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Bretzfeld,


Gemeinde III. Classe (Filial der evangelischen Pfarrei Bitzfeld) mit 506 Einwohnern, worunter 1 Katholik, welcher nach Pfedelbach eingepfarrt ist.

Das ziemlich kleine, aber zu beiden Seiten der durchziehenden Vicinalstraße langhin sich streckende Dorf liegt 3/8 Stunden südlich vom Mutterort Bitzfeld entfernt, am rechten Ufer der Brettach, welche von hier bis Bitzfeld nur einen Fall von 3′ hat, weßhalb die gute, mit Bitzfeld verbindende Vicinalstraße ganz eben ist.

Die 40′ breite gerade Straße mit mehreren mittelgroßen Gebäuden und einer Gruppe von ca. 18 Gebäuden, welche gegen eine leichte Anhöhe aufsteigen, geben dem Ort ein recht freundliches Ansehen.

Auf einem freien an dieser Straße mitten im Dorfe gelegenen, mit einer stattlichen Linde besetzten Platze ist die nicht sehr alte, von 21 Säulen getragene, ca. dritthalbhundertjährige Kirche, in welcher der Parochus von Bitzfeld alle 3 Wochen am Sonntag eine Kinderlehre, die Leichpredigten und seit neuerer Zeit jährlich zweimal gegen besondere Remuneration das heilige Abendmahl zu halten hat.

Über ihre Erbauung gibt die am Eingang stehende Jahreszahl Auskunft. 1723 ist diese Kirche neu erbaut worden. Von der alten Kirche scheint damals der dort offenbar alte Stock des Thurmes stehen geblieben zu seyn.

| Auf dem am östlichen Ende stehenden massiven Thurme mit zugespitzter Kuppel und Schieferdach hängen 3 Glocken, von welchen die größte die Jahreszahl 1403 und die Namen der vier Evangelisten, die beiden andern keine Jahreszahl tragen.

Das flachgedeckte Innere der Kirche hat nichts besonders Bemerkenswerthes, als alte geschmacklose Gemälde von Christus und den zwölf Aposteln und vier Evangelisten an der Emporbühne, und einen Beichtstuhl aus der frühern Kirche mit der Jahreszahl 1588.

Die bauliche Erhaltung steht der Stiftungspflege, subsidiär der Gemeinde zu.

Der Kirchhof war wohl in alten Zeiten auf dem obgedachten jetzt freien Platz vor der Kirche. Er ist aber nach der Jahrzahl am Portal im Jahr 1703 vor das Dorf hinaus auf eine kleine südliche Anhöhe verlegt. Seine Erhaltung steht der Gemeinde zu.

Zum Schul- und Rathhaus wurde im Jahr 1850 ein an der Vicinalstraße unweit der Kirche stehendes vormaliges Wirthshaus von der Gemeinde angekauft und eingerichtet. Es enthält unten das Lehrzimmer und die Wohnung des Lehrers, oben das Raths- und Registraturzimmer.

Die geräumigen drei Keltern mit je zwei Bäumen und einer eisernen Presse stehen am Fuße des Lindelbergs und sind Eigenthum der Weinbergbesitzer.

Ein Gemeindebackhaus ist in der Mitte vom Dorf 1857 errichtet worden.

Die in Verbindung mit den nahe hier einmündenden Bächen von Schwabbach, Dimbach und Waldbach, mit ihrem rechten Ufer den Ort umgränzende Brettach treibt im mittlern Dorfe eine Mühle mit zwei Mahlgängen und einem Gerbgang.

Überschwemmungen hat von ihr weniger der Ort, außer seinen Kellern, als der Thalwiesengrund zu leiden. Einfache Entwässerung.

An Fischen beherbergt sie Aale, etwas Forellen und Schuppfische. Das Fischrecht haben die Jagdpächter.

Gutes Trinkwasser liefern ein öffentlicher Brunnen, welcher von dem westlich gelegenen Lindelberg herkommt, und 10 Privat-Pump- oder Radbrunnen.

Daneben ist bei dem ehemaligen Badehaus eine etwas eisenhaltige Quelle, der Badbrunnen genannt, einfach gefaßt zum Schöpfen.

Diese Mineralquelle enthält nach der Analyse von Apotheker Magenau vom Jahr 1846 in 16 Unzen 18 Grane feste Theile, bestehend aus schwefelsaurer Magnesia, schwefelsaurem Natron,| schwefelsaurer Kalkerde, Kohlensäure, Kalk und Bittererde, holzsaure Bittererde, und hat die meiste Ähnlichkeit mit dem Theusserbadwasser.

Unter Herzog Ulrich wurde der Gemeinde, nach einer 1516 von Obervogt Jörg von Tölberg, Ritter und Untervogt Sebastian Bruning unterzeichneten Urkunde, erlaubt, ein Bad zu errichten. Im Jahr 1564 wurde es von der Gemeinde verkauft an den damaligen Bader Weberkamm. Später wurde das Badhaus von der Gemeinde zurückgekauft und zu einem Schul- und Rathhaus eingerichtet. Im Jahr 1850/51 verkaufte sie es, als zu engräumig für die vermehrte Kinderzahl, an den jetzigen Besitzer Dr. Rösch.

Am unteren Ende des Orts führt eine steinerne Brücke über die Brettach und mittelst ihrer eine schmale Vicinalstraße über Rappach nach Schwabbach, wo sie in die Landstraße von Weinsberg-Öhringen einmündet. Hierdurch ist der Verkehr mit der Oberamtsstadt und Heilbronn, so wie durch die Vicinalstraße des Brettachthals über Bitzfeld mit Öhringen vermittelt. Die Erhaltung der Brücke steht der Gemeinde zu.

In gewerblicher Beziehung sind nur die obengenannte Mühle, eine Schildwirthschaft, zwei Speisewirthschaften und zwei Krämereien zu nennen. Die übrigen Gewerbe dienen nur den nöthigsten örtlichen Bedürfnissen.

Die Einwohner sind im Allgemeinen gesunde, kräftige Leute. Doch fanden sich im Jahr 1842 an Blinden, Taubstummen und Geisteskranken unter den 488 Einwohnern zwei solche Personen. Epidemische Krankheiten sind außer den sog. Kinderkrankheiten selten. Der Volkscharakter ist, wie im Mutterort Bitzfeld, dem angränzenden Hohenlohe’schen ähnlich. Arbeitsamkeit, Sparsamkeit und kirchlicher Sinn finden sich bei der entschiedenen Mehrzahl.

Was ihre Vermögensverhältnisse betrifft, so sind sehr Wenige ganz arm.

Der größte Güterbesitz beträgt 28–30 Morgen, der mittlere ca. 6–8 Morgen, der geringste 1 Morgen.

Schuldenfrei sind die wenigsten.

Die nur 945 Morgen enthaltende Gemeindemarkung ist im Brettachthale eben, zu dessen beiden Seiten wellenförmig ansteigend, auf der westlichen Seite mit Weinbergen bis zu der Höhe des Lindelberges sich erhebend. Unter den 945 Morgen derselben gehören dem Ackerbau 491 Morgen, dem Wiesenbau 138 Morgen, dem Weinbau 138 Morgen, wovon nur 13 zu andern Culturen verwendet sind. Der Boden ist im Allgemeinen fruchtbar und besteht meist| aus Diluviallehm; an den zu Weinbergen angelegten Abhängen des Lindelberges aus Keupermergel. (Vgl. allgem. geol. Thl.)

Die klimatischen Verhältnisse sind günstig; Hagelschlag kam seit 1850 keiner mehr vor. Vor diesem war es sehr hell, da der Lindelberg eine Wolkenscheide bildet.

Die Landwirthschaft wird sehr fleißig betrieben. Verbesserte Ackergeräthschaften finden Eingang. Auch die Gülle wird fleißig benützt, bei Futterkräutern Gyps angewendet.

Außer den gewöhnlichen Cerealien wird nicht viel Reps gebaut, welcher seinen Absatz in Heilbronn findet.

Die Brache wird zum größten Theil eingebaut, und zwar wegen des nicht zureichenden Wiesenertrags, in großer Ausdehnung mit Futterkräutern (dreiblätterigem und ewigem Klee, Esper), Angersen, Kartoffeln, Welschkorn, auch Ackerbohnen, Zuckerrüben, Hanf und Kraut.

Bei einer Aussaat von 4 Simri Dinkel, 3 Sri. Gerste und 4 Sri. Haber wird vom Morgen ein durchschnittlicher Ertrag von 8 Schff. Dinkel, 4 Schff. Gerste und 5 Schff. Haber gewonnen.

Roggen mehr blos wegen Bänder gebaut.

Getreide findet seinen Absatz auf der Schranne Heilbronn und auf dem Mainhardter Wald.

Der höchste Preis eines Morgen Ackers beträgt 600 fl., der mittlere 250 fl., der geringste 150 fl.

Die Wiesen (138 Morgen zweimähdige) können nicht von der allzuviel Sand mit sich führenden Brettach bewässert werden und ertragen durchschnittlich 14 Ctr. Heu und 8 Ctr. Öhmd. Der Preis eines Morgens Wiesen bewegt sich zwischen 100 und 300 fl.

Der Weinbau (188 Morgen am Lindelberg) ist um mehr als 2/3 bedeutender, als im Mutterort, und beschäftigt sich vorzüglich mit weißem Gewächs, Silvaner, Elblinger, Gutedeln. Es kommen aber auch andere Sorten, Rißlinge, Clevner und Trollinger vor. Das Beziehen ist allgemein.

Der Lindelberger hat einen guten Namen und findet gewöhnlich einen schnellen Absatz selbst in entferntere Gegenden.

Der Morgen erträgt durchschnittlich 2 bis 21/4 Eimer; die Herbstpreise waren im Jahr 1846 – 48 fl., 1857 – 54 fl., 1858 – 35 fl.

Die Preise eines Morgen Weinberges bewegen sich zwischen 150 und 400 fl.

Der Obstbau ist nicht unbeträchtlich. Die Vicinalstraße und 18 Morgen Gärten sind mit Obstbäumen besetzt, welche aber mehr| Most- als Tafelobst liefern. Die Reinette ist häufig. Zwetschgen sind sehr häufig. Außer dem eigenen Verbrauch kommt wenig in den Handel.

Waldung besitzt die Gemeinde nicht auf hiesiger Markung; aber auf Albrecht- und Windischenbacher bei 110 Morgen. Holz und Streue werden für die Gemeindepflege erkauft. Die an der Brettach gepflanzten Erlen und Weiden sind Privateigenthum. Eine Pappelallee gehört der Gemeinde.

Weiden hat die Gemeinde gegen 17 Morgen. Diese, so wie die Herbstweide, sind an die Schäferei – mit ungefähr 108 Stücken – von der Gemeinde verpachtet und ertragen nebst 115 fl. jährlichem Pachtgeld für die Pförchnutzung noch jährlich ca. 250 fl.

Die Rindviehzucht – mit 292 Stücken nach der neuesten Aufnahme – wird mit zwei Farren fleißig betrieben. Vorherrschend ist der sog. Neckarschlag.

Für die Farrenhaltung sind 7–8 Morgen Äcker und 11/2 Morgen Wiesen bestimmt, welche an einen Ortsbürger überlassen werden, der dafür der Gemeinde noch 5 fl. zahlt.

Viehmastung kommt wenig vor. Der Absatz des wenigen ging bisher nach Heilbronn.

Auch von Schmalvieh kommt ziemlich wenig auf dem Heilbronner Viehmarkt in den Handel, mehr nach Pfedelbach und Neuenstadt.

Pferdehaltung, wenn auch nicht Pferdezucht, ist nicht selten. Es waren bei der neuesten Aufnahme im Ganzen 13 Pferde im Orte.

Ärmere halten der Milch wegen Ziegen, von denen nach der neuesten Aufnahme 15 Stück vorhanden waren.

Die Schweinszucht mit 110 Stücken, – worunter 2 Eber und 13 Mutterschweine – gehört zu den bedeutenderen dieser Gemeinde. Die gezogenen und gemästeten Thiere werden größtentheils, soweit sie den eigenen Bedarf übersteigen, nach Außen abgesetzt. Besonders kommen sie auf den großen Schweinemarkt nach Öhringen.

Schaafzucht wird mit 30 spanischen und 94 Bastardschaafen theils vom Gemeindeschäfer, theils auch von einzelnen Bürgern getrieben. Letztere verwenden die Wolle, wie es im Hohenlohe’schen üblich ist, zu eigenem Gebrauch. Der Schäfer setzt seine Wolle auf dem Wollenmarkt von Heilbronn ab.

Bienenzucht wird nach der neuesten Aufnahme nur mit 22 Stöcken getrieben, und zwar nach Dzierzon’scher Manier.

Die Geflügelzucht ist, besonders an Enten und Gänsen,| wegen der Nähe der Brettach nicht unbedeutend. Der Absatz geht auf den Wochenmarkt des benachbarten Öhringen.

Der Gemeindehaushalt ist geordnet (vgl. Tab. III. über Gemeinde- und Stiftungsvermögen). An Gemeindeschaden wird jährlich umgelegt gegen 600 fl.

Armenstiftungen sind 195 fl. vorhanden.

Die ältere Schreibart ist Bretesfeld. Im Jahr 1037 wurde derselbe Ort von Bischof Gebhard von Regensburg und dessen Verwandten dem von ihm gestifteten Chorherrenstift zu Öhringen geschenkt. Die andere Hälfte und die Oberhoheit gehörte den Herren von Weinsberg. Im J. 1357 verkauften Renhard von Münchingen und seine Frau Guba an Heinrich Berber, Bürger zu Hall, ihre zwei Keltern bei der Kirche zu Bretzfeld. Im Jahr 1401 verkaufte Heinrich Eberhard, Bürger zu Hall, ein Drittheil am Groß- und Kleinzehnten und einige Geldgülten an Hohenlohe, und 1424 veräußerte Hans von Neuenstein, zu Neufels gesessen, zwei Drittheile am Weinzehnten, ein Dritttheil am Groß- und Kleinzehnten etc. an Albrecht von Hohenlohe.

Vom hiesigen Ortsadel erscheinen im Jahr 1257 die Gebrüder Heinrich, Hartmud und Schwigger von Bretzfeld in einer Urkunde des Klosters Lichtenstern (Act. Pal. 1, 353).

Im Jahr 1423 kommt Bretzfeld namentlich – wie der Mutterort – unter den von Konrad von Weinsberg an den Pfalzgrafen Otto von Mosbach auf Rückfall nach dessen Tod verkauften Dörfern. Von da an theilte es das Schicksal des Mutterortes und Weinsbergs selbst im Wechsel der churpfälzischen, württembergischen, östreichischen, wieder württembergischen, von Trautmannsdorf’schen und endlich abermals württembergischen Herrschaft.

1366 kaufte das Kloster Lichtenstern hier Güter von Rüdiger von Schwabach, sowie auch 3 Keltern, welche es nach dem Landbuch von 1623 besaß. Wegen hiesiger Besitzungen verglich sich Hohenlohe mit Churpfalz im Jahr 1499.

Hans Koberer von Bretzfeld spielte als Bauernrath im April 1525 eine nicht unbedeutende Rolle bei dem Bauernangriff auf Weinsberg.

Von der obengedachten Regensburger Dotation rührt die Gefällberechtigung des Stiftes Öhringen her, welches bei der Mediatisirung incamerirt wurde.

Gefällberechtigt waren früher:

1) Stiftungspflege Bretzfeld,

2) Cameralamt (Finanzverwaltung),

| 3) Fürst von Waldenburg-Schillingsfürst,

4) Fürst von Hohenlohe-Öhringen,

5) Freiherr von Gemmingen-Maienfels,

6) Hospitalpflege Weinsberg

7) Stiftungspflege Eschenau,

8) Stiftungspflege Bitzfeld,

9) Stiftungspflege Waldbach.


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