich verpflichtet, in irgend einer Weise des oder der ihnen anvertrauten Pferde sich anzunehmen, und so fiel die Sorge für diese Thiere, deren Zahl bis zu mehreren Tausenden anwuchs, allein den schweizerischen Mannschaften zur Last. Der Raum, wo die Thiere parkirten, war durch Wachmannschaften umstellt, welche keinem Unberechtigten den Eintritt gestatteten.

Schon in den ersten Tagen kamen von allen Seiten mit der Bahn Kauflustige, Speculanten, um für billigen Preis Pferde anzukaufen; allein nur solche, welche erwiesenermaßen das Privateigenthum Einzelner waren, durften von diesen verkauft werden, also einzig nur Officierspferde. Die meisten Officiere jedoch, welche noch diensttaugliche Pferde hatten, behielten dieselben. Eigenthümlicher Weise schienen die Pferde höherer Officiere, trotz dem doch allgemeinen Futtermangel bei der Armee in letzter Zeit und den Spuren der erlittenen Strapazen der Staatspferde, in sehr gutem Zustande; bei manchen bemerkte man kaum, daß sie einen Feldzug mitgemacht.

Es machte einen betrübenden Eindruck, dieses weithin ausgedehnte, „Pferdelager“, das klagende Wiehern der Thiere durch die kalte Abendluft, der verendende Kampf, das Zusammenbrechen – und wenn mit dem Morgengrauen die Runde ging, da lagen wieder Dutzende todt und starr!

Endlich schlug aber auch für die Thiere, welche der Tod nicht von ihren Leiden befreit, die Erlösungsstunde, die Stunde der Internirung, um nach einigen Cantonen vertheilt an die Meistbietenden versteigert zu werden. Schon waren manche zu vergleichsweise hohen Preisen losgeschlagen, als der unterzeichnete Friede die Versteigerungen hemmte und so die Uebrigbleibenden der Heimath, ihrer „Nationalität“, zurückgegeben wurden.

v. Cl.