Die Offenbarung Johannis/Der Kommentar des Ticonius - Augustin und Hieronymus

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3. Der Kommentar des Ticonius. — Augustin und Hieronymus.

Eine ganz neue Wendung nimmt dann die Auslegung der Apk in der lateinischen Kirche durch die Arbeiten des Donatisten Ticonius[1]. Leider ist sein Kommentar uns verloren gegangen. Hauptquelle für denselben ist der Kommentar des spanischen Presbyters Beatus (s. u.), der den Ticonius, wie Haußleiter nachgewiesen hat, mit unschätzbarer Treue ausschreibt[2]. Dies Urteil bleibt auch bestehen, nachdem neuerdings im Spicilegium Casinense Band III 1 „Tyconii Afri fragmenta Commentarii in Apocalypsin ex codice Taurinensi“ veröffentlicht sind. Auch in diesen Fragmenten (zu Apk 2,18-4,1 und 7,16-12,6) liegt nicht der echte Ticonius vor. Sie sind zwar auf Grund der genuinen Werke des Tic. angefertigt und nur auf Grund[57] des Tic. ohne Hinzuziehung andrer Quellen, haben also ebenfalls großen Wert für die Rekonstruktion des Tic.-Kommentars. Aber ein Redaktor hat in diesen Fragmenten den Tic. bearbeitet, ihn der Eigentümlichkeit seines Stiles beraubt und namentlich das afrikanisch donatistische Element beseitigt[3]. Als Hauptzeugen kommen ferner in Betracht der Kommentar des Primasius und die unter Augustins Werke geratenen Homiliae in Apocalyspsim B. Johannis (s. u.). Heranzuziehen sind außerdem die Kommentare des Beda, der uns besonders erwünschte ausdrückliche Zitate unter dem Namen des Ticonius bringt, und des Ambrosius Ansbertus, wenn freilich die Übereinstimmungen mit Ticonius bei dem ersteren zum Teil, bei dem letzteren fast ausschließlich durch Primasius vermittelt erscheinen, endlich auch das Werk des Cassiodor (s. u.). In dem Kommentar des Beatus findet sich p. 4ff. eine Summa, die, wie ich vermute, ursprünglich schon als solche dem Werk des Ticonius beigegeben war, und die, wenn sie auch ebenfalls überarbeitet ist, doch ein vorzügliches Hülfsmittel zur Rekonstruktion des Kommentars abgibt[4]. Dagegen stammt der im Kommentar des Beatus 84ff. sich findende Prologus nicht aus Ticonius, sondern größtenteils aus Isidors Etymologiae[5]. Bei der Rekonstruktion des Ticonius stehen wir natürlich überall da auf ganz sicherem Boden, wo zu Beatus sich Parallelen bei Primasius und Ps. Augustin finden. Nur ist eines dabei zu beobachten. Beatus, Primasius und Ps. Augustin sind zugleich auch von dem Kommentar des Victorin abhängig. Dieser, der ja glücklicherweise vorhanden ist, ist jedesmal erst von den gemeinsam in den drei Zeugen enthaltenen Stücken abzuziehen, erst dann bleibt Ticonius übrig. Ferner ist zu beachten, daß Primasius und Ps. Augustin sehr vieles von den spezifisch donatistischen Auslegungen beseitigen, während Beatus mit größter Harmlosigkeit abschreibt. Beatus hat daher sehr oft allein Partien erhalten, welche die beiden andern Zeugen gleicher Weise auslassen. Hier haben wir dann oft an den im Spicilegium Casinense veröffentlichten Fragmenten, die hier und da selbst der Beatusüberlieferung gegenüber als überlegen erscheinen, ein gutes Mittel der Kontrolle. Ticonius’ Auslegungen sind jedoch so charakteristisch und originell, daß sie mit leichter Mühe wiederzuerkennen sind.

Der Kommentar des Donatisten Ticonius[6] wurde geschrieben, nachdem eine große Verfolgung gegen die Donatisten stattgefunden hatte, in einer verhältnismäßig ruhigen Zeit. Da Tic. Die 3½ Jahre der beiden Zeugen, d. h. der ecclesia, Apk 11,3 auf 350 Jahre vom Tode des Herrn an gezählt [58] berechnet, und da er das Ende der Welt sehr nahe erwartete, so kommen wir mit dem Zeitansatz für den Kommentar in die Zeit vor 380. Dieselbe Zeitbestimmung übrigens, die auch für die regulae[7] desselben Schriftstellers gilt.

Ticonius ist Donatist. Er findet in der Apk durchweg die Leiden und Hoffnungen seiner Kirche geweissagt[8]. Er sieht in den gegen die wahre Kirche verbündeten Tiermächten das den Donatisten feindliche weltliche Regiment und die verweltlichte katholische Kirche mit ihren falschen Führern (Bischöfen und Priestern). Wie es scheint bekämpft er auch eine Richtung innerhalb der eignen donatistischen Partei[9]. Denn während er für gewöhnlich nur eine Dreiteilung der Menschen in pagani, vera et falsa ecclesia kennt, erwähnt er gelegentlich als vierten Teil noch das Schisma und spielt dabei wohl auf Vorgänge in Afrika an[10]. Die Anhänger der katholischen Kirche sind ihm durchwegs die falsi fratres und hypocritae. Doch sind — und hier beginnt nun die charakteristische Eschatologie des Ticonius — keineswegs in jener Kirche der falschen Bischöfe alle Mitglieder der wahren Kirche verschwunden. In Afrika freilich ist in offenem Kampf die wahre Kirche offenbart worden. Aber daß nicht in Afrika allein das Wort Gottes bewahrt geblieben ist, beweist für Ticonius die Weissagung, die Philadelphia gegeben ist[11], daß eine Versuchung über die gesamte Erde kommen soll. Es wird die Zeit kommen, in der die wahre Kirche nach den Verfolgungen in Afrika in der ganzen Welt ihre Predigt hören lassen wird. Dann wird überall eine neue separatio eintreten[12]. Wer dann noch von der Kirche sich trennt, wird keine Zeit mehr haben zurückzukehren[13]. Die wahre Kirche und die falsche Kirche werden auf der ganzen Erde zur Erscheinung kommen[14]. Dann wird endlich die große Verfolgung beginnen, die dreieinhalbjährige Zeit[15] des Antichrist[16].

Die von Tic. sehr konsequent festgehaltene Methode der Auslegung der Apk ist eine streng spiritualistische[17], und die einheitliche geschlossene Durchführung dieser Methode ist es wohl gewesen, die dem Kommentar seinen [59] ungeheuren Einfluß für die Folgezeit verschafft hat. Mit dem letzten Rest historisch-realistischer Deutung ist hier aufgeräumt. Ausdrücklich polemisiert Tic. gegen die Deutung der beiden Zeugen auf bestimmte Persönlichkeiten. Die beiden Zeugen sind die Kirche, die durch die beiden Testamente predigt. Die dreieinhalb Jahre sind die 350 Jahre, in welchen sie bereits Zeugnis ablegt, die Auferstehung der Zeugen die allgemeine Totenauferstehung. Das Tier ist das Symbol für die weltliche Macht, die sieben Häupter bedeuten alle Könige der Welt, die zehn Hörner alle Königreiche, das achte Haupt, das doch zu den sieben gehört, oder das zum Tode verwundete Haupt, ist das falsche, verweltlichte Priestertum, das zur Welt gehört, obwohl es nicht zu ihr zu gehören scheint, und das anstatt des gekreuzigten Christus seine eigne Ehre oder gar den Satan verkündigt (Apk 13,14). Die Zahl Apk 13,18 — T. liest 616 — deutet er in irgend einer nur dunkel überlieferten Weise als Monogramm des Antichrist. (Vermutungen darüber von Burkitt, Cambridge University Reporter 1896 p. 625, s. Zahn Einl. II 628.) Dieser selbst ist ihm an vielen Stellen jedenfalls keine Einzelpersönlichkeit mehr, sondern vielmehr die schon in der Gegenwart vorhandene Zusammenfassung der gesamten gottfeindlichen Macht. Auf der andern Seite redet auch Tic. von einer bestimmten Person, die vom Teufel als rex novissimus an die Spitze der in der letzten Zeit mit der wahren Kirche kämpfenden civitas diaboli gestellt wird. Ob er freilich diesem rex novissimus den Titel des Antichrist gegeben hat, steht dahin[18]. Besonders hat Tic. in einer Beziehung den größten Einfluß auf die Folgezeit errungen und zwar nicht bloß auf dem Gebiet der Exegese. Seine Auslegung ist von geradezu geschichtlicher Wichtigkeit geworden, insofern durch sie endgültig mit allen chiliastischen Neigungen und aller realistischen Eschatologie in der lateinischen Kirche gebrochen wurde. In klarer und bestimmter Weise wird bei Tic. zuerst die Idee vom tausendjährigen Reich, vom Binden des Satans durch den Engel (Apk. 20,1ff., nach Tic. die Besiegung des Starken Mt 12,29 durch die erste Erscheinung Christi), die tausendjährige Herrschaft der Heiligen (die Zeit der Kirche von der ersten Ankunft des Herrn bis zu seiner Wiederkunft) umgedeutet[19].

Eingeteilt war das Werk des Ticonius nach Beda[20] in drei Bücher.[60] Nun hat Beatus als Überschrift seines zweiten Buches (das bei ihm nur die Auslegung zu Apk 2 und 3 enthält): liber hic continet quatuor animalia et quatuor equos et animas interfectorum et quatuor ventos et duodena millia. Diese zu seiner Einteilung nicht passende Inhaltsangabe hat er wie Haußleiter richtig gesehen hat, aus dem Kommentar des Ticonius abgeschrieben. Danach enthielt das zweite Buch des Ticonius die Kapitel 4-7[21] (genauer 8,1). Des Tic. Disposition der Apk beruht auf einer durchgeführten Rekapitulationstheorie. Über sein System spricht er ausführlich am Ende der Auslegung von der Apk (Beatus 314)[22]: Advertendum praeterea est et ante oculos cordis habendum narrationis genus, quod spiritus s. in isto libro in omni periocho servavit; usque[23] ad sextum enim numerum ordinem custodivit; et praetermisso septimo recapitulat et duas narrationes quasi ordinem secutus in septimo concludit; sed ipsa recapitulatio pro locis intelligenda est: aliquando enim ab origine passionis, aliquando a medio tempore, aliquando de sola ipsa novissima pressura aut non multo ante dicturus recapitulat. Tamen fixum servat, ut a sexto recapitulet. Andre Bemerkungen über die Rekapitulationstheorie finden sich noch: Beatus 358 (zu Apk 8,2: recapitulat ab origene); 383 (zum Ende von Apk 9, eine ziemlich verworrene Bemerkung[24], der eine zweite zu Apk 11,14 entspricht, Beatus 400); 451 (zu Apk 14,5: recapitulat a tempore persecutionum in Africa gestarum); 455 (zu Apk 14,13: a tempore pacis futurae)[25]; 480 (zu Apk 16,12: ab origine brevius); 485 (zu Apk 16,16: a persecutione novissima); 507f. (zum Ende von Apk 17: a tempore futurae pacis); 522 (19,11: a passione Christi brevius); 545 (20,11); 549 (21,1: a Christi passione, cf. 568)[26]. — Man sieht, Tic. hatte bereits ein vollständig ausgebildetes und sehr künstliches Rekapitulationssystem. In der Folgezeit hat dasselbe durchaus die Exegese beherrscht.

Augustin hat in civitate Dei XX, 7-17 Apk 20 und 21 ausgelegt. Bemerkenswert ist, daß er in der Deutung des tausendjährigen Reiches bereits von Tic. beeinflußt ist[27]. Sermo 259,19 ist er noch der Meinung: octavus ergo iste dies in fine saeculi novam vitam significat, septimus quietem futuram sanctorum, in hac regnabit enim Deus in terra (cod. Vatic.), cum sanctis suis, sicut dicunt scripturae. So sagt er auch noch (de civitate XX, 7,1 (Corpus script. eccles. lat. Bd. 40 p. 440): nam etiam nos [61] hoc[28] opinati fuimus aliquando, und empfiehlt nunmehr eine doppelte Auslegung: donec finiantur mille anni, i. e. aut quod remanet de sexto die, qui constat ex mille annis, aut omnes anni, quibus deinceps hoc saeculum peragendum est (ib. 40, 443,10ff.). Nach der ersten Auslegung wäre Christus innerhalb des sechsten Jahrtausends geboren und das Ende käme also, wenn das, was noch übrig bleibt, vom sechsten Tage abgelaufen ist. Nach der zweiten, der Auslegung des Tic. (s. o. S. 59), umfassen die tausend Jahre wirklich die Zeit von der Geburt Christi bis zur Wiederkunft desselben. Doch ist die Zahl 1000 nicht wörtlich zu verstehen, sie ist gewählt, ut perfecto mumero notaretur ipsa temporis plenitudo (ib. 40, 441,16). Augustin verzichtet darauf die Endzeit zu berechnen[29].

Auch in seinen übrigen Ausführungen berührt Augustin sich vielfach teils zustimmend, teils polemisch, ohne ihn zu nennen, mit dem Kommentar des Tic. Namentlich ist er von der Methode des Tic. beeinflußt. Er spiritualisiert wie dieser. Nur an der Hoffnung der Wiederkehr des Elias XX 29 (40, 503), XX 30,5 (40, 511) hält er fest. Auch die Deutung des vierten Reiches in Dan 7 XX 23 (40, 487ff.) und des κατέχων in II Th 2 (XX 19 40, 473,9) auf das römische Reich hält er fest, erstere unter Berufung auf des Hieronymus’ Danielkommentar. Dagegen will er die Weissagung von zehn Königen, die am Ende der Welt herrschen sollen, nicht wörtlich verstanden haben. Die Nerodeutung kennt er, aber weist sie als Absurdität zurück XX 19,3 (40, 473,6). Ganz in den Bahnen des Tic. wandelt er, wenn er, das Tier XX 9,3 (40, 452,14ff.) auf die impia civitas deutend, fortfährt: imago vero eius simulatio eius mihi videtur in eis videlicet hominibus, qui velut fidem profitentur et infideliter vivunt. Mit Tic. endlich teilt er die Rekapitulationstheorie XX 17: „et in hoc quidem libro ... obscure multa dicuntur, ut mentem legentis exerceant, et pauca in eo sunt, ex quorum manifestatione indagentur cetera cum labore, maxime quia sic eadem multis modis repetit, ut alia atque alia dicere videatur, cum aliter atque aliter haec ipsa dicere vestigetur.

Weniger entschlossen als Ticonius und Augustin verfährt in der Methode Hieronymus. Er hat den Kommentar des Victorinus bearbeitet und das Ende desselben selbst geschrieben. Seine geschrobene und künstliche Auslegung von Apk 20,1ff.[30] beweist, daß H. den Ticonius nicht gelesen hat. In der Vorrede zum Kommentar des Victorin verspricht H., daß er einen eignen Kommentar schreiben wolle. Ob dieser Plan zur Ausführung gekommen ist, ist zweifelhaft. Jedenfalls liegt jener nicht in der Summa des Beatus-Kommentars vor, wie Haußleiter meinte. In einer Münchener Handschrift Cod. Lat. 14469 Saec. IX findet sich fol. 130 seq. ein kurzer Kommentar zur Apk[31] mit der Überschrift: Incipit commentarius sancti Hieronymi. Der Kommentar wird mit Hieronymus wenig zu tun haben. Wenn auch manche originelle und archaistische Auslegungen[32] (mannigfache Anklänge an [62] die Antichrist-Tradition)[33], und Namenerklärungen, wie Hieronymus sie liebt, in demselben vorkommen, so finden sich entschiedene Anklänge an spätere Kommentare (Ansbertus, Haymo) in demselben[34]. Die Frage, ob Hieronymus einen Kommentar zur Apk geschrieben hat, wird also noch in dubio bleiben müssen.

Sehr interessant ist des Hieronymus prinzipielle Auslegung über die Methode der Auslegung der Apk in Isaiam Lib. XVIII Prooem. (Vallarsi IV 767f.): quam si juxta litteram accipimus, judaizandum est, si spiritualiter, ut scripta est, disserimus, multorum veterum videbimur opinionibus contraire Latinorum Tertulliani, Victorini, Lactantii, Graecorum ut ceteros praetermittam Irenaei tantum Lugdun. episcopi faciam mentionem, adversus quem vir eloquentissimus Dionysius Alexandrinae ecclesiae pontifex elegantem scribit librum irridens mille annorum fabulam et auream atque gemmatam in terris Jerusalem ... cui duobus voluminibus respondit Apollinaris, quem non solum suae sectae homines, sed et nostrorum in hac parte dumtaxat plurima sequitur multitudo, ut praesaga mente jam cernam, quantorum in me rabies concitanda sit[35]. — Hieronymus steht deutlich in der Übergangsperiode von einer in der lateinischen Kirche allgemein herrschenden realistischen Auslegungsmethode zu einer spiritualistischen. — H. selbst schwankt in der Auslegung sehr stark zwischen den beiden Methoden, er gab mit doch nur schwachen Änderungen den realistischen Kommentar des Victorin heraus. In dem hier in Betracht kommenden Danielkommentar ist er beeinflußt durch die echt historische Betrachtungsweise des Porphyrius, den er bekämpft. Daneben zeigt er ziemlich genaue Bekanntschaft mit der Tradition vom Antichrist[36]. Er (wie Augustin) kennt noch die Nerodeutung, aber er lehnt sie ab: (in Dan 11,30 Vallarsi V 715) unde multi nostrorum putant ob saevitiae et turpitudinis magnitudinem Domitium Neronem Antichristum fore. In der Auffassung der beiden Zeugen schwankt er zwischen der Elias-Henoch-Deutung und der andern, daß dieselben die beiden Testamente seien: in Sacharjam 4,11f. VI 814, in Am 9,2ff. VI 347, [in Mal 3,5f. VI 985]. Eine spiritualisierende Auslegung von Apk XI gibt er ep. 46,6 I 203; sein Wort (ep. 53,8 I 280): apocalypsis tot habet sacramenta quot verba, drückt seine Stimmung [63] am besten aus und ist bei allen nachfolgenden Exegeten ein geflügeltes Wort geworden.


  1. S. Haußleiter a. a. O. 239ff.
  2. Beatus gibt uns (vgl. die sehr seltene Ausgabe von Florez, Madrid 1770 p. 1) glücklicherweise selbst seine Quellen an, die er ausschreibt (s. u.), unter diesen den Ticonius. Da Beatus sehr wenig Eigenes hinzugetan hat, so kommt es nur darauf an, alle Entlehnungen aus den übrigen Quellen, die uns sämtlich zugänglich sind, zu konstatieren und von Beatus abzuziehen. Der übrig bleibende Rest wäre dann der Kommentar des Ticonius. Eine von mir angefertigte Übersicht der Entlehnungen des Beatus aus andern Quellen findet sich bei T. Hahn, Tyconiusstudien 1900 (Stud. z. Gesch. d. Theol. u. Kirche von Bonwetsch und Seeberg VI 2) S. 10f. Ich bemerke, daß diese Übersicht keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt. Ein vortreffliches Verzeichnis der Beatusstellen, die mit Wahrscheinlichkeit auf Tic. zurückzuführen sind, gibt Hahn S. 11f.
  3. Vgl. hierzu und zum folgenden T. Hahn <span title="in: Tyconiusstudien 1900 (Stud. z. Gesch. d. Theol. u. Kirche von Bonwetsch und Seeberg VI 2)" class="anno" style="color: #00AA00;;">S. 14ff. Was Hahn hier ausführt, hatte sich auch mir bereits aus einer Reihe von Stichproben ergeben. Das Resultat steht also m. E. fest.
  4. Haußleiter a. a. O. glaubt in dieser Summa den Kommentar des Hieronymus entdeckt zu haben. Es lassen sich jedoch entscheidende Gründe dagegen geltend machen. Vgl. Hahn 13f.
  5. Haußleiter findet gerade hier Ticoniusfragmente, doch glaube ich, daß was im Prologus steht, entweder von Isidor oder von Beatus stammt.
  6. Über Tic. vgl. Gennadius de scriptor. ecclesiasticis 18, ferner Augustinus de doctrina Christiana III 30ff. (A. führt die Auslegung des Tic. über die Engel an (III 30), hat also den Kommentar gekannt.)
  7. ed. Burkitt, Text and Studies III 1 Cambridge 1894.
  8. Des Tic. Kommentars als Quelle für die Theologie des Ticonius und die Geschichte des Donatismus auszubeuten, hat Hahn in der genannten vortrefflichen Untersuchung begonnen. Es bleibt hier noch genug lohnende Arbeit. Denn es handelt sich hier um die Wiederentdeckung einer in der Überlieferung fast verschollenen, höchst charakteristischen und bedeutenden Persönlichkeit der Kirchengeschichte.
  9. Tic. gehörte zu den Gemäßigten, er hält an der Einheit der Kirche in den Sakramenten fest, s. den interessanten Abschnitt Beatus p. 56: baptisma non iteramus.
  10. Beatus 298.
  11. Beatus 212.
  12. In Apk 10,11, Beatus 390, vgl. auch die leider nur in einem verdorbenen Text erhaltene Auslegung zur 6. Posaune Beatus 378.
  13. Beatus 215.
  14. Vgl. die Auslegung des dreifach gespalteten Babylon Beatus 486f.
  15. An dieser Zeitbestimmung für die Dauer der Zeit des Antichrist hält Tic. fest.
  16. Ich kann hier jetzt für alles weitere Einzelne auf T. Hahns ausführliche Darstellung S. 57ff. verweisen.
  17. S. die vorzügliche Charakteristik bei Gennadius a. a. O.: exposuit et apc. J. ex integro nihil in ea carnale sed totum intelligens spirituale ... mille quoque annorum regni in terra justorum post resurrectionem futuri suspicionem tulit.
  18. Ich modifiziere meine in der ersten Auflage mit Reserve gegebenen Aufstellungen nach Hahn 95ff. Überzeugt hat mich, was H. für diese Frage aus der regula fidei S. 96 vorbringt. Danach kennt Tic. einen vom Satan gesandten novissimus rex. In den Fragmenten des Spicilegium Casinense ist weder von einem persönlichen Antichrist noch von einem novissimus rex die Rede. Mit Rücksicht hierauf spricht sich doch schließlich auch Hahn über die Frage, ob T. den rex novissimus mit dem Antichrist gleichgesetzt und ob B. nicht die Stellen, die vom persönlichen Antichrist handeln, stark retouchiert habe, skeptisch und zurückhaltend aus (S. 98).
  19. Daß diese Auslegung in der lateinischen Kirche neu war, beweist die künstliche Auslegung von Kap. 20, die Hieronymus noch in der Bearbeitung des Victorinkommentars gibt. Denn H. hatte sich seiner Aussage im Prologus gemäß unter den Auslegern der Apk umgesehen. Augustin, ursprünglich Chiliast, ist in der Auslegung von Apk 20 bei Tic. in die Schule gegangen.
  20. Beda hat den Tic. im Auge, wenn er im Prologus seines Kommentars sagt: quod opus memoratum in tres libellos relevandae mentis gratia findi placuisset. Haußleiter 248.
  21. Nicht Kap. 2-7 wie Haußleiter will, denn der Satz „liber secundus de septem ecclesiis“ der dem „liber hic continet“ vorangeht, stammt nicht von Tic. Vgl. Hahn S. 19.
  22. Dazu in Primasius eine vollständige Parallele.
  23. Von hier an eine Parallele in Beda.
  24. Dazu eine Parallele bei Primasius.
  25. Das wird 456 erklärt: ecclesia praecipue post persecutionum flammas in resurrectione albescet.
  26. Vgl. jetzt Hahn S. 19f.
  27. Das läßt sich durch eine genaue, freilich recht mühsame Untersuchung beweisen. Durch eine Vergleichung von Beatus und Ps. Augustin läßt sich zunächst der Text des Tic. in den betreffenden Abschnitten fast genau herstellen und auf Grund desselben die Abhängigkeit des Augustin in vielen Einzelheiten erweisen. Die Untersuchung ist von mir bis ins Einzelne gemacht.
  28. D. h. die chiliastische Ausdeutung der tausend Jahre.
  29. Er gibt an, daß einige die Dauer der Kirche auf 400, 500 resp. 1000 Jahre berechnet haben ib. XVIII, 53,1. (40, 357,11ff.). — Augustin zeigt sich von allen Kirchenvätern, wenn man etwa von Origenes absieht, am skeptischsten gegen das ganze apokalyptische Getriebe. Bei ihm findet sich am wenigsten apokalyptisches Material.
  30. Den Chiliasmus verwirft H. bestimmt, in Dan 7,17 Vallarsi V, 671: cesset ergo milia annorum fabula.
  31. Vgl. Haußleiter a. a. O. 253.
  32. So die Bemerkung, daß die Zahl 666 juxta hebraeam linguam zu deuten sei (doch vgl. den Kommentar des Haymo)
  33. So wird vom Tier zu Apk 13,18 gesagt: quia fingebat se legem observare per septem dies.
  34. So in der Auslegung der sieben Posaunen; - die singuläre Deutung des Schwanzes des Drachen auf den Antichrist finde ich bei Haymo.
  35. Im Kommentar des Joachim von Floris (s. u.) finde ich unter des Hieronymus Namen (fol. 146b) folgende Ausführung: licet autem non contradixerit H. ei, qui se interrogavit, utrum Henoch et Elias secundum apocalypsim Joannis essent morituri, in spiritu tamen esse intelligendum, potius quam ad litteram asseruit dicens: de Enoch et Helya, quos venturos apocalypsis refert et esse morituros, non est huius temporis disputatio, cum omnis ille liber aut spiritualiter intelligendus sit, aut si carnalem interpretationem sequemur, judaicis fabulis acquiescendum sit. - Woher stammt dieser Satz? Ein echtes Wort des H. scheint es zu sein.
  36. S. Bousset Antichrist im Register unter Hieronymus, vgl. noch Vallarsi V,468 in Ezech 40,5 (der Antichrist ein König der Juden).
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