Dreiundvierzigster Brief Die Heimath in der neuen Welt. Dritter Band
von Fredrika Bremer
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Textdaten
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Autor: Fredrika Bremer
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Titel: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band
Untertitel: Dreiundvierzigster Brief
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Entstehungsdatum: 1854
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Verlag: Franckh
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Erscheinungsort: Stuttgart
Übersetzer: Gottlob Fink
Originaltitel: Hemmen i den nya verlden. Tredje delen.
Originalsubtitel:
Originalherkunft: Schweden
Quelle: Scans auf Commons
Kurzbeschreibung: Erinnerungen über Reisen in den USA und Cuba
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Anhang.

Es war meine Absicht beim Beginn dieser Arbeit in einem besondern Anhang am Schlusse derselben einiger Ereignisse zu gedenken, die mir in den Sklavenstaaten Americas und auf Cuba vor die Augen gekommen sind, und deren Bekanntmachung ich für zweckmäßig hielt, von denen ich aber doch in meinen Briefen nicht sprechen wollte, weil ich Orte und Personen nicht bezeichnen mochte. Mrs. Harriet Beecher Stowes bekanntes Buch: „Onkel Toms Hütte” und noch mehr ihre kürzlich erschienene Arbeit: „ein Schlüsselu. s. w. haben mich dieser unangenehmen Veröffentlichung überhoben. Denn meine Erzählungen würden nichts wesentlich Neues, nichts von dem Inhalte ihrer Arbeit Abweichendes geben, und ich will daher nicht durch solche mein bereits allzulanges Buch noch mehr verlängern, sondern nur noch bemerken, daß die betreffenden Erzählungen ganz besonders meine oft ausgesprochene Bemerkung über den demoralisirenden Einfluß des Sklavereiinstituts auf die weiße Bevölkerung bekräftigen mußten. Als ich einen jungen Mann von beinahe seraphischer Schönheit, einen Edelmann von Geburt und Aussehen, seine Seele mit vollem Bewußtsein dafür verkaufen sah, daß er als Sklaventreiber bezahlt wurde; als ich ihn gestehen hörte, daß er es nicht wage die Bibel zu lesen; als ich ihn sagen hörte, daB er im Anfang seines Geschäftes um keinen Preis hätte einen Neger mit der Peitsche berühren wollen, jetzt aber im Stande wäre, ohne alles Bedenken einen Neger des Beispiels wegen peitschen zu lassen, ihn mit Bluthunden zu hetzen u. s. w; als ich einen der reichsten Plantagenbesitzer und galantesten Gentlemen Louisianas naiv sich selbst und sein System auf seinen Sklavenpflanzungen preisen hörte, ohne die erbärmliche Prahlerei und Tyrannei, welche dieses ganze System verrieth, auch nur zu ahnen; als ich eine christliche Frau und Mutter ihrer Tochter verbieten sah am Sonntag zu tanzen, während sie nichts Anstößiges darin fand, daß ihre Sklaven am ganzen Sonntag unter der Musik von Peitschengeknall[1] für sie arbeiteten; als ich angenehme und liebenswürdige junge Leute, die gegen einander sehr zärtlich waren, mit vornehmer Kälte die grobe Mißhandlung eines jungen Negerweibes durch ihren Herrn betrachten sah – da habe ich mit meinem Freund, dem Pflanzer am Missisippi, sagen müssen: „Das System, das System ist es, was solche Folgen herbeiführt.“

Ehre der edlen, warmherzigen Americanerin, die in unsern Tagen gegen das Sklavereisystem aufgetreten ist und, wie in der Literatur noch kein Weib, für die Sache der Menschheit und die Ehre ihres Vaterlandes mit einer Kraft gesprochen hat, welche ihr das Ohr der ganzen Menschheit gewann. Ehre und Segen über sie! Was muß nicht das Volk werden, das solche Töchter hervorbringen kann!

Von der edlen Verfasserin des Onkels Tom weiche[s 1] ich bloß in meiner Ueberzeugung über die Art und Weise der Emancipation aus der Sklaverei ab. Es ist meine Ueberzeugung, daß die Sklavenstaaten Americas das Werk weise begonnen haben, indem sie damit anfingen die Negersklaven sich zu christlichen Gemeinden bilden zu lassen, wie auch darin, daß sie die Emancipation mit der Colonisation der Neger in Africa verbanden. Nur von wohlgeordneten christlichen Negerstaaten kann eine gute Befreiung ausgehen. Der Zustand der Neger in Africa und auf Jamaica deutet darauf hin, was dieses Volk ohne ein gründliches christliches Leben und eine christliche Gesellschaftslehre werden muß. Da ist nichts, was man loben oder wozu man einladen könnte. Ich wiederhole es, in mehreren Sklavenstaaten ist bis jetzt ein Anfang gemacht, um die Negersklaven aus ihrem Zustand emporzurichten, und mein herzlicher Wunsch wie auch meine Hoffnung geht dahin, daß bald noch mehr geschehen möge, sowohl durch befreiende Gesetze, als auch durch die Unterweisung der Negerkinder. Die eigenen Predigten der Sklaven, die ich in mehreren Sklavenstaaten Americas gehört habe, beweisen am besten, wie lebendig sie das Christenthum auffassen. Sie haben eine eigenthümliche Fähigkeit sich das innerste Leben und die Vernunft derselben anzueignen. Gott gebe, daß sie das Evangelium überall in den Sklavenstaaten zu hören bekämen! Aber dazu fehlt noch viel, unverzeihlich viel.

Meine gewisse Hoffnung steht jetzt wie früher auf dem edleren Süden; mein warmer Wunsch ist, daß er die Emancipationsfrage in seine Hand nehmen möge. Er allein, nicht aber England und auch nicht die nördlichen Staaten Americas, kann die ganze Frage in ihrer vollen Bedeutung einsehen. Der Süden allein kennt die Last, die Gefahr, die Verantwortung, all die großen Schwierigkeiten; er allein hat die Arbeit und die Mühe. Wenn es ihm gelingt die Ketten der Sklaven zu brechen und sein herrliches großes Land von der Sklaverei zu erlösen, dann gebührt ihm unverwelkliche Ehre.


 Stockholm im Mai 1853.




  1. Dieß war nicht in den Vereinigten Staaten.
Anmerkungen Wikisource
  1. Vorlage: welche


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