Das Hermann-Denkmal im Teutoburger Wald

Textdaten
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Autor: R. Sch.
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Titel: Das Hermann-Denkmal im Teutoburger Wald
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 21, S. 357, 359–360
Herausgeber: Ernst Keil
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1875
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[357]

Das Hermann-Denkmal auf dem Teutberge nach seiner Vollendung.

[359] Das Hermann-Denkmal im Teutoburger Walde. (Mit Abbildung, S. 357.) Es war im Jahre 1860, einer Zeit der politischen und geistigen Windstillen, als in diesen Blättern auf ein „vergessenes deutsches Denkmal“, das Hermann-Denkmal im Teutoburger Walde bei Detmold, aufmerksam gemacht wurde.

Damals war seit dem Jahre 1846, wo der Unterbau des Denkmals beendigt und mit der Kuppel gekrönt war, ein betrübender Stillstand eingetreten. In Folge der unbehaglichen politischen Mißstimmung flossen die Gaben sehr spärlich, und der Schöpfer und ehrwürdige Baumeister des Denkmals, von Bandel, war vom Teutberge herabgestiegen und hatte sich in Hannover angesiedelt, freilich wohl mit geistiger Arbeit, mit Plänen und Entwürfen zur Vollendung des Denkmals beschäftigt, aber doch dem eigentlichen Schauplatze seiner Thätigkeit entrückt. Es ruhte eben Alles; Mutter Germania saß am Spinnrocken und spann, und nur der Dichter beschwor mahnend den Schatten Hermann’s:

„Von diesen Höhen in die Runde
Nach Nord und Süden wollt’ er schauen,
Zu sehen, ob Germaniens Gauen
Vereinen sich zu einem Bunde,
Ob mit der Stämme Einheit wohl
Zur Wahrheit werde ihr Symbol.
Er harrt und harrt; des Thurmes Quadern
Sind längst bemoost – die Arbeit ruht,
Hier, wie am Werk der Einheit, hadern
Die Bauherr’n mit erhitztem Blut.“

An der Zukunft des Denkmals verzweifelnd und mit der Gegenwart grollend, sahen wir Jahr um Jahr vergehen, aber wie trübe sich auch hier und da die Blicke senken wollten, der Baumeister verzweifelte nicht an dem Gelingen des nationalen Werkes. Der Gedanke, daß keine echte Idee zu Grunde gehe, daß über kurz oder lang um die hadernden deutschen Stämme das Band der Eintracht sich schlingen und dadurch auch das Denkmal seiner Vollendung zugeführt werden müsse, hat ihn und viele Freunde der nationalen Sache in dieser trüben Zeit aufrecht erhalten. Und er hat sich nicht getäuscht.

Wenige Jahre später, am 6. November 1862, richtete dann der Detmolder Hauptverein für das Hermann-Denkmal auf’s Neue eine Aufforderung zu Beiträgen an das deutsche Volk, es wurde lebendiger im Vaterlande. Schleswig-Holstein wurde vom dänischen Joche befreit, und der deutsche Mann von Blut und Eisen, Fürst Bismarck, betrat die politische Schaubühne. Ein frisches fröhliches Wagen trat an die Stelle des Zagens, und die blutigen Schlachten des Jahres 1866 festigten immer mehr das Nationalbewußtsein des deutschen Volkes, so daß im Jahre 1870 und 1871, als Frankreich in seinem Uebermuthe es wagte, unsere Grenzen zu bedrohen, sämmtliche deutsche Männer wie ein Mann vereint sich erhoben, mit einer Bravour, die kaum in der Geschichte ihres Gleichen findet, den Erbfeind besiegten und sich eine solch’ geachtete und gefürchtete Stellung im europäischen Rathe erwarben, wie nie zuvor.

Deutschland, einig und groß, gedachte nun aber auch seiner Ehrenschuld, der Vollendung des Hermann-Denkmals. Kaiser Wilhelm bewilligte unter allgemeiner Zustimmung des Reichstages die noch fehlende Summe von 10,000 Thalern zur Krönung des nationalen Monuments. Mit freudiger, frischer Hoffnung wurden die Arbeiten auf’s Neue begonnen; der Alte vom Berge fand sich im Herbste 1873 wieder auf dem Teut ein und führt nunmehr das Werk täglich mehr seiner endlichen Vollendung entgegen. Heute schon (am 1. Mai), während wir diese Zeilen schreiben, [360] ist das vierundzwanzig Fuß lange und elf Centner schwere Schwert der wuchtigen Faust der noch mit einer Bretterhülle verdeckten Hermann-Statue einverleibt und blinkt mit seiner goldenen Inschrift:

Deutsche Einigkeit meine Stärke,
Meine Stärke Deutschlands Macht –

weit in die Lande hinaus. Nicht gar lange mehr wird’s dauern und das erhabene Denkmal steht im vollen Schmucke seiner Vollendung da und sieht nach siebenunddreißig langen Jahren dem schönen Tage der Einweihung, seiner Uebergabe an das deutsche Volk (am 16. August dieses Jahres) entgegen, einem Feste, dem, wie wir jetzt wohl mit Sicherheit melden können, Kaiser Wilhelm beiwohnen wird.

R. Sch.