Textdaten
<<< >>>
Autor: Reinhard Reitzel
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Der Schütze von Schopfheim
Untertitel:
aus: Badisches Sagen-Buch I, S. 193–195
Herausgeber: August Schnezler
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1846
Verlag: Creuzbauer und Kasper
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Karlsruhe
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Commons und Google
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite
[193]
Der Schütze von Schopfheim.

Hoch auf des Berges Rücken
Da liegt bemoost Gestein,
Das sollen von dem Schlosse
Steinegg die Trümmer seyn.[1]

5
Sie blicken still und traurig

Herab in’s Wiesenthal;
Die liebe Abendsonne
Grüßt sie mit ihrem Strahl.

Dort auf der hohen Veste

10
Lebt’ einst ein Schwesternpaar,

Mildthätig und bescheiden
Und sittsam immerdar.

Als ihres Lebens Abend
Zu nahen sich begann,

15
Verließen sie die Stammburg

Mit Dienern und Gespann.

Sie wohnten dann zu Schopfheim
In ihrem eignen Haus,
Und stellten Schloß und Güter

20
Dem jungen Vetter aus.


Sie speisten da die Armen
Und halfen Jedem gern,
Und dienten mehr mit Werken
Als Worten Gott dem Herrn.

25
An einem Sommertage

Lustwandelnd in dem Wald,
Im eifrigen Gespräche
Verirrten sie sich bald.

[194]

Die Sonne war gesunken

30
Hinab die Bergesfluh,

Die Schwestern fanden nimmer
Den Weg der Heimath zu.

Und beide knieten nieder,
Zum Himmel stieg ihr Fleh’n:

35
„O laß uns, Allerbarmer,

Den sichern Ausgang seh’n!“

Kaum richten vom Gebete
Sie wieder sich empor,
Da sprang aus dem Gebüsche

40
Ein Ungethüm hervor.


Sie schrieen auf, daß gellend
Es in die Ferne drang,
Und hielten sich einander
Umschlossen todesbang.

45
Doch in dem Augenblicke

Erscholl ein Büchsenschuß –
Durchbohrt zu ihren Füßen,
Das Thier verenden muß.

Die Schwestern sanken nieder

50
Wie Marmorbilder bleich,

So findet sie der Schütze
Und er erkennt sie gleich.

Bald ruft er in das Leben
Sie wiederum zurück,

55
Und segnend auf dem Manne

Verweilt der Schwestern Blick.

„Dankt Gott! ihr seid gerettet,
Da seine Hand mich hier

[195]

Just noch zur guten Stunde

60
Geführt in dies Revier.“


Dort lag in seinem Schweiße
Der Rieseneber kalt,
Der hatt’ in diesen Gründen
Längst seinen Aufenthalt.

65
Der Jäger führt die Frauen

Zurück auf sicherm Pfad.
Von Lohn will er nichts wissen,
Der wackre Kamerad:

„Dafür wollt ihr mich lohnen,

70
Daß ich, was Pflicht, geübt?

Was ich, thät ja ein Jeder
Für euch, so allgeliebt.

Da soll mich Gott behüten!
Belohnung nehm’ ich nicht;

75
Ein Schuft nur läßt sich zahlen

Für die gethane Pflicht.“

So sprach der Schütz von Schopfen,
Der Mann so schlicht und gut;
Sein Namen ist verklungen,

80
Doch nicht sein Edelmuth.


Die Schwestern aber schenkten
Dafür dem Schützenstand
Ein Stück vom schönsten Walde
Als ihres Dankes Pfand.

85
Der „Schützenwald“ grünt lustig

Bis auf die heutige Stund,
Und immer neu floriret
Der edle Schützenbund.

Steinen bei Lörrach. Reinhard Reitzel.
(Originalmittheilung.)

  1. Bei dem Weiler gleichen Namens zwischen Säckingen und Schopfheim.