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aus: Christliche Symbolik
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Sterne.

Vgl. die Artikel Abendstern und Morgenstern. Der vom Himmel gefallene Stern bedeutet die gefallenen Engel, der sinkende Stern die nahe Nacht der Hölle. Der aufgehende Stern ist dagegen Verkünder des Morgens, des neuen Lichts und Segens, Sinnbild des Heilandes oder seiner Mutter.

Als Stern aller Sterne, Abend- und Morgenstern zugleich, muss der wunderbare Stern betrachtet werden, welcher den heiligen drei Königen vorleuchtete zur Krippe des Heilandes und dann verschwand. In früheren Zeiten hat Jedermann, dem Wortlaut der heiligen Schrift gemäss, darunter nur einen einzigen und zwar neuen Stern verstanden, der weder vorher dagewesen, noch später wiedergekommen sey. Als sich aber das Studium der Astronomie erweiterte, fiel man darauf, den Einen Stern in viele zu zerlegen und eine Constellation daraus zu machen. Man setzte voraus, bei der Schöpfung hätten alle Planeten wohlgeordnet beisammen gestanden, wie Wettläufer, wenn sie den Lauf beginnen sollten; nachher aber seyen ihre Bahnen nach einer vorausbestimmten Regel dergestalt auseinander gegangen, dass nur noch hin und wieder Annäherungen zwischen einzelnen Planeten (Conjunctionen) hätten vorkommen können, die dann je nach der Kraft des einzelnen Planeten und der verbundenen Kraft zweier oder [412] dreier eine ganz verschiedene Wirkung auf Erden hervorgebracht hätten. Bei Christi Geburt aber seyen alle Planeten wieder zusammengetreten in eine einzige grosse Constellation, wie bei der ersten Schöpfung, denn die Welt sey jetzt geistig wiedergeboren worden. Der berühmte Astronom Kepler bewies eine Conjunction wenigstens der Planeten Saturn, Jupiter und Mars in den Jahren Roms 747 und 748. Seitdem ist unendlich viel über diese Materie geschrieben worden, was man bei Sepp, Leben Jesu I. 35 ff., Ideler, Chronologie II. 410, Hofmann, Apokr. 129, fleissig verzeichnet findet. Es versteht sich von selbst, dass in einer solchen Constellation bei Christi Geburt ein schöner symbolischer Sinn liegt. Das ganze Weltgebäude kehrt gleichsam aus der Divergenz in die Convergenz, aus der Disharmonie in die Harmonie zurück, indem Gott selbst Mensch wird.

Inzwischen ist in den Evangelien nur von einem Stern die Rede, der den Magiern nach Bethlehem geleuchtet habe. Die ältern Erklärer haben daher mit Recht auch immer nur das Bild des Einen Sternes festgehalten und ihn zunächst auf den „Stern aus Jakob“ bezogen, der nach 4. B. Mosis 24, 17. dereinst aufgehen sollte. Durandi, rationale VI. 16. Der Stern der Magier leuchtete noch dem Heidenthum und Judenthum als deren sinkender Abendstern, und war zugleich aufgehender Morgenstern des Christenthums. Er steht daher auch in der Mitte der beiden Testamente, der sechseckige Stern zwischen zwei kunstreichen Verschlingungen in den Kirchen des Schwarzwaldes zu Herrenalb und Pforzheim. Merz im Kunstblatt 1845. S. 375. Auch die Gaben der Magier, Gold, Weihrauch und Myrrhen, stehen als Sinnbilder der Sonne und Gaben, die von den Heiden der Sonne dargebracht wurden, jetzt aber der neugebornen Geistersonne zu Bethlehem dargebracht werden, in Bezug auf den Stern, der als Morgenstern der Sonne vorhergeht. Vgl. Strauss, Kirchenjahr S. 135.

Uebrigens darf man nicht unbeachtet lassen, dass der Stern ausschliesslich den Magiern geleuchtet und von dem [413] übrigen Volk nicht gesehen wurde. Es war ein Stern, der nur in ihrer Nacht aufging, ein geistiges Licht, das nur für sie sichtbar am Himmel hervortrat. Nur sie waren gewürdigt, in reiner Seelen liebender Ahnung und reiner Geister treuer Forschung dieses heilige Licht zu schauen. Das Geheimnissvolle jener Sternerscheinung wird noch jetzt im Volksglauben geehrt. Der Stern der Magier soll nämlich in einem Brunnen verschwunden seyn, der noch jetzt gezeigt wird und in dessen Wasserspiegel der Stern noch immer sichtbar werde, aber nur für reine Jungfrauen. Durandi, ration. VI. 16.

In der griechischen Kirche wird der sogenannte Asteriscus, der kreuzförmig durchbrochene Deckel, den der Pope über die Hostie deckt, als Sinnbild des Sternes der Magier angesehen.

Mit eben diesem Stern der Magier fällt auch das marianische Sinnbild des Morgensterns zusammen, denn wie der Morgenstern die Sonne gleichsam gebiert, so Maria den Heiland. Der marianische Stern ist aber zugleich immer Stern des Meeres. Maria wird angerufen als stella maris nicht blos von Schiffern in Nacht und Sturm (Königsfeld, lat. Hymnen S. 188), sondern auch von allen Angefochtenen und Schwachen, die im Meer der Welt und Sünde unterzugehen fürchten, endlich auch von denen, über welchen die Wogen schon zusammengeschlagen sind. So wird Maria als Meerstern angerufen: „Erlös uns aus der höllischen Pein!“ Marian. Liederkranz, Augsb. 1841, S. 18. Unter dem Stern des Meeres wird aber in dieser Beziehung nicht mehr der Morgen-, sondern der Polarstern verstanden, der unverrückbar feststeht, bei dem allein Verlässigkeit ist.

Der mersterne staete stat
so ander sterne umbegant.

Bruder David von Augsburg nach Pfeiffer in Haupts Zeitschrift IX. 35. Einigemal wird der Meerstern auch mit dem leuchtenden St. Elmsfeuer verglichen, weil dessen Erscheinung anzeigt, dass der Sturm auf dem Meere sich bald legen werde. Potho, de mirac. Mariae p. 363. Passional in Pfeiffers Marienlegenden S. 83.

[414] Zur Symbolik des Meersternes gehören zwei Auslegungen, die aus falscher Worterklärung erwachsen sind. Im Eifer der Liebe übersah man das Wahrscheinliche wie das Mögliche. So las man in der Vulgata 1. Mos. 1, 10: et congregationem aquarum vocavit mária (Gott nannte die Sammlung der Wasser Meer) das letzte Wort mit verändertem Accent als den Namen María und verstand unter den Wassern die Ströme der göttlichen Gnade. Ferner bezog man die Worte: „Und Gott schuf Himmel und Erde“ auf Joachim und Anna, „und die Erde war wüst und leer“ auf die Unfruchtbarkeit Anna’s, das Fruchtbarwerden der Erde durch das Wasser auf die Empfängniss der Maria, endlich: „Es werde Licht!“ auf die Geburt der Maria. Vgl. de Vega, theolog. Mariana p. 930. Dieses Licht über den Wassern, welche die Erde befeuchtet haben, ist maris stella. – Die zweite Erklärung verwechselte die Uebersetzung des hebräischen Namens Maria (mir = Tropfen, stilla und jam = Meer) stilla maris mit stella maris und machte aus dem Meerestropfen (d. i. die Perle) einen Meeresstern. Vgl. Klöder, zur Gesch. der Marienverehrung S. 17.

Sterngruppen haben in der christlichen Symbolik immer die Bedeutung von harmonisch zusammenwirkenden Kräften im Dienste Gottes. Wie Lucifer, der böse Engel, als Abendstern gedacht wird, so werden auch gute Engel unter dem Bilde von Sternen gedacht, namentlich wenn sie zusammenwirken. Ja Maria selbst ist als Stern Vorbild der Engel, Königin der Engel wie der Sterne. Darum trägt sie eine Krone von zwölf Sternen. Offenb. Joh. 12, 1. Wackernagel, Kirchenlied S. 101. – Die zwölf Sterne, die sich vor Joseph in dessen Traumgesicht neigten, sind zunächst dessen Brüder, werden aber auch auf die zwölf Löwen vor dem Throne Salomo’s, auf die zwölf Thierzeichen, durch welche die Sonne wandelt, und auf die Apostel Christi bezogen, dessen Vorbild Joseph und dessen Sinnbild die Sonne ist. – Die sieben Sterne dagegen an der rechten Hand des Herrn, nach Offenb. Joh. 1, 16, sind von jeher, gleich dem siebenarmigen Leuchter, [415] auf die sieben Geister Gottes oder auf die sieben Gaben des heiligen Geistes bezogen worden, nicht ohne Anspielung auf die sieben Planeten, deren Harmonie im materiellen Raum der Harmonie in der Geisterwelt zum Vorbilde diente. Vgl. Dante, Fegfeuer 29, 50. und 30, 1.

In den heidnischen Zeiten herrschte die Vorstellung, der Zusammenhang und die Ordnung der Welt sey bedingt durch die Harmonie der sieben Planeten, was man mit dem Sinnbild der siebensaitigen Lyra oder siebenröhrigen Pansflöte ausdrückte. Jeder Planet beherrschte gleichsam einen Ton und unter den sieben Tönen sollte stete Harmonie seyn. Diese Vorstellung bildete sich weiter dahin aus, dass die Planeten wirklich harmonisch tönten in der sogenannten Sphärenmusik, die aber nicht Jedermann hören könne. Plato, de republica 10. Cicero, tuscul. quaest. 1. Athenaeus 14, 13. Plinius, Naturgesch. II. 3. Macrob. somn. Scip. II. 1. Riccioli, almagest. II. 501. Eine Spur von dieser poetischen Vorstellung findet sich auch im Buch Hiob 38, 7: „Da mich die Morgensterne mit einander lobten und jauchzten alle Kinder Gottes.“ Ueber die Sphärenmusik findet man alles Nöthige beisammen in einer derselben ausschliesslich gewidmeten Monographie von Piper. Die christliche Symbolik kann indess davon nur das Sinnbildliche acceptiren, sofern sie unter den harmonisch tönenden Sternen Engel oder Geister Gottes versteht. Je mehr Sternenlehre in das Christenthum hineingezogen wurde, um so mehr kam es in Gefahr, in die Aeonenlehre der späteren Heiden auszuarten, daher die Kirche von der Symbolik der Sterne einen nur mässigen Gebrauch zu machen nothwendig erachtete.

Dante versteht unter den vier grossen Sternen, welche das Sternbild des südlichen Kreuzes bilden, die vier Cardinaltugenden, und lässt sie über dem Paradiese auf der Südhälfte der Erde strahlen; anderseits aber bezeichnet er drei nördliche Sterne als Glaube, Liebe, Hoffnung, die dem aus dem Paradiese gestossenen Geschlecht allein noch übrig geblieben. Fegfeuer I. 23. VIII. 91. Sie bilden zusammen ein Siebengestirn von göttlichen Kräften oder Schutzengeln in der [416] Menschheit. Das entfernt sich nicht von der anerkannten Symbolik der sieben Sterne an der Rechten Gottes und des siebenarmigen Leuchters. Dagegen muss die von Schiller beliebte, durchaus willkührliche Vertheilung der Sternbilder und Sterne an die Heiligen des Kalenders verworfen werden. Vgl. Riccioli, almag. I. 746. Piper II. 305.

Dem primitiven Sternfall in Lucifer nach Jesaias 14, 12. entspricht der allgemeine Sternfall am Weltende, nach der Offenb. Joh. 6, 13. und Matth. 24, 29. Es ist darunter aber nicht blos das Einstürzen des alten Weltgebäudes, sondern auch die von oben kommende Strafe Gottes gemeint. Die fallenden Sterne sind zugleich Kräfte Gottes, so namentlich der Stern, der den Brunnen des Abgrunds öffnet, Offenb. Joh. 9, 1. Als Gegenbild zu der Harmonie der Sterne gerathen nach den sibyllinischen Weissagungen (am Schlusse des 5. Buchs derselben) die Sternbilder am Weltende in Streit und kämpfen mit einander.

Sterne bedeuten, wenn sie als Attribute der Heiligen vorkommen, in der Regel die ihnen von oben mitgetheilte Kraft des heiligen Geistes. So der Stern auf der Brust des heiligen Bruno, des h. Nicolaus von Tolentino, auf der Stirne des h. Thomas von Aquino, Humbert, Valentin, in der Hand des h. Suidbert. Vor der Brust der h. Athanasia, der, während sie am Webstuhl ekstatisch wurde, ein leuchtender Stern auf die Brust fiel und darin verschwand, desgleichen zur Seite der h. Angela von Foligno, die gleichfalls in Ekstase von einem Stern beleuchtet wurde.

Der berühmte Wallfahrtsort Compostella (campus stellae) in Spanien hat den Namen von dem Stern, den der heilige Apostel Jacobus major auf seiner Pilgerschaft nach Spanien vor sich wandeln sah. Vgl. den Artikel Jacob. – Der heilige Johannes von Nepomuk trägt, wie Maria, einen Kranz von Sternen auf dem Haupte, weil sieben Lichter, über der Moldau schwebend, die Stelle bezeichneten, wo sein heiliger Leichnam unter dem Wasser lag, nachdem ihn Kaiser Wenzel hatte von der Prager Brücke in den Fluss stürzen lassen.