Die Menagerie der Götter
Wie hier an Affen, Papagai’n,
An Kakadu und Raben
Hofherrn und Damen insgemein
Ihr träges Mütchen laben:
Selbst in der Himmelsstube.
Zeus dahlt[1] mit seinem Adler schier,
Wie ein Quintanerbube.
Der darf in Kabinet und Saal,
Und kek ein ganzes Göttermal
Ambrosia verschlingen.
Allein, wer so viel frist, der mus,
Mit Gunst! auch viel hofiren,
Ihm oft den Steis verschnüren.
Dagegen kan ihr Pfauenpaar
Sie desto bas erfreuen;
Doch schmälet Zeus, und dies ist wahr,
Mit Täubchen kürzt an ihrem Plaz’
Sich Cypria die Stunden.
Ihr Knab läst flattern einen Spaz,
An langen Zwirn gebunden.
Noch dem Olymp zu Statten:
Denn ihre Eule fängt mit Kunst
Die Himmelsmäus’ und Ratten.
Apoll hält solchen Tand für schwach,
Und gallopiret, Tag vor Tag,
Eins durch den weiten Himmel.
Auch, sagt man, hält er einen Schwan,
Des wunderbarer Schnabel
Doch halt’ ich dies für Fabel.
Lyäus läst den Wagen gar
Von zamen Tigern führen,
Und ohne Sorge vor Gefar,
Vor Plutons schwarzer Pforte belt
Der gröste Bullenbeisser,
Und macht die Qual der Unterwelt,
Durch sein Geheul noch heisser. –
Die sich bei Göttern mästen,
Behagt Silenus Eselein
Noch meinem Sin am besten.
Das ist fürwahr! ein feines Vieh,
Und läst von forn und hinten nie,
Was unverschämtes hören.
Mit sich und seinem Herrn vergnügt,
Geduldig allerwegen,
Mit Marzipan und Schlägen.
Zum Keller weis es hin und her
Den Weg von selbst zu finden;
Auch braucht man gar nicht drüber her
Piano klimt’s den Berg hinan,
Piano trit’s bergunter,
Und wirft den trunknen Ehrenman
Kein einzigmal herunter.
Silen, wirst du einst sterben;
So las mich dies bequeme Thier,
Las, Vater, las mich’s erben!