Textdaten
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Autor: Knöner
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Titel: Der Willehadus-Brunnen
Untertitel:
aus: Alterthümer, Geschichten und Sagen der Herzogthümer Bremen und Verden: Noch lebende Volkssagen und Legenden, S. 215–216
Herausgeber: Friedrich Köster
Auflage: 2. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1856
Verlag: In Commision bei A. Pockwitz
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Erscheinungsort: Stade
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Quelle: Commons, Google
Kurzbeschreibung: Aus dem Amte Lehe
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4. Der Willehadus-Brunnen.

In dem Pfaargarten von Blexum im Oldenburgischen ist ein Brunnen, welcher der Willehadus-Brunnen genannt wird. Da der Ort unweit der Weser und in der Marsch liegt, so ist es um so merkwürdiger, daß dieser Brunnen ein gutes klares Quellwasser hat. Seinen Namen hat er von dem frommen Willehadus, der von England her kam, den Friesen nach dem Tode des Bonifacius[1] das Evangelium verkündigte und von Karl dem Großen zum ersten Bischof von Bremen gemacht wurde. In der Gegend, wo jetzt Blexum liegt, hat er sich lange aufgehalten und ist als Gründer der Kirche und des Dorfes anzusehen. Lange lehrte Willehadus unter den Friesen dieser Gegend das Evangelium, ohne daß er besondere Frucht seiner Arbeit unter ihnen wahrgenommen hätte. Sie waren eben so roh als unwissend, und glaubten weder an Gott, noch an wundervolle Thaten die er gethan hat, und wenn Willehadus ihnen davon erzählte, so spotteten sie darüber und verlangten von ihm, daß er sie ein Wunder sehen lassen solle, dann wollten sie ihm glauben und auch an Wunder; wo aber nicht, so wollten sie ihn als einen Lügner und Betrüger todtschlagen. Willehadus wußte schon, daß von ihrer Rohheit das Schlimmste zu erwarten stand, und sie mit kaltem Blute ihre Drohung an ihm wahrmachen würden, wenn er ihnen vor ihren Augen keine wunderbare That zeige. Hierüber gerieth der fromme Mann in Verlegenheit und Bekümmerniß; nicht, weil er sein Leben so sehr liebte, nein, das hätte er wohl zehnmal für sie verlieren mögen, wenn er ihnen damit hätte geistlichen Nutzen verschaffen können, sondern, weil sie dann noch mehr in ihrem Unglauben bestärkt worden wären. In dieser Noth wandte er sich im Gebet an den allmächtigen Gott, er wolle es nicht zugeben, daß die Ungläubigen aus dem ewigen Worte der Wahrheit einen Spott machten und ihn, [216] seinen Diener, in Uebermuth und Sünde todten. Und Gott erhörte sein Gebet. In der nächsten Nacht träumte ihm, daß nahe bei seiner Capelle in der Erde eine reine Quelle süßen gesunden Wassers sei, das man sonst in dieser Gegend nirgends hatte. Die Stelle wurde ihm im Traume genau angezeigt; er solle seinen Stock nehmen und ihn daselbst tief in die Erde stoßen, dann würde die Quelle zum Vorschein kommen. Den andern Tag ruft Willehadus die Friesen herbei und sagt ihnen, daß er sie jetzt ein Wunder sehen lassen wolle. Dann nimmt er seinen Stock und spricht zu ihnen: „Ihr sehet, daß hier überall kein Wasser aus der Erde quillt, wenn ich aber meinen Stock hier in die Erde stecken werde, so soll frisches, klares Wasser aus der Erde hervorquellen.“ Und hierauf stößt er den Stock tief in die Erde und als er ihn wieder herauszieht, quillt reines süßes Trinkwasser aus dem Loche hervor. Die Friesen trinken davon und finden es gar köstlich. Von nun an fingen sie an, an die Lehren des Evangeliums nicht nur, sondern auch an die Wunder zu glauben, die darin erzählt werden. Willehadus grub den Quell größer und machte einen Brunnen daraus. Die Friesen nannten ihn aber aus Dankbarkeit gegen ihren Lehrer mit Recht den Willehadusbrunnen und so heißt er noch bis auf diesen Tag.


  1. Der heil. Bonifacius wurde in Dockum von den Friesen erschlagen. Auf dem Kirchhofe zu Dockum zeigt man noch einen Bonifacius-Brunnen. Pontoppidan Dänische Kirchen-Geschichte Th. 1. Seite 17.
    K.