Die kranke Kuh
[16] Die kranke Kuh. (S. S. 13.) Dem Bauer gehört sein Vieh zur Familie; ein lahmer Gaul, eine Kuh, die „verschlagen“ hat, machen ihm oft nicht minder Sorge als die Krankheit von Weib oder Kind. Für unser Gefühl hat dies allerdings etwas Verletzendes; wenn wir uns aber veranschaulichen, wie eng die Existenz des Landmannes, sein tägliches Leben, sein Gedeihen und Emporkommen mit Wohl und Wehe seines Viehstandes verknüpft sind, so wird unser Urtheil sich mildern müssen; wir werden dann begreifen, wie ängstlich das alte Mütterchen auf unserm Bilde dem herbeigerufenen Curschmied und Thierarzte die Gebresten ihrer Kuh, wahrscheinlich ihrer einzigen, vorklagt; wie genau und haarklein sie alle Krankheitserscheinungen der Leidenden aufzählt, wie gespannt sie sammt ihrem Buben dem Ausspruche des dörflichen Heilkünstlers entgegenharrt, welcher – der Fall muß ein ernster sein – sich wohl zu bedenken scheint, ehe er sein Verdict abgiebt.
Alle Gestalten des Bildes sind so recht aus dem Leben gegriffen und der Maler, wiederum einer aus der Düsseldorfer Kunstgenossenschaft, Ernst Bosch, hat es trefflich verstanden, unser Interesse für das an sich so einfache Motiv zu erwecken. Ein geborener Crefelder, bildete sich Bosch zuerst in Wesel zum Maler aus, um später in Düsseldorf sich den Schülern W. von Schadow’s anzureihen. Erst ein angehender Dreißiger, gehört er, durch die Verhältnisse begünstigt, bereits zu der nicht kleinen Anzahl von Düsseldorfer Künstlern, die sich auch äußerlich ein beneidenswerthes Loos zu erringen gewußt haben.