Die Beisetzung des Fürsten und der Fürstin Bismarck

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Titel: Die Beisetzung des Fürsten und der Fürstin Bismarck
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 7, S. 200–201, 227–228
Herausgeber: Adolf Kröner
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1899
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger G. m. b. H. in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[200]

Die Beisetzung des Fürsten und der Fürstin Bismarck zu Friedrichsruh am 16. März 1899.
Nach einer Originalzeichnung von H. Binde.

[227] Die Beisetzung des Fürsten und der Fürstin Bismarck. (Zu dem Bilde S. 200 u. 201.) Am 16. März, dem gleichen Tage, an welchem vor 11 Jahren Kaiser Wilhelms I entseelte Hülle im Mausoleum zu Charlottenburg ihre bleibende Stätte fand, wurden auch des großen Kanzlers sterbliche Ueberreste an die Stelle verbracht, welche der Gewaltige sich einst selbst zur dauernden Rast ersehen hatte und an der sich nun das prunklose ernste Mausoleum erhebt, dessen Ansicht wir unseren Lesern auf Seite 99 dieses Jahrgangs vor Augen geführt haben. Am Tage vorher war die Leiche der Fürstin in Friedrichsruh von Varzin eingetroffen und in einem kleinen vor dem Arbeitsgemach des Fürsten gelegenen mit einfachen Trauerdekorationen ausgestatteten Zimmer des Schlosses hatte man dann ihren Sarg und den des Fürsten aufgebahrt. Hierher ward nach seiner Ankunft ½12 Uhr mittags am Beisetzungstage Kaiser Wilhelm II, nachdem er die anwesenden Mitglieder der Familie Bismarck begrüßt hatte, von dem Fürsten Herbert und dem Grafen Wilhelm geführt, und in stummem Gebet verweilte er tief ergriffen am Sarge des ersten Kanzlers. Dann wurden die mit Kränzen reich geschmückten beiden Särge in den Schloßhof getragen, wo die aufgestellte Ehrenkompagnie vom 2. Hanseatischen Infanterieregiment Nr. 76 präsentierte und die Regimentskapelle den Choral „Jesus meine Zuversicht“ anstimmte. Jetzt setzte sich der Trauerzug in Bewegung. Eröffnet wurde er von den Trommlern und der Musikkapelle des 76. Infanterieregiments, dahinter schritten zwei Geistliche, dann folgte der Sarg der Fürstin, abwechselnd von Förstern und von den in altspanische Tracht gekleideten Mitgliedern des Hamburger St. Anscharvereins getragen, sodann mit der Fürstenkrone aus Lorbeer zu Häupten der Sarg des Fürsten, den Unteroffiziere der Halberstädter Kürassiere und Mitglieder des Anscharvereins trugen. Unmittelbar hinter dem Sarge des Fürsten schritt der Kaiser in der Uniform des Halberstädter Regiments, ihm zur Linken Fürst Herbert Bismarck in Generalsuniform, hinter ihnen Graf Wilhelm mit Frau von Arnim, Gräfin Wilhelm Bismarck mit ihren Töchtern, Graf Rantzau mit seinen Söhnen, Graf Waldersee und das Gefolge des Kaisers. Die Fürstin Herbert Bismarck und die Gräfin Rantzau waren durch Krankheit an der Teilnahme verhindert.

Auf dem Wege vom Schlosse zum Mausoleum hatten die lauenburgischen Kriegervereine, die Ratzeburger Primaner und die Mitglieder des Hamburger Reichstagswahlvereins mit brennenden Fackeln in den Händen Spalier gebildet. In langsamem, feierlichem Schritt bewegte sich der Zug unter den Klängen des Beethovenschen Trauermarsches die Anhöhe jenseit der Bahn hinauf nach dem Mausoleum, dessen vergoldetes Kreuz von der Kuppel des stattlichen Turmes weit in das Land hinein leuchtet. Vor dem Eingange machte der Zug Halt. Die Särge wurden in die Kapelle getragen und das Trauergefolge gruppierte sich vor dem Mausoleum, wie es der Maler unseres Bildes lebensgetreu dargestellt hat. Vor dem Altar wurden die Särge niedergestellt, und der kleine Zug der ihnen Folgenden nahm im Mittelraum des Mausoleums Platz. Der [228] stimmungsvolle und einfache Trauerakt begann mit gemeinsamem Gesang: „Nun wir uns allhier beisammen finden!“, dem Lieblingschoral der verewigten Fürstin; darauf hielt Pastor Westphal aus Brunstorf die Trauerrede, welcher der Text Offenb. Joh. Kap. 14 Vers 13 zu Grunde lag: „Und ich hörte eine Stimme vom Himmel zu mir sagen: Schreibe: Selig sind die Toten, die in dem Herrn sterben, von nun an. Ja, der Geist spricht, daß sie ruhen von ihrer Arbeit; denn ihre Werke folgen ihnen nach.“ Zum Schluß gab die draußen aufgestellte Ehrenkompagnie drei Salven ab.

Die Zahl derer, denen es vergönnt war, dem Eisernen Kanzler das letzte Ehrengeleit zu geben, war nur klein, aber Millionen treugesinnter Deutscher haben an diesem Tage in inniger Verehrung des großen Toten gedacht und Millionen werden in Zukunft hinpilgern zu jener Stätte, wo unter den Wipfeln des Sachsenwaldes der Gründer des neuen Deutschen Reiches zum ewigen Schlummer gebettet ist.