Der neueste Begas’sche Entwurf des Nationaldenkmals für Kaiser Wilhelm I. in Berlin

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Titel: Der neueste Begas’sche Entwurf des Nationaldenkmals für Kaiser Wilhelm I. in Berlin
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 3, S. 37, 48–49, 51
Herausgeber: Adolf Kröner
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1893
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[37]

Das Nationaldenkmal für Kaiser Wilhelm I. in Berlin.
Nach dem neuen zur Ausführung bestimmten Entwurfe von Professor Reinh. Begas gezeichnet von I. Åkermark.

[48–49]

Das Nationaldenkmal für Kaiser Wilhelm I. in Berlin: Gesammtanlage.
Nach dem neuen zur Ausführung bestimmten Entwurf[e von] Professor Reinh. Begas gezeichnet von I. Åkermark.

[51] Der neueste Begas’sche Entwurf des Nationaldenkmals für Kaiser Wilhelm I. in Berlin. (Zu den Bildern S. 37, 48 und 49.) Endlich ist diejenige Skizze des großen Nationaldenkmals, die auf der Schloßfreiheit zu Berlin zur Ausführung kommen soll, vollendet. Sie rührt, wie bekannt, von Reinhold Begas her und ist, wie gleichfalls bekannt, keine der aus den beiden Wettbewerben siegreich hervorgegangenen Arbeiten, sondern ein vom Kaiser, entgegen dem Entscheid der Preisrichter, beim Künstler bestellter und nur vom Kaiser gutgeheißener Entwurf. Durch besonderen Beschluß hatte ja der Reichstag auf seine gesetzmäßige Mitwirkung bei diesem größten Denkmal der deutschen Heldenzeit verzichtet und die Entscheidung allein dem Kaiser überlassen.

Auf Reinhold Begas’ endgültigem Entwurf sehen wir den alten Kaiser Wilhelm im Feldherrnmantel und in der Generalinterimsuniform, den Helm auf dem Haupte, den Feldherrnstab in der Rechten, auf stolz daherschreitendem Rosse, das von einer die Siegespalme tragenden Viktoria am Zügel geführt wird.

Das Reiterstandbild soll in Bronze ausgeführt werden. Der 10 Meter hohe Sockel, auf dem es steht, wird aus Granit errichtet. Auf den Breitseiten des Sockels befinden sich prächtige Reliefs, die den „Krieg“ und den „Frieden“ darstellen, und ihnen lagert zu Füßen je eine männliche Figur, welche die Allegorie der Reliefs in neuen Formen wiederholt. Die Schmalseiten des Sockels tragen allerlei Insignien, die vordere auch eine Tafel, auf welche die noch nicht bestimmte Inschrift des Denkmals zu stehen kommt. Um die Tafel ist die Kette des Schwarzen Adlerordens gelegt; darüber ragt die Kaiserkrone. Unter der Tafel verkündet eine Pergamentrolle die Worte „Einheit, Recht, Gesetz“ als Rechtssymbol für das „Neue Reich“, während auf der hinteren Seite Kettenpanzer, Ritterhelm und Morgenstern, die auf einem geschlossenen Buche liegen, das „Alte Reich“ versinnbildlichen.

An den Ecken des Sockels stehen auf Kugeln vier Viktorien, Kränze in den gespreizten Armen: echt Begas’sche Figuren, diejenigen Nebengestalten des Denkmals, die am meisten Begas’schen Geist athmen und die auch ausschließlich vom Meister herrühren; an den anderen Theilen durften die Begasschüler kräftig mitarbeiten, unter ihnen Hidding und Karl Bernewitz, von denen der letztere besonders an dem Zoologischen des Denkmals großen Antheil hat.

Der Sockel wird getragen von einer Basis, einem runden, aus zwölf Stufen bestehenden Treppenbau. Er hat vier vorspringende Eckplatten, auf denen vier prachtvolle Löwen ruhen. Jeder der Löwen ist besonders individualisiert: der eine wachsam ruhend, der andere drohend, der dritte wuthbrüllend, der vierte zum Sprunge ansetzend. Reiche Waffenskulpturen bedecken die Löwensockel.

Das ganze Denkmal mit Sockel und Basis ruht auf einer Plattform.

Auf dieser Plattform erhebt sich außer dem oben beschriebenen Denkmal noch die weite, mächtige und vielgliedrige architektonische Umrahmung.

Die Architektur auf den ersten für den Wettbewerb hergestellten Entwürfen von Begas war ein Werk des Baumeisters Professor Ihne. Dieser erste Plan, der eine halbkreisförmige, in ruhigen Linien gehaltene Säulenhalle vorschlug, wurde in „zwölfter Stunde“ noch von maßgebender Seite abgelehnt. Man warf ihm vor, daß er den Blick auf das Standbild nicht von allen Seiten, sondern nur von vorn oder sonst nur aus allernächster Nähe innerhalb der Architektur gestatte. So hat Reinhold Begas sich zuguterletzt seine eigene Architektur gesucht, und er kam auf einen im wesentlichen geradlinigen Bau, der sich drei Stufen über die Plattform erhebt.

Die Hinterwand und die Seitenflügel sind geradlinig und stehen senkrecht aufeinander; nur die Verbindungsstücke rechts und links springen im Bogen nach innen. Die Seitenflügel gehen nicht bis zur Fluchtlinie des Standbildes, und so bleibt dieses von beiden Seiten weithin sichtbar, vom Schloßplatz wie vom Lustgarten. Die geradlinige Form. der Hinterwand wurde durch die Bedürfnisse der Spreeschiffahrt vorgeschrieben. Die früheren Entwürfe nahmen einen halbkreisförmigen Einbau in das Spreebett an und bedingten damit eine Verengerung des Wasserlaufes, die bei der Ausführung auf wesentliche Schwierigkeiten gestoßen wäre.