« Kapitel B 6 Beschreibung des Oberamts Weinsberg Kapitel B 8 »
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Eberstadt,


Gemeinde II. Klasse mit Marktgerechtigkeit. 1235 Einwohner, evangel., wozu gehören: 1) Eberstadt, 862 Einwohner; 2) Buchhorn, Weiler, 156 Einwohner; 3) Klingenhof, Hof, 50 Einwohner; 4) Lennach, Weiler, 167 Einwohner. Evangel. Pfarrei.

Das mittelgroße Marktdorf Eberstadt liegt 1 geom. Stunde entfernt nordöstlich von der Amtsstadt in einem vom Eberbach gebildeten Seitenthal des Sulmthales, 682′ (württ.) über der Meeresfläche, also 26′ tiefer als die Mittelgasse von Weinsberg. Die von Heilbronn-Weinsberg nach Öhringen ziehende Land- und Poststraße führt 5 Minuten entfernt an der Länge des Orts vorüber. Von ihr zweigt sich an dem äußersten, isolirt stehenden Hause, einem Wirthshause, eine Vicinalstraße ab, welche durch den von der Bachsohle nördlich leicht ansteigenden Marktflecken über den das Oberamt nördlich umgränzenden waldigten Höhenzug in’s Kocherthal und nach Neuenstadt an der großen Linde führt, nachdem sie eine kurze Strecke vor dem nördlichen Ende des Orts den vom Schmalbach gebildeten, nach Lennach und Buchhorn ziehenden Thaleinschnitt überschritten hat. Eine zweite schmale Vicinalstraße führt von ihr aus am südlichen Eingang des Orts in den westlich gelegenen Thaleinschnitt vom benachbarten früheren Filial Gellmersbach (s. Gellmersbach).

Das kaum 11/2 Stunden lange, an Getreide, Obst und Wein fruchtbare Thal von Eberstadt ist im Norden von dem obgedachten Kocherhöhenzug umgränzt und geschützt, im Süden durch einen niedrigeren, ebenfalls waldigten Höhenzug von dem Sulmthale geschieden. Auf der Südseite des ersteren sind seine Weinberge – wovon unten.

Der im Ganzen nicht unregelmäßig gebaute Ort hat, besonders an der gekandelten Hauptstraße mehrere recht stattlich und städtisch aussehende, Wohlhabenheit verrathende Gebäude mit steinernen| Unterstöcken, woneben in den Seitengassen auch kleinere, von Mittellosigkeit zeugende sichtbar sind.

Auf einer kleinen Anhöhe in der Mitte des Orts liegt die massiv im spätgermanischen Styl erbaute Kirche, zu deren Emporen eine außen an der Südseite angebrachte hohe steinerne Staffel führt. Die Jahrszahl 1584, welche auf die Zeit ihrer Erbauung oder Renovation führt, ist über dem nördlichen Seitenportale und an der eichenen Seitenportalthüre angebracht. Die langen vier Fenster zu beiden Seiten sind rundbogig und gegen innen sich erbreiternd, ohne Füllung und Maaßwerk.

In dem viereckigen Chor, der durch einen spitzen Triumphbogen vom Schiff geschieden ist und ein Kreuzgewölbe und drei spitzbogige Fenster ohne Füllung und Maaßwerk hat, steht auf einer mäßigen Erhöhung die kleine Orgel, vor welcher Plätze für die singenden Schüler angebracht sind.

Der Taufstein ist hohl, kelchartig gehauen, mit der Jahreszahl 1592.

Die auf der Südseite des Chors angebaute, von außen zugängliche niedere Sacristei hat eine flache Decke und zwei kleine, nach innen weitere Fenster, mit Auftritt auf die am Triumphbogen anstoßende Kanzel, an welcher plump geschnitzte Bilder von Christus und den Evangelisten sind.

Der obere hölzerne Theil des auf der Ostseite über dem Chor stehenden, jetzt durchaus massiven Kirchthurms wurde im August 1816 durch einen heftigen Gewittersturm herabgestürzt, wobei aber der Glockenstuhl unversehrt blieb. Die massive Wiederherstellung erfolgte erst im Jahr 1821 mit einem Kostenaufwand von 4422 fl.

Von den 3 Glocken hat die größte die Umschrift: Wolfgang von Nürnberg hat mich gosen, Durch Feuer bin ich geflossen. 1652. (Folgen mehrere Namen von damals Angestellten, besonders M. Vogel, damals Pfarrer.)

Die mittlere ist vom Jahr 1457 und trägt die Evangelistennamen. An sie knüpft sich die im Ort verbreitete, schon bei Steinhofer vorkommende Sage: Sie sey während des 30jährigen Kriegs begraben gewesen und erst nach dem Frieden von Schweinen – einem Eber, sagt man in Eberstadt – herausgewühlt und so wieder gefunden worden. Was dieser Sage Interesse giebt, ist, daß noch jetzt zwei Äcker zwischen Eberstadt und Hölzern, welche zum Wittumgut gehörten, lagerbüchlich „Glockenäcker“ heißen. Die kleinere Glocke ist 1830 umgegossen worden. Die Baulast liegt dem vermöglichen pium Corpus, subsidiarisch der Gemeinde, ob.

| Der früher, wie fast überall, um die Kirche herum gelegene Kirchhof wurde nach der Jahrszahl über dem Eingang im Jahr 1596 vor das Dorf hinaus auf eine westlich davon gelegene Anhöhe verlegt, wo er, von einer hohen Mauer umgeben, eine trockene Lage hat.

Der dadurch freigewordene Platz vor der Kirche ist theilweise zu einem Garten für den Schuldienst angelegt.

Nördlich von der Kirche, nur durch eine Querstraße und einen Kirchplatz von ihr getrennt, liegt das gut gebaute Pfarrhaus. Auf dessen Rückseite steht eine stattliche Scheuer mit kleinem Hofraume, der in einen Blumen- und Küchengarten führt. Das Stift Oberstenfeld, das früher den Pfarrer nominirte und durch einen eigenen Pfleger in Weinsberg besoldete, war auch Eigenthümer des Pfarrhauses bis zum Jahr 1803, wo das Stift an den Staat Württemberg überging, seit welcher Zeit nun die Finanzverwaltung die Baulast hat.

Das erst im J. 1846 erneuerte und massiv aufgeführte Rathhaus am östlichen Abhang des Kirchplatzes, auf welchen hier wohl erhaltene Staffeln hinaufführen, hat zu ebener Erde, an die mittlere Hauptstraße stoßend, eine gut eingerichtete Kelter mit zwei Bäumen, im zweiten Stock, mit dem Eingang vom Kirchplatze aus, einen geräumigen hellen Gemeindeversammlungssaal mit Geschäftszimmer, Registratur etc. Unterm Dach des Rathhauses ist das wohlverwahrte heizbare Ortsgefängniß.

Eine zweite Kelter mit vier Bäumen und steinernem Stock steht an der mittleren Straße des Dorfes.

Das schon ziemlich alte Schulhaus steht an einer zweiten, parallel mit der Hauptstraße gegen den Kirchplatz hinauf ziehenden Ortsstraße, unweit von der gegenüber höher gelegenen westlichen Seite der Kirche. Es enthält zu ebener Erde zwei nicht sehr geräumige, etwas niedrige Lehrzimmer für den Schulmeister und Gehilfen und derzeit 187 Kinder, und im oberen Stocke die Wohngelasse für die Lehrer.

Die Baulaust hat die Stiftungspflege des Orts, subsidiarisch die Gemeinde.

Das Armenhaus steht am südlichen Ausgang des Orts.

Das massive Gemeindebackhaus, 1856/57 neu gebaut, liegt an der mittleren Hauptstraße unfern vom Rathhaus.

Das Ortswappen ist ein halber Eber in einem Feld.

An Trinkwasser, das zwei öffentliche laufende in ausgezeichneter Güte und sechs Pumpbrunnen in minder guter, etwas harter| Qualität liefern, hat der Ort Überfluß. Zwei Bäche, die von Lennach und Hölzern herkommen und zu einer Pferdeschwemme am Eingang des Orts gespannt werden können, liefern für Feuersgefahr zureichendes Wasser. Periodisch fließende Quellen sind einige auf der Markung.

Die Einwohner des Mutterorts sind ein kräftiger, durch normalen Knochenbau ausgezeichneter Menschenschlag, bei welchem selten eine künstliche Geburt erforderlich ist. Im Filial Lennach dagegen kommt wegen seiner Lage Kretinismus und Kropf häufiger vor. Im Allgemeinen sind die Bewohner des Mutterorts und der Filiale sehr fleißig im Acker- und Weinbau, auch in der Mehrzahl nicht ohne Sinn für Kirchlichkeit und gute Kinderzucht.

Seit 1845 hat die Baptistensecte auch hier Anhänger gefunden, aber bis jetzt nicht mehr als ca. 18–20.

Die Vermögens-Verhältnisse sind im Allgemeinen, was den Mutterort betrifft, gut; dagegen in den Filialen Lennach und Buchhorn sehr dürftig.

Der größte Güterbesitz beträgt im Mutterort 80–100 Morgen, der mittlere und häufigste 10–14 Mrg., der geringste 1–2 Mrg. Gar kein Grundeigenthum besitzen nur 6–8 Eingebürgerte.

Der Begütertste in den Filialen Lennach und Buchhorn besitzt 20–25 Morgen, der Mittlere 8–10 Mrg., der Geringste 1 Mrg. Ganz Besitzlose sind hier nicht wenige.

Die Haupterwerbsquellen sind Feldbau, Weinbau und Viehzucht. Die vorhandenen Handwerker dienen nur den örtlichen Bedürfnissen. Übrigens bestehen 5 Schildwirthschaften, 2 Kaufläden und 1 Krämerei und 1 Mahlmühle mit zwei Mahlgängen und einem Gerbgang.

Die natürlichen Verhältnisse der Markung sind sehr günstig. Der Boden ist fruchtbar, das Klima bei seiner geschützten Lage mild und gesund. Hagelschlag kommt selten vor.

Die 2330 Morgen große Gemeindemarkung umfaßt 32 Morgen Gärten und Länder, 868 Morgen Äcker, 296 Morgen Weinberge, wovon nur 17 Morgen zu anderen Culturen verwendet sind, 232 Morgen zweimähdige und nur 3 Morgen einmähdige Wiesen, 785 Morgen Laubwald, 1 Morgen Waide, 51/2 Mrg. Öde, 11/2 Mrg. Steinbruch.

Davon gehören dem Staat 11 Morgen Äcker (jetzt an Orts-Einwohner verkauft), 6 Morgen Wiesen; der Gemeinde 2 Morgen Äcker, 30 Morgen Wiesen, 785 Morgen Waldung und 1 Morgen Steinbruch.

| Der Steinbruch liegt an der Neuenstadter Straße und liefert gute Bausandsteine, was der Gemeinde jährlich 25–30 fl. erträgt.

Die Landwirthschaft wird mit Anwendung verbesserter Ackergeräthschaften, wie des Brabanter Pflugs, der Walze etc. sehr fleißig getrieben. Außer den gewöhnlichen Düngungsmitteln mit fleißig gesammelter Gülle wird auch viel Gyps angewendet. In der üblichen Dreifelderwirthschaft mit ganz angeblümter Brache wird vornehmlich gebaut: Dinkel, Gerste und Haber, weniger Waizen und Roggen; in der Brache viel Kartoffeln, Futterkräuter (dreiblättriger und ewiger Klee, wenig Esper), Angersen, weniger Ackerbohnen und Welschkorn, wenig Reps, neuerdings auch für die Heilbronner Fabrik Zuckerrüben; in den Ländern weniger Flachs als Hanf.

Der durchschnittliche Ertrag eines Morgens wird zu 10–12 Scheffeln Dinkel, 5–6 Scheffeln Gerste, 4 Scheffeln Roggen, 7–8 Scheffeln Haber angeschlagen.

Die besten Äcker liegen um’s Dorf herum.

Die höchsten Preise eines Morgens Acker betragen 900 bis 1000 fl., die mittleren 500–600 fl., die geringsten 200 fl.

Der Absatz von Getreide geht auf die Heilbronner Schranne und ist bei den größeren Güterbesitzern nicht unbedeutend.

Die meist den Bächen entlang liegenden Wiesen sind zwar gut, durchweg zweimähdig und zum Theil auch bewässerungsfähig, genügen aber doch für den starken Viehstand nicht so, daß nicht starker Anbau von Futterkräutern nöthig wäre. Man benützt übrigens hiezu auch das Rebenlaub beim sogenannten Überhauen. Der durchschnittliche Ertrag eines Morgens wird auf 25–30 Ctr. Heu und 12–15 Ctr. Öhmd geschätzt. Die Preise eines Morgens Wiesen bewegen sich zwischen 800 und 900 fl.

Die Weinberge betragen über den 7ten Theil der Markung und sind an der Südseite des Kocherhöhenzuges angelegt. Man baut vorzüglich Silvaner, Elblinge, auch Trollinger und Clevner nach der gewöhnlichen Weise des Unterlandes. Das Erzeugniß wurde schon zu Anfang des gegenwärtigen Jahrhunderts mit dem von Weinsberg zur ersten Classe des Oberamtsbezirks gezählt. Man schätzt den durchschnittlichen Ertrag eines Morgens auf 4–6 Eimer. Der Eimer kostete in den Jahren 1846 50 fl., 1847 20–25 fl., 1848 16–20 fl., 1850 8–12 fl., 1852 19 fl., 1857 46–50 fl.

Der Absatz des Weins geht in’s Kocher- und Jaxtthal.

Die Preise eines Morgens Weinberg bewegen sich zwischen 400 und 1000 fl. Die besten liegen an der Straße nach Neuenstadt.

Die Obstzucht ist bedeutend. Man zählte im Jahr 1854 auf| der Markung ca. 11000 Kern- und ca. 7000 Steinobstbäume. Die Mostsorten schlagen vor; doch finden sich auch feinere, wie Reinetten, Rosenäpfel, Borsdorfer; von Steinobst ziemlich viel Zwetschgen. Der Verkauf von Obst geht in die Umgegend.

Von den bedeutenden Gemeindewaldungen wird der Ertrag in 32jährigem Umtrieb theils zu Beheizung von Schulen, Rathhaus etc. verwendet, theils zu sog. Bürgergaben an die Ortsbürger. Das Stammholz wird auf Rechnung der Gemeinde verkauft, ebenso die Gerberrinde. Laubstreue daraus wird loosweise an die Gemeindeangehörigen vertheilt.

Die Stoppelwaide ist für 225 fl. an einen Schäfer verpachtet, welcher 2–300 Stück Landschafe, worunter 65 Mutterschafe, auf der Markung laufen läßt und sie hier überwintert. Der Pacht erträgt der Gemeinde 225 fl., wozu noch ca. 75–100 fl. an Pförcherlös kommen.

Pferdezucht wird hier nicht viel getrieben. Bei der jüngsten Aufnahme waren im Ganzen nur 18 Pferde vorhanden, welche hier gehalten wurden.

Desto bedeutender ist die Rindviehzucht. Man zählte am 1. Januar 1859 4 Farren, 39 Ochsen und Stiere, 245 Kühe, 157 Stück Schmalvieh, 7 Kälber, zusammen 452 Stück. Vorherrschend ist der braune, sog. Neckarschlag, der durch vorerwähnte 4 Landfarren nachgezüchtet wird.

Die Farrenhaltung ist von der Gemeinde an einen Ortsbürger verpachtet, der dafür einen Morgen Wiesen genießt und an Geld 250 fl. erhält.

Viehmastung findet nicht häufig statt.

Butterhandel wird nach Heilbronn getrieben.

Der Viehhandel ist auf dem eigenen Viehmarkt des Orts und auf den großen Viehmärkten von Heilbronn und Neuenstadt bedeutend.

Die Schweinszucht gehört zu den bedeutenderen dieser Region. Es fanden sich bei der jüngsten Aufnahme 1 Eber, 14 Mutterschweine, 142 Mastschweine, 49 Läufer und Milchschweine, im Ganzen 206 Stücke. Zu den selbstgezogenen werden auch von durchpassirenden hällischen Trieben zugekauft. Was nicht in’s Haus geschlachtet wird, findet guten Absatz an die Metzger der Nachbarschaft.

Die Ziegenhaltung ist unbedeutend. Es waren bei der letzten Zählung nur 21 Stücke vorhanden.

Eben so unbedeutend ist die Bienenzucht. Man fand bei der jüngsten Aufnahme im Ganzen nur 37 Stöcke.

| Geflügel (Gänse, Enten, Hühner) wird viel gezogen und damit (sowie mit Eiern) Handel in die Nachbarstädte getrieben.

Der Ort hat das Recht, alljährlich drei Märkte, und zwar an Jakobi (25. Juli) einen Krämermarkt, am 2. April und 3. Septbr. einen Viehmarkt abzuhalten, zu welch’ letzteren gewöhnlich viel Vieh aus dem benachbarten Hohenlohe’schen kommt.

Die Verhältnisse des Gemeinde- und Staatshaushalts sind nicht ungünstig, wozu der obgedachte Besitz von 785 Morgen Waldung und 30 Mrg. Wiesen Vieles beiträgt. (Vgl. Tab. III.)

Zur politischen Gemeinde Eberstadt gehört

2) Buchhorn, ein Weiler mit 156 Einwohnern. Er liegt 1/2 Stunde (geometrisch) nordwestlich von Eberstadt am südlichen Abhang des waldigten Höhenzugs, welcher das Eberstadter Thal vom Kocherthale scheidet, in einer Bucht, welche die Vorsprünge desselben um einen Zweig des unbedeutenden Schmalbacher Thaleinschnittes bilden, wodurch der kleine Ort eine sehr geschützte, nur gegen Süden offene Lage erhält.

Die Wohnungen sind größtentheils unansehnlich, mit wenigen Ausnahmen, von anstoßenden Gärten und Feldgütern umgeben.

Buchhorn und Lennach bilden miteinander eine eigene Markung (s. unten Lennach).

Arme gibt es hier viele.

Trinkwasser in sehr guter Qualität liefern drei laufende, nie versiegende Brunnen. Pumpbrunnen sind nicht vorhanden.

Die Kinder dieses Weilers haben die Schule des Mutterorts zu besuchen.

3) Der Klingenhof, mit 50 Einwohnern, liegt eine starke Viertelstunde oberhalb Eberstadt an der Steige der obgedachten Vicinalstraße, welche vom diesseitigen Thale über den nördlichen bedeutenden Höhenzug hinüber in’s Kocherthal führt.

An der Umbiegung, welche diese Straße beim Klingenhof macht, ist noch die Weinbergregion; weiter oben beginnt aber der schöne Laubwald, welcher die Bergebene bis zum jenseitigen Abhang bedeckt. Man hat hier einen schönen Rückblick in das Eberstädter und auf einen Theil des Sulmthales.

Der Hof hat 7 stattliche Wohn- und Ökonomiegebäude und ist mit Weinbergen und Obstgärten umgeben, die zum Grundbesitz der Bewohner gehören. Gutes Trinkwasser erhält er von einem Pumpbrunnen in reichlicher Fülle.

Im J. 1304 wird der Ort bezeichnet „zu der Clingen“ (Wenck Hess. Landesgesch. 1. Urk. 74), im J. 1402 kommt er vor als| „Clingen Daz Wyler“ (Würdtwein Nov. subs. 4, 240). Er war dem Stift Oberstenfeld zu drei Viertel zehntbar (Mader reichsrittersch. Magazin 9, 668).

4) Lennach (Lynach 1402. Würdtwein Nov. subs. 4, 240)[1], Weiler mit 167 Einwohnern, liegt 3/8 Stunden (geometrisch) vom Mutterort entfernt, in der Richtung von Buchhorn, Nr. 2), welches nur 1/8 Stunde weiter und nördlicher gelegen ist und mit Lennach eine eigene Markung von 830 Morgen bildet, worunter 23 Morgen Gärten, 197 Morgen Äcker, 98 Morgen Weinberg, 48 Morgen Wiesen, durchaus zweimähdig, 423 Morgen Laubwald, 11/2 Morgen Weiden und 21/2 Morgen Öden. Gemeindeeigenthum sind davon nur 59 Morgen Waldung.

Lennach lehnt sich in dem spitzen Thalwinkel, welchen zwei, von verschiedenen Seiten aus der nördlichen Höhe hervorkommende und zusammenstoßende Quellen des Schmalbaches bilden, an die Weinberge an, welche in seinem Rücken gegen den oftgedachten waldigten Kocherhöhenzug hinaufsteigen und durch denselben gegen Norden geschützt sind. Diese Weinberge machen den achten Theil der kleinen Markung aus, während die Äcker zwischen dem vierten und fünften Theil betragen.

Der höchste Güterbesitz ist auf dieser Particularmarkung 20 bis 25 Morgen, der mittlere 8–10 Morgen, der mindeste 1 Morgen. Ganz Besitzlose gibt es dermalen nicht wenige.

Die Gebäude sind größtentheils unansehnlich, mit wenigen Ausnahmen.

Durch eine größere Zahl Mittelloser, wie durch häufigeres Vorkommen des Cretinismus unterscheiden sich die Einwohner dieser Weiler von dem des Mutterorts sehr auffallend. Letzteres wird der Lage der Orte, ungünstigen äußeren Lebensverhältnissen, dumpfen, unreinlichen Wohnungen und dem gypshaltigen Trinkwasser zugeschrieben welches Lennach aus einem laufenden und einem Pumpbrunnen bekommt.

Die Kinder haben, wie die von Buchhorn, die Schule des Mutterorts zu besuchen, wobei sie einen guten Vicinalweg zu machen haben.

In Beziehung auf die kirchlichen Verhältnisse ist zu bemerken, daß die bürgerliche Gemeinde Hölzern als Filial im kirchlichen Verband mit Eberstadt steht, wie es auch bei der bürgerlichen| Gemeinde Gellmersbach bis zum Jahr 1843 der Fall war, wo Gellmersbach sich trennte und einen eigenen ständigen Pfarrverweser erhielt. (S. die Ortsbeschreib. v. Gellmersbach und Hölzern.)

Zur Herrschaft Weinsberg gehörig, theilten Eberstadt und die Parcellen mit derselben die Schicksale in Beziehung auf die Oberherren; sie wurden namentlich im Jahr 1412 (Hugo Mediatisirung 417) und 1450 je hälftig an Kurpfalz verkauft und gelangten 1504 an Württemberg. Im Jahr 1525 fiel Eberstadt nicht, wie die übrigen Dörfer des Amts, den andringenden hellen Haufen der Bauern zu, weßhalb es auch nachher, bei der Zerstörung Weinsbergs, nicht wie die fünf umliegenden Dörfer, den Flammen geopfert wurde.

Den Pfarrsatz und den halben Zehnten zu Eberstadt besaß das Stift Oberstenfeld bereits im Jahr 1247, was damals Papst Innocenz IV. ihm bestätigte. Es incorporirte die Kirche im Jahr 1260 und verblieb im Besitz derselben, bis es 1803 selbst an Württemberg übergieng.

Gefällberechtigt waren hier zur Zeit der Ablösungsgesetze von 1848/49 das Cameralamt (von dem sog. Widdumgut) und die Freiherren von Berlichingen (allhier altwürttembergische Mannlehenträger) von einzelnen Hofbesitzern.



  1. Hiernach wird es auch im Ort und der Umgegend lang, nicht Lennach, gesprochen.


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