<<< Morgenstern >>>
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Morgenstern,

Sinnbild des Heilands, der in die umnachtete Welt den Tag bringt. „Ich bin der Morgenstern,“ spricht Christus. Offenb. Joh. 22, 16. Sofern die Alten sowohl den Abend-, als Morgenstern Lucifer (Lichtbringer) nannten, unterscheidet schon die alte Hymne des Hilarius aus dem 4ten Jahrhundert Christum als den Morgenstern und wahren Lichtbringer (verus Lucifer) vom gefallenen Engel Lucifer, der als Abendstern die Nacht der Sünde und des Todes hereinführt. Königsfeld, lat. Hymnen S. 2. Indess ist die üblichere Symbolik, Christum mit der Sonne und dagegen seine Mutter mit dem Morgenstern zu vergleichen, weil dieser Stern die nahe Ankunft der Sonne verkündet. So in der berühmten Hymne: Ave maris stella, dei mater alma, atque semper virgo, felix coeli porta; solve vincla reis, profer lumen coecis etc. Ferner in der Hymne: Salve mundi domina, coelorum regina, salve virgo virginum, stella matutina etc. Auch in der: Stella coeli, exstirpavit etc. Am bezeichnendsten aber ist die Hymne auf die heiligen Eltern der Madonna: O bina conjugalis, worin es heisst:

Tandem sereniori
     Lux vecta Phosphoro
Explevit ampliori
     Utrumque gaudio:
Concepit Anna prolem
     Stupente conjuge,
Cum vidit axe solem
     Plaudente surgere.

Vgl. auch Wackernagel, Kirchenlied Nr. 123. Paderborner Liederbuch Nr. 93.

Der über dem stürmischen Meer aufgehende Morgenstern (maris stella) bezeichnet insbesondere die heilige Jungfrau als [141] den Hoffnungsstern der mit den Wellen kämpfenden Schiffer, und nicht blos der wirklichen Seefahrer, sondern auch aller derer, die im Sturm des Lebens den himmlischen Hafen der Ruhe ersehnen. Das ist am schönsten ausgedrückt in dem alten Hymnus:

O stella perfulgida,
Tu dira certamina
Matris hujus reprime.

Simonis navicula,
Filii tunicula,
Ne scindantur, prohibe.

Portus navigantium,
Preces supplicantium
Filiorum recipe.

In der goldnen Schmiede des Conrad von Würzburg, Vers 139 f., heisst es, die heilige Jungfrau leuchte als Morgenstern denen, die auf dem wilden Lebensmeer der grundlosen Welt schweben und schütze sie vor dem Magnetberg der Sünde und vor den Lockungen der Sirenen. — 2. Petri 1, 19. heisst es: „Der Morgenstern soll aufgehen in euren Herzen."