Das neue Bayrische Nationalmuseum in München

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Titel: Das neue Bayrische Nationalmuseum in München
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 11, S. 354
Herausgeber: Adolf Kröner
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Erscheinungsdatum: 1899
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger G. m. b. H. in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[354] Das neue Bayrische Nationalmuseum in München. (Mit Abbildung.) Binnen kurzem werden die weltberühmten Schätze des Münchener Nationalmuseums in das von Gabriel Seidl erbaute weitläufige Palastgebäude an der neuen Prinzregentenstraße übersiedeln und hiermit zum erstenmal eine sichere und künstlerisch prächtige Heimstätte finden. Die alten Münchener erinnern sich noch wohl, in welch elenden Zimmern der Herzog Max-Burg die damaligen „vereinigten Sammlungen“, Altertümer und Gerümpel, wie die meisten meinten, zusammengepfropft standen, von wenigen betrachtet und gewürdigt, außer den beiden hervorragenden Kunstkennern O. v. Hefner-Alteneck und Baron Aretin, welche beide nicht müde wurden, den Königen Ludwig I und Max II die Gründung eines Museums als dringend notwendig hinzustellen, und den Plan auch, allen Hindernissen zum Trotz, glücklich ins Werk setzten. Die Verdienste Hefners und Aretins um das von König Max II gegründete und im Jahre 1867 eröffnete Nationalmuseum in der Maximilianstraße können nicht hoch genug angeschlagen werden. Aretin starb nach kurzer Amtsführung, der ihm 1868 nachfolgende v. Hefner aber war entsetzt über die Mängel des Gebäudes. Alles Flicken half nicht viel – es war längst öffentliches Geheimnis, daß im Fall eines Brandes die unschätzbare Sammlung in höchster Gefahr schwebte – da endlich faßten im Anfang dieses Jahrzehnts Regierung und Landtag den Plan, ein neues Gebäude zu errichten, und heute steht der vollendete Bau, reich gegliedert und zweckmäßig eingerichtet, in den kräftigen Formen der deutschen Spätrenaissance vor aller Augen. Sein Erbauer wollte nicht eine prunkvolle Paiastfassade mit großen Sälen hinstellen, sondern jedem Teil der Sammlung ihr eigentümliches Gelaß anweisen, sozusagen das Gebäude als Kleid um ihren Leib zuschneiden. So entstanden große und kleine Säle, eine herrliche Kapelle, heute schon mit Skulpturen, Goldgrundbildern und Grabsteinen gefüllt, eine malerische Waffenhalle, altertümliche Wohn- und Schlafzimmer, deren getäfelte und geschnitzte Decken genau den für sie berechneten Raum ausfüllen: jedes Gelaß ist auf den künftigen Inhalt bemessen und das Ganze ein vollendetes Meisterwerk, das heitere Pracht und Traulichkeit vereinigt und mit dem Tag seiner Eröffnung einen ersten Rang unter den europäischen Museen einnehmen wird.

Das neue Bayrische Nationalmuseum in München, erbaut von Gabriel Seidl.
Nach einer photographischen Aufnahme von Max Stuffler in München.