Textdaten
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Autor: unbekannt
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Titel: Die Kraft des Eises
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aus: Die Gartenlaube, Heft 3, S. 52
Herausgeber: Adolf Kröner
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1893
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[52] Die Kraft des Eises. Daß man im Winter eine verschlossene Glasflasche sprengen kann, wenn man sie mit Wasser füllt und ausfrieren läßt, ist eine sehr bekannte Erscheinung. Ja, die Kraftentfaltung des gefrierenden Wassers ist eine so ungeheure, daß man Kanonen, gewaltige Felsmassen damit zu sprengen vermag.

Die Gründe für diese Erscheinung liegen in einer besonderen Stellung, die gerade das Wasser unter den Körpern in Bezug auf sein physikalisches Verhalten einnimmt.

Im allgemeinen gilt das bekannte Gesetz, daß die Körper sich durch Wärme ausdehnen, durch Kälte zusammenziehen. Schon darin verhält sich das Wasser anders.

Wenn man Wasser von 9. Grad C. in einem gemessenen und mit Maßzeichen versehenen Gefäß allmählich abkühlen läßt, so wird man zunächst in Uebereinstimmung mit dem, was man erwartete, beobachten, daß es sich zusammenzieht. Bei 4 Grad C. aber hat es seine höchste Dichte und damit sein höchstes spezifisches Gewicht erreicht. Von 4 bis 0 Grad dehnt es sich wieder aus und nimmt zuletzt dasselbe Volumen ein wie bei 9 Grad.

Aber eine noch größere Ueberraschung bietet das Wasser beim Gefrieren. Für gewöhnlich nehmen die Körper, wenn sie aus dem flüssigen, geschmolzenen Zustand in den festen übergehen, in dem letzteren einen geringeren Raum ein, werden also schwerer. Das Wasser dagegen zieht sich nicht zusammen, wenn es gefriert, sondern es dehnt sich aus und entfaltet bei dieser Ausdehnung eben jene ungeheure Kraft, von der die oben erwähnten Beispiele Zeugniß ablegen. In der Natur ist diese Eigenschaft des Wassers von der größten Wichtigkeit. - Da das Eis einen größeren Raum einnimmt als ein gleiches Gewicht Wasser, also spezifisch leichter ist, so schwimmt es auf dem Wasser; deshalb gefrieren auch unsere Gewässer von oben nach unten. Wäre das Umgekehrte der Fall, so würden viele Gewässer in kalten Wintern vollständig ausfrieren und an die Fortexistenz einer Thierwelt im Wasser wäre nicht zu denken.