Die Kreuzkapelle in Geisingen

Textdaten
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Autor: Karl Alois Fickler
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Titel: Die Kreuzkapelle in Geisingen
Untertitel:
aus: Badisches Sagen-Buch I, S. 461–462
Herausgeber: August Schnezler
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1846
Verlag: Creuzbauer und Kasper
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Erscheinungsort: Karlsruhe
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Originalherkunft:
Quelle: Commons und Google
Kurzbeschreibung:
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4.
Die Kreuzkapelle in Geisingen.

Wer vom Wartenberg zum Städtchen Geisingen herabsteigt, stößt vor den Thoren auf eine Kapelle oder unvollendete Kirche, welche von Linden umgeben, einen recht anmuthigen Anblick bietet, und nur seit dem dreißigjährigen Kriege durch das Andenken eines Unglücklichen umdüstert wird, der an der Schwelle des Heiligthums sein Leben gewaltsam endigte.

Die Kirche heißt zum Kreuze, oder auch „zum geschossenen Christus“ und von den Leuten, welche jährlich zum Erinnerungsfeste der Stiftung wallfahrten, hört man folgende Erzählung.

Es war im Schwedenkrieg, da ritten eines Nachmittags aus dem Würtembergischen mehrere Reiter über Unterbaldingen nach Geisingen. Unfern des Städtchens stund ein Christusbild am Wege, von dessen bloßen Füßen der Regen ebenso herabträufelte, als von den Reiterstiefeln der Soldaten. Da schimpfte einer von ihnen, ein Cornet, mit schweren Fluchen über das Unwetter und den bodenlosen Weg, und gab dem Christus die Schuld des Reiseungemachs mit gotteslästerlichen Worten, und spornte seine Mähre, bis sie sich dem Bilde gegenüber aufstellte; dann zog er aus der Halfter sein langes Reiterpistol, legte es auf dem linken Arm zum Zielen fest und wie er abdrückte, drang die Kugel dem Bilde durch die Stirne. Doch alsbald öffnete sich der Boden unter des Frevlers Füßen und verschlang ihn samt dem Pferde. – Von jähem Schrecken erfaßt, sprengten seine Gefährten mit verhängtem Zügel in die Stadt und erzählten den Bürgern die Wundermäre. Sofort begaben sich Diese mit Kreuz und Fahnen unter dem Vortritt ihrer Priester zur Stätte und fanden das Christusbild am alten Orte mit dem Maale seiner sechsten Wunde; – eine Vertiefung aber, schon mit Rasen bedeckt, zeigte das Grab, welches den Gotteslästerer [462] Bürger an jenen Unruhen Theil nahmen, und auf einer Tischtitel-Urkunde vom Ende des 16. Jahrhunderts findet sich auch wirklich zum Erstenmale der Esel in dem Wappen der Vogtei. Genauerer Aufschluß ist mit auf dem Wege geschichtlicher Forschung noch nicht geworden.