Textdaten
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Autor: Rudolf von Gottschall
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Titel: Dem greisen Feldherrn
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aus: Die Gartenlaube, Heft 23, S. 737
Herausgeber: Adolf Kröner
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Erscheinungsdatum: 1890
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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Dem greisen Feldherrn.

Zum 90. Geburtstage Moltkes.

Dich grüßt das deutsche Volk am schönen Tage,
Der Dir des Alters höchste Ehren schenkt.
Leis regt es sich im Königssarkophage,
Ein Geistergruß, der flüsternd Dein gedenkt:
Zwei Kaiser haben aus der Gruft der Todten
Dem Kampfgenossen solchen Gruß entboten.

Du kettetest den Sieg an ihre Fahnen,
Warfst seine Blitze in den Sturm der Schlacht;
Du hast ihm vorgezeichnet seine Bahnen;
Bei Preußens Adler hieltest Du die Wacht
Und lehrtest ihn, mit nimmer müden Schwingen
Zur Sonne Deutschlands kühn emporzudringen.

Du halfst in seinem Horst die Krone bergen,
Die länger nicht im tiefen Schacht verscharrt,
Wo sie so lang mit Raben und mit Zwergen
Des Kaisers Auferstehungstag erharrt.
Sie ist kein Nebelstreif, kein Traumgebilde,
Sie trug ein Volk auf seinem Heeresschilde.



Viel tapf’re Helden hat der Krieg geboren,
Die voller Todesmuth das Schwert gezückt,
Und allen ist der Lorbeer unverloren,
Den sie vom blut’gen Reis der Schlacht gepflückt.
Doch Thaten läßt des Schicksals Wage schwanken;
Fest stehn die sicher leitenden Gedanken.

Und dann beleben sich die stillen Kreise,
Die Cirkel, die der Denker sinnend zog,
Und große Heere zieh’n in ihrem Gleise
Zum Ziele das der Genius erflog.
Ja, vorwärts rücktest Du, ein großer Schweiger,
Mit leiser Hand der Weltgeschichte Zeiger.

So leb’ im Lorbeerkranze vielbewundert,
Sanft von des Friedens Genien umschwebt;
Stolz ist auf Dich das scheidende Jahrhundert,
Das weit hinaus Dein Name überlebt!
Du führtest glorreich unser Volk in Waffen,
Und dieses Volk hat neu das Reich geschaffen.

 Rudolf von Gottschall.