Die Besänftigung des ungestümen Meeres
Die Besänftigung des ungestümen Meeres.
Eine merkwürdige griechische Sage berichtet von einem Wettstreite, welchen Neptun mit der Minerva um die Herrschaft über die neugegründete Stadt Athen, die spätere Hautptstadt Griechenlands, ausgekämpft habe. Der Beherrscher des Meeres brachte das Pferd hervor, die Göttin der Weisheit aber ließ den Oelbaum hervorsprießen, und die als Schiedsrichter herbeigerufenen Götter entschieden, daß der Oelbaum als das werthvollere Geschenk für die Bewohner anzusehen sei und daß die Herrschaft über die Stadt deshalb der Göttin gebühre, die sich in Folge dieses Sieges nach ihrer Stadt Athene nannte. Beim ersten Anblicke erscheint der Sinn dieser Localsage dunkel, aber er wird deutlicher, wenn wir erfahren, daß die mähnenschüttelnden Rosse des Neptun nur Bilder der sich bäumenden, weißkämmigen Meereswogen sind. Darum heißt es auch in einer anderen Form desselben Mythus, Athene habe auf der Burg von Athen den ersten Oelbaum hervorsprießen lassen, Poseidon dagegen, indem er mit dem Dreizack auf den Boden stampfte, eine Salzquelle oder einen Brunnen mit Seewasser daselbst erzeugt. Beide Gründungsheiligthümer, der erste Oelbaum wie die Neptunsquelle, wurden später in die Tempelbauten der Akropolis hineingezogen und erfuhren eine ihrem Rufe entsprechende Verehrung. Noch dem Pausanias, der im zweiten Jahrhundert unserer Zeitrechnung Griechenland bereist und geschildert hat, zeigte man im Erechtheum[1] als Wahrzeichen des Götterstreites diesen Meeresbrunnen und versicherte ihm, daß man in seinem Kessel das Meer Wellen schlagen und branden höre, so oft der Südwind die Wellen gegen den mehr als eine Meile entfernten Hafen von Athen treibe.
Es ist auffallend, daß den alten Mythenerklärern der Sinn dieser Kampfsage gänzlich entgangen ist. Dem Schreiber dieser Zeilen erscheint es zweifellos, daß er die den Alten wohlbekannte besänftigende Wirkung, welche das Oel der Weisheitsgöttin, deren natürliches Symbol die Studirlampe war, auf die aufgeregten Meereswogen ausübt, in einer classischen Form versinnlichen sollte, worauf auch der Zusatzmythus deutet, Poseidon habe Athen zu überschwemmen gedroht, Athene aber seine Macht gebrochen. Darum blieb der Oelbaum den Athenern heilig, und als der von der Göttin selbst erzeugte Tempelbaum aus der Burg in den Perserkriegen durch Brand zerstört wurde, benutzte man seinen Wurzelausschlag, um in der „Akademie“ einen ganzen Park heiliger Oelbäume aufzuziehen. Erinnert man sich überdies, daß die Oelbaume den Meeresstrand allen anderen Standorten vorziehen und dort den heftigsten Stürmen Trotz bieten, so wird der dunkle Sinn dieses Naturmythus noch leuchtender hervortreten. An jene Sage vom Götterkampfe knüpft sich zugleich die Wahl des Oelzweiges zum Symbole des erstrittenen Sieges (z. B. in den olympischen Spielen) sowie des durch Kampf gewonnenen Friedens.
Den alten Griechen, welche auf der See wohl Bescheid wußten, war das einfache Mittel, die aufgeregte Oberfläche der See durch aufgeschüttetes Oel zu glätten, wohl bekannt, und ganz allgemein benutzten es ehemals, wie uns Plutarch und andere Schriftsteller mitgetheilt haben, die Taucher, welche auf der dunklen Meerestiefe nach Perlmuscheln, Korallen und Schwämmen suchten. Sie nahmen beim Hinabtauchen den Mund voll Olivenöl und spritzten es von sich, um in der Meerestiefe das nöthige Licht für ihre Nachforschungen zu gewinnen. Die beständige Kräuselung der Meeresoberfläche durch kleine Wellen hindert nämlich das Eindringen des Tageslichtes in genügender Menge, und daher hat die Ausspritzung des Oeles, welches die Oberfläche glättet, eine baldige Aufhellung der Tiefe zur Folge. Auch die heutigen Schwammfischer bedienen sich noch dieses einfachen Mittels, selbst wenn sie, ohne zu tauchen, die Schwämme vom Kahne aus mit der Harpune suchen; sie werfen zu diesem Zwecke eine Anzahl in Oel getauchter Steine im Halbkreis gegen den Wind, um die Wellen schon im Herankommen zu zerstören.
Man möchte sagen, daß die Natur den Menschen das Geheimniß der Meeresbesänftigung durch Oel freiwillig entschleiert und den Schiffern die nöthigen Fingerzeige selbst gegeben habe; denn an solchen Küstenplätzen, wo sich Erdölquellen in’s Meer ergießen, bleibt die See auch bei heftigem Winde ruhig und die Brandung ist daselbst eine unbekannte Erscheinung. Der bekannte französische Geologe Violet d’Aoust beobachtete diese beruhigende Wirkung der Petroleum ergießenden Salsen an einem Punkte der mexicanischen Küste in der Nähe von Veracruz, woselbst eine starke Wasserbewegung so unbekannt ist, daß die Führer kleinerer Fahrzeuge beim Sturme schleunigst dieses ewig stille Ufer zu gewinnen suchen.
Küstenorte, in deren Nähe Petroleumquellen fließen, wie z. B. auf der Halbinsel Apscheron im Kaspischen Meere, könnten sich somit ohne kostspielige Bauten Sicherheitshäfen anlegen, wenn sie einfach eine Oelquelle an der betreffenden Stelle in’s Meer leiten wollten.
Uebrigens sind die fetten Oele in dieser Richtung noch wirksamer als das Erdöl, welches im natürlichen Zustande oft zu dickflüssig ist, um sich schnell über die Wogen zu verbreiten. Daß in dem ölreichen Küstenlande Attikas früh die meerberuhigende Wirkung des Olivenöls beobachtet wurde, kann Niemand verwundern. Jedes ölführende Fahrzeug, welches bei stürmischem Wetter umschlug, mußte den Erfolg zeigen. An den griechischen Küsten ist die Benutzung des Oeles, um sich bei jedem Wetter die Landung zu ermöglichen, auch stets unvergessen geblieben, und bei stürmischer See führen die Piloten häufig zu diesem besonderen Zwecke ein Gefäß mit geringwerthigem Oel bei sich.
Der oben erwähnte französische Naturforscher erfuhr dies zu seinem nicht geringen Erstaunen auf seiner geologischen Reise in Griechenland (1830). Eines starken Sturmes wegen hatte sein Pilot die größte Schwierigkeit, die Küste der Insel Thasos zu erreichen, und sein wiederholt ausgesprochenes Bedauern, daß er leider kein Oel bei sich führe, um die Brandung zu stillen, kam dem Reisenden beinahe lächerlich vor. Als aber kurz darauf bei anhaltendem Sturme auch die Ausschiffung Schwierigkeiten fand, hatte er die beste Gelegenheit, die schnelle Wirkung dieses für die Küstenschifffahrt wichtigen Hausmittels kennen zu lernen.
Bei den nordischen Seeleuten blieben diese Thatsachen lange Zeit hindurch, wenn nicht unbekannt, so doch unbenutzt, obwohl es hier nicht wenig Häfen giebt, in denen die Landung bei stürmischem Wetter fast unmöglich ist. In neuester Zeit hat sich indessen ein reicher Schotte, William Shields, das Verdienst erworben, durch ausgedehnte und dem entsprechend kostspielige Versuche den Nutzen des Verfahrens auch für die Sicherung größerer Schiffe nachzuweisen. Er stellte seit zwei Jahren Versuche im Hafen von Peterhead in Schottland an, der bei schlechtem Wetter geradezu unnahbar ist, indem er auf dem Meeresgrunde ein System metallener Röhren mit brausenartigen Oeffnungen legen ließ, welche es ermöglichen, mittelst einer an der Küste aufgestellten Druckpumpe bis auf eine Entfernung von 180 Metern von der Küste beliebige Oelmengen auszupumpen und schnell auf eine große Fläche in der Richtung der mit den stärksten Wogen bedecken Barre zu vertheilen. Diese Versuche [70] ergaben, daß auch bei der stärksten Brandung die Meeresoberfläche nach halbstündigem Pumpen so wohl geglättet wurde, daß selbst die kleinsten Barken ohne Gefahr einlaufen konnten. Shields empfiehlt deshalb allen in ähnlicher Lage befindlichen Häfen die Herstellung eines solchen Apparates, dessen Kosten sich auf etwa 10,000 Mark belaufen und der viel kostspieligere Hafenbauten überflüssig macht.
Aehnliche Versuche wurden am 4. December vorigen Jahres auf Veranlassung des schottischen Handelsamtes im Hafen von Aberdeen angestellt. Man hatte eine günstige Gelegenheit abgewartet; denn es wehte an jenem Tage ein so starker Südoststurm, daß die Wogen sich beständig über die Molen ergossen und der hohe Seegang es so ziemlich Schiffen jeder Art unmöglich machte, die Barre mit Sicherheit zu passiren. Man verwendete statt des Oeles Walfischthran und erreichte nach Verlauf von 20 Minuten die Stillung der Brandung so weit, daß die Schiffe mit Sicherheit einlaufen konnten. Freilich wurden dabei 280 Gallonen (das heißt nahezu 2 Tonnen) Thran verbraucht – ein etwas kostspieliges Opfer für den erzürnten Neptun. Natürlich soll damit nicht behauptet werden, daß ein solches Opfer nicht unter Umständen ein wohlangebrachtes sein könne, aber sparsamer erscheint jedenfalls das griechische Verfahren, bei welchem die Schiffer das Oel immer bei sich führen, um sich im gegebenen Falle mit geringeren Opfern ruhige See in der unmittelbaren Umgebung ihres Fahrzeugs zu verschaffen.
Ein ähnliches Verfahren hat im letzten December ein englischer Schiffscapitain, Namens Beacher, angewendet, um seinen neuen Dampfer mit 50 Passagieren und werthvoller Ladung bei stürmischem Wetter glücklich zur Landungsstelle von Newcastle zu bringen. Er stellte auf jede Schiffsseite einen Matrosen mit einer Kanne auf, die 2 Gallonen Lampenöl enthielt, mit dem Auftrage, immer nur so viel Oel in die Wogen zu gießen, als nöthig sei, das Wasser in der unmittelbaren Umgebung des Schiffes zu glätten, und mit dem weiteren Zugießen zu warten, bis das Wasser sich wieder aufgeregt zeige. In dieser Weise wurde dem Schiffe für eine längere Zeit – der Bericht spricht von mehreren Stunden – ruhige Fahrt verschafft und die Landungsstelle an der Mündung des Tyne zum Erstaunen der daselbst befindlichen Zuschauer schnell und glücklich erreicht, während der gesammte Oelverbrauch nur 4 bis 5 Gallonen betrug. Dies wäre natürlich ein viel ökonomischeres Verfahren, als das zuerst erwähnte, und es zeigt jedenfalls, wie wichtig es für ein Fahrzeug werden kann, größere Mengen von Oel an Bord zu haben.
Seit alten Zeiten schon haben sich die Naturforscher bemüht, zu erklären, auf welche Weise das Oel die erregten, schäumenden Rosse des Neptun bändige. Am längsten blieb die Erklärung des Aristoteles in Ansehen, welche, von der Schlüpfrigkeit des Oeles ausgehend, besagte, der Wind gleite von der glatten Oberflächenschicht, welche das Oel über das Wasser breitet, ab und können das letztere in Folge dessen nicht weiter aufwühlen. Diese Erklärung war offenbar von der alten Palästra geholt, auf welcher die Ringer sich einölten, um von dem Gegner weniger sicher gepackt werden zu könnwn, aber sie wurde trotz ihrer Unwahrscheinlichkeit immer wieder erneut, weil man eben keine bessere an ihre Stelle zu setzen wußte. Andere meinten, der Wind treffe nunmehr blos die Oelschicht und bewege sie über dem Wasser hin, weiches sich darunter beruhige.
Noch manche andere Meinungen sind im Laufe der Jahrhunderte von den Physikern zur Erklärung des mysteriösen Vorganges, der sich vor ihren Augen vollzog, aufgestellt worden, aber keine derselben befriedigt den denkenden Geist. Wir haben es offenbar mit einer ziemlich zusammengesetzten Erscheinung zu thun, in welcher sich verschiedene einfachere Kraftwirkungen gegenseitig durchkreuzen. Vor einigen Monaten hat ein belgischer Physiker, Herr van der Mensbrugghe, in den Schriften der Brüsseler Akademie der Wissenschaften versucht, den Vorgang zu analysiren und ihn sogar in mathematische Formeln zu kleiden, wovon wir hier in gewöhnlicher Sprache eine kurze Andeutung geben wollen.
Die Sturmwellen des Meeres sind, wie man sich leicht klar machen kann, die Summe unzähliger kleinerer Angriffe, welche die bewegte Luft auf die horizontale Meeresfläche übt, und die sich anhäufen, weil die Angriffe sich immer in derselben Richtung erneuern. Jedermann erinnert sich aus dem physikalischen Unterricht, daß die Wellen im Grunde nicht, wie es der Augenschein uns vortäuscht, eine Fortbewegung der Flüssigkeit selbst, sondern im Wesentlichen nur eine Fortpflanzung der die Wellen erzeugenden Kraft darstellen; die Wassertheilchen bleiben, ebenso wie die Halme des Getreidefeldes, über welches die Windwellen dahineilen, zunächst an ihrer Stelle und heben und senken sich nur in einem in sich selbst zurückkehrenden Bogen. Allein eine gewisse horizontale Bewegung der Wassermassen mit dem Winde findet nichtsdestoweniger dennoch statt, wie wir ja deutlich an dem überstürzenden Kamm der Wellen sehen können, und nichts ist natürlicher, da ja die hochgehenden Wellen dem nachschiebenden Winde eine sehr günstige Angriffsfläche darbieten. Der Wind stößt gleichsam nach. Die Kraft der überstürzenden Wassermassen wird sich im Allgemeinen erhöhen, je länger die Wellen laufen, bis zu einem Gleichgewichtspunkte, der sich wohl schon dadurch ergiebt, daß die Wellen die vor ihnen liegende Wasserfläche um so mehr vor dem unmittelbaren Angriff des Windes schützen, je höher sie ausfallen.
Die Alten wußten dabei noch von einer sogenannten Decuman-Welle, einer zehnten Welle zu erzählen, die sämmtliche neun vorhergegangenen Wellen an Stärke übertreffen sollte, über welche aber, soweit uns bekannt, keine neueren Beobachtungen vorliegen. Am Ufer kommt dann der Kampf der zurückprallenden Wellen (Reflexionswellen) mit den heraneilenden, der Anprall gegen die Klippen, das Wachsthum der lebendigen Kraft, wenn die breite Meereswelle in eine engere Bucht einläuft, dazu, um die Brandung zu erzeugen, die natürlich mit dem allgemeinen Wellengange und dem Winde wächst. Nebenbei sei hier bemerkt, daß an einzelnen Küstenstellen, wo enge Klüfte sich in die Uferfelsen fortsetzen, öfter Erscheinungen auftreten, die an den Meerbrunnen des Poseidon auf der Akropolis (nach der Beschreibung des Pausanias) erinnern. In einem solchen natürlichen Schlote an der mexicanischen Küste, dem sogenannten Buffadero, steigt das Meerwasser bei Sturmgang sogar vierzig Meter über die Meeresfläche und bildet einen imposanten natürlichen Springbrunnen, der nach jeder herankommenden Welle seine Garbe emporschleudert.
Haben wir somit in den großen Meereswellen einen aus vielen kleineren Anstößen erwachsenen Gesammteffect vor uns, so werden wir uns nicht wundern dürfen, daß derselbe auch am besten durch zahlreiche kleinere, aber unaufhörlich wirkende Gegenströmungen zerstört werden kann, und dies bestätigt in der That die allgemeine Erfahrung der Seeleute, der zufolge kleine an der Oberfläche der See schwimmende Körperchen, wie z. B. die Eisnadeln des gefrierenden Polarmeeres oder die schwimmenden Tangreste der sogenannten Sargassosee, die Entstehung hoher Wellen selbst bei starkem Winde verhindern. Diese schwimmenden Körperchen brechen – um es ganz allgemein verständlich auszudrücken – die horizontal wirkende Kraft der Wellen durch die Kraft ihres directen Auftriebes; von der Sturzwelle hinabgezogen, steigen sie immer wieder, ohne der Kreisbewegung der Welle willig zu folgen, möglichst senkrecht empor und hindern dadurch ein Anwachsen der lebendigen Kraft.
In ähnlicher Weise wirkt nun offenbar auch das Oel, indem es, durch die Sturzwelle hinabgezogen, in Form kleinerer Tropfen wieder nach oben steigt und dabei den Zusammenhang im gleichen Sinne bewegter Flüssigkeitsmassen unterbricht, wobei noch manche andere in derselben Richtung wirkende Eigenschaft des Oeles, z. B. die Zähigkeit seiner fortwährend neu zerreißenden Oberflächenschicht und die Kraft seiner Neuausbreitung hinzukommen mag, um den auffallenden Gesammteffect zu erzeugen. Es ist dabei gar nicht nöthig, daß die an der Oberfläche sich verbreitende Oelschicht sehr dick sei, vielmehr will man sogar schon von den sehr geringen Fettmengen, die beim Massenfange von Fischen und anderen Seethieren verbreitet werden, eine deutliche Beruhigung des Wassers an solchen Fangplätzen beobachtet haben.
Dieselbe Wirkung wie das Oel müssen nun alle leichteren Körper ausüben, die sich nicht im Wasser auflösen, und so will man auch an Stellen, wo die Meeresoberfläche sehr reich an kleinen Organismen ist, eine Abschwächung des Wellenganges bemerkt haben. Vielleicht würden auch im Wasser vertheilte Sägespähne eine entsprechende Wirkung hervorbringen. Selbst ein mäßiger Platzregen äußert nach vielfachen Erfahrungen der Seeleute eine ähnliche Wirkung, indem er durch das unaufhörliche Hinabdrücken der von den einzelnen Tropfen getroffenen Oberflächen-Theilchen die Gleitbewegung den oberen Schichten erschwert und durch den zu der Wellenrichtung mehr oder weniger senkrechten Aufprall der [71] Tropfen einen Theil der an der Oberfläche freien Kraft verzehrt. Daher das alte Seemanns-Sprüchwort: „Kleine Regen löschen große Winde“, welches Rabelais als Ueberschrift eines seiner übermüthigsten Capitel im Pantagruel benutzt hat. Auch der berühmte Polarfahrer Scoresby fand, daß bei Regenwetter selbst ein heftiger Wind nur schwächere Wellen zu erzeugen vermag, als ein mäßiger Wind bei trockenem Wetter.
Selbstverständlich müssen Oeltropfen viel stärker als Wassertropfen wirken, weil hier die größere Leichtigkeit und Unvermischbarkeit beider Flüssigsten dazu kommt, um die Wirkung zu einer dauernden zu machen, und die einheitliche Bewegung beider Flüssigkeiten zu hintertreiben. Der Regentropfen vermischt sich alsbald mit dem bewegten Seewasser und wird, wenn überhaupt einen, doch nur einen sehr geringfügigen Auftrieb erzeugen, aber Wasser und Oel bewahren die ewige Feindschaft, mit welcher sie Poseidon und Athene von Anfang an begabt haben, und wie der Oelbaum der Athene auf der Akropolis selbst nach dem Tempelbrande wieder neu ausschlug, so kommt auch das Oel immer wieder nach oben, so viel auch die Wellen sich mühen mögen, es hinabzureißen, und in diesem Bestreben ihre Kraft verzehren. Wie in dem phantastischen Spiegel der Dichtung, so behält auch in der Wirklichkeit das Oel die Oberhand und die anfangs so wilden Rosse des Poseidon eilen schließlich besiegt und ermüdet von dannen.
- ↑ Das Heiligthum der Athene auf der Akropolis