« Kapitel B 5 Beschreibung des Oberamts Weinsberg Kapitel B 7 »
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Dimbach,


Gemeinde III. Classe mit 471 Einwohnern, worunter 3 nach Wimmenthal eingepfarrte Katholiken. Filial von Waldbach.

Der Ort liegt im Brettachgebiete, 2 Stunden (geom.) von der Oberamtsstadt und 1/2 Stunde vom Mutterort entfernt, am östlichen Abhang des Höhenzuges, welcher von hier westwärts sich streckend, das Eberstadter Thal vom Sulmthal, und gegen Südost bis an die Löwensteiner Berge allmählig sich erhebend, das Sulmgebiet vom Brettachgebiet scheidet, in einem Thaleinschnitte, welchen der kleine, ostwärts der Brettach zufließende Dimbach bildet. Der Verkehr mit der Oberamtsstadt ist durch eine Vicinalstraße vermittelt, welche über Wimmenthal und Sülzbach auf die Poststraße Weinsberg-Löwenstein führt; der Verkehr mit Öhringen durch ein Vicinalsträßchen, das vor Schwabbach auf die Weinsberg-Öhringer Poststraße einmündet. Auch mit dem Mutterort Waldbach ist das Filial durch eine, die dazwischen liegende Anhöhe übersteigende Vicinalstraße verbunden.

Fast in der Mitte von dem hier noch unbedeutenden Dimbach durchschnitten, erhebt sich der ziemlich regelmäßig gebaute Ort zu beiden Seiten leicht ansteigend über die Bachsohle mit mehreren nicht unansehnlichen Wohn- und Öconomiegebäuden, von welchen nicht viele steinerne Unterstöcke haben und die mit dazwischen liegenden Gärtchen sich fast 1/8 Stunde von Südost nach Nordwest auseinander strecken.

Unweit vom rechten Ufer des Baches, am Fuße der Anhöhe, auf welche sich die nach Waldbach führende Vicinalstraße hier erhebt, stand eine kleine steinerne, unausgebaute Kapelle mit einem niedrigen, plumpen, viereckigen Thurme, welche aber, wenigstens seit der Reformationszeit, nie im Gebrauch war und welche im Jahr 1839, als in Folge des Schulgesetzes von 1836 eine eigene Schule errichtet werden mußte, bis auf den Thurm abgebrochen wurde, um dem| von der Gemeinde neu zu bauenden Schul- und Rathhause Platz zu machen.

Der jetzt auf dessen Ostseite stehende Thurm, an welchem keine Jahreszahl zu finden ist, hat zwei Glocken und eine alte, sog. Waguhr, und dient jetzt in seinem obern Stock zu einem Futterboden und Holzplatz, in seinem unteren Stock zu einem Stall.

An der größeren Glocke ist die Inschrift: 1748. Ich bin zu Gottes Ehr, zu Beförderung dessen Worts gegossen, hergebracht auf Kosten dessen Orts. J. F. B. E. R.-M. C. F. Müller, p, l. (pastor loci) Schramm. S.H. (Schultheiß.) P. Brecht. H.P. (Heiligenpfleger.) M. Acker. B.M. (Bürgermeister.)[1]

An der kleineren ebenfalls 1748. Joh. Leonh. Lösch goß mich nach Dünbach, und die Namen Müller (wie oben), Mugele, Schanzenbach, Hüfner, Acker.

Das sehr stattlich aussehende neue Schul- und Rathhaus hat in seinem unteren Stock ein geräumiges, helles Lehrzimmer für dermalen 103 Kinder, im oberen Stock die freundlichen Wohngelasse für den Lehrer, und im Giebelstock mit Mansarde das Rathszimmer mit Zubehör für Registratur etc. im andern Giebel.

Das heizbare Ortsgefängniß ist im untern steinernen Stock des Schul- und Rathhauses.

Die Ortskelter mit zwei Bäumen steht am nordwestlichen Ende des Dorfes und gehört seit dem Anfang der 30r Jahre der Gemeinde, welche sie vom Staate bei Abkaufung des Zehnten übernahm.

Ein steinernes Gemeindebackhaus wurde unlängst errichtet. Ein kleines Armenhaus ist vorhanden für Nothfälle.

Gutes Trinkwasser liefern ein öffentlicher laufender und gegen 20 Privatpumpbrunnen.

Eine unversiegbare Quelle bildet eine Wette für Feuersgefahr. Auch hat der Bach für diesen Zweck eine Stellfalle.

Die Haupterwerbsquellen der Einwohner sind Ackerbau und Viehzucht, in geringerer Ausdehnung der Weinbau (s. unten). Die Gewerbe dienen nur dem nöthigsten örtlichen Bedürfnisse. Außerdem ist eine Schildwirthschaft, eine Speisewirthschaft und eine Krämerei vorhanden.

Die klimatischen Verhältnisse sind weniger mild, als im Sulmgebiete, theils wegen der höheren, theils wegen der den Ost- und Nord-Ostwinden offenen Lage. Hagelschlag kommt selten vor, seit 1850 nicht mehr.

| Der aus Diluvial-Lehm und Mergel bestehende Boden ist fruchtbar.

Die Einwohner sind im Allgemeinen kräftige, wohlgewachsene Leute, bei welchen keine Spur von Cretinismus und sehr selten epidemische Krankheiten vorkommen. Sie sind in ihrem Berufe sehr fleißig, geordnet und sparsam und zeigen Sinn für Religion, Kirchlichkeit und Kinderzucht. Ihre Vermögensumstände im Ganzen sind gut zu nennen. Der größte Güterbesitz beträgt ca. 80 Morgen, der mittlere und gewöhnliche 25–30 Morgen, der geringste 3–4 Mrg. Ganz Besitzlose, die sich nur mit Tagelohn nähren oder öffentliche Unterstützung suchen müssen, gibt es keine.

Die 1667 Morgen große Markung enthält 26 Mrg. Gärten und Länder, 642 Mrg. Äcker, worunter 44 Mrg. willkührlich gebaute, 72 Mrg. Weinberge, 179 Mrg. Wiesen (worunter nur 3 Mrg. einmähdige), 619 Mrg. Laub-, 1 Mrg. Nadel- und 50 Mrg. gemischte Waldung, 5 Mrg. Waiden und 12 Mrg. Öden.

Davon gehören dem Staat etwas über 3 Mrg. Wiesen, 363 Mrg. Laubwald; der Gemeinde: 4 Mrg. Äcker, 1 Mrg. Wiesen, 225 Mrg. Laubwald, Etwas an Waide und Öden.

Die Landwirthschaft wird unter allgemeiner Anwendung verbesserter Ackergeräthschaften, besonders des Brabanter Pfluges, sehr fleißig betrieben. Dem ohnehin nicht unfruchtbaren Boden hilft man außer den gewöhnlichen Düngungsmitteln auch mit Gülle, Gyps, Asche und Straßenkoth nach.

Die Bespannung geschieht mit Ochsen oder Kühen unter dem Halbjoch. Bei der Ernte bedient man sich gewöhnlich der Sichel.

Von Getreide wird hauptsächlich Dinkel und Haber, wenig Roggen, Einkorn und Gerste gebaut. In der Brache, welche fast ganz angeblümt wird, und auf den willkührlich gebauten Äckern kommen zum Anbau Kartoffeln, Futterkräuter – besonders dreiblätteriger und ewiger Klee und Esper – Angersen, Wicken und Erbsen, wenig Ackerbohnen, etwas Reps und neuerdings auch Zuckerrüben für den Selbstgebrauch. Hanf und Flachs, sowie Kraut wird in der Brache, seltener in den Ländern und nur zu eigenem Bedarf gebaut.

Bei einer Aussaat von 71/2–8 Sri. Dinkel, 4 Sri. Haber, 3 Sri. Roggen, 31/8 Sri. Gerste wird der Ertrag eines Morgens durchschnittlich zu 8–10 Schff. Dinkel, 7–8 Schff. Haber, 4 Schff. Roggen, gegen 6 Schff. Gerste angegeben.

Die besten Güter liegen im sog. Hoffeld und langen Gewänd.

Der Preis eines Morgen Ackers bewegt sich zwischen 100 fl. und 450 fl.

| Der Absatz des Getreides geht an die Bäcker der Nachbarschaft, sonst auf die Heilbronner Schranne.

Die Wiesen, die ca. den 9. Theil der Markung ausmachen und wovon die besseren in der untern Bachsohle – gegen Rappach zu liegen, sind durchgängig zweimähdig, können aber nicht bewässert werden und ertragen durchschnittlich 18–20 Ctr. Heu und 12–44 Ctr. Öhmd. Futter nach Außen wird ziemlich viel verkauft.

Die Preise eines Morgens Wiesen bewegen sich zwischen 200 und 500 fl.

Für den Weinbau sind nur 72 Morgen, also der 23. Theil der Markung bestimmt. Die Weinberge liegen an dem südlichen Gehäng der kleinen Bucht, welche die Dimbachquelle bildet, und sind meist mit Silvanern und Elblingen, weniger mit Gutedeln, Trollingern, Ruländern und Clevnern bestockt. Das Erzeugniß wurde bei der amtlichen Classification von 1809 in die dritte Classe (niederste) gesetzt. Der Ertrag eines Morgens wird in günstigen Jahren zu 4–6 Eimern geschätzt. Der Eimer kostete im Jahr 1846 40 bis 44 fl., 1847 18–20 fl., 1850 8–10 fl., 1852 15–17 fl., 1857 40–42 fl.

Der Absatz geht meist in das Hohenlohe’sche und Hallische.

Die Preise eines Morgen Weinbergs bewegen sich zwischen 300 und 500 fl.

Die Obstzucht ist nicht unbedeutend. Man zählte im J. 1854 zwar nur 100 Kern- und 400 Steinobstbäume, mit einem Ertrag von 400 und 200 Simri. Jetzt aber dürfte in Wirklichkeit fast das Fünffache angenommen werden.

Neben den gewöhnlichen Mostsorten kommt auch Tafelobst vor, besonders auch viel Zwetschgen, welche zum Dörren und Brennen verwendet werden. Auch nach Außen wird Obst abgesetzt.

Die der Gemeinde gehörigen 225 Morgen Laubwald werden in 20jährigem Umtrieb bewirthschaftet und sind für die Viehzucht wegen der Laubstreue von bedeutendem Belange. Von ihrem Holzertrag erhält jeder Bürger jährlich eine sog. Bürgergabe und die Gemeinde erlöst überdies aus Oberholz und Eichenrinde 8–900 fl.

Auf der verpachteten Schaafwaide laufen 193 Bastardschafe eines Pachtschäfers von Jakobi bis zu Anfang des April folgenden Jahres. Der Pacht trägt der Gemeinde jährlich gegen 100 fl. und die Pförchnutzung 100–120 fl.

Der Schäfer ist zur Schurzeit im Oberland. Außer diesen 195 Bastardschafen zählte man am 1. Januar 1859 hier noch 483 Landschafe.

| Pferdezucht wird nicht getrieben. Nach der neuesten Aufnahme waren nur 4 Pferde im ganzen Dorfe vorhanden.

Der Rindviehstand besteht hauptsächlich aus dem sog. Neckarschlag und enthielt bei der letzten Zählung 40 Ochsen und Stiere, 112 Kühe, 94 Stück Schmalvieh, 12 Kälber, zusammen 268 Stück. Die Nachzucht geschieht durch zwei Farren des Neckarschlags, welche ein Ortsbürger gegen Nutznießung von ca. 4 Morgen Äcker und 30–33 fl. Geld zu halten hat. Viehmastung wird wenig getrieben; Viehhandel ziemlich stark auf den Märkten der Nachbarschaft.

Schweinszucht ist unbedeutend. Bei der jüngsten Aufnahme war kein Mutterschwein, wohl aber 74 Mastschweine und Läufer und Milchschweine vorhanden, welche von auswärts aufgekauft werden. Was nicht in’s Haus geschlachtet wird, findet guten Absatz bei den Metzgern der Nachbarstädte.

Ziegen fanden sich bei der jüngsten Aufnahme nicht vor.

Auch die Bienenzucht ist von keinem Belang. Man zählte im Ganzen nur 26 Stöcke.

Geflügel, Gänse, Hühner, Enten werden meist nur zu eigenem Bedarf gehalten. Handel mit Geflügel und Eierhandel nicht stark.

Über den Stand des Gemeinde- und Stiftungs-Vermögens s. Tab. III.

Was das Letztere betrifft, so hat die Gemeinde als Filial von Waldbach ihren Antheil an dem Stiftungsfonds des Mutterorts; aber auch einen eigenen Ortsstiftungsfond zu Armen- und Schul-Zwecken. (Vermögen ca. 1200 fl.)

Der früheste Name dieses ursprünglich Weinsbergischen Ortes war Dindibach, ein späterer (z. B. 1384) Tynnbach. Im J. 1311 übergab Konrad der ältere von Weinsberg dem Kloster Lichtenstern all’ sein Gut, Leute, Gülten, alle Rechte, alles Weingeld und Pfenninggeld im Weiler Dindibach, was Engelhard im Jahr 1312 bestätigte (Besold Virg. 436–440. Mone Zeitschr. 9, 322). Letzteres thaten auch im Jahr 1331 Engelhard und Engelhard Konrad, Gebrüder von Weinsberg (Besold 441).

Sonst erkaufte dieses Kloster im Jahr 1384 von dem Weinsberger Bürger Hans Lange den dritten Theil des Groß- und Kleinzehnten um 150 Pfund Heller und im Jahr 1390 einen Theil des Drittelszehnten von den Weinsberger Bürgern Hans Fuchs, Conz Worzel und obigem Hans Lange (Mone Zeitschr. 11, 350. 351).

Sonach Lichtensterner Klosterort geworden, verblieb Dimbach in diesem Verhältnisse und kam mit Aufhebung des Klosteramtes im Jahr 1807 an das Oberamt Weinsberg.

| In kirchlicher Beziehung war Dimbach von jeher Filial von Waldbach, dessen Kirche und Kirchensatz seit 1333 von Eberhard von Maienfels ebenfalls dem Kloster Lichtenstern gegeben worden war (s. Waldbach).

Gefällberechtigt waren demzufolge zur Zeit der Ablösungsgesetze von 1848/49 die Stiftungspflegen von a) Waldbach, b) Rappach, c) Dimbach und d) die Staatsfinanzverwaltung.

Bei Dimbach lag der Bayershof, dessen von Engelhard von Maienfels zu Lehen gehende Hälfte das Kloster Lichtenstern im Jahr 1367 geeignet erhielt (Mone Zeitschr. 11, 347).



  1. Die Glocke selbst gibt alle Namen mit Initialschrift.


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