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aus: Christliche Symbolik
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Palme,

Sinnbild des Sieges schon im heidnischen Alterthum, namentlich bei den Römern. Mit Palmzweigen wurde der heimkehrende Sieger empfangen und begleitet. So wurde auch Christus bei seinem Einzug in Jerusalem mit Palmen empfangen, und der jährliche Gedächtnisstag dieses Einzuges heisst deshalb der Palmsonntag. Durandus, rat. offic. VI. 47, 9, verlangt, dass am Palmsonntage das Volk sich schmücke mit Blumen, Oelzweigen und Palmen. Die Blumen sollen die Tugenden des Heilandes bedeuten, die Oelzweige sein Amt als Friedebringer, die Palmen seinen Sieg über Satan. Sofern das Fest in den ersten Frühling fällt, macht es den Sieg der grünen Vegetation über den unfruchtbaren Winter zum Vorbild eines höheren geistigen Sieges. Palma heisst überhaupt die Knospe, der junge Spross, daher die sogenannten Palmkätzchen oder Weidenblüthen, die wir im Norden am Palmsonntag statt der echten Palme pflücken, immer doch dasselbe bedeuten. Auf die Wiedergeburt im Frühling bezieht sich auch das Symbol des Phönix, welches mit dem der Palme innig verbunden erscheint. Der Phönix nämlich, [182] der sich selbst verbrennt und dadurch verjüngt, sitzt auf der Palme in altchristlichen Grabgemälden der Katakomben. Vgl. Bunsen, Beschr. von Rom I. 399. So auch auf Mosaiken und andern christlichen Denkmälern. Boldetti p. 200. Buonarruoti tab. 6. 1. Bellermann, Katakomben von Neapel S. 59. Der Sinn ist: durch den Sieg über Tod und Hölle im Martyrium wird die Wiedergeburt im ewigen Leben erworben.

Der Palmbaum neben Christo auf Katakombenbildern bei Aringhi I. 295 , 297. Christus selbst heisst palma bellatorum in einer Hymne des heiligen Augustinus (bei Königsfeld, lat. Hymnen S. 30.).

In Dante’s Paradies (IX. 41.) heisst es vom Kreuze: Palme des Sieges, die mit beiden Händen gewonnen wird (weil palma auch die flache Hand heisst und Christus mit ausgebreiteten Armen an’s Kreuz geschlagen war). Zwei über das Kreuz gelegte Palmzweige vereinigen beide Sinnbilder, das Kreuz und die Palme, kommen daher sehr oft vor. Auf einer alten christlichen Grablampe bei Aringhi I. 517. sieht man eine Palme, über der zwei Tauben schweben und unter der zwei Tauben sitzen, umher ein Kranz von Weintrauben und Oelzweigen. Dies bedeutet die Freuden des Paradieses, die durch den Sieg über das Irdische errungen werden sollen. Palmen in der Hand der Engel und Martyrer kommen in eben dieser Bedeutung unzähligemal auf christlichen Bildern vor. Vgl. Münter, christl. Sinnbilder I. 31. Papst Innozenz III. hatte eben den heiligen Franz von Assisi als einen Wahnsinnigen abgewiesen, als er im Traume eine ungeheure, die ganze Welt überschattende Palme erblickte, in welcher die Macht und der Sieg des Franziskanerordens vorbedeutet wurde.

Hieran knüpft sich noch eine weitere Bedeutung der Palme. Wie sie nämlich auf das Paradies oder auf den Himmel hinweist, so soll sie auch aus diesem stammen. Die Araber haben ein Sprichwort: „Ehret eure Muhme, die Palme." Dies ist so zu erklären: die Palme soll erst am sechsten Tage [183] der Schöpfung aus der Erde gemacht worden seyn, die von derjenigen übrig blieb, aus welcher Gott den Adam bildete. Sie ist also eine Schwester oder Verwandte der Menschen. Nach einer andern muhamedanischen Sage entstand die Palme auf der Insel Ceylon, auf welche Adam aus dem himmlischen Paradiese heruntergefallen war, und zwar aus den Thränen, die Adam damals aus Reue vergoss. Sie ist also ein Kind des Menschen, den Menschen verwandt. Nach beiden Sagen unterscheidet sich die Palme hauptsächlich dadurch von andern Bäumen, dass sie mittelbar oder unmittelbar noch aus dem Paradiese stammt. Etwas Aehnliches findet sich nun auch in dem apokryphischen Evangelium von der Geburt Mariä und der Kindheit Jesu (20 und 21.) Hier heisst es: „Während einer Ruhe auf der Flucht nach Aegypten neigte sich ein hoher Palmbaum zum Christkind herab, um ihm seine Früchte darzubieten, und zugleich entsprang aus seiner Wurzel eine klare Quelle. Da befahl das Christkind aus Dankbarkeit einem Engel, einen Zweig dieser Palme in den Himmel zu tragen, und hier im Himmel wuchs aus demselben Zweige ein ungeheurer Baum, die Wonne aller Heiligen, die in den Himmel kommen.“ Also auch hier erscheint die Palme als einer höheren, idealen, himmlischen Vegetation zugehörig. Ob Raphael an jene Legende dachte, als er die Madonna unter einer Palme malte, steht dahin. Gewiss ist, dass Juden, Christen und Muhamedaner (wie die Buddhisten) in ihren Visionen vom Himmel immer vorzugsweise Palmen um die himmlischen Städte, in den himmlischen Gärten und an den himmlischen Bächen wachsen sahen.

In den Reden von Hellsehenden (Basel 1824. S. 18.) findet sich eine schöne Vision, die hieher gehört. Die Seherin erblickt eine unendliche Menge Palmen im Himmel, die alle bestimmt sind, noch als Siegeszeichen von sterblichen Menschen dereinst empfangen zu werden, und die Heiligen im Himmel fragen: Werden wir diese Menge von Palmen auch los werden? Unter dem Namen eines himmlischen Palmenhains (coeleste palmetum[WS 1]) erschien eine Sammlung schöner altkatholischer [184] Hymnen. Dass die Pfeiler im Innern gothischer Kirchen einem Palmenhain verglichen werden, ist bekannt, und die Kirche ist gewissermassen ein Vorbild des Paradieses, unter deren Palmen die Frommen einst den ewigen Frieden finden werden. – Einen ähnlichen Gedanken wollten auch die muhamedanischen Baumeister ausdrücken, denn die hohen Minarets mit den kleinen, in gewissen Abstufungen um dieselben laufenden Galerieen und mit der kleinen zugespitzten Kuppel oben sollen Palmbäume seyn mit ihren Knoten und mit dem Palmkopf oben.

Conrad von Megenberg vergleicht in seinem Buch der Natur (1475) die weibliche Palme mit der Jungfrau Maria. Wie nämlich die Palme ohne unmittelbare Berührung durch einen blossen Hauch der männlichen Blüthe befruchtet werde, so sey auch die Madonna durch den heiligen Geist auf unkörperliche Weise schwanger worden.

Zwei kreuzweis übereinander gelegte Palmbäume bilden das Kreuz Christi auf einem Bild in der Kirche St. Paolo fuori delle muri bei Rom. Ein kleiner Palmbaum mit einem daran gehefteten Christus, als Crucifix in der Hand eines Heiligen, bezeichnet den heiligen Bruno von Cöln, den Stifter des Karthäuserordens. – An eine Palme mit den über den Kopf gehobenen Händen angenagelt erscheint der heilige Pantaleon, auf andere Art angenagelt der heilige Paphnutius. – Aus dem Halse des Bischofs Ursicinus von Ravenna sollen nach seiner Enthauptung Palmzweige hervorgesprosst seyn. Ein Kleid von Palmblättern bezeichnet in der christlichen Kunst immer den heiligen Einsiedler Paulus. Aus dem Grabe des heiligen Johannes in puteo wuchs eine fruchtreiche Palme. Acta SS. 30. März.

Ein sehr berühmter Palmenheiliger ist St. Onuphrius. Dieser Einsiedler in Aegypten lebte wie ein wildes Thier, war auch ganz mit Haaren bedeckt und machte sich ein Kleid aus Palmblättern. Dreissig Jahre lang lebte er von den Früchten des Palmbaumes unter dem er seine Wohnung aufgeschlagen, [185] dreissig weitere Jahre speisten ihn die Engel. In sechzig Jahren sah er Niemanden, als den heiligen Paphnutius, der ihn kurz vor seinem Tode fand und nachher begrub. 2. Juni (im 4ten Jahrhundert). Herder hat die Legende in Verse gebracht (zur schönen Lit. VI. 41.), aber mit einer höchst unpoetischen, platt rationalistischen Wendung, indem er den greisen Einsiedler zu Paphnutius sagen lässt: „Eile hinweg, Menschen sind geschaffen nur für Menschen!“ Schöner ist der Schlussgedanke des Gedichts. Tasso sollte mit dem Lorbeer auf dem Capitol als Dichter gekrönt werden, starb aber zuvor im Kloster St. Onufrio, in dessen Garten eine berühmte alte Palme wuchs, und die Palme des Heiligen gewährte ihm mehr, als der Lorbeer Apollo’s.

Ein berühmtes Bild des haarigen Einsiedlers, wie ein Engel ihn speist, malte Schäufelein in Annaberg. Kunstbl. 1831. S. 235. Waagen, Deutschland I. 196. Andere Bilder von Dürer s. von Rettberg, Nürnberger Briefe S. 159, von Muziano, gest. von Cort.

Auf Münzen und Siegeln findet man oft Bischöfe, Aebte, Aebtissinnen mit Palmen in den Händen, wo an ein Martyrium nicht entfernt gedacht werden kann. Papebroch glaubte daher, die Palme bezeuge wenigstens eine entfernte Theilnahme ihrer Träger an den Kreuzzügen, durch Geldbeiträge etc. Allein Reuter hat in seiner Abhandlung über diese Art von Palmzweigen (Nürnberg 1802) nachgewiesen, dass die Palmen auch auf Münzen und Siegeln von weltlichen Herren, Kaisern und Königen, getragen werden und nichts anderes als ein Sinnbild weltlicher Gerichtsbarkeit und Regierung sind. Schon Hergot in seiner geneal. diplom. Habsburg. I. 100. identificirt in dieser Beziehung die Palme mit dem baculus und der virga potestatis. Da inzwischen in der älteren Symbolik jede Abweichung ihr besonderes Motiv hat, so dürfte immer noch zu ermitteln übrig bleiben, ob nicht die Palme, wenn auch immer ein Sinnbild der Gerichtsbarkeit oder Regierung, wie die Ruthe oder der Scepter, [186] sich doch auf eine gewisse Gattung von Besitz oder Herrnrecht insbesondere bezogen haben mag.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Berichtigung Band II. In der Vorlage: 'palmatum'