Der Teufel will eine Jungfrau verführen

Textdaten
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Autor: Johann Georg Theodor Grässe
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Titel: Der Teufel will eine Jungfrau verführen
Untertitel:
aus: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen, Band 2. S. 162-163
Herausgeber:
Auflage: Zweite verbesserte und vermehrte Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1874
Verlag: Schönfeld
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Erscheinungsort: Dresden
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Google-USA* und Commons
Kurzbeschreibung:
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[162]
772) Der Teufel will eine Jungfrau verführen.
S. Haupt, Lausitzer Sagenbuch. Lpzg. 1862. Th. I. S. 108 fgg.

Um das J. 1600 ist der Satan zu einer vornehmen Jungfrau von Adel im Budissiner Kreise in Gestalt eines Weibes gekommen, hat dieselbe im Namen eines großen Herrn geprüft und sie aufgefordert, denselben in einem Busche, nicht weit vom Schlosse, zu besuchen: „der große Herr werde sie reich machen und ihr geben, was ihr Herz wünschen und begehren würde“. Als nun die Jungfrau sich verwunderte und zweifelte, ob es war sein möchte, da hing ihr das Weib im Namen des großen Herrn eine güldene Kette um den Hals. Wie aber das Mägdlein das Geschmeide betrachtet und dabei zufällig zur Erde gesehen, hat sie wahrgenommen, daß dem Weibe eine greuliche Klaue unter dem Rocke hervorragte, ist gewaltig erschrocken und hat in ihrer Herzensangst den Namen Jesus gerufen. Da verschwand das Teufelsweib und die goldene Kette verwandelte sich in lauter schwarze Kohlen, die zur Erde niederfielen, die Jungfrau aber ward bis zum Tod krank. Nach drei Monaten, als sie wieder genesen, ist das Teufelsweib wiedergekommen, mit Grüßen von dem großen Herrn und herrlichem Geschmeide, und wiederum nach [163] einem Jahre zum dritten Male. Als auch da die fromme Jungfrau sich weigerte, dem großen Herrn ein Stelldichein zu gewähren, da läßt sich das Weib also vernehmen: „Thörichte Jungfrau, was hast Du denn, zu verlieren an Deiner Seele Heil? Du bist ja weder recht getauft noch auch zur Seligkeit vorher bestimmt; lies dieses Buch, da wirst Du es selbst einsehen, daß Du in Ewigkeit verloren bist. Ergieb Dich also dem großen Herrn, er wird Dich hier auf Erden reich machen und Dir geben, was Dein Herz wünschen und begehren möge.“ Darauf ist das Weib vor ihr verschwunden und hat ein Buch zurückgelassen. Das Mädchen ist aber wiederum so todtkrank geworden, daß ihre Eltern den hochwürdigen Pastor Frenzel zu Schönau auf dem Eigen gebeten haben, auf das Schloß zu kommen, jener Magister hat aber dem Rufe gefolgt, die Jungfrau, auch den Pfarrer des Orts beruhigt und getröstet, das Buch aber als calvinisches confiscirt, der Teufel aber ist nicht wiedergekommen.