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Titel: Die Fastenrolle
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aus: Altjüdisches Schrifttum außerhalb der Bibel S. 346–347; Erläuterungen 1289–1291
Herausgeber: Paul Rießler
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1928
Verlag: Dr. B. Filser
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Erscheinungsort: Augsburg
Übersetzer: Paul Rießler
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Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: ULB Düsseldorf und Commons
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[346]
26. Die Fastenrolle

Dies sind die Tage, wo man nicht fasten darf
und wo die Trauer untersagt ist.

1
Vom ersten Nisan bis zum achten

wird das tägliche Opfer aus dem Tempelschatz bestritten.
Trauer ist untersagt.

2
Vom achten Nisan bis zum Ende des Festes

feiert man wieder das Wochenfest.
Trauer ist untersagt.

3
Am 7. Ijjar fand die Einweihung der Mauer Jerusalems statt.

Trauer ist untersagt.

4
Der 14. Ijjar ist der Tag für das Opfer des kleinen Osterlammes.

Trauer ist untersagt.

5
Am 23. Ijjar verließ die Besatzung der Akra

Jerusalem.

6
Am 27. Ijjar wurden die Staatssteuern

in Juda und Jerusalem abgeschafft.

7
Am 17. Sivan wurde der Turm von Sur erstürmt.
8
Am 15. und 16. Sivan wurden die Bewohner von Betsean

und die der Ebene vertrieben.

9
Am 25. Sivan wurden die Zöllner

aus Juda und Jerusalem zurückgezogen.

10
Am 14. Tammuz wurde das Gesetzbuch abgeschafft.

Trauer ist untersagt.

11
Der 15. Ab ist der Tag des Holztragens.

Trauer ist untersagt.

12
Am 24. Ab bekamen wir wieder unser Gesetz.
13
Der 7. Elul ist der Tag der Einweihung der Mauer Jerusalems.

Trauer ist untersagt.

14
Am 17. Elul zogen sich die Römer

aus Juda und Jerusalem zurück.

15
Am 22. Elul verhängten wir aufs neue

die Todesstrafe über die Abgefallenen.

16
Am 3. Tischri (September bis Oktober) wurde das Dokument der Schadloshaltung des Gläubigers am Schuldnerbesitz aus den Akten gestrichen.
17
Am 23. Marchesvan vergrub man die unreinen Steine,

um sie aus dem Tempelhof verschwinden zu lassen.

18
Am 25. Marchesvan wurde Samaria erobert.
[347]
19
Am 27. Marchesvan opferte man von neuem Mehl auf dem Altar.
20
Am 3. Kislev wurden die unreinen Steine

aus dem Hof entfernt.

21
Der 7. Kislev ist ein Festtag.
22
Der 21. Kislev ist der Tag des Berges Garizim

Trauer ist untersagt.

23
Am 25. Kislev beginnen die acht Tage der Tempelweihe.

Trauer ist untersagt.

24
Am 28. Tebet wurde die Einigung nach dem Gesetz wiederhergestellt.
25
Der 2. Schebat ist ein Festtag.

Trauer ist untersagt.

26
Am 22. Schebat wurde das Werk zerstört,

das der Feind in den Tempel stellen ließ.
Trauer ist untersagt.

27
Am 28. Schebat entfernte sich Antiochus aus Jerusalem.
28
Der 8. und 9. Adar wurden Tage der Freude

wegen des Regens.

29
Der 12. Adar ist der Tag Trajans.
30
Der 13. Adar ist der Nikanortag.
31
Am 14. und 15. Adar sind die Purimtage.

Trauer ist untersagt.

32
Am 16. Adar begann man mit dem Aufbau der Mauer Jerusalems.

Trauer ist untersagt.

33
Am 17. Adar erhoben sich die Heiden gegen die Reste der Sopherim in

der Landschaft von Chalcis und im Land der Zabadäer;
aber Israel wurde befreit.

34
Am 20. Adar fastete das Volk, um Regen zu erhalten;

da fiel Regen.

35
Am 28. Adar erhielten die Juden die gute Nachricht,

daß sie nicht mehr an der Befolgung der Gesetzesvorschriften verhindert würden.
Trauer ist untersagt.
Aber jeder Mann, der sich zuvor durch ein Gelübde zum Fasten verpflichten,
wird sich durch das Gebet binden.

Erläuterungen

[1289]
26. Zur Fastenrolle

Diese kleine Chronik bringt in Kalenderform eine Reihe von Tagen, die sich durch glückliche Ereignisse auszeichneten und deshalb als Festtage, wo das Fasten verboten war, eingesetzt wurden. Sie ist das älteste nachbiblische Denkmal in aramäischer Sprache; sie gilt als Werk der Schüler Hillels und Schammais. Ihr Grundstock aber geht in vorchristliche Zeit zurück, wie die Betonung[1290] der Ereignisse aus der Makkabäerzeit lehrt. Später kamen noch hebräische Glossen hinzu. (J. Derenbourg. Essai sur l’histoire et la géographie de la Paléstine I 1867, 439 ff.)

„Trauer“ bezeichnet Zeremonien zu Ehren der Toten. 1 Ein Fest zu Ehren des Sieges der Pharisäer über die Sadduzäer unter der Königin Salome Alexandra 78 v. Chr. (Joseph. Ant. XIII 12, 1). Die Tempelsammlung im vorausgehenden Monat Adar ermöglichte den Kostenersatz aus dem Tempelschatz. 2 Das Ende des Festes war am 22. Nisan (März bis April). Es wurde wieder nach pharisäischer Rechnung gefeiert: am 50. Tag nach dem 2. Ostertag. 3 Dieser Mauerbau am 7. Ijjar (April bis Mai) bezieht sich auf die Wiederherstellung der von den Syrern zerstörten Mauern durch die Hasmonäer. 4 s. Num 9, 1 ff. 5 Die syrische Besatzung der Akra s. 1 Mak 4, 2; 13, 51. 6 Der Syrerkönig Demetrius verzichtete auf die Lieferung des goldenen Kranzes und anderer Abgaben (s. 1 Mak 13, 39). 7 Der Turm von Bet Sur südlich von Jerusalem, war neben der Akra lange von den Syrern besetzt gewesen; er wurde vom Hasmonäer Simon erstürmt am 17. Sivan (Mai bis Juni s. 1 Mak 14, 33). 8 Die Bewohner von Bethsean oder Skythopolis und von der Ebene Jezreel wurden während der Belagerung Samarias 108 v. Chr. durch Johannes Hyrkan vertrieben (Jos. Ant. XIII 10, 2). 9 Wahrscheinlich ist hier die Verweigerung der Steuern, der Anfang des Aufstandes gegen die Römer, gemeint. 10 Das sehr strenge sadduzäische Gesetzbuch wurde unter der Königin Salome Alexandra abgeschafft am 14. Tammuz (Juni bis Juli). 11 Am Feste des Holztragens 15. Ab (Juli bis August) brachte jedermann Holz für den Altarbrand herbei (s. Jos. B. J. II 17 6 f). 13 Die Mauereinweihung unter Nehemias (12, 27) fand am 7. Elul (Aug. bis Sept.) statt. 14 Rückzug der Römer aus Judäa im Jahre 68 v. Chr. 15 Simon der Makkabäer reinigte nach dem Abzug der Akrabesatzung das Land von allen zweifelhaften Elementen (s. 1 Mak 14, 14. 36). 17 s. 1 Mak 4, 43 ff. Gemeint ist die am 23. Marchesvan (Okt. bis Nov.) erfolgte Beseitigung des auf den jüdischen Altar aufgebauten heidnischen Brandopferaltars (1 Mak 1, 59). 18 Zerstörung Samarias durch Johannes Hyrkan (s. Jos. Ant. XIII 10, 3). 19 Die Mehlspende, die nach den Sadduzäern den Priestern zufiel, wurde wieder verbrannt. 20 Am 3. Kislev (Nov. bis Dez.) wurden die kleinern heidnischen Altäre (1 Mak 4, 43 ff 2 Mak 10, 2 f) zerstört. 21 Unbekannt. 22 Zerstörung des Tempels auf dem Garizim durch Johannes Hyrkan (s. Jos. Ant. XIII 9, 1). 23 Das Datum stimmt mit 1 Mak 4, 52; 2 Mak 10, 5. 24 Durch Verdrängung der Sadduzäer unter der Königin Salome-Alexandra am 28. Tebet (Dez. bis Jan.). 25 Unbekannt. 26 Vermutlich ist damit die Auflösung des Hofdienstes beim Abzug des Antiochus Epiphanes gemeint; dieser erfolgte ja am nächsten Tag, den 28. Schebat (Jan. bis Febr.). 27 Der Abzug erfolgte auf Grund schlimmer Nachrichten aus dem Osten des Reiches (s. 1 Mak 3, 37). 28 Zur Zeit der Königin Salome-Alexandra (s. Jos. Ant. XIV 2, 1). 29 Der Todestag des Kaisers Trajan am 12. Adar (Febr. bis März); vielleicht steckt im Namen Trajan ein früheres tyrranikos „grausam“, was sich auf Antiochus Epiphanes bezog. 30 (s. 1 Mak 7, 49; 2 Mak 15, 36 Jos. Ant. XII 10, 5) Niederlage und Tod des syrischen Feldherrn Nikanor. 31 Das Nähere ist im Estherbuch geschildert. 32 Wiederaufbau der Stadtmauer unter den Hasmonäern. 33 Der Makkabäer Jonathan schlug die arabischen Zabadäer bei Damaskus (s. 1 Mak 12, 32). 34 Unter Salome-Alexandra (s. Jos. Ant.[1291] XIV 2, 1). 35 Anspielung auf den Brief des Antiochus Epiphanes, der alle Verbote zurücknimmt (s. 2 Mak 11, 16 ff). Wer früher ein Fastengelübde machte, hat es auch an diesen Festtagen zu halten.


Anmerkungen (Wikisource)

Siehe auch folgende Artikel aus Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft zu dem hier dargebotenen Text: