Der Schütze von Schopfheim
Hoch auf des Berges Rücken
Da liegt bemoost Gestein,
Das sollen von dem Schlosse
Steinegg die Trümmer seyn.[1]
Herab in’s Wiesenthal;
Die liebe Abendsonne
Grüßt sie mit ihrem Strahl.
Dort auf der hohen Veste
Mildthätig und bescheiden
Und sittsam immerdar.
Als ihres Lebens Abend
Zu nahen sich begann,
Mit Dienern und Gespann.
Sie wohnten dann zu Schopfheim
In ihrem eignen Haus,
Und stellten Schloß und Güter
Sie speisten da die Armen
Und halfen Jedem gern,
Und dienten mehr mit Werken
Als Worten Gott dem Herrn.
Lustwandelnd in dem Wald,
Im eifrigen Gespräche
Verirrten sie sich bald.
Die Sonne war gesunken
Die Schwestern fanden nimmer
Den Weg der Heimath zu.
Und beide knieten nieder,
Zum Himmel stieg ihr Fleh’n:
Den sichern Ausgang seh’n!“
Kaum richten vom Gebete
Sie wieder sich empor,
Da sprang aus dem Gebüsche
Sie schrieen auf, daß gellend
Es in die Ferne drang,
Und hielten sich einander
Umschlossen todesbang.
Erscholl ein Büchsenschuß –
Durchbohrt zu ihren Füßen,
Das Thier verenden muß.
Die Schwestern sanken nieder
So findet sie der Schütze
Und er erkennt sie gleich.
Bald ruft er in das Leben
Sie wiederum zurück,
Verweilt der Schwestern Blick.
„Dankt Gott! ihr seid gerettet,
Da seine Hand mich hier
Just noch zur guten Stunde
Dort lag in seinem Schweiße
Der Rieseneber kalt,
Der hatt’ in diesen Gründen
Längst seinen Aufenthalt.
Zurück auf sicherm Pfad.
Von Lohn will er nichts wissen,
Der wackre Kamerad:
„Dafür wollt ihr mich lohnen,
Was ich, thät ja ein Jeder
Für euch, so allgeliebt.
Da soll mich Gott behüten!
Belohnung nehm’ ich nicht;
Für die gethane Pflicht.“
So sprach der Schütz von Schopfen,
Der Mann so schlicht und gut;
Sein Namen ist verklungen,
Die Schwestern aber schenkten
Dafür dem Schützenstand
Ein Stück vom schönsten Walde
Als ihres Dankes Pfand.
Bis auf die heutige Stund,
Und immer neu floriret
Der edle Schützenbund.
Steinen bei Lörrach. | Reinhard Reitzel. (Originalmittheilung.) |
- ↑ Bei dem Weiler gleichen Namens zwischen Säckingen und Schopfheim.