Die Gänsehüterin
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Die Gänsehüterin.
Fette Gänse, gross und klein,
Watscheln auf der Wiese,
Einwärts trippelt hinterdrein
Die Zigeunerliese.
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Ach, sie weint gar bitterlich,Senkt den Kopf zur Erde!
Ja, was hilft’s auch, wenn man sich
Abplagt mit der Herde!
Als sie an der grünen Heck’
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Ihre Gänse zählte,Merkte sie – o grosser Schreck! –
Dass die schönste fehlte.
»Weshalb weinst Du!« fragt sie dort
Mild der Herr des Schlosses.
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»Hu! – ein – Gäns – chen ist – mir fort,Hu ein schönes grosses!
Welch ein Braten fest und fein,
Wäre draus zu rösten!« –
»Nun, so will ich Dir verzeihn,
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Magst Dich, Kleine, trösten!« –
»Nutzt nichts! Vater wird mich hau’n,
Denn er that befehlen,
Grad’ dies Gänschen sollt’ ich schau’n
Für uns wegzustehlen!« –
Marie von Ernest.