Die Leipziger Messe und ihre Sehenswürdigkeiten vor hundertundfünfzig Jahren

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Titel: Die Leipziger Messe und ihre Sehenswürdigkeiten vor hundertundfünfzig Jahren
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aus: Die Gartenlaube, Heft 19, S. 270–272
Herausgeber: Ferdinand Stolle
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Erscheinungsdatum: 1857
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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Die Leipziger Messe und ihre Sehenswürdigkeiten
vor hundertundfünfzig Jahren.

Daß die eigentlichen Handelsgeschäfte der Leipziger Messen jetzt weit bedeutender und großartiger sind, als sie es vor hundertundfünfzig Jahren waren, steht außer allem Zweifel; dagegen besaßen sie zu jener Zeit einen romantischen Nimbus, der ihnen in unserer Zeit des Realismus und Materialismus gänzlich gebricht.

Der Hauptgrund dieses Nimbus lag in dem Besuche vieler vornehmer Personen, welche die Leipziger Messe zu ihrem Vergnügen mit ihrer Gegenwart beehrten.

Den Hauptanlaß hierzu gab wohl der prachtliebende König August der Starke, welcher sich den Besuch der Leipziger Messen zu einem Haupt- und Staatsvergnügen machte. Regelmäßig, wenn er gerade in Dresden war, bereiste er mit glänzendem Gefolge die Neujahrs-, Oster- und Michaelismesse, wo gewöhnlich auch andere fürstliche Personen, geladen oder ungeladen, sich einfanden, die er alsdann als Meßvater, wie er sich oft nannte, glänzend bewirthete. Mehrmals beschleunigte er seine Abreise aus Warschau, um noch zu rechter Meßzeit in Leipzig einzutreffen und man konnte die Kosten seiner Reisen zur Leipziger Messe, die man damals „Versammlungen der durchlauchtigsten Welt“ nannte, auf jährlich mehr als hunderttausend Thaler anschlagen. Keine der mitanwesenden hohen Meßfremden blieb ohne Geschenk, und daß die Cosel und die Königsmark dabei nicht zu kurz kamen, kann man sich leicht denken.

Ein besonders interessantes Schauspiel war der jetzt schon seit vielen Jahren nicht mehr stattfindende Durchgang der Koppelpferde durch die Stadt.

Leipzigs Roßmarkt hatte sich nämlich schon damals zu einer [271] bedeutenden Höhe emporgearbeitet, vorzüglich nachdem ihn der Rath mit den Oster- und Michaelismessen vereinigt hatte. Leipzig war der Stapelplatz dieses Handelszweiges für das südliche und einen großen Theil des nördlichen Deutschlands. Seine Messen gaben, wenigstens für das südliche Deutschland, den Preiscourant für diese Waare auf ein halbes Jahr an und selbst für die nördlichen Provinzen, aus welchen der größte Theil der hier zum Verkaufe aufgestellten Pferde bezogen ward, war die Leipziger Messe der Tarif, nach welchem man den Einkauf zu der künftigen besorgte.

Auch dies ließ König August nicht spurlos an sich vorübergehen. In Folge eines von ihm erlassenen Befehls durfte bei namhafter Strafe kein zur Messe gebrachtes Pferd früher verkauft werden, als bis alle angekommenen den Zug durch die innere Stadt gemacht hatten. Dann suchte der König sich heraus, was ihm zu kaufen gefiel.

In der Ostermesse geschah dies am Sonntage Jubilate und in der Michaelismesse an dem Sonntage, an welchem die eigentliche Messe ihren Anfang nimmt, Nachmittags um zwei Uhr. An jedem dieser beiden Sonntage mußten nun die zum Verkaufe gebrachten Pferde aus den Ställen vor dem Grimmaischen und Petersthore, von dem Roßplatze, auf welchem sie sich versammelten, zum Petersthore herein, durch die Petersstraße, über den Markt und Grimmaischen Thore wieder hinaus, den Universitätsstallmeister an der Spitze, geführt werden.

So gingen die Pferde in Zügen oder Koppeln, in welchen immer eines vermittelst eines etwa drei Fuß langen Stocks an den umgürteten Schweif des vor ihm gehenden mit der Halfter angeschleift war, an dem Hause des Marktes Nr. 2., welches der König bei seiner Anwesenheit in Leipzig bewohnte und welches auch bis 1813 von seinen Nachfolgern bewohnt ward, vorüber. Trat der Hof, wie dies in den ersten Jahren dieser Besuche einige Mal zu geschehen pflegte, im Schlosse Pleißenburg ab, so kam der Zug der Koppelpferde ebenfalls zum Petersthore herein, ging aber durch die Schloßgasse und das Schloß und zum Schloßthore wieder hinaus.

Bemerkte der König ein Pferd, welches ihm gefiel, so mußte zur nähern Besichtigung desselben der ganze Zug, obschon nur auf wenige Augenblicke, Halt machen, damit die Gestalt und Farbe des Pferdes und der Name des Verkäufers aufgezeichnet werden konnten.

Dieser Gebrauch erhielt sich bis zur Zeit des französischen Krieges, und wenn der Landesherr nicht persönlich nach Leipzig kam, so fand sich von Seiten des sächsischen Hofes der Oberstallmeister ein. Seit jener Zeit aber änderte sich die Sache allmählich. Das Verbot des Pferdeverkaufs ward zwar nicht aufgehoben, aber gar nicht mehr beachtet. Jeder Roßhändler verkaufte seine Waare, wie und wann es ihm beliebte. Dieser Umstand in Verbindung mit dem, daß die Händler nicht einmal alle noch unverkaufte Pferde mit in den Zug brachten, war Ursache, daß dieser von Messe zu Messe kleiner und ärmlicher ward. Während daher in den glänzendsten Perioden der Leipziger Roßmesse gegen zweitausend Pferde durch die Stadt zogen, war diese Zahl in der Ostermesse 1825 bis auf einige siebzig zusammengeschmolzen, so daß wenige Jahre darauf der Durchgang der Koppelpferde seine Endschaft erreichte.

Unter den Handelsartikeln der Leipziger Messen vor hundertundfünfzig und mehr Jahren befanden sich übrigens zuweilen sehr abenteuerliche, die man jetzt trotz unserer vorgeschrittenen Industrie vergebens suchen würde, welche aber beweisen, daß gewinnsüchtige Speculanten damals eben so gut wie jetzt das Haschen des Publicums nach auffallenden Sonderbarkeiten zur Bereicherung ihres Beutels zu benutzen verstanden.

So fanden sich auf der Michaelismesse 1684 nach der durch die kaiserlichen, polnischen und sächsischen Truppen glücklich erfolgten Entsetzung Wiens mehrere Kaufleute ein, welche einige Fässer gedörrter Türkenköpfe unterschiedlicher Art und Gestalt mit abscheulichen Gesichtern, seltsamen Bärten und vielerlei Haaren, kurz oder lang geschoren, zum Verkaufe ausboten. Sie wurden je nach der Scheußlichkeit ihres Ansehens, welches den Maßstab für ihren Werth angab, und je nachdem die Gesichter recht arg zerhauen waren, mit vier, sechs bis acht Thalern das Stück verkauft und zum Theil weiter nach Spanien, England, Holland, Frankreich, Dänemark und Schweden versendet.

Einer dieser Türkenkopfhändler brachte zur nächsten Michaelismesse außer seiner schon bekannten Schnittwaare noch als besondere Rarität ein lebendes türkisches Mädchen von etwa zwanzig Jahren und einen türkischen Knaben von sieben Jahren mit, die beide vor Ofen gefangen genommen worden waren und die er ebenfalls zum Verkauf ausbot. Der Kauf- und Handelsherr Kaspar Rose kaufte beide, das Mädchen für einen Centner Zucker und den Knaben für zehn Thaler baares Geld. Beide wurden von ihrem Käufer bald bewogen, sich taufen zu lassen und die Namen Barbara und Friedrich anzunehmen. Als jedoch Rose starb, nahm der prunkliebende Bürgermeister Romanus sie als ein Verschönerungsmittel seines Haushaltes in seine Dienste, und machte sie wieder zu Türken, indem er ihnen schöne türkische Anzüge machen ließ und sie wieder bei ihren ursprünglichen Namen Zuleima und Soliman nannte, wie sehr auch viele fromme Seelen der Stadt sich über dieses nach ihrer Ansicht strafwürdige und unchristliche Beginnen ereiferten.

Die jetzt auf dem Roßplatz (dieses Jahr verschiedener Bauten wegen auf dem Fleischerplatz) stehenden Trink- und Schaubuden hatten ihren Platz damals auf der Grimmaischen Gasse und theilweise auf dem damaligen Petersplatze oder der späteren Esplanade, welche jetzt den Namen des Königsplatzes trägt.

So wurde zum Beispiel im Jahre 1650 auf der Grimmaischen Gasse in einem Hofe der erste Elephant gezeigt, welcher nach Leipzig und Sachsen, so wie überhaupt nach Deutschland gekommen zu sein scheint. Von den Zetteln, welche der Besitzer des Thieres austheilte, befindet sich jetzt noch ein Exemplar in der Bibliothek eines Sammlers derartiger Raritäten und es ergibt sich daraus, daß das Thier eins der gelehrigsten und sanftesten war, welche jemals gesehen worden sind. Dieser Zettel ist ein Kupferstich auf einem ganzen Bogen, bestehend aus einem Mittelfelde, welches von sechzehn Seitenfeldern umgeben wird. Das erstere stellt den Elephanten überhaupt mit seinem Führer dar und die andern zeigen die mannigfachen Kunststücke, welche er machte. So sehen wir ihn die Zuschauer becomplimentiren, sich für das empfangene Geld bedanken und auf die Erde platt niederlegen, seinem Führer das Geld aus der Tasche ziehen, ihn auf dem Rüssel tragen, eine Menge Jungen von der Erde aufheben und sie mit dem Rüssel auf den Hals setzen, mit einer Kugel nach Kegeln schieben, seinem Führer den Hut abnehmen und sich auf den Kopf setzen, einen Thaler, selbst einen Dreier von der Erde aufheben, mit dem Führer ein Scheingefecht mit Rappieren auf Hieb und Stich bestehen, den Eimer herbeitragen, damit sein Herr sich waschen kann, sich mit einem Besen abkehren und endlich nach dem Takte der Trompete ein Tänzchen machen.

Nicht weniger als hundertunddreißig Jahre vergingen, ehe sich wieder nach diesem ersten ein Elephant auf die Leipziger Messe verirrte, was, wie wir in Weisen’s Kinderfreunde lesen, im Jahre 1780 geschah. Bei dem großen Capitale, welches der Ankauf eines solchen Thieres kostete, und der Furcht, es durch das Klima bald umkommen zu sehen, so wie bei den bedeutenden Kosten und Schwierigkeiten, welches die Fortschaffung eines solchen Thieres von einem Orte zum andern verursachte, darf dies nicht Wunder nehmen. Die Neuzeit mit ihren großartigen Transportmitteln bietet natürlich der Schaulust in dieser Beziehung eine weit reichere Ernte und Manches, was damals mit großer Bewunderung angestaunt ward, erregt jetzt nur noch geringes Interesse.

Die indianischen Raben, die Papageien und Kakadus, welche zur Michaelismesse 1684 zu sehen und für theures Geld zu verkaufen waren, machten mit den daneben befindlichen Meerkatzen und Pavianen ein sehr großes Aufsehen. Daneben interessirte die Riesin, welche nebst einem Wunderschafe mit einem ungeheuren Horne in einer Bude auf der Grimmaischen Gasse den Schaulustigen sich präsentirten. Noch mehr Zulauf erhielt die Menagerie, die 1685 in der Michaelismesse in Bräunicken’s Hofe zu sehen war und wo außer Löwe und Tiger ein gar wundersamer Vogel, der „vorn wie eine schwarze Sau gestaltet war und Stacheln auf dem Rücken hatte,“ die Neugier fesselte und die Naturkunde der Leipziger bereicherte.

Ueberhaupt wurde es nun schon ziemlich Mode, anstatt die Bären-, Affen- und Kameelführer auf offener Straße zu sehen, in die Schaubuden und Höfe zu gehen und dort die Sammlungen ausländischer Thiere zu betrachten, die von dieser Zeit an sich ziemlich zahlreich einstellten.

Auch an anderen seltenen und wunderbaren Thieren fehlte es nicht. So war in der Ostermesse 1683 in dem Metzner’schen Hause am Markte ein sehr gutes Wachsfigurencabinet aufgestellt, welches die ganze französische Königsfamilie in getreuen Nachbildungen zeigte. Die Wasserkunst, die 1690 in einem Hause auf der Grimmaischen Gasse gezeigt wurde, scheint mit ihren beweglichen Figuren ebenfalls kein uninteressanter Gegenstand gewesen zu sein und in der Ostermesse 1699 bewunderte man einen Knaben, der an Händen [272] und Füßen mit einer harten Fischhaut geboren war, und eine Brabanterin, welche geschmolzenes Blei, brennendes Pech und siedendes Oel genoß und auf glühendem Eisen ging.

In den verschiedenen Garküchen und Speisebuden – von dem gemeinen Volke Lunzenbuden genannt – auf der Grimmaischen Gasse erblickte man eine buntgemischte Menge von einheimischen und auswärtigen Gästen und in derselben Gegend nicht selten auch sogen. Glücksbüdner mit ihren Glückstöpfen und Waarenlotterien. Nicht nur auf den freien Plätzen, sondern auch an den Straßenecken der Stadt paradirten privilegirte Marktschreier, Zahn- und Wurmärzte mit betreßten Kleidern und großen Perrücken angethan, auf wunderlich verzierten Schaubühnen, priesen den Leichtgläubigen mit Stentorstimmen ihre Quacksalbereien und kirrten die hochaufhorchenden Zuschauer nicht selten durch den fadesten und sittenlosesten Scherz ihrer Hanswürste, obschon letztere bereits vor mehreren Jahren durch den Stadtrath verboten worden waren. Gaukler aller Art, Bären-, Affen- und Hundeführer, Bänkelsänger und Marionettenspieler fanden sich selbst an den Ecken der Straßen und auf den freien Plätzen der Stadt in Menge ein. Auch sah man zuweilen größere Schaubühnen errichtet, auf welchen aber freilich nur Komödien von ziemlich niedriger Art aufgeführt wurden.

Während dies geschah, durchstrichen Musikanten in ungeheurer Anzahl selbst das Innere der Häuser und suchten die Bewohner derselben heim mit polnischem Bock, Dudelsack, Leierkasten, Brummeisen und Hackebret. Zugleich drangen sogenannte Krummholzölmänner aus Ungarn ihnen Mittel für ihr leibliches Wohl auf, denn selbst Dem, der sich kerngesund fühlte, sahen diese Leute an, daß er krank sei und ihrer Medicin bedürfe.

Eine, was Schaugepränge betrifft, besonders glänzende Messe wie sie vielleicht nie wiederkommen dürfte, war die Michaelismesse des Jahres 1699, welche König August mit einem ungewöhnlich zahlreichen und brillanten Gefolge besuchte.

Eine Stunde vor seiner Ankunft, welche Sonnabends Nachmittags gegen fünf Uhr erfolgte, zog die Leibgarde ein, die aus hundertundsiebzig Mann Janitscharen bestand, welche roth und weiß „gar curieux montirt“ waren. Ihr Aufzug versetzte „männiglichen in Verwunderung, gestalten sie mit ihrer türkischen Feldmusik, kleinen Schalmeien, messingenen Becken, die von zwölfjährigen Knaben zusammengeschlagen wurden, ferner mit ihren großen Trommeln und etlichen Paar kleinen kupfernen Pauken sich tapfer hören ließen.“ Sie marschirten in ihrer Ordnung vor das sogenannte Welsische Haus am Markte, in welchem der König abstieg.

Einige Tage darauf folgten die Königin und noch viele andere Herzöge und Markgrafen, fürstliche Personen, Herren und Damen aus gräflichem und freiherrlichem Stande, hohe Militärs und polnische Magnaten. Die Zahl dieser vornehmen Gäste betrug gegen hundertundfünfzig und sie wurden in die bequemsten Häuser der Stadt „einlogiret und accomodiret.“ In dieser Messe wurden im Brühle nicht nur am Zimmerhofe im Opernhause Vorstellungen gegeben, sondern auch in dem Gasthofe zu den drei Schwanen auf königlichen Befehl zum ersten Mal französische Komödien gespielt, welche die deutschen und polnischen Fürsten und Herrschaften Abends fünf Uhr täglich besuchten. Nach dem Theater fand gewöhnlich eine Redoute statt, wozu man die Börse auf dem Naschmarkte eingerichtet hatte.

Während derselben Messe ward auch die Trauung des Erbprinzen von Brandenburg-Bayreuth mit einer Prinzessin von Sachsen-Weißenfels in dem Hause vollzogen, welches der König bewohnte. Die Traurede hielt der Superintendent Ittig und machte den Anfang „mit einem gelehrten Sermon von der Glückseligkeit der Stadt Leipzig und wie dieses wegen des Besuchs so vieler hohen Personen recht glückselig zu preisen sei.“ Das Ende der Ceremonie bildete, gleich dem Anfange derselben, eine Instrumental- und Vocalmusik der königlich polnischen Capelle. Auf dem Markte hatte man zwölf Stück Geschütze aufgefahren, um sie später während der Tafel beim Ausbringen der Gesundheiten zu lösen. Nach beendeter Ceremonie wurden die hohen Gäste durch Marschälle zur Tafel geführt. „Diese,“ so sagt unsere Quelle, „war magnifique anzusehen, nicht allein weil kostbare Essen in großer Menge aufgetragen, sondern auch der Nachtisch mit schönen Confecturen gezieret wurde. Bei dem Gesundheittrinken ließen sich die Trompeten und Pauken nebst denen Stücken tapfer hören und ward dieser Actus glücklich geendiget.“

Amüsant ist der Bericht über eine Sehenswürdigkeit dieser Messe, welchen wir zum Schluß dieser kleinen Schilderung der Leipziger Messe in der Vorzeit unsern Lesern in unveränderter Gestalt mittheilen wollen.

„Diese Michaelismesse“ – heißt es – „hat sich ein Vielfraß oder Vielfresser um Geld allhier sehen lassen. Er war eines Hirten Sohn, dessen Mutter von Prag bürtig war und sich an einen Wolf, als sie mit ihme schwanger gegangen, versehen hatte, indem sie darzu kommen, als sein Vater ein todt angebissenes Schaf dem räuberischen Wolfe abgejaget, und an dem rohen Fleische des Schafes nicht weniger als der Wolf ihren Appetit gern stillen wollen, welches sie auch gethan, im Fall ihr dasselbe nicht mit Gewalt vom Manne wäre aus den Zähnen gerücket worden. Dieser verwahrlosete Mensch hatte einen so starken Magen, daß er Steine verschlucken und verdauen kunte, und einen so unordentlichen Appetit, daß er lebendige Katzen, Hunde und Schafe mit Fell und rohem Fleische fressen kunte. Absonderlich wenn er sich recht sättigen wollte, verschluckte er Steine, so groß als Kastanien, und fraß auch Werg dazu. Man kunte gar eigentlich bei ihm die Steine im Halse und Bauche hören kollern und klappen. Dieser Steinfresser mußte ein paar Tage in dem neuen Zuchthause Brod essen und bekam hernach seinen Laufzettel, damit sich Niemand an ihm versehen möge.“