Der Prophet gilt nichts im Vaterlande

Textdaten
<<< >>>
Autor:
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Der Prophet gilt nichts im Vaterlande
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 1, S. 16
Herausgeber: Ernst Keil
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1867
Verlag: Verlag von Ernst Keil
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung: Ingres, Paul Delaroche, Victor Hugo und Alexander Dumas
Blätter und Blüthen
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite


[16] Der Prophet gilt nichts im Vaterlande. An einem schönen Frühlingstage des Jahres 1843 war es, als eine kleine Hochzeitsgesellschaft die Mairie einer Gemeinde im Umkreise der Pariser Bannmeile betrat, um den Heirathscontract des jungen Paares daselbst zu unterschreiben. So klein diese Gesellschaft aber auch sein mochte, so auserlesen war sie; der Bräutigam war ein talentvoller junger Maler, der sich heute eines bedeutenden Rufs erfreut, und seine Trauzeugen hießen Ingres und Paul Delaroche, zwei Meister der französischen Schule. Die hübsche Braut hatte zwei Freunde ihres verstorbenen Vaters zu Trauzeugen gewählt, ihre Namen waren Victor Hugo und Alexander Dumas. Nachdem der Beamte umständlich Namen, Vornamen und Stand des Brautpaares niedergeschrieben hatte, ging er nunmehr zu den Zeugen über und wendete sich zuerst an Victor Hugo mit der Frage nach seinem Namen.

„Hugo?“ wiederholte er dann unentschlossen. „Wie wird das geschrieben? Steht am Ende vielleicht ein t?“

Der Dichter dictirte Buchstaben für Buchstaben; dann richtete der Beamte mit erhöhter Würde die zweite Frage an ihn:

„Was betreiben Sie für ein Gewerbe?“

„Gar keines,“ erwiderte Victor Hugo lachend.

„So, gar kein Gewerbe?“ Aber schreiben können Sie doch wenigstens, damit Sie Ihren Namen hier unterschreiben können?“

Dies wurde unter vieler Heiterkeit bejaht, dann kamen die anderen Zeugen daran. Als Ingres und Delaroche antworteten, sie seien Maler, maß sie der Municipalbeamte mit ziemlich geringschätzigen Blicken über seine Brille und sagte: „Stuben- oder Firmenmaler?“ Das Lachen der ganzen Gesellschaft verdroß ihn sehr und er brummte verdrießlich etwas von „unanständigem Benehmen“ vor sich hin, während Ingres ihm antwortete: „Schreiben Sie nur ganz einfach: Maler.“

Alexander Dumas wußte sich vortheilhafter aus der Affaire zu ziehen, indem er angab, er sei Rentier, was ihn in der Achtung des Mairiebeamten sehr hoch über seine Begleiter stellte, der von nun an ihm allein das Wort gönnte und die Honneurs machte. Alle diese Männer waren damals im Zenith ihrer Berühmtheit, und dennoch waren ihre Namen dicht bei Paris so unbekannt und unbeachtet geblieben, während sie überall im Auslande genannt und geschätzt wurden.