<<< Ostern >>>
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aus: Christliche Symbolik
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Ostern,

die Feier der Auferstehung des Herrn. Das deutsche Wort ist beibehalten worden von einer älteren heidnischen Frühlingsfeier, welche der Göttin Eastre, Eostra, Ostara galt (vgl. Grimm, d. Myth. 266 f.), worunter wohl die von Osten kommende Sonne gemeint war, von der das Volk noch jetzt [176] glaubt, sie hüpfe am Ostermorgen beim Aufgang am Himmel dreimal vor Freuden über die Auferstehung des Herrn auf. Daher die Sitte an vielen Orten, in der heiligen Osternacht auf die Berge zu steigen und dort die Ostersonne aufgehen zu sehen. Vgl. Paullini, zeitverkürzende Lust S. 832. Memoires de l’acad. celtique III. 441. Grimm, d. Myth. 703. Kuhn, märkische Sagen S. 311. E. Meier, Sagen aus Schwaben S. 392. 401. Sommer, sächs. Sagen I. 478. Heer, Canton Glarus S. 302.

Wie überhaupt die Sonne, als das physische Urlicht, viel und oft mit Christo, dem geistigen Urlicht, verglichen wurde, so insbesondere der Aufgang der Sonne mit seiner Geburt und Auferstehung. Dieser Symbolik entspricht auch die Zeit, in welche das Osterfest fällt. Der Frühling ist gleichsam Morgen des Jahres, wie der Winter dessen Nacht gewesen. Die Ostersonne ist nach der langen Winternacht die eigentliche Morgensonne des Jahres, mit der zugleich Blumen und Vögel erwachen und alles Leben in der Natur. In älteren Zeiten begann überhaupt das Jahr mit Ostern, mit dem Frühling. Auch das Kirchenjahr fing ehemals mit dem 25. März an.

Ostern ist zugleich das alte Passahfest der Juden, welches in dieselbe Zeit fällt und auf dieselbe alte Natursymbolik zurückgeführt werden kann; denn wenn auch die Juden an ihrem Osterfest nur die Befreiung ihres Volkes aus Aegypten feiern, so ist doch diese Erlösung aus der Knechtschaft, indem sie gerade im Frühling gefeiert wird, durch die Befreiung der Natur aus den Banden des Winters vorbedeutet. Das Passahfest der Juden ist fixirt. Die christliche Kirche dagegen machte aus Ostern ein bewegliches Fest, nicht blos um sich vom Judenthum zu unterscheiden, sondern um das Auferstehungsfest stets an einem Sonntag feiern zu können, was in seinem Begriff liegt, und die hohe Bedeutung der Symbolik und der Bestimmung der ältesten Feste beweist. Vgl. die Artikel Auferstehung und Sonntag. In Strauss’ Kirchenjahr S. 25. ist die Meinung ausgesprochen, durch die [177] Beweglichkeit des Osterfestes habe man zugleich die Starrheit des mosaischen Systems durchbrechen und zeigen wollen, der Herr sey zu Ostern für die ganze Menschheit auferstanden, das Fest also gehöre der Menschheit, nicht dem Judenthum an. Darum wurde der erste Sonntag nach dem ersten Vollmond nach der Tag- und Nachtgleiche im Frühling zum christlichen Ostertag gemacht.

In der Symbolik, welche sich an die Feier des Osterfestes anknüpft, nimmt das Osterlamm die erste Stelle ein. Es ist das alte Opferlamm, was die Juden bei ihrem Ausgang aus Aegypten schlachteten und assen und von dem ihr Passahfest den Ursprung genommen. Es ist aber ausschliesslich angewandt auf Christum als das Lamm Gottes, das sich hingab für die Sünde der Menschen. Vgl. d. Art. Lamm. Das Osterlamm ist gewöhnlich mit der Siegesfahne geschmückt, wie Christus selbst diese Fahne ausschliesslich in Auferstehungsbildern trägt. Das Lamm wird mit der Sonne identificirt. Im Brandenburgischen stellt man vor Sonnenaufgang am Ostermorgen ein Gefäss mit Wasser hin und erblickt dann darin im Moment des Sonnenaufgangs ein weisses Lämmchen. Temme, Volkssagen der Altmark S. 85. Hier erkennt man am Deutlichsten, wie alter Naturcultus christlich umgedeutet wurde.

Das Osterfest ist ein grosses Lichtfest, denn von ihm an nehmen die Tage zu und beginnt die hohe Frühlings- und Sommerzeit, was man schicklich anwandte auf die Erleuchtung der Welt durch das Christenthum. Wie daher die Ostersonne selbst ein Sinnbild Christi ist, so nicht minder das Osterfeuer, das Osterlicht, die Osterkerze, das Osteröl. Noch bis auf die neuere Zeit wurde zu Ostern auf Bergen Feuer angezündet. Man sprang darüber, man trieb das Vieh rasch hindurch, man rannte mit den brennenden Holzstücken um die Saatfelder. Man rollte ein feuriges Rad vom Berge herunter, oder schleuderte brennende Holzscheiben über die Saatfelder hinweg, um sie dadurch zu weihen und vor Schaden zu hüten. Man hob Brände und Asche vom Osterfeuer auf, die gegen allerlei Schaden helfen sollten. Grimm, d. Myth. [178] S. 581 f. Frank, Weltbuch S. 50. v. Haupt, Panorama von Trier S. 245. Heer, Canton Glarus 301. Schmeller, bayr. Wörterbuch III. 308. Alsatia, 1851. S. 120. Curtze, Fürstenth. Waldeck S. 404. Wahrscheinlich löschte man in älteren Zeiten alles Feuer am Ostersonnabend aus und zündete es erst in der heiligen Osternacht mit der Morgensonne wieder an. Dieser Gebrauch hat sich wenigstens in den Kirchen erhalten. Bei der Feier der heiligen Osternacht werden alle Kerzen gelöscht und erst am Morgen wieder neu entzündet, was nach altem Glauben am heiligen Grabe zu Jerusalem durch ein Wunder geschieht. Der Glaube, dass am Ostermorgen die Kerzen in den Kirchen auf wunderbare Weise durch Lichter, die vom Meere oder aus der Luft in’s Fenster schweben, entzündet werden, kommt auch anderwärts öfter vor. Vgl. Pococke, Beschreibung des h. Landes I. 41. Schrökh, Kirchengesch. 23, 204. Frank, Weltbuch S. 131. Gumppenberg, marian. Atlas Nr. 403. P. Abraham, Judas IV. 144.

Allgemeine Sitte in der katholischen Kirche ist, zu Ostern sämmtliches zum Kirchengebrauch bestimmte Oel zu erneuern. Das alte Oel wird bei dieser Gelegenheit verbrannt, was man „den Judas verbrennen“ nennt. Rippel, Alterthumb der Cäremonien S. 86. Ferner ist die grosse „Osterkerze“, auch das „Osterlicht“ genannt, eine riesenhafte Wachskerze, oft bunt bemalt und geputzt, dazu bestimmt, dass an ihr alle andern Kerzen angezündet werden, wobei auch das Volk herbeiströmt, sich segensreiches Feuer für seinen Heerd durch eine kleine Kerze anzuzünden. Dieses „Osterlicht“ brennt in der Osternacht zuerst. Es wird mit der Feuersäule verglichen, die den Juden bei ihrem Ausgang aus Aegypten bei Nacht vorleuchtete. Rippel a. a. O. 89. Aber sie wird, um sie als christlich zu bezeichnen, in’s Taufwasser gesteckt. Das. 93. Das neue zum Kirchengebrauch bestimmte Oel wird schon am grünen Donnerstage geweiht. Das. 148.

Der Lichtweihe zu Ostern entspricht die Wasserweihe. Zu Ostern wird alles Wasser geweiht, was besonders in der griechischen Kirche mit grösster Feierlichkeit geschieht. Der [179] Patriarch begibt sich zum nächsten Fluss und segnet denselben. In der römischen Kirche wird nur das zum kirchlichen Gebrauch bestimmte Weih- und Taufwasser gesegnet. Jedoch schreibt man dem Osterwasser auch für den Privatgebrauch einen höheren Segen zu, als gemeinem Wasser, und schöpft es daher unter alterthümlichen Feierlichkeiten am Ostermorgen noch bei Licht, oder stillschweigend, gegen den Strom, durch eine jungfräuliche Hand etc., wobei sich ohne Zweifel ältere heidnische Erinnerungen einmischen. Vgl. Grimm, d. Myth. 52. Wigand, Archiv VI. 317. Hanusch, slav. Myth. S. 294. Osterwasser am Ostermorgen vor Sonnenaufgang unbeschrieen geschöpft, heilt alle Wunden (Panzer, Beitrag I. 264.), alle Krankheiten (Sommer, sächs. Sagen I. 148. v. Hartwig, Tirol 340. Haupt, Zeitschr. III. 363.). Auch Osterthau ist heilsam. Kuhn, norddeutsche Sagen S. 374. Das wechselseitige Bespritzen der Jünglinge und Mädchen mit Osterwasser, woraus ein muthwilliger Scherz geworden ist, hatte wohl ursprünglich auch nur die Bedeutung eines Segens.

Zur Ostersymbolik gehört ferner das Osterei, der Osterball, der Osterfladen, alle drei von runder Gestalt, Sinnbilder des Erdenrundes und der mit Ostern beginnenden Erdfruchtbarkeit, aber im christlichen Sinn angewandt auf die Auferstehung Christi aus dem Grabe. Das Osterei ist zunächst Sinnbild des im Grabe verschlossenen Heilandes. Das uralte Spiel mit Ostereiern besteht darin, dass zwei sich Begegnende ihre buntbemalten Ostereier aneinander zerklopfen, was die Auferstehung des Lebens aus dem Ei bedeuten soll. Oft werden die Eier inwendig ausgehöhlt und künstliche Figürchen hineingebracht, das Christkind in der Krippe, kleine Crucifixe etc. Frömmigkeit und Witz haben sich in der Bemalung und Füllung der Ostereier bisweilen erschöpft, und dem Zarten ist viel Geschmackloses mit untergelaufen. Aber auch schon im Heidenthum war das Ei das sehr natürliche und nahe liegende Sinnbild des in der winterlich harten Erde verschlossenen Lebens, das im Frühjahr hervorbricht. Indem [180] man die Ostereier bunt bemalte, dachte man bei der rothen Farbe vielleicht an das Blut Christi, bei den vielen andern Farben wohl aber nur an den neuen Frühlingsschmuck der Erde, die Blumen. Vgl. über die Ostereier Schmeller, bayr. Wörterbuch II. 244. Büsching, wöchentl. Nachrichten I. 244. Curiositäten V. 359. Tobler, Appenzeller Sprachschatz 109. Das Eierlesen, der Eiertanz sind Volkslustbarkeiten, die durch das Osterei veranlasst wurden.

Der Osterfladen ist ein grosser runder Kuchen, den man zu Ostern bäckt und vormals auf die Berge trug, um ihn beim Sonnenaufgang zu verzehren. Wahrscheinlich ein Sinnbild der von Ostern an wieder fruchtbaren und Nahrung bringenden Erde.

Der Osterball, mit dem Kinder und Jungfrauen zu Ostern spielen, dürfte auch einer heidnischen Frühlingsfeier entnommen seyn und sich vielleicht auf den Sonnenball am Himmel zurückführen lassen, der jetzt seinen höheren Rundlauf beginnt. Vgl. Haltaus, Jahrzeitbuch S. 238. Büsching, wöchentl. Nachrichten I. 71. Kuhn, norddeutsche Sagen S. 372.

Da Ostern der Auferstehungsmorgen des Herrn ist, so versteht es sich von selbst, dass drei Tage vorher der Charfreitag und fünfzig Tage nachher Pfingsten ist. Der gesammte Oster- und Pfingstcyclus, beginnend mit der Fastenzeit, schliesst sich an die heilige Geschichte an. Dagegen scheint auf den grünen Donnerstag mancherlei Gebrauch und Aberglauben aus einem älteren heidnischen Frühlingsfest gefallen zu seyn, bezüglich auf die ersten Gewitter, die ersten Kräuter, die ersten Eier etc., was hier, als nicht zur specifisch christlichen Symbolik gehörig, übergangen werden muss.