Die Abbassiden − Prolog
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Prolog.
Ich möchte wieder wie ein junger Schwärmer
Auf meinem Pegasus ein bischen reiten,
Doch da die Zeit betrübter wird und ärmer,
So möcht’ ich fliehn in fabelhafte Zeiten:
Herunterstieg in spröde Wirklichkeiten,
Und mit dem Unverstand begann zu turnen,
Der stelzenhaft gespreizt sich auf Cothurnen.
Ihr wendet weg von jenem Volk der Zwitter
Und will, da Viele mich verschrien als bitter,
Euch meine Süßigkeit einmal beweisen:
Die Sonne bring’ ich nach dem Ungewitter,
Einladend euch, mit mir ein Stück zu reisen,
Der meiner Jugend schon so lieb gewesen!
Und weil mir vorgeworfen ward, es wäre
Mein Vers zu gut für eure blöden Ohren,
Und allzukunstreich meine ganze Sphäre,
Den sonst ich gern wohl durch Gedanken kläre,
So hab’ ich dießmal ein Gewand erkohren,
Ganz schlicht und einfach und bequem zu fassen,
Das kaum verhüllt den Stoff in keusche Massen.
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Daß ich so wenig noch gethan auf Erden,
Und wenn ich euch im Ganzen nicht gefalle,
So führ’ ich deßhalb keineswegs Beschwerden;
Doch wünscht’ ich manchmal, wie die Andern alle,
Die Ehre freilich ist ein bischen mager,
Denn wer in’s Horn bläst, heißt sogleich ein Schwager.
Drum hab’ ich euch dieß neue Lied gesponnen,
Das weder Zeit mir noch Kritik verheere;
Gereift ein Lorbeer, seine reifste Beere:
Im alten Siena hab’ ich’s ausgesonnen,
Und dann mit mir geschleppt an beide Meere,
Und schlepp’ ich’s weiter, bitt’ ich nicht zu staunen,
Und weil so Mancherlei den Geist verführet,
So wechsl’ ich Aufenthalte gern und Ziele,
Und unter Welschlands Firmament gebühret
Ein bischen Trägheit, das bezeugen Viele:
Und hätt’ ich alle jene Trauerspiele,
Zu denen ich den Plan gemacht, geschrieben,
Ich wäre nicht so unberühmt geblieben!
Nie kann der Mensch, wie viel er auch vollende,
Und was er ausführt, gleicht es nicht am Ende
Zerstreuten Blumen eines großen Kranzes?
Drum Heil den Dichtern, deren reicher Spende
Deutschland verdankt den Gipfel seines Glanzes,
Und statt des Geistes bloß die Federn nutzen!
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Und will Begeistrung ihnen nicht erscheinen:
So hilft die Moccafrucht, so hilft die Rebe:
Vom Trunk erhitzt und auf gelähmten Beinen
Ich zähle mich hingegen zu den kleinen
Poeten, der ich mäßig bin, und gebe
Mich ganz und gar für einen schlechten Prasser:
Auch misch’ ich täglich meinen Wein mit Wasser.
Entzünde nicht, da selbst ich nicht entzündet,
Da meine Musen, als Begleiterinnen
Des Wahren, nie dem Pöbel sich verbündet.
Es war ein allzu jugendlich Beginnen,
Draus hat sich mir der Brüder Neid entsponnen,
Die gern mich würfen in den tiefsten Bronnen.
Doch bis hieher zu weit entferntem Strande
Kann Lieb’ und Haß den Dichter nicht beschreien!
Vom bunten Wirrwarr deutscher Klatschereien;
Er konnte hier, in einem Zauberlande,
Die bange Brust von jedem Schmerz befreien:
Es steht bei dir, ihm vorzuziehn Lappalien,
Deutschland verehrt zu vielerlei Pagoden,
Und Einer stets bekämpft des Andern Meinung:
Dieß trübe Chaos tausendfacher Moden,
In welchem Punkte fänd’ es je Vereinung?
Gleich einer fremden sonderbar’n Erscheinung:
Er hört das wilde Heer von ferne wüten,
Erschrickt und flieht, und birgt sich unter Blüten.
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Hier kann er froh sein und des Tags genießen,
Hier kann Gesang am reinsten sich ergießen,
Denn welche Dichter lebten hier und starben!
Drum kann zu fliehn er sich noch nicht entschließen
Das Reich des stäten Lenzes und der Farben.
Vom Strand der Donau bis zum Strand der Weser!
Zwar hie und da bewirkt er kein Behagen,
Weil ihn die Mandarine streng verbieten!
Doch, fürcht’ ich, wird sie Langeweile plagen,
Auch läßt sich Wahrheit nicht so leicht verjagen:
Johannes Huß und andre Ketzer brieten,
Ihr Wort jedoch erklang von Ort zu Orte:
Welch eine Tugend ist die Kunst der Worte!
Doch Seelen giebt’s, durch Worte nicht erreichbar,
Mit siebenfachem Leder überzogen,
Dem Schild des Ajax im Homer vergleichbar.
Sie sind wie steile Klippen in den Wogen,
Es spritzt die Flut empor mit leisen Scherzen,
Und schmiegt sich an, als hätten Steine Herzen!
Doch nun erzähl’ ich, statt ein Grillenfänger
Zu scheinen euch und euch die Zeit zu rauben,
Zuhören wollt und meinen Worten glauben,
Wenn anders je mich, wie Horaz den Sänger,
Als blondes Kind verliebte Turteltauben
Bestreut mit Lorbeer, den sie mit dem Schnabel