Die Erdmännlein in der Haseler Höhle

Textdaten
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Autor: Eduard Brauer
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Titel: Die Erdmännlein in der Haseler Höhle
Untertitel:
aus: Die Volkssagen der Stadt Freiburg im Breisgau S. 104-117
Herausgeber: Heinrich Schreiber
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1867
Verlag: Franz Xaver Wrangler
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Erscheinungsort: Freiburg
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Quelle: UB Freiburg und Commons
Kurzbeschreibung:
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[114]
61. Die Erdmännlein in der Haseler Höhle.

(Die Tropfsteinhöhle „Erdmannshöhle“ bei dem Dorfe Hasel, Bezirksamt Schopfheim, gehört zu den sehenswerthesten ihrer Art in Deutschland und giebt der berühmten Baumannshöhle wenig nach. Sie ist nicht minder durch die großartigsten Bildungen von Stalactiten (daher deren Bezeichnungen: Mantel, Orgel, Kanzel Fürstengruft u. s. w.); als durch den in ihrer Tiefe wild dahin rauschenden Bach ausgezeichnet. Bis zu Anfang dieses Jahrhunderts wagten es die Umwohner nicht, sie näher zu untersuchen; obgleich sie versicherten, von den Erdmännlein öfter nächtlicher Weile, zumal bei strenger Kälte besucht zu werden. Dieselben sollen von lieblicher Gesichtsbildung gewesen sein und den Leuten, die sie aufnahmen, nur Gutes erwiesen haben. Da man aber keine Füße an ihnen bemerkte, soll Einer auf den Einfall gerathen sein, ihnen Asche zu streuen, worauf sie, erzürnt, für immer verschwunden wären. – Abbildung der Höhle in sechs Kupferstichen mit Beschreibung von Lembke.)


Dort in dem Berge
Hausen die kleinen
Niedlichen Zwerge,
Häßlich von Beinen.

5
Tief in der Erde

Graben und wühlen sie,
Lust und Beschwerde
Hegen und fühlen sie,
So wie wir Andern

10
Oben im Lichte.

Gleich Salamandern
Kriechen die Wichte
Durch das Gemenge
Schauriger Gänge,

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Schwarz wie die Hölle.

Ueber’s Gerölle
Trippeln und schlüpfen sie,
Zauberhaft hüpfen sie,

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Hämmern und bohren,

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Scharren und schäufeln,

Hacken und häufeln.
Seltsam Rumoren,
Fernes Gewimmer
Hört ihr ertönen;

25
Doch sie zu höhnen,

Waget es nimmer!

Sonstmals, in der Vorzeit Jahren,
Kamen sie hervor an’s Licht;
Häusern, wo sie heimisch waren,

30
Fehlte Glück und Segen nicht.


Da vermaß sich kühner Spürwitz
Ihrer Füße Form zu seh’n,
Asche streut’ ein Schalk im Fürwitz,
D’rauf die Zwerglein sollten geh’n.

35
Und es gingen auch die Kleinen,

Gingen – und für immerdar.
Nimmer sieht man sie erscheinen,
D’runten bleibt die Gnomenschaar.

Tief in dem Berge

40
Hausen die kleinen

Niedlichen Zwerge,
Häßlich von Beinen.
Kammern und Stuben,
Die sie sich gruben,

45
Findet ihr unten;

Säle mit bunten
Mauerverzierungen.
Hier, in Gruppirungen

[116]

Seltsam verschieden,

50
Grüßen euch mächtige,

Riesengeschlechtige
Steinpyramiden.
Winzige Kegel,
Trotzend der Regel,

55
Seht ihr daneben

Frech sich erheben.
Himmelwärts ragende,
Hängende, tragende
Säulen und Zinnen

60
Zeigen sich dorten.

Schaurige Pforten
Führen nach innen.

Aber laßt euch nicht bethören,
Allzutief hineinzugeh’n

65
Und der Zwerge Ruh’ zu stören;

Manchem ist ein Leid gescheh’n.

Einst mit höhnischer Geberde
Hatt’ ein Müller sie verlacht,
Dafür sank ihm in die Erde

70
Hof und Garten über Nacht.


Nimmer waget sie zu kränken,
Denn es bleibt nicht ungerächt;
Felsensturz und Hausversenken
Strafen den, der sich’s erfrecht.

75
Dort an den Wänden

Künstliche Blenden
Dienen als Schränke,
Felsen als Bänke.

[117]

Ueber den Hallen

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Schwebende Spitzen

Drohen zu fallen,
Jach euch zu ritzen.
Fern in der Tiefe
Ueber die schiefe

85
Felsige Fläche

Hört ihr mit Grausen
Schwellende Bäche
Stürzend erbrausen,
Und der Cocytus

90
Scheint euch kein Mythus.

Bläuliche Lichtlein
Fackeln im Düstern.
Hört ihr der Wichtlein
Heimliches Flüstern?

95
Sehen und hören

Möget ihr immer,
Doch sie zu stören,
Waget es nimmer!

(Ed. Br.)