Der Löwenbräukeller in München

Textdaten
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Autor: Unbekannt
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Titel: Der Löwenbräukeller in München
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 20, S. 340
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1888
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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Der Löwenbräukeller in München


[340] Der Löwenbräukeller in München. (Mit Illustration S. 333.) Die neue Zeit, welche mit so großer Vorliebe gerade den altehrwürdigsten Einrichtungen zu Leibe rückt, hat in München jetzt einen Grundpfeiler der Gesellschaftsordnung erfaßt und bereits bedenklich ins Wanken gebracht, nämlich den Begriff des „Kellers“. Sonst verstand man unter einem solchen einen weiten bretterumzäunten Kiesplatz rings um die Brauerei her, bedeckt mit zahllosen Bänken und Tischen, von welchen aus man sich mit dem Maßkrug durch das Gewühl zur Quelle im Innern durchkämpfte, um dann im Genuß der glücklich eroberten „Kellermaß“ und der schönen Abendluft über mangelnden Komfort, Bedienung und Beleuchtung ruhig hinwegzusehen. Mit humoristischem Schauder betrachteten die Fremden die Bierlachen auf den Tischen, die Rettig-, Salz- und Käsereste der Vorgänger. Die Eingeborenen genirte das nicht - Sie waren’s so von Jugend auf gewöhnt und „auf dem Keller“ ist es einmal nicht anders!

Und nun - welche Veränderung! Nun erhebt Sich seit einigen Jahren am Anfang der Nymphenburgerstraße ein Prachtbau mit Freitreppen, Terrassen und Bogenhallen, mit großen und kleinen Sälen, welche viele hundert Menschen fassen können. Der Löwenbräukeller, dessen große elektrische Lampen abends weithin strahlen, während an Sommerabenden aus dem Orchesterpavillon unter den schattigen Bäumen die verlockendsten Weisen klingen. Freilich halten sich die Alt-Münchener grollend fern; ihnen geht’s da zu „vornehm“ her und sie bleiben den alten, liebgewordenen Lokalen treu. Die Vielen aber, welche in reinen Tellern, Servietten und Gläsern kein Hindernis der Gemüthlichkeit erblicken, strömen allesammt dem Löwenbräu zu um in dem schönen, schattigen Garten, bei einem vorzüglichen „Stoff“ mit ihren Bekannten frohe Stunden zu verplaudern. Und in der That ist es ein vergnügliches Sitzen dort in der warmen Sommernacht, wenn der Vollmond sein ruhiges Licht über den ganzen Beleuchtungszauber ausbreitet und man in der reinen Luft von des Tages Last und Hitze aufathmet. Für die Ausstellungsbesucher des heurigen Sommers wird gewiß der Löwenbräukeller ein hervorragender Sammelpunkt werden!