<<< Phönix >>>
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[227]
Phönix,

Sinnbild des auferstandenen Heilands. Schon die heidnischen Griechen und Römer hegten eine grosse Verehrung gegen den fabelhaften Vogel Phönix, verglichen ihn aber mit der sich ewig neugebärenden Zeit, sofern sie glaubten, der Vogel [228] verbrenne sich, wenn er alt werde, in seinem eigenen Neste und werde dadurch wieder jung und schöner, als vorher. Herodot II. 73. fand die Kunde von ihm zuerst in Aegypten. Dahin komme der Vogel alle fünfhundert Jahre einmal aus Arabien, sey gross wie ein Adler, aber purpurfarben und golden, und bringe seinen Vater in den Sonnentempel, um ihn hier in Myrrhen zu bestatten. Des Selbstverbrennens und Verjüngens gedenkt erst Plinius, Naturgeschichte X. 2. Hier wird der alte Phönix nicht mehr in Myrrhen einbalsamirt und begraben, sondern macht sich ein Nest aus Wohlgerüchen und verbrennt sich. Die Fabel wird nun oft von alten Autoren wiederholt, worüber man die Schrift Feiners „vom Phönix“, München 1850, und Pipers christl. Myth. I. 446 f. nachlesen kann. Begreiflicherweise eignete sich der sich selbst opfernde und verjüngende Purpurvogel auf’s Trefflichste zu einem Sinnbild des sich für die Menschheit opfernden und auferstehenden Heilands. Er wurde daher schon in den ersten Jahrhunderten der Christenheit in diesem Sinne aufgefasst, und Epiphanius (Ancorat. c. 85. II. 89.) lässt den Phönix nach drei Tagen aus der Asche des Nestes wiedererstehen, wie Christum am dritten Tage aus dem Grabe. Seitdem wird die Vergleichung von vielen Kirchenvätern und christlichen Dichtern wiederholt. Sonderlich besitzen wir noch ein lateinisches Gedicht de phoenice von Lactantius, wonach im Phönix das Mysterium der Zeugung des Sohnes durch den Vater, der doch im Sohne er selbst bleibt, personificirt wird.

At fortunatae sortis filique volucrem,
AteCui de se nasci praestitit ipse Deus.
Foemina sit, vel mas, seu neutrum, seu sit utrumque,
AteFelix, quae Veneris foedera nulla colit.
Mors illi Venus est: sola est in morte voluptas;
AteUt possit nasci, haec appetit ante mori.
Ipsa sibi proles, suus est pater et suus haeres,
AteNutrix ipsa sui, semper alumna sibi.

Mit dem aus Weihrauch und Myrrhen gebildeten edeln Neste, in dessen reinen Flammen der Phönix verjüngt wird, [229] wurde folgerecht Maria verglichen. Conrad von Würzburg, goldne Schmiede, herausg. von Grimm S. XXXIV und 12. Vgl. auch Sepp, Heidenthum I. 288.

Im Griechischen hat der Palmbaum und der Vogel Phönix denselben Namen φοῖνιξ, woher auch der des Landes Phönizien kommt. Der Palmbaum legt alle Monate ein Blatt ab und ersetzt es durch ein neues. Auch fabelte man, er verjünge sich aus seiner Asche. Zugleich ist er Baum des Sieges und in vielen andern Beziehungen ein Sinnbild Christi. Vgl. den Artikel Palme. Daher findet man diesen Baum und Vogel in den altchristlichen Grabbildern und Sarkophagen mit einander verbunden, mit Bezug auf Psalm 92, 13: „Der Gerechte wird grünen wie ein Palmbaum (oder Phönix).“ Vgl. Piper, christl. Myth. I. 459 f., wo Alles über jene alten Bildwerke gesammelt ist. Auf einem vatikanischen Sarkophage steht Christus zwischen zwei Palmbäumen und auf dem Wipfel des einen sitzt der Vogel Phönix. Aringhi I. 295. Bosio p. 63. Bottari I. tav. 22. Eben so auf alten Mosaiken in Rom. Ciampini II. 61. 147. Auf Gräbern soll der Phönix den begrabenen Christen das ewige Leben verheissen, was sie durch Christo gewonnen haben.

In der spätern kirchlichen Kunst seit dem 13ten Jahrhundert findet man den Phönix nicht mehr mit Palmen, desto öfter aber mit dem Pelikan verbunden. Hier bedeutet dann der Phönix eben so ausschliesslich die Auferstehung, wie der Pelikan den Opfertod. Vgl. Piper a. a. O. 463, wo der einschlagenden Bildwerke an den Portalen der Lorenzkirche in Nürnberg, des Magdeburger Doms etc. gedacht ist. Oefters befindet sich zwischen dem Phönix und Pelikan ein Löwe in der Mitte, von dem Piper keine andere Erklärung gibt, als S. 466: „Der Löwe des Abgrunds, der einen Menschen zerreisst.“ So nämlich sah er ihn selbst an der „wiederhergestellten“ Kathedrale zu Lund, und sofern der Löwe hier einem Christusbilde gegenübersteht, mag er auch das Abgründliche bedeuten. In andern Fällen jedoch ist unter dem Löwen, der zwischen dem Phönix und Pelikan steht, ohne [230] Zweifel der Löwe Simsons gemeint. So wenigstens steht er deutlich zwischen beiden an der Kirche zu Caen. Twining, symbols, pl. 21.

Vom Chol, einem sagenhaften Vogel der Juden, heisst es: Als Adam und Eva vom verbotenen Apfelbaume gegessen, thaten alle Thiere das Gleiche und wurden dadurch böse und sterblich, wie die Menschen; nur der Vogel Chol ass nicht mit und blieb daher unsterblich. Eisenmenger I. 371. 829. Kraft, jüd. Sagen S. 11. – Eine andere jüdische Sage vom Phönix (in Herders Werken zur schönen Lit. und Kunst IX. S. 25): „In Mitte des Paradieses standen die wunderbarsten Bäume der Welt, der Baum der Erkenntniss und der Baum des Lebens. Von diesem zu essen war den Menschen erlaubt; von jenem zu kosten war ihnen, um ihrer Kindheit willen, verboten. Der einzige Phönix, damals noch der König des ganzen gefiederten Reichs, er nur nistete in diesen Zweigen und ass von ihnen unsterbliche Götterspeise. Als Eva lüstern zum Baum der Erkenntniss trat und kosten wollte, da war’s, als furchtbar auf dem Baum der geflügelte Zeuge der Wahrheit seine Stimme erhob und also sprach: „Betrogene, wo irrest du hin? was zu erblicken öffnest du die Augen? Dich nackt zu sehen, wirst du weise; dich arm zu fühlen, willst du Göttin werden!“ – Aber Eva’s Blick hing an der täuschenden Frucht und am listigen Verführer; sie übertrat des Herrn Gebot, und hörte des weissagenden Vogels Stimme nicht. Als über alle Geschöpfe des Paradieses der Tod kam, sonderte Gott den treuen Vogel aus, fortan auf ewige Zeit ein Zeuge der Wahrheit. Zwar musste auch er mit allen Lebendigen den Sitz der Unschuld räumen; König der Vögel, die jetzt einander bekriegten, wollte er selbst nicht mehr seyn; seinen einst glücklichen, ruhigen Thron nahm ein Raubvogel ein, der blutgierige Adler. Auch die Unsterblichkeit konnte ihm fortan in der dickeren giftigen Erdenluft anders nicht als durch Verwandlung werden. Aber durch eine Verwandlung, die nach Jahrhunderten erst, und schnell und herrlich dann ihn wieder verjüngt. Wenn seine [231] Stunde nahet, ist ihm vergönnt, in’s Paradies zu fliegen; vom Baum des Lebens und vom Erkenntnissbaum bricht er sich dort die dürren, alten Zweige, in deren Flamme sich seine Glieder lösen. Die Zweige vom Baume der Weisheit bringen ihm Tod, die Flamme vom Baume des Lebens neue Jugend. Dann zieht er wieder in seine Wüste zurück, und trauert um das Paradies; der schöne, einzige, selten gesehene, noch seltener befolgte Vogel unsterblicher Wahrheit.“